BURNING STARR - Du bist tot, wenn du deine Träume aufgibst!


Gitarrist Jack Starr, Mitgründer von Virgin Steele, kocht seit Jahrzehnten seine eigenen Süppchen. Das neueste Langeisen seiner Truppe um Burning Starr veröffentlichte gerade das bemerkenswerte „Land Of The Dead“, in dessen Zusammenhang Namen fallen, wie Rhino, David Shankle, Ross The Boss, Magic Circle… . Da sollte man doch meinen, dass die Scheibe Manowar-Spirit durch alle Rillen atmet. Weit gefehlt. Burning Starr klingt nach Burning Starr, und das trotz eines Wechsels am Mikrofonständer. An diesen Stellen wollten wir doch einmal nachhaken. Mastermind Jack Starr stand für die Fragen von Crossfire gerade:

BURNING STARR logo INTI 2011Joxe: Erst einmal Herzlichen Glückwunsch zu Eurem neuen Album, welches seit Eurer Gründung 1984 das neue Highlight Eurer Discographie sein dürfte. Wie lange habt ihr mit dem Writing-Prozess zugebracht?
 
Jack: Es hat fünf Jahre gedauert, die Songs zu schreiben. Was jedoch daran lag, dass einige der Songs auf älteren Riffs von mir oder Basser Ned Meloni basierten. Die Songs sind nicht an einem Tag oder in einem Monat geschrieben worden, sondern sie waren Rohentwürfe, die so lange verfeinert wurden, bis wir sie als so fertig erachteten, um sie aufzunehmen. Das ist ähnlich wie bei einem Künstler, der ein Gemälde malt, und eines Tages bei Betrachtung feststellt, dass es fertig gestellt ist.
 
Joxe: Mike Tirelli hat nicht mehr den Sängerposten bei Euch. Statt dessen steht dort jetzt ein Todd Michael Hall. Wie kam es zu diesem Wechsel?
 
Jack: Zuerst möchte ich klar stellen, dass Mike Tirelli ein unglaublicher und kraftvoller Sänger ist, von dem ich glaubte, ihn niemals ersetzen zu können. Aber Mike war schon in einer anderen Band (Messiah’s Kiss, Anm. d. Red.), und zu dem Zeitpunkt nicht verfügbar, als wir bei Magic Circle unterschrieben. Joey deMaio, der Labelboss, half uns bei Auditions vieler Sänger aus verschiedenen Ländern. Bei einigen Sängern dachte ich, dass sie sehr gut seien, doch Joey riet mir von zu grosser Eile ab und meinte, dass der eine, den wir suchen, noch nicht dabei wäre. So warteten wir weiter ab, bis eines Tages Todd Michael Hall erschien, und mit totaler Präzision und Power sang. Im Studio hielten einige wie in einem Konzert ihre Feuerzeuge hoch, und Joey meinte, dass wir unseren Mann gefunden hätten. Und wir alle wussten , dass er Recht hatte.
 
Joxe: Wie habt ihr Eure Songs geschrieben, allein zu Hause, oder zusammen im Proberaum?
 
Jack: Wir haben beides gemacht. Manchmal schrieben wir alleine, manchmal auch zusammen. Einige Songs brachte Ned schon fertig mit. Und wenn alle daran gefallen fanden, wie es zum Beispiel bei „Warning Fire“ der Fall war, übernahmen wir ihn, wie er geschrieben wurde. Das passierte auch mit „Sands Of Time“ aus meiner Feder. Für „Land Of The Dead“ haben wir alle einen Teil beigetragen. Todd kam mit grossen Melodien, und unser Drummer Rhino hatte eine Menge Ideen zum finalen Arrangement. Sein Beitrag war uns sehr wichtig, denn er zeigte uns verschiedene Timings und integrierte feine Übergänge, dass die Songs niemals aneinander gestückelt wirkten, welches ja ein Problem bei progressiven Metal Bands darstellt.
 
BURNING STARR jack INTI 2011Joxe: Wo habt ihr aufgenommen und wer hat produziert?
 
Jack: Dieses Album wurde hauptsächlich in Florida aufgenommen, aber der Endmix wurde von Bart Gabriel und seinem Team in Polen übernommen.

Joxe: Wie ist der LP Titel „Land Of The Dead“ entstanden?
 
Jack: Die Idee dahinter war es, ein Statement über unsere Gesellschaft abzuliefern, dem Druck ihr zu entsprechen, um gute kleine Konsumenten zu sein. Es ist nicht wirklich über Monster oder Untote. Wenn ich über die Toten spreche, dann meine ich im übertragenen Sinne jemanden, der aufgehört hat, an sich selbst zu glauben, und nicht mehr sein Schicksal kontrolliert. Du musst nicht physisch tot sein, um tot zu sein. Du bist tot, wenn du deine Träume aufgibst. Das ist die Message von „Land Of The Dead“.
 
Joxe: Wessen Stimme ist es, die uns zu Beginn der Scheibe einen erfreulichen Aufenthalt im Reich der Toten wünscht?
 
Jack: Ich kann das Geheimnis jetzt lüften, wonach mich schon einige Leute gefragt haben. Die wundervolle, einladende Stimme ist niemand anderer, als unser Sänger Todd Michael Hall. Nach diesem Intro war ich nicht überrascht, dass er ein Angebot von der Hilton-Hotelkette bekam, ihr Sprecher zu werden.
 
Joxe: Das Album hat einige Querverweise zum Sound der 80er, bestimmte Passagen erinnern mich an Dio oder auch Scorpions. Sind diese Bands Favoriten von Euch, oder hört ihr eigentlich etwas ganz anderes?
 
Jack: Ich liebe die Scorpions und Dio, und für mich hatten beide Bands ihre Höhepunkte in den 80ern. Ich mochte sie auch in der Zeit davor, als Uli Roth bei den Scorpions war. Ich höre sie sehr gerne, aber auch andere, wie Saxon, Maiden, Manowar, Metallica und Loudness.
 
BURNING STARR pic2 INTI 2011Joxe: Rhino (Ex-Manowar) ist Euer Drummer. Und ihr konntet die Gastgitarristen Ross The Boss und David Shankle gewinnen, obwohl die Platte gar nicht nach Manowar klingt. Sind die beiden gute Freunde von Euch?
 
Jack: Ja, ich erachte sie alle als gute Freunde und Metalbrüder, und sie haben meiner Band die Ehre erwiesen, auf unserer CD zu spielen. Ross ist ein sehr intelligenter und sachkundiger Gitarrist, der immer die richtigen Noten spielt, die zum Song passen. Ich  fühle, dass sein Solo in „Warning Fire“ eines seiner besten wurde. Genau wie David Shankle, der einer der schnellsten und auffälligsten Gitarristen dieses Planeten ist. Sein Solo auf „Never Again“ ist unmöglich zu kopieren, denn es zu versuchen und zu lernen, würde sich schon auf Grund seiner Geschwindigkeit als sehr schwierig gestalten.
 
Joxe: „Daughter Of Darkness“ ist das Albumhighlight und mein persönlicher Favorit. Welches sind Eure liebsten Songs?
 
Jack: Ja, ich stimme zu, dass „Daughter Of Darkness“ ein grossartiger Song mit einer grossartigen Produktion geworden ist. Ich mag die Bassarbeiten zu Beginn. Sie sind ein Verdienst von Ned, denn er kam mit sehr vielen schönen und melodischen Parts. Und die Drum-Fills vor dem Gesang. Sie erwirken eine überzeugende Ebene für Todd, mit seinen Gesang einzusetzen. Ein weiterer Fave von mir ist „Sands Of Time“. Ich mag das Hauptriff und wie Todds Gesang mit der Entwicklung des Songs immer leidenschaftlicher wird. Mit meinem Solo bin ich ebenfalls sehr glücklich, denn es fängt den Sound der Fender Stratocaster gut ein, welche nebenbei gesagt, meine favorisierte Gitarre ist.

Joxe: Euer Album wurde in ein amtliches Cover gepackt. Wer war für die Gestaltung zuständig?
 
Jack: Das Artwork stammt vom grossen Ken Kelly. Das ist der Künstler, der für die Cover von „Destroyer“ von Kiss und „Rising“ von Rainbow verantwortlich ist, wie für einige Cover von Manowar. Wir sind sehr glücklich, dass wir in der Lage waren, seine Dienste in Anspruch nehmen zu können, und wir glauben, es ist ein weiterer Anreiz für Metaller, dieses Album zu erwerben. Limb Music hat einen tollen Job gemacht, das ganze Package zusammenzustellen, denn es erscheint mit einem 16-seitigen Booklet mit allen Lyrics und noch mehr.
 
Joxe: Viele Eurer Fans würden Euch gerne live sehen. Wie hoch ist Eure Chance, nach Deutschland zu kommen?
 
Jack: Zuerst möchte ich den Lesern von Crossfire für ihr Interesse an Burning Starr danken. Wir sind bereits vorgeplant, auf dem Keep-It-True-Festival 2013 zu spielen, und wir hoffen, viele von Euch dort zu treffen, und einen Drink zusammen zu nehmen. Vielen Dank, and Keep The Metal Burning!



Autor: Joxe Schaefer