BLACK SABBATH, ALICE IN CHAINS, BLACK LABEL SOCIETY

Essen, Stadion an der Hafenstraße, 27.06.2014

BLACK SABBATHErst im November 2013 waren Black Sabbath in Dortmund zu Gast, und jetzt ein halbes Jahr später wollten sie im Essener Stadion auftreten, als letzten Gig ihrer Welttournee. Wenn das mit so kurzer Zwischenzeit mal nicht für nur mäßig gefüllte  Ränge sorgen würde. Die Geldbörsen der Fans sind ja nicht grenzenlos belastbar, dass man sich schon überlegt, ein Ticket für 71,00 bis 88,00 Euro zu kaufen. In der Tat lief der Vorverkauf nicht zu berauschend, dass am Vortag bei der Public-Viewing Veranstaltung des Fußballspiels Deutschland - USA in Essen, offiziell noch Karten für dieses Konzert zum Schleuderpreis von 5 Euro verkauft wurden (Ozzy gratulierte beim Auftritt später noch für das gewonnene Spiel). Da sollte doch noch etwas gehen, schließlich war auch bei der laufenden Fußball Weltmeisterschaft heute ein spielfreier Tag. Das sollte doch die Gelegenheit sein, mal zur Abwechslung wieder an Heavy Metal zu denken, statt noch einen Abend vor der Glotze das runde Leder anzubeten. Letzten Endes konnte die Location aber wenigstens mehr als halbvoll bezeichnet werden. Das hatte den Vorteil, dass bei einsetzendem Regen noch Zuschauer aus dem Innenraum auf den überdachten Tribünen Schutz suchen konnten.

 


BLACK LABEL SOCIETYDen Opener machten Black Label Society. Ihr Mainman Zakk Wylde war ja seit 1988 Gitarrist im Dienst von Ozzy, und legte damals, gerade volljährig, sein Debüt auf dem „No Rest For The Wicked“ Album hin, ein für Ozzy-Verhältnisse sehr grooviges, gitarrenlastiges Album. Inzwischen steht er bei Ozzy nicht mehr im Kader, und konzentriert sich nun voll auf seine Black Label Society. Sehr schön, dass er auf der laufenden Black Sabbath Tour einige Support Slots bekommen hat, denn unter den vielen Black Sabbath Fans befanden sich auch treue Anhänger von ihm. Zakk legte los wie ein Derwisch, am vorderen Bühnenrand auf einem Podest stehend, und ständig seine Haare fliegen lassend. Die Energie übertrug sich auf die Menge, die spätestens zu „Suicide Messiah“ auftaute und abfeierte. Zum Schluss verließ die Band unter einer gnadenlosen Rückkopplung die Bühne, allerdings schon nach 30 Minuten. Da hätte für den alten Kumpel von Ozzy mehr drin sein können. Zack gab noch einmal alles und kam für ein paar Posen kurz zurück auf sein Podest, die Menge durch ausladende Gesten abschließend aufzupeitschen, dass manche Zuschauer den bärtigen Dauerbanger gerne als Co-Headliner gesehen hätten.



Nach dem wirbelnden Auftritt von Black Label Society betrat ein Ansager die Bühne und meinte, das wären ‚Black Label Change’ gewesen. Da hat der Gute wohl Abkürzungen einer Stagelist abgelesen. Jedenfalls gab er an, dass das Konzert auf keinen Fall abgebrochen werden würde. Warum auch, es hatten alle ihren Spaß trotz des Wetters, denn zu Alice In Chains begann es zu regnen. Nasse T-Shirts wurden später ausgewrungen und gleich weggelassen, oder den Regen einfach wegignoriert. Das war bei fallenden Temperaturen von 25° bis 15° Grad in den Abendstunden auch noch erträglich. Nach dem Umbau wurde das riesige Backdrop von Black Label Society entfernt, und dafür rote Stoffbahnen aufgehangen. Der Seattle Vierer um Gitarrist Jerry Cantrell hatte bei klarem Sound, von dem übrigens heute alle Bands profitierten, leider das Pech mit dem Wetter, doch das konnte die Besucher nicht wirklich abschrecken. Es wurde gefeiert, und nur wenige suchten den Schutz unter den überdachten Tribünen. Shouter William Duvall, der inzwischen schon zwei Alben für Alice In Chains einsang und längst festes Bandmitglied ist, übernahm für einige Songs auch zusätzlich die Gitarre. Alle von Alice In Chains gebrachten Songs im waren im Midtempo, doch erst der hohe Bekanntheitsgrad von den Abschlusstracks „Am I Wrong“ und „The Rooster“ sorgten für große Begeisterung. Die Seattle Grunger beendeten nach etwa fünfunddreißig Minuten ihren Auftritt.



BLACK SABBATHDer Regen nahm wieder zu, und der Ansager sprach von einer kurzen Unterbrechung, in der das Publikum doch Schutz unter den Dächern suchen solle. Als Black Sabbath dann etwa zwanzig Minuten später loslegten, gab es für das junge und jüngere Publikum kein Halten mehr. Schon gleich beim Opener „War Pigs“ war allen Anwesenden klar, es hier mit einem agilen Ozzy zu tun zu haben, der hüpfte und absolut fit bei Stimme war. Auch Tony Iommi war seine hinter sich liegende Krankheitsphase nicht mehr anzumerken. Bei den anschließenden „Into The Void“ und „Snowblind“ zeigten sich schon die Frontmannqualitäten, denn wenn Ozzy alle Hände sehen wollte, dann bekam er sie auch zu sehen. Das funktionierte früher schon sehr gut, und das tat es auch heute noch. Ein perfekter Einstand für „Age Of Reason“, einer von zwei heute gespielten Songs ihres aktuellen Albums „13“. Passend zum Wetter ertönte das Intro zu „Black Sabbath“, und für den Regen entschuldigte sich Ozzy, der mit den Fans fühlte. Sehr oft sah man ihn in der Vergangenheit, wie er eimerweise Wasser in die ersten Publikumsreihen schüttete. Und genau das ahnte man auch, als er wieder mit einem vollen Eimer am Bühnenrand auftauchte. Doch diesmal übergoss er sich selbst damit. Dieser Sympathiebekundung schloss sich „Behind The Wall Of Sleep“ an, und Geezer Butlers Bassintro zu „N.I.B.“ Im gesamten Back der Bühne protzte eine riesige Projektionsfläche, auf der viele Kameras das Acting der Protagonisten einfingen. So fiel nach „Fairies Wear Boots“ der Blick auch mal auf den Drummer Tommy Clufetos, der scheinbar durch den gesamten Auftritt um sein Leben kloppte. Vor „Iron Man“ lieferte er ein Drumsolo, fett im Fokus auch auf den Projektionen hinter ihm. Für jeden Schlag extrem weit ausholend, merkte man ihm an, dass es etwas ganz besonders für ihn ist, bei Black Sabbath zu trommeln. Nicht so besonders waren die Bierpreise von fünf Euro für einen halben Liter, aber bei Events dieser Art auch nichts Ungewöhnliches. „God Is Dead“ war nun das zweite Stück von der aktuellen Scheibe. Damit haben Black BLACK SABBATHSabbath, um das mal kurz zum allgemeinen Erstaunen festzuhalten, sonst nur Songs ihrer ersten vier Longplayer gespielt, nämlich aus ihrer Anfangszeit von 1970 bis 1972. Und dazu gehörte auch der Liebling vieler Fans „Children Of The Grave“. Danach verließ die Band die Bühne, und Tony kehrte als erster zurück mit dem bereits bekannten Trick, das Riff von „Sabbath Bloody Sabbath“ nur anzuspielen, um dann aber die Zugabe „Paranoid“ nachzulegen. Trotz des etwa zwanzig Minuten später begonnenen Gigs, beendeten die Jungs aus Birmingham nach 95 Minuten einen beeindruckenden Auftritt in dem neuen Essener Stadion. Im Gegensatz zu ihrer Setlist vom November 2013 in Dortmund, fehlten nur „Under The Sun“, „End Of The Beginning“ und „Dirty Women“, wohl ein Umstand des nach hinten geschobenen Beginns.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer