UNIVERSE - Von den Axe Victims ins Universum


Es war der Spandex-Marco aus Tilburg, der ein Interview mit Axe Victims haben wollte. Wieso bin ich da nicht von selbst drauf gekommen? Er postete das Album bei Facebook, ich schrieb ihm, dass die Band „Another Victim“ in meiner Heimatstadt Kamen aufgenommen hatte, und plötzlich schaltete sich zufällig ein gewisser Holger George in die Diskussion mit ein, der meinte, er habe dort früher Bass gespielt. So, jetzt sage nochmal jemand, die Welt sei kein Dorf! Egal, der Kontakt war hergestellt. Und ich war nach dem Lesen des Interviews doch sehr überrascht, dass sich der Kreis zwischen Axe Victims und Universe geschlossen hat! Denn aus Versehen ist aus dem kultigen Axe Victims Interview für ein kleines Achtziger Metal Fanzine doch ein aktuelles Universe Interview für CROSSFIRE geworden!

logoDaniel: Hi Holger! Beginnen wir mal ganz von vorne: Wie kam der Stein für Axe Victims 1982 ins Rollen? Wie seid Ihr eigentlich mit dem Label Mausoleum in Kontakt gekommen, die Euer Album veröffentlicht haben?

Holger: Wir haben uns über Ostern `81 eine Acht-Spur-Bandmaschine geliehen und vier-fünf Titel als Demo aufgenommen. Diese spielten wir einem Typen (Axel Touboville, er hatte einen Rockplattenladen in Essen und wir trafen ihn beim Earthshaker Festival in der Zeche) vor. Und der war begeistert! Er hatte etwas mit Steeler zu tun und managte sie wohl auch. Axel machte uns mit Mausoleum bekannt, bei denen dann auch Warlock herauskam. Auf dem nächsten Festival spielten wir dann mit Steeler in der Zeche.

Daniel: Welche Bands waren Eure Haupteinflüsse?

Holger: Zuerst natürlich Black Sabbath und Led Zeppelin, dann natürlich Judas Priest, AC/DC, Scorpions, Saxon und Def Leppard, die uns vom Sound umhauten!

Daniel: Wovon handelten Eure Texte? Und ging es dort nur um die Erfüllung der üblichen Metal-Klischees oder hattet Ihr auch so etwas wie eine Botschaft, die es zu vermitteln galt?

Holger: Wir versuchten schon, etwas Inhalt zu bieten, auch Geschichten aus dem Leben, ich muss mal wieder reinhören... J

Daniel: Wie sah die deutsche Metalszene in den 80ern aus? Hattet Ihr Kontakt zu anderen Bands zu der Zeit, wie z. B. Gravestone, Sinner, Darxon, Regicide, Black Diamond etc.? Hat man sich auf Metal-Partys getroffen oder zusammen Konterte organisiert?

Holger: Wir hatten schon Kontakt mit anderen Bands, wir trafen uns bei gemeinsamen Konzerten oder bei anderen Konzerten in der Zeche Bochum, Grugahalle Essen oder so...

Daniel: Vor Eurem Debüt kam es nur ein Zwei-Track-Demo. “Heartbreaker” schaffte es auf “Another Victim”, “Shining” nicht... Warum nicht? Oder war der Song später unter einem anderen Titel auf dem Album vertreten?

Holger: „Shining“ ist auf dem zweiten Album, das ja leider nie erschien, aber vielleicht klappt´s ja nochmal, dass beide Alben in einer kleinen Auflage rauskommen!

Daniel: Was mich brennend interessiert, weil ich seit über 30 Jahren in Kamen wohne, ist: Wie kam es dazu, dass Ihr in meiner Heimatstadt Euer Debüt “Another Victim” im Hermes Studio aufgenommen habt? Außer Euch waren die Franzosen Sortilege (Métalmorphose”) die einzigen Metaller, die dort jemals produziert haben. Ansonsten ist das Studio für Schlager-Müll wie Die Flippers und zwischendurch sogar Heino bekannt geworden! Heute verleihen sie nur noch Anlagen für Stadtfeste... Wie kam es dazu?

Holger: Wir hatten einen Kumpel, der in Hamburg bei einem Musikverlag arbeitete und mit einer damals angesagten Ruhrpott Band Aufnahmen bei Hermes machte. Wir fanden den Sound sehr gut, Hermes hatte die beste Technik und gute Techniker! Außerdem machte er einen guten Preis!

universeDaniel: Bist Du heute noch mit dem Sound des Albums zufrieden? Ich finde, dass vor allem das Schlagzeug doch sehr poppig klingt. Oder war das so gewollt?

Holger: Ich finde den Sound heute noch gut, auch wenn der Drumsound etwas an Def Leppard erinnert. Mutt Lange war ja damals der Soundgott, der AC/DC und Def Leppard den Sound machte und sie produzierte!

