DARKNESS - …werden noch einiges zerthrashen!


Darkness sind wieder zurück! Ursprünglich sollte es eine einmalige Show auf dem Keep It True 2006 geben, doch dabei blieb es nicht. Sie wollten mit Ihrem neuen Projekt Eure Erben weitermachen, fügten dann 2010 zu Ihrem Album “Terror 2.0” noch eine englische Bonus-CD als Darkness hinzu. Seitdem wollten die Gerüchte über eine Fortführung der Band nicht mehr verstummen. Überraschenderweise ist jetzt auch noch der eigentlich ausgelastete Christian Giesler von Kreator als neuer fester Bassist dazu gekommen. Es gab also einiges zu klären! Schlagzeuger und Bandurgestein Lacky stand mir ausführlich Rede und Antwort.

logoDaniel: HELL-o Lacky! Lass uns mal ganz vorne anfangen, OK? Wie kam es 1984 zu der Gründung von Darkness und welche Bands haben Euch beeinflusst?

Lacky: Erstmal Hallo zurück und herzlich willkommen zu einer kleinen Zeitreise. 1984 steckten wir in den letzten Sommerferien, der Ernst des Lebens mit all seinen Nachteilen stand uns bevor, das Einzige, was uns aufrecht hielt, war die außergewöhnliche Entwicklung der elektrisch-verstärkten Musik, die wir in den letzten Jahren miterleben konnten. Venom, Metallica, Slayer, um nur mal ein paar Namen zu nennen, beherrschten mit ihren Erstlingswerken unseren kompletten Lebensstil. Einige von uns so sehr, dass wir ihnen selber mit Instrumenten nacheiferten. Das war bei mir eben auch so, und so fragte ich im Dezember 84 einen Kumpel, ob wir nicht eine Band gründen könnten, der Name Darkness stand von vornherein fest, genau wie der erste Songtitel „Armageddon“. So ging der Spaß los!

Daniel: Ihr habt zunächst drei Demos veröffentlicht, bevor es zu Eurem Debütalbum „Death Squad“ kam. Die drei Demos gibt es sogar in einer Box auf Vinyl. Findest Du den Sound im Nachhinein nicht vielleicht etwas zu räudig für dieses kultige Format?

Lacky: Also, was die Vinyl-Box angeht, so steht sie ja eigentlich als eine reinrassige Zeitdokumentation da, und deshalb ist sie, so wie sie ist, völlig gerechtfertigt. Niemand wurde gezwungen, sie zu erwerben, aber trotzdem war die ganze Auflage in sehr sehr kurzer Zeit ausverkauft. Es gab danach sogar ein paar Anregungen und Vorschläge aus der Fanszene, wir sollten unsere neuen Songs im Proberaum wieder mit Kassettenrecorder aufnehmen und auch auf Kassette, maximal auf Vinyl veröffentlichen. Aber ehrlich gesagt, soweit würde ich dann doch nicht gehen wollen, hehe… Man munkelt aber, dass ein paar pfiffige Jungs gerade versuchen, das Beste aus den alten Tapes herauszufiltern.

Daniel: Wie steht hier heute überhaupt zu Eurer Demophase? Kannst Du Dir dieses alte Proberaum Gerumpel überhaupt noch anhören?

Lacky: Ich persönlich mag diesen Charme, den diese alten Aufnahmen versprühen. Natürlich höre ich das Zeug nicht mehr jeden Tag, aber dennoch ist es ein Teil meiner Jugend und wenn man mal wieder rein hört, ist in etwa vergleichbar wie das Blättern in einem alten Fotoalbum. Und der Song “Armageddon“ vom ersten Demo ist sogar bis heute noch sehr oft Teil des Zugabenblocks, je nach Lust und Laune.

Daniel: Wie seid Ihr damals an das Label Tales Of Thrash Records rangekommen, auf dem Euer Debüt „Death Squad“ veröffentlicht wurde?

Lacky: Relativ unspektakulär. Wir verschickten eine Promokassette mit vier Songs an diverse Label, und die Bosse von GAMA machten uns als erste sehr schnell ein Angebot, das wir annahmen. Tales Of Thrash war dann ein extra gegründetes Unterlabel bei denen für diese Art von Musik.

Daniel: Wie wurde Euer Debüt damals von den Kritikern aufgenommen? Ich habe immer das Gefühl, dass Ihr heute viel größer und beliebter seid als damals... Oder täusche ich mich da?

Lacky: Na ja, außer in den „großen Printmedien“, die eher durchschnittliche Kritiken verfassten, wurden wir im damaligen Underground extrem positiv aufgenommen und bewertet. Aber da lagen ja auch unsere Wurzeln, denen wir nie den Rücken gekehrt haben. Das haben die Fans von damals anscheinend nicht vergessen und sogar an ihre Kiddies weitergegeben, anders kann ich mir nicht erklären, warum auch so viele junge Fans an uns herantreten. Als wir nach einer Festivalshow an einer von diesen organisierten Autogramm-Viertelstunden teilnahmen, standen da sogar 15-jährige Metaller und ließen sich die „Death Squad“ unterschreiben, das war unfassbar für uns!

Daniel: Ich habe übrigens eine handsignierte Fehlpressung vom Debüt, wo auf beiden Seiten das Gleiche drauf war. Weißt Du, wie viele Exemplare es davon gegeben hat?

Lacky: Das muss die erste Anpressung gewesen sein, die in der Regel mit 500 oder 1000 Stück gemacht wird. Wir hatten auch in einer ersten Lieferung davon 50 Exemplare, die wir blöderweise wieder zurückgaben, denn heute sind die schon schön was wert. Aber GAMA hat fast alle Exemplare zurückgeordert und einstampfen lassen, wie viele davon letztendlich im Umlauf geblieben sind, entzieht sich meiner Kenntnis.

Daniel: Wenn man sich Eure drei alten Alben anhört, fällt doch auf, dass sie alle sehr unterschiedlich klingen. Wie kam es zu dieser „Identitätskrise“? Vor allem Euer drittes Album fällt ja doch sehr aus dem Rahmen, finde ich, und das, obwohl jedes Jahr eins erschien („Death Squad“ 1987, „Defenders Of Justice“ 1988 und „Conclusion And Revival“ 1989)...

Lacky: Eigentlich lief es bei uns wie in jeder anderen Band auch ab. Für das erste Album hast Du genau genommen seit Bandgründung Zeit. Alles ist noch nicht so ernst, man spielt ohne Hintergedanken und großem Können das, worauf man gerade Bock hat. Das macht die „Death Squad“ zu so einem jungfräulichen, unkomplizierten Album, das hört man heraus. Dann steht Album Zwei an, und entsprechend auch ein Zeitplan, der enger gestrickt ist. Allerdings will man sich als Musiker auch weiterentwickeln. Es wird mehr geprobt, mehr geübt, mehr nachgedacht, und plötzlich ist die „Defenders Of Justice“ wesentlich technischer ausgefallen als das Debüt-Album. Aber alles noch gut, die Platte kommt genauso gut an, man müsste zufrieden sein. Nur die einzelnen Musiker verändern sich auch als Menschen, sind nicht mehr die Teenager von 1984, und so werden sich doch Gedanken über die Zukunft gemacht, über Jobs, über Frauen, und natürlich auch über neue Songs. Da kam dann der Split und auf der „Conclusion And Revival“ musste sich ein stark verändertes Line-Up beweisen, das Resultat wirkt dann im Nachhinein so, als gäbe es keinen roten Faden, aber für uns war das damals irgendwie alles richtig.

Daniel: Stehst Du trotzdem noch hinter „Conclusion And Revival“?

