KARBONSOUL - Auf der Suche nach Austauschgigs in Deutschland


Es gibt nicht viele Metalbands aus Portugal. Spontan fallen mir lediglich Sepulcro aus den 80ern ein. Außerdem tat sich in den 90ern etwas in der Gothicmetal-Szene. Zumindest sind mir Moonspell und Heavenwood von damals noch ein Begriff. Das war es dann aber leider auch schon… Jetzt erschien eine Band namens Karbonsoul aus dem Nichts. In meiner Promo-Datei war jedoch nur ein Song enthalten, „Bleeding Sorrow“. Und diese Band scheint typisch für Portugal zu sein, ist ihr Sound dem der beiden letztgenannten Bands doch recht ähnlich. Jedenfalls wollte ich mehr über KARBONSOUL erfahren und habe sofort ein Interview mit Sängerin Mafalda Redondeiro Hortas initiiert. Here we go:

Daniel: Hallo Mafalda! Erzähl uns doch zu Beginn erst einmal von der Gründung, dem Werdegang und den Veröffentlichungen von Karbonsoul!
Mafalda: Hi Daniel! Das ist eine lange Geschichte… Karbonsoul wurden ursprünglich nicht als Band, sondern als Solo-Projekt von Rstein (Mário Rodrigues) gegründet, das lediglich von Mitmusikern unterstützt werden sollte. 2007 war er als Bassist auf Tour mit einer Band namens VS777, und wir trafen uns in meiner Heimatstadt Elvas (ca. 200 km von Lissabon entfernt). Ich sollte mir sein neues Projekt Karbonsoul anhören. Ich schrieb einen Text dafür (“The Void Of Love”), nahm es zu Hause auf und schickte es ihm zu. Zwei Wochen später traf ich mich mit Rstein (Mário Rodrigues), Rvid (Mário Rui) und Hellfish (Rui Cruz), und wir machten unsere erste gemeinsame Foto-Session. So entstand die Band. Die Anderen spielten alle in einem Vorgänger-Projekt namens Karma. Von daher kannten sie sich schon lange. Kurz darauf nahmen wir unseren ersten Song (und unsere erste Single) “The Void Of Love” auf. Wir schrieben die ersten Songs dann zwischen 2007 und 2008 und verbrachten viele Stunden damit, am kommenden Album, einem Demo oder einer EP zu arbeiten.
 
Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst?
Mafalda: Ich bin ein totaler Metal-Maniac! Ich bin nicht nur von einer Sparte Metal beeinflusst. Ich mag aber auch Jazz oder klassische Musik. Ich habe immer schon einen sehr großen Bezug zu Musik gehabt. Mit acht Jahren lernte ich Gitarre und Piano und hatte zudem Gesangsunterricht. Mit 15 habe ich die klassische Musikschule verlassen und mein eigenes Ding gemacht. Zu Beginn haben mich hauptsächlich Lacuna Coil, Draconian und My Dying Bride in Bezug auf Karbonsoul beeinflusst.; generell aber auch vor allem Opeth, Katatonia, Swallow the Sun, Vader, Arch Enemy, Behemoth, Septic Flesh, Process of Guilt (auch aus Portugal), Moonspell usw. Alle Band-Mitglieder haben viele verschiedene Einflüsse. Wir hatten anfangs keine konkrete Vorstellung davon, wo es musikalisch hingehen sollte. Alles passierte auf ganz natürliche Weise. Wir haben sehr unterschiedliche Metal Einflüsse.
 
