Y & T, Markk 13

Essen, Turock, 25.10.2014

Y & T feiern dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass sind sie gerade auf großer Welttournee. Der Einlass begann erst eine halbe Stunde später als angekündigt. Mir persönlich war das egal, aber das sollte noch Folgen haben, und zwar für die Vorband, Markk 13, die bereits im letzten Jahr im Vorprogramm von Y & T gespielt hatten.

markk 13Die Hardrocker Markk 13 aus Dortmund heizten eine knappe halbe Stunde ordentlich ein. Mit knackigen, Headbanger-tauglichen Riffs, wilden Gitarrensoli und coolen Mitgrölrefrains im Stil der Achtziger hatten sie das Publikum schnell auf ihrer Seite. Es gab auch ein paar coole Ansagen. „Bad Side Of The City“ handelte zum Beispiel vom Nachtleben im Ruhrpott (O-Ton von Sänger Markk: „In Dortmund heißt das Linienstraße, in Bochum Eierberg. Wie heißt das hier in Essen?“). Nach dem regulären Set sollte noch das Judas Priest-Cover „Living After Midnight“ folgen, das aber mitten in der ersten Strophe abgebrochen wurde. Die Gitarre war schon leiser als zuvor, und der Gesang fiel völlig aus. Ihnen wurde der Saft abgedreht. Ihre Zeit war um. Schade eigentlich, denn durch den verzögerten Einlass ging ja schon Zeit flöten. Beim ohnehin letzten Song, wie er auch angesagt wurde, hätte man ruhig noch ein Auge zudrücken können. Aber Markk 13 rockten ordentlich, kamen sympathisch rüber und hinterließen immerhin einen sehr positiven Eindruck.

 

Y & TDann kamen gegen 20:30 Uhr schließlich Y & T auf die Bühne, und es gab einen fulminanten Einstieg mit „Hurricane“ und dem göttlichen „Black Tiger“. Auffällig war, dass die Amis keine Scheu davor hatten, quer durch ihre sämtliche Karriere zu wühlen. Hier war alles von rockig, metallisch, bluesig, balladesk, episch, treibend und stellenweise sogar peinlich, mit dabei. Sogar ein paar unerwartete Nummern wie „Cold Day In Hell“ vom eher durchwachsenen Album „Musically Incorrect“ aus dem Jahre 1995, das glamrockige „Contagious“ (O-Ton Sänger Dave: „von einem Album, das nicht alle sonderlich gerne gehört haben“) und sogar der 1985er „Baywatch“-Singlehit „Summertime Girls“ sorgten für ordentlich Mitsingstimmung in der Menge. „Midnight In Tokyo“ war zunächst balladesk und auch danach schleppender gespielt, als auf Platte. Aber das machte nichts. Dafür waren das Zusammenspiel und die Spielfreude groß. Besonders die Soli, in die sich das einzig noch verbliebene Band-Urgestein Gitarrist und Sänger Dave Meniketti reinsteigerte, waren mitreißend. Ebenfalls unterhaltsam waren die locker-lässigen Mitschwingbewegungen von Gitarrist John Nyman, der auch über sensationellen, glasklaren Backgroundgesang verfügte. Beim Schlussteil vom letzten Song des regulären Sets, „I Believe In You“, steigerten sich Y & T noch einmal in pure Leidenschaft, und es hatte den Anschein, als würden sie gar nicht mehr aufhören zu Spielen, bis sie ein plötzlich ein abruptes, anscheinend nicht derart geplantes Ende fanden, über das sie selbst lachen mussten. Auch Y & T sind nach 40 Jahren auch nur Menschen und keine Maschinen. Sie spielten sich in einen Rausch. Im Zugabenteil gab es noch das göttliche „Forever“, bevor man mit der Powerballade „Sail On By“ endgültig entlassen wurde. In dieser tollen Verfassung würde ich mit Y & T auf jeden Fall immer wieder ansehen! Da macht es auch nichts, dass Schlagzeuger Mike Vanderhule zu Beginn des Sets Soundprobleme hatte, die Frontmann Dave (O-Ton Dave: „Guitar Player, Singer and Amp-Technician“) am Mischpult auf der Bühne selber regeln musste und seine Mitmusiker ihn dabei interessiert beobachteten (O-Ton Dave: „Looks like a queue to the toilet, haha!“). Überhaupt hatte die Band viel Spaß und lachte viel während ihrer Performance, und rissen das Publikum mit. Einen Kritikpunkt habe ich aber dennoch, denn das von vielen Fans geforderte „Open Fire“ wurde leider nicht gespielt. Aber das ist wohl Meckern auf ganz hohem Niveau, wenn man bedenkt, dass Y & T erst nach über zwei Stunden ihre erste Zugabe gespielt haben und insgesamt auf knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit kamen. In 40 Jahren sammelt sich halt eine ganze Menge Pflichtprogramm an. Man kann also getrost von einem tollen, gelungenen Konzertabend sprechen, bei dem alle Beteiligten glücklich waren. Ein tolles Konzert!

Setlist Y & T:
Hurricane
Black Tiger
L.A. Rocks
Lucy
Lipstick And Leather
Afraid Of The Dark
Meanstreak
Dirty Girl
All American Boy
Midnight In Tokyo
Cold Day In Hell
Winds Of Change
I´m Coming Home
I´ll Cry
Lonely Side Of Town
Rescue Me
I Want Your Money
Contagious
Summertime Girls
I Believe In You
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Forever
Sail On By

 

 



Autor: Daniel Müller - Pics: Joxe Schaefer