REAPER - Definitiv kein Happy Metal!


Die Kasseler Traditionsmetaller verstählern die Szene schon seit langer Zeit, denn ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 1984 zurück. Mit ihrem jüngsten Output "An Atheist Monument" setzten sie wieder ein dermaßen fettes Ausrufezeichen, dass wir von CROSSFIRE nicht drum herum kamen, Basser und Bandmitgründer Matthias Kraft für ein Interview zu befragen. Und dazu fingen wir in ihrer Historie ganz vorne an:

logoJoxe: Hallo Matthias! Wie seid Ihr als Band zusammen gekommen?

Matthias: Ja, wie kommt man als Band zusammen? Ich, noch sehr jung (ja, war ich auch mal!), war auf der Suche nach Musikern, die Bock auf die etwas andere Art von Musik haben wie die, die unsere Eltern gehört haben, finde auf der Hochzeitstag-Feier meiner Eltern im Nebenraum ein paar engagierte junge Leute mit Instrumenten, die wie geschaffen für dieses Vorhaben waren. Unseren damaligen Sänger Thomas Bennecke kannte ich schon von einem früheren Vorspielen bei einer anderen Band, und konnte ihn dort abwerben. Da einer der ersten Gitarristen schon am Anfang die berühmt / berüchtigte Flinte ins Korn warf, fand sich sehr schnell Daniel Zimmermann durch die Anfrage bei einem befreundeten Gitarrenlehrer. Der erste Drummer meldete sich auch nach kurzer Zeit ab, und konnte durch unseren langjährigen Mitstreiter und Freund Peter Fickert ersetzt werden. Reaper hatten sich gefunden!

Joxe: Aus der Originalbesetzung bist nur Du und Daniel Zimmermann übrig geblieben. Seid Ihr die beiden Hauptegos in der Band, oder geht es bei Euch demokratischer zu?

Matthias: Von Haupt-Egos kann bei uns nicht die Rede sein. Bei Reaper ist alles demokratisch und absolut freundschaftlich geregelt.

Joxe: In Eurer Bandgeschichte gab es mal zwei längere Pausen. Was war der Grund dafür, dass ihr nach dem "The Years Within" im Jahr 1992 und nach dem "Cardinal Sins" im Jahr 2000 kein Album raus gehauen habt?

Matthias: Nach der „Years Within“ gab es eine große Trennungswelle bei Reaper, welche die unterschiedlichsten Gründe hatte. Danach fanden sich erst wieder zur „Cardinal Sins“ die fast richtigen Charaktere zusammen, die in das Bandgefüge passten, um wieder ein gemeinsames Album aufzunehmen. Nach der „Cardinal Sins“ gab es aber tatsächlich noch zwei weitere Veröffentlichungen in Eigenregie: „Elements“ (2002) und „Victory V“ (2004).

Joxe: Vor zwei Jahren habt ihr "Fairies Return" veröffentlicht. Welcher besondere Zeitpunkt war es für Euch, diese Compilation zu machen?

Matthias: Wir haben diesen Zeitpunkt gar nicht festgelegt. Wir bekamen eine Anfrage, ob wir über Karthago-Records die „Fairies Return“ noch mal als remasterte CD auflegen möchten. Da ich noch viele unveröffentlichte Demo-Songs aus der ersten Reaper-Ära liegen hatte, kam mir die Idee, diese gleich mit verarbeiten zu lassen (mussten nur vom Tape noch digitalisiert werden). Ein großer Vorteil der sich ergab war, dass wir uns noch ein wenig Zeit mit dem Songwriting für die „An Atheist Monument“ lassen konnten.

REAPERJoxe: Euer neues Album "An Atheist Monument" ist ein ziemlicher Hammer. Wie habt Ihr es geschrieben, einzeln daheim oder zusammen beim Proben?

Matthias: Oh, danke für die Blumen! Grundsätzlich hat Daniel die Ideen für die Songs. Die Hauptarbeit fängt aber dann erst im Proberaum an und wird ausschließlich dort fortgeführt.