KARBONSOUL band 1 INTI 2011Daniel: Ich war überrascht zu erfahren, dass es von Euch noch kein komplettes Studio-Album gibt. Wie kommt´s?
Mafalda: Hmm, keine Ahnung… Glücklicherweise spielen wir sehr oft live und hatten daher viel um die Ohren. Im Mai 2010 ist jedoch unser Schlagzeuger aus persönlichen Gründen ausgestiegen… Wir haben aber mit unserem derzeitigen Schlagzeuger Sir Nightfall (Carlos Pereira, ex-Nocturnal Reveries, eine portugiesische Black Metalband) im September 2010 einen mehr als würdigen Nachfolger gefunden. Er ist ein cooler Typ, ein guter Musiker und bringt viel Dynamik bei Karbonsoul ein. Unser Stil hat sich seitdem etwas verändert. Wir sind insgesamt viel schneller und aggressiver und detailverliebter geworden, was unser Songwriting angeht.
 
Daniel: Es gibt nur eine Split-CD („Concilium 13“) von Euch, auf der auch drei weitere Bands drauf waren: Invoke, Incoming Chaos und Entropia, die auch alle aus Portugal stammen. Kennt ihr sie alle persönlich? Seid ihr befreundet? Oder hat das Label diese Bands mehr oder weniger wahllos ausgesucht?
Mafalda: Wir waren ursprünglich 13 Freunde, die für insgesamt vier Bands irgendwelche Songs geschrieben haben und hatten uns dazu entschlossen, eine Split-CD zu veröffentlichen, um unsere Musik hier in Portugal zu verbreiten. Wir nannten diesen Zusammenschluss “União Metálica”, eine Gruppierung von Musikern ohne Profitgier. Wir laden auch immer wieder mal andere Bands ein, die mit uns zocken können und dann auch die Gelegenheit bekommen, sich einem Publikum zu präsentieren. Die Tour hat ein Jahr gedauert, und es war für alle vier Bands eine tolle Erfahrung. Wir haben also alles selbstständig – ohne ein Label im Rücken – auf die Beine gestellt. Leider gibt es unsere Organisation “União Metálica” aber nicht mehr… Aber natürlich war es für uns alle eine tolle Sache. Die Band  Incoming Chaos aus dieser Organisation existiert leider auch nicht mehr…
 
Daniel: Bei Youtube habe ich nach ein paar Songs von Euch gesucht, um mir ein Bild über die Band zu machen. Dort gibt es auch Live-Videos. Nach den Studio-Versionen war ich aber ein bisschen irritiert: Ich dachte, dass ihr zwei Sänger hättet, so wie Lacuna Coil oder Theatre Of Tragedy. Ist es nicht anstrengend, melodischen und Kreischgesang live gleichzeitig zu übernehmen? Habt ihr einmal darüber nachgedacht, noch einen zusätzlichen Sänger für Live-Auftritte zu haben? Manche Gesangslinien liegen ja schließlich auch parallel übereinander. Und ich könnte mir vorstellen, dass Fans live etwas fehlt, wenn sie nur vorher die Studio-Versionen gehört haben…
Mafalda: Nun, anfangs war unsere Musik noch melodischer. Von daher gab es keine große Abwechslung beim Gesang. Ich habe damals nur melodisch gesungen. Aber die Band entwickelte sich weiter, und ich habe mich dazu entschlossen, auch aggressive Passagen zu singen. Die neuen Songs von Karbonsoul sind um einiges aggressiver ausgefallen, also sollte der Gesang auch so sein. Im Studio singe ich beide Gesangslinien selbst ein, um unsere Musik vielseitiger zu gestalten. Live singe ich natürliche nur eine Stimmlage. Wir wollen in Zukunft lieber mit Samples arbeiten und denken zur Zeit nicht über einen Sessionsänger für Live-Aktivitäten nach.
 
Daniel: Spielt ihr eigentlich oft live?
Mafalda: Ja, wir spielen ziemlich oft live. Wie gesagt: in den letzten Jahren waren wir glücklicherweise sehr viel live unterwegs. Unser letztes Konzert war das erste nach neunmonatiger Pause, und es war schön zu sehen, dass die Leute unsere Songs kannten und mitgesungen haben. Wir haben für die Aufnahmen eine Pause eingelegt und haben wichtige Dinge für die Band geregelt. Unsere nächsten Konzerte werden aber erst wieder im nächsten Jahr starten. Ich denke, dass 2012 ein sehr gutes Jahr für Karbonsoul werden wird! Wir wollen das neue Album rausbringen und die neuen Songs promoten.
 