Daniel: Ihr habt Euch auf dem Backcover internationale Namen gegeben, wie das zu der Zeit so üblich war: Du nanntest Dich Holly George, Roland Hag schrieb sich Rowland und Frank Fanfare war mit Sicherheit auch nicht der richtige Name Eures Sängers, oder? War die Namensänderung eine Vorgabe des Labels oder ein Spaß, den Ihr selber verzapft hattet?

Holger: Wir wollten natürlich international klingende Namen haben! Ich werde Dir die richtigen Namen nicht nennen! Sie sind halt nichts fürs Rock Geschäft...

Daniel: Erst wurde das zweite Album “Hypnotized” nie veröffentlicht, dann löste sich die Band schon 1986 auf. Wieso hat es nicht mehr geklappt?

Holger: Die Band hat sich nie aufgelöst! Wir haben nur auf Anraten des Verlages den Namen geändert, um eine neue Plattenfirma zu finden, denn Axe Victims wurde immer mit Black- bzw. Thrash Metal in Verbindung gebracht. Damit hatten wir ja gar nichts zu tun! Wir haben viel im Ostblock gespielt und dann irgendwann unter Universe „Bad Child“ aufgenommen und eine Tour mit Running Wild gemacht. Es lief gut!

Daniel: Einer Eurer beiden Gitarristen, Roland Hag, ging nach der Auflösung von Axe Victims zu Steeler. Er veröffentlichte mit ihnen 1988 das Album “Undercover Animal”. Hattest Du später noch zu ihm Kontakt? Hast Du seine musikalische Karriere nach dem Split noch weiter verfolgt? Oder hattet Ihr Euch total zerstritten?

Holger: Nein, wir sind noch in Kontakt. Er wohnt ja in München, manchmal treffen wir uns. Auch Martin sehe ich ab und zu.

Daniel: Euer anderer Gitarrist, Tom Bohn, hat mit Dir später noch bei Universe gespielt, von denen es zwei Alben gab. Wo liegt für Dich genau der Unterschied zwischen beiden Bands, musikalisch wie textlich? Und war es Dir wichtig, dass sich Axe Victims und Universe musikalisch unterscheiden würden?

Holger: Ich denke nicht, dass es da große Unterschiede gibt, man wird halt reifer, besser am Instrument und entwickelt sich und die Band.

Daniel: Mich wundert, dass zwischen den beiden Alben “Bad Child” (1992) und “Is There Something?” (2003) satte elf Jahre lagen! War Universe überhaupt eine richtige Band, die Ihr regelmäßig betrieben habt? Oder war das lediglich ein Projekt, mit dem Ihr nur hin und wieder etwas gemacht habt?

Holger: Wir waren schon eine Band, haben ein kleines Studio und einen Proberaum, haben aber nicht regelmäßig geprobt. Frank wohnte zuletzt auf Mallorca und war unregelmäßig in Wuppertal, Andere studierten fertig, jeder war beschäftigt auch mit anderen Sachen...

universeDaniel: Tom Bohn starb 2010. Woran ist er gestorben? Wie alt wurde er? Und hattest Du bis zum Schluss mit ihm Kontakt?

Holger: Zuerst starb ja Frank, mit dem ich die Gruppe hoch gehalten habe, zusammen mit George, unserem Gitarristen und Hans, unserem Drummer. Er starb ja schon vor 15 Jahren. Für ihn kam dann Armin, nach einiger Zeit Trauer und Verzweiflung unsererseits. Mit Tom hatten wir immer Kontakt, bis zu seinem Krebstod. Er hatte sogar mal aushilfsweise mitgespielt, bei einem Axel Rudi Pell Gig in Krefeld.

Daniel: Was machst Du heute so? Bist Du noch musikalisch aktiv? Und weißt Du, was Deine damaligen Mitmusiker heute so treiben?

Holger: Ja, natürlich mache ich noch was! Auch die alten Kollegen spielen noch Covermusik.

Daniel: Wie sieht Deine musikalische Zukunft überhaupt so aus? Wird es jemals eine Reunionshow von Axe Victims auf dem Keep It True Festival oder so geben? Wird es nach vielen Jahren vielleicht auch wieder ein Album von Universe geben? Was wird man in Zukunft noch von Dir hören?

Holger: Bald wird die neue Universe CD rauskommen; ist sehr gelungen! Drums haben wir im Hayday Studio aufgenommen, den Rest in unserem Studio. Gemixt hat Michael Voss, musst Du Dir anhören; wird Dir gefallen!

Daniel: Na gut, Holger! Dir gehört das Schlusswort!

Holger: Schaut mal auf unsere Webseite. Dort wird auch bald was von der neuen Universe zu hören sein!

http://universe-rock.de/



Autor: Daniel Müller