Joxe: Wo habt Ihr aufgenommen und wer ist für diese geile Produktion verantwortlich?

Matthias: Aufgenommen haben wir, wie schon ältere Demo-Projekte und auch unsere vorletzte Produktion „Gardens Of Seth“, im Mu-Studio in Eschwege (Osthessen). Verantwortlich für die Produktion war Michael „Mu“ Murauer. Seine besondere Art, sich in die einzelnen Songs und Musiker hinein zu versetzen, ist einfach grandios. An dieser Stelle ist auch Andy Horn (Horn Musicproduction) nicht zu vergessen, der mit seinem Mastering (Mu und Andy besprachen jeden Song bis ins kleinste Detail) einen großen Anteil an dem tollen Ergebnis hat!

Joxe: "Fields Of Joy" ist ein älterer Song von Euch, den ihr neu aufgenommen habt. Warum gerade diesen?

Matthias: Wir fanden diesen Song einfach passend für das Album. Außerdem meinte unser Drummer Jan „Jetzt kann ich den Song endlich so spielen, wie ich es damals gerne gekonnt hätte“!

Joxe: Für "La Tristesse" verlangsamt Ihr das Tempo für fast acht Minuten. Ein Song, der ziemlich aus dem Albumkontext fällt. War das so beabsichtigt, mit einem prägnanten Song das Album ausklingen zu lassen?

Matthias: Die Songs entstehen ja erst einmal für sich. Bei „La Tristesse“ kam uns aber ziemlich rasch der Gedanke, dass sich dieser Song gut als letzter Song des Albums eignen würde. Er entlässt den Hörer mit einem ziemlichen Kloß im Hals und macht klar, dass Reaper kein Happy Metal sind.

Joxe: Was bedeutet für Euch der Titel "An Atheist Monument“, wie seid Ihr auf den Titel gekommen?

Matthias. Der Titel ist Programm. Die meisten Songs auf dem Album drehen sich genau darum. Es geht um Religionen, und wie sie aus augenscheinlich normalen Menschen rasende Irre machen können. Das gesamte Konzept, dass es da oben eine höhere Macht geben sollte, die unser Tun beobachtet, bewertet, oder gar steuert, ist völlig untauglich. Sowohl für die persönliche Lebensführung, als auch im schlimmsten Fall als Grundlage eines Staates. Jeder einzelne ist für sein Leben und seine Taten selbst verantwortlich. Es gibt niemanden, auf den er diese Verantwortung abwälzen könnte. Das ist die Bedeutung des Begriffes „Atheismus“; selbst wenn es einen Gott geben sollte, wäre dessen Existenz für unser Leben bedeutungslos.

Joxe: Was liegt als nächstes an bei Reaper, Konzerte oder gar eine Tour?

Matthias: Es liegen einzelne Konzerte an und gerne auch noch mehr, wir sind für alles zu haben. Eine Tour dürfte allerdings den Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sprengen.

REAPERJoxe: Wenn man als Metaller in Eurer Heimatstadt Kassel vor die Tür geht, wo sollte man auf jeden Fall ein Bier trinken gehen?

Matthias: Auf jeden Fall in unserer Stamm-Live-Location „Fiasko“! Dann wird es auch schon ziemlich eng mit Rock/Metal-Kneipen in Kassel und Umgebung.

Joxe: Wir kommen zum Ende des Interviews. Welche fünf Alben würdest Du mit auf die einsame Insel nehmen?

Matthias: Reaper „Beyond All Time“, Reaper „The Years Within“, Reaper „Cardinal Sins“, Reaper „Gardens Of Seth“ und Reaper „An Atheist Monument“! Nein, Späß’le g’macht! And now here are the results of the Reaper-Bassplayer: Deep Purple „Made In Japan“, Iron Maiden „Live After Death“, Savatage „Streets - A Rock Opera“, Sentenced „The Funeral Album“ und Amon Amarth „Twilight Of The Thundergod“!

Joxe: Okay, vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!

Matthias: Support Your Local Metal Acts!!!

 



Autor: Joxe Schaefer