Lacky: Eigentlich schon, jetzt kommt aber ein ABER! Es wäre klüger gewesen, die „Conclusion“ unter einem anderen Namen zu veröffentlichen, der Line-Up-Wechsel war schon krass, vor allem durch den Sängeraustausch. Ray war ein begnadeter Metal-Sänger, keine Frage, aber nicht wirklich gut aufgehoben in einer Thrash Metal Band, und dann noch im Vergleich mit dem alten Sänger Olli, kein leichtes Unterfangen. Und so wurde der dritte Darkness-Longplayer eine Art Experiment, in manchen Momenten sogar seiner Zeit ein wenig zu weit voraus, was Stil, Songs und Sound betraf.

Daniel: Warum kam es nach diesem Album zur Trennung? Was war los?

Lacky: Der Ärger mit GAMA wurde immer größer, Ray hatte arge Drogenprobleme, es lief vieles im Booking verkehrt, Tourneen wurden geplant und wieder abgesagt, die Motivationskurve ging steil bergab. Und so kam es wie es kam, man löste die Band auf. Das war im Endeffekt das Beste, denn so trennte man sich im Guten, wir konnten uns alle noch in die Augen schauen und neue Sachen ausprobieren!

Daniel: Obwohl Ihr aus dem Ruhrpott seid und schon immer mit Kreator und Sodom befreundet wart, seid Ihr immer im Underground verblieben, obwohl die anderen beiden Bands der große Durchbruch gelang. Was meinst Du, woran das gelegen hat?

Lacky: Die Frage ist einfach zu beantworten: Das ganze Business ging uns am Allerwertesten vorbei! Wir teilten uns lange Zeit mit unseren Freunden Kreator den Proberaum, und während die von ihrem Label gut an die Hand genommen wurden, scherte sich bei GAMA niemand um uns. Die hielten Darkness für einen Selbstläufer. Und wenn Tourangebote kamen, zu denen sie etwas Kohle hätten beisteuern müssen, ließen sie uns im Regen stehen, so dass wir über viele Einzelshows Boden gewinnen mussten. Aber letztendlich war uns alles egal, Hauptsache etwas Sex, mehr Drogen und Alkohol, und ganz viel Rock´n' Roll!

Daniel: In den Neunzigern wurden die alten Darkness Alben über das kleine Label Laserlight neu veröffentlicht. Die Cover sahen ganz anders aus, die Aufmachung war billig, die Logos waren andere und die CDs kosteten gerade mal 10 DM. Das haben sie mit vielen Alben deutscher Undergroundbands gemacht, auch von Stormwitch, Tyrant, Gravestone oder High Tension. Weißt Du, wie es dazu kam? Die Bands wurden doch bestimmt nicht gefragt, oder?

Lacky: Das hat GAMA alles im Alleingang gemacht, niemand von uns wurde gefragt! Geld beziehungsweise Abrechnungen haben wir von denen nie zu Gesicht bekommen!

DARKNESS arndDaniel: Was habt Ihr in der Zwischenzeit (1990 bis 2006) gemacht? Wart Ihr noch in anderen Bands oder Projekten involviert? Oder hattet Ihr komplett die Schnauze voll vom Musikbusiness?

Lacky: Nach Darkness habe ich mit Timo in einer Rockband namens Vera Cruz gespielt, ein paar Musikwettbewerbe gewonnen, ein paar Demos aufgenommen. 1992 hatte ich dann mit alten Freunden die Band Charger am Start. Da konnte man wieder ganz unbeschwert aufspielen, ohne Hintergedanken alles machen, wonach einem der Sinn stand, mal ruhiger, mal heftig, und immer im Partymodus. Arnd tingelte jahrelang als Alleinunterhalter und fahrender Musikant durch die Kneipen und Clubs von Gelsenkirchen bis zum Ballermann, um festzustellen, um wie viel schlechter es in anderen Musikszenen bestellt ist. Bruno hatte sich aus dem Musikbusiness verabschiedet, Pierre hatte noch ein paar Projekte, von denen Jester´s March wohl das Bekannteste war. Olli und Ray sind ja leider beide verstorben!

Daniel: Ich habe Euren Reuniongig auf dem Keep It True 2006 gesehen und war