Party.San-Open-Air 2014

Schlotheim, Flugplatz Obermehler, 07. - 09.08.2014

Auch das zwanzigste Party.San-Open-Air sorgte wieder für zufriedene Gäste der härteren Zunft im Metal. Abgesehen von einem kleinen Regenstürmchen spielte auch das Wetter mit, dass sich viele Besucher vor der großen Festivalbühne und der kleineren Zeltbühne einfanden. Eine kleine Besonderheit war auch die Feuertaufe eines neuen metallischen Printmediums namens Deaf Forever, das auf diesem Festival die ersten Ausgaben nebst Shirts an die Bangerschaft abgab. Leider waren die Schreiber von CROSSFIRE an diesem Wochenende anders eingespannt, doch der befreundete Thrashmetaller namens Peppi Stens, hauptberuflich Drummer bei Depredation, sprang gerne ein. Vielen Dank dafür! Hier sein Festivalbericht:

skeletonwitchSkeletonwitch war die erste Band an diesem Donnerstag für mich und direkt bekam ich einen Hammer auf beide Ohren gehauen! Ein ultimatives Black / Thrash Paket aus den USA, das keine Wünsche offen ließ. Ein bisschen mehr Thrash und etwas melodischer Death ist meines Erachtens schon rauszuhören. Black steht hinten an, was aber gut für die gewaltige Power dieser Band war. Ich haben mal ein oder zwei Songs im Netz beiläufig gehört und ihnen leider nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, aber hier haben sie mich und auch das ganze Publikum überzeugt. Vor der Bühne war es direkt zu Beginn schon enorm gut gefüllt, und die Leute bangten sich während des Gigs einen ab, was das Zeug hielt. Technisch verlief der Gig sauber, bis auf ein Gitarrenkabelwechsel. Die Zugabe blieb leider trotz tausender Zurufe aus. Schade, aber es kamen auch so alle auf ihre Kosten!

 

graveStartschuss für die mächtigen Schweden von Grave, die bereits seit den Achtzigern aktiv sind. Sie waren mir seit meiner Jugend präsent und ich habe sie schon oft live gesehen, aber dass ein Festivalgig einen Clubgig schlagen kann, hätte ich nicht gedacht! Von der ersten Minute an rührten sie im Pit wie mit einem Kochlöffel umher, und es hörte sich erst auf zu drehen, als sie die Bühne wieder verließen. Fazit: Geiles Publikum, geile Band mit viel Spielfreude, mehr ist dazu nicht zu sagen!

 

watainDas letzte Mal sah ich Watain auf dem Partysan 2011, wo sie eine amtliche Show hinlegten und sie die Menge begeisterten. Die Show 2014 war ähnlich aufgebaut wie damals, mit einer aufwendig dekorierten Bühne und den üblichen brennenden 'Mistgabeln'. Opener war “De Profundis“ vom aktuellem Album und das Highlight war mit Sicherheit “The Wild Hunt“ von diesemwelchen Album. Alles in allem zwar eine solide Performance und ein starker Gig, aber mich persönlich haben sie diesmal nicht vom Hocker gerissen! Vielleicht weil sie auch mittlerweile etwas überbewertet scheinen, da wollte der Funke nicht so recht überspringen.

 

ahabAhab waren meine erste Band am Freitag. Sie gehören mittlerweile zu den Großmeistern des Funeral Dooms und sind absolute Überzeugungstäter! Seit dem unglaublich genialen Gig im Underground in Köln letzten September, stehen sie bei mir ganz oben auf der Liste. Sehr unglücklich hier auf dem Partysan war leider die Auftrittszeit um 14:30 Uhr, was alleine nicht so schlimm gewesen wäre. Allerdings halfen gleißender Sonnenschein bei ca. 30° Celsius und Windstille nicht gerade, diesen Musikstil vollends zu genießen. Trotz alledem, die Leute hielten durch, ließen sich das Hirn durchkochen und feierten die Band mit langen Applaudierphasen nach jedem Song! Ein absolutes Highlight: Sie coverten “Wölfe“ von “Omega Massif“, was dann doch einmal richtig Wallung ins überhitzte Publikum brachte! Als Abschluss kam dann noch “The Hunt“ wenn mich nicht alles täuscht. Sehr gelungener Abschluss eines fetten, aber zu warmen Gigs!