KARBONSOUL band 2 INTI 2011Daniel: Vielleicht kannst Du mir eine Sache erklären: Bei MySpace kann man auf Eurer Seite dafür voten, dass Karbonsoul für ein Konzert nach Unna (unserer kleinen deutschen Kreisstadt) kommen. Was hat es denn damit auf sich? Habt ihr Kontakte nach Deutschland?
Mafalda: Nein, wir haben noch keine Kontakte nach Deutschland… Aber wir wollen versuchen, Kontakte mit Bands außerhalb von Portugal aufzubauen, um auch im Ausland zu spielen. Wir würden gerne Austausch-Gigs mit Bands aus anderen Ländern machen, die dann im Gegenzug auch bei uns spielen können. Wir würden liebend gern in Deutschland spielen! Vielleicht kannst Du uns ja dabei helfen, hehe! Der einzige deutsche Ort, wo ich schon einmal war, ist München. Ich liebe die Stadt und die Leute dort… und natürlich das Bier, haha! Yeah, Prost!
 
Daniel: Ihr kommt aus Portugal, einem Land, aus dem nicht besonders viel Metal kommt. Woran liegt das? Ich kenne nur Sepulcro, eine Heavy Metal Band, die in den 80ern zwei Demos gemacht hat, Moonspell und Heavenwood, mit denen man Euch auch in etwa vergleichen kann. Kannst Du uns noch weitere Bands aus Portugal empfehlen?
Mafalda: Portugal hatte immer schon gute Metal-Bands. Ich weiß auch nicht, warum sie außerhalb der Landesgrenzen so wenig Beachtung bekommen, weil sie alle ihr Handwerk verstehen. Es ist als Metalband aber auch schwierig in Portugal… Wir bekommen wenig Aufmerksamkeit und sind in der Minderheit. Trotzdem gibt es hier jede Woche bzw. jeden Monat echt viele Konzerte. Aber es ist auch so, dass hier immer nur die selben Bands spielen. Und manchmal achten die Veranstalter auch nicht darauf, ob die Band nicht am selben Tag schon irgendwo anders spielen soll. Heavenwood und Moonspell sind natürlich die größten anerkannten Bands unseres Landes. Aber es gibt hier auch echt viele andere gute Bands. Moonspell haben eine tolle Karriere hinter sich. Ihr Sänger Fernando Ribeiro hat auch von Anfang an immer hinter uns gestanden. Er kontaktierte uns und sorgte dafür, dass wir in diesem Sommer an einem portugiesischen Musik-Wettbewerb teilnahmen (RRW – Rock Rendez Worten), und gab uns dort sogar seine Stimme! Andere portugiesische Bands, die ich Dir empfehlen kann, sind: Concealment, Entropia, Invoke, Painted Black, Hate in Flesh, Process of Guilt, Gwydion, Switchtense, Desire, Thanatoschizo, The Firstborn und Echidna.

Daniel: Welche Zukunftspläne habt ihr noch mit Karbonsoul?
Mafalda: Wir wollen die EP “3logy” noch im Dezember 2011 veröffentlichen, wenn alles klappt.  Also haben wir alle weiteren Pläne, wie unser erstes vollständiges Album, auf 2012 verschoben.

Daniel: OK, Mafalda! Die letzten Worte gehören Dir!
Mafalda: Danke für Deine Unterstützung! Und ich hoffe, wir laufen uns eines Tages einmal über den Weg!

Besucht unsere Internetseiten:
http://www.myspace.com/karbonsoulband
http://www.facebook.com/Karbonsoulband
http://www.reverbnation.com/karbonsoul
 
Cheers!! Stay heavy!
 
Muffy (Mafalda Hortas) von Karbonsoul



Autor: Daniel Müller