 

inquisitionWie lange habe ich darauf gewartet! Zig mal im Ruhrpott verpasst, aber jetzt endlich mein Inquisition Livedebüt. Ich wusste nicht, was ich erwarten kann mit nur zwei Mann Besatzung und ging das Ganze nüchtern an, aber mit Vorfreude. Und was sich mir bot, war eine Walze von unverfälschtem melodischen Black Metal, der sich mit nur einer Gitarre und dem Schlagzeug beinahe so anhörte wie auf den Alben. Wie der gute Mann das mit einer Gitarre hinzaubert, ist fantastisch und das teilweise wirklich zweistimmig. Das Publikum kam langsam in Fahrt, was sich aber auf Grund der Hitze noch in Grenzen hielt. Gerne wieder, und gerne demnächst mal im kleinen Club. Wer diese Band mag und Angst davor hat, zwei Leute wären live zu wenig: Erst gucken, dann urteilen!

 

Etwas weiter in den Abend hinein, wartete im Zelt eine ganz besondere Band auf mich, die schon seit Jahren Gänsehaut bei mir verursacht, Thulcandra! Endlich sah ich sie live, und das Zelt platzte im vorderen Bereich wie befürchtet aus allen Nähten. Gewaltige Power, wahnsinnig geiles Drumming und man konnte spüren wie die Band es genoss, diesen Gig zu spielen. Hammer Melodien zogen sich durch die Nebelschwaden, die typisch für diese Band sind, man aber auch nicht ignorieren kann, dass Dissection die Mutter dieser Band ist! Einzig der Gesamtsound war teilweise etwas verwaschen und man konnte einige Melodien nur erahnen, je nachdem wo man stand. Größtes Manko war allerdings, dass ihr Auftritt vieeeel zu kurz war. Ich hätte sie gerne auch auf der großen Bühne gesehen, aber warten wir mal ab, was da die nächste Zeit noch passiert.

 

suffocationAuf Suffocation haben sich wohl schon viele gefreut, und das auch zurecht! Ein unbeschreiblich fettes Set lieferten die Jungs aus Long Island dort ab, vor allem weil seit langer Zeit endlich mal wieder Alt-Sänger Frank Mullen in Erscheinung trat. Der Sound war rundrum prächtig und die Songauswahl ließ die alten Fans auch nicht im Regen stehen. Wenn mich nicht alles täuschte, haben sie nur einen Song von der aktuellen Scheibe gezockt, den Rest nur alte Kracher mit Hochdruck in die Gehirnwindungen gepresst! Dementsprechend ging es im Publikum auch gut ab, und Knoten in den Haaren waren vorprogrammiert. Gut so Jungs!

 

Das war ein mächtiger Auftritt der alten Blackmetal Helden von Satyricon. Bombastischer Sound, sauber und filigran gespielt, und die “Hütte“ war voll. Wünschenswert wäre allerdings gewesen, etwas mehr von den alten Songs zu präsentieren, so wirkte es teilweise ein bisschen lahm, so wie ich genau auch das aus dem Publikum entnehmen konnte. Und wie so oft bei Bands, die mit “Mietmusikern“ arbeiten, wirkte alles ein bisschen steril und die “Band“ an sich verlor  damit etwas an Aura. Mir hat es aber gut gefallen und werde auch in Zukunft nicht zögern, mir diese Kapelle live reinzuziehen!

 

protectorZu meiner großen Freude durfte ich nun am Samstag und letzten Tag des Festivals die Deutsch / Schweden von Protector auch endlich mal live sehen, die mit auf der Liste der frühen extrem-Metalbands die Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger für Aufsehen sorgten. Sie waren diesen Sommer an der Festivalfront nicht faul, und zum Beispiel schon auf dem schwedischen Muskelrock am Start. Vor allem das Album “A Schedding Of Skin“ war der Kracher! So der Kracher waren sie hier leider nicht meines Erachtens. Der Sound, der eh schon von nur eine Gitarre kam, ließ stark zu wünschen übrig und es kam nicht so richtig Stimmung auf. Aber sie kämpften hart und taten ihr bestes, das Publikum bei Laune zu halten, was auch ganz gut geklappt hat. Also, entweder nächstes Mal 'ne vernünftige Gitarre gekauft, oder mal die Einstellung am Amp überdenken, dann bin ich wieder mit dabei!

 

Black Metal jetzt immer von 15:30 – 16:15 Uhr? Schien so! Wie auch Inquisition am Vortag präsentierten sich Imperium Dekadenz in der Mittagssonne, die aber nicht malevolent creationganz so stark auf die Hirnhaut brannte wie am Freitag. Nichtsdestotrotz spielten sie ein beeindruckendes Set, was allerdings nicht ganz so leicht runter ging wie bei den kolumbianischen Kollegen am Freitag. Melancholisch schwerfällig wankte das Publikum am Nachmittag mit den düsteren Klängen und man wünschte sich, es wäre dunkel und nebelig, besser noch im Wald – im heimischen Schwarzwald, von wo die deutschsprachige Combo auch herkommt...

 

Die Hälfte des Tages war bandtechnisch rum, und uns präsentieren sich mit unglaublich viel Spielfreude die US-Amerikaner Malevolent Creation, die mittlerweile bereits seit 1991 auf den Brettern stehen! Man konnte sagen die “Hütte“ war voll, wobei sie auch gerne zwei Stündchen später hätten spielen können, der Atmosphäre wegen. Dennoch legten sie sich richtig ins Zeug und hauten uns viele alte Songs um die Ohren, die lediglich durch den nicht so astreinen Sound betrübt wurden. Ich sage nur: wir sehen uns wieder!

 

obituaryWas muss man dazu noch sagen? Schon die letzten live Auftritte der fünf Death Metal Boliden Obituary überzeugten im hohen Maße. So sollte es auch hier sein! Einige waren gar der Meinung, sie wären die wahren Headliner gewesen und das Zeug dazu hatten sie wohl locker, keine Frage. Eine unglaubliche Walze von energischem Florida Death überrollte das Publikum, und auch hier gab es mächtig Knoten in die Haare! Live immer wieder zu empfehlen und vielleicht sogar stärker als zu ihren besten Zeiten damals. Von “Slowly We Rot“ bis zu den jüngeren Alben, alles war massiv bangbar und sollte auch so bleiben.

 

kreatorBei diesem Headliner konnte man nicht viel verkehrt machen. Kreator thrashten das Haus bis zum Umfallen und wurden immer noch besser, so wie ich das bis jetzt vernehmen konnte! Und ich habe sie sorgfältig verfolgt die letzten Jahre. Ventor trommelte wie ein junger Gott und ex “Waltari“ Mann Sami, seit 2001 mit im Boot, ist  mit Sicherheit der beste Neuzugang überhaupt gewesen. Was das Ganze ein wenig trübte, waren die leichten bis starken Superstar-Allüren und Milles, sagen wir mal, 'seltsame Ansagen', wobei da natürlich auch Hits wie "Ey ihr Penner" in der Vergangenheit dabei waren. Ich war leider zu sehr mit Bangen beschäftigt, so dass mir weitere Einzelheiten nicht auffielen. Stay Thrash!

Das nächste Party.San wird am 06. bis zum 08. August 2015 stattfinden. Bereits jetzt sind dafür schon bestätigt: Asphyx, Behemoth, Fäulnis, Morbus Chron, Nocturnal Witch und The Ruins Of Beverast.



Autor: Peppi Stens - Pics: Peppi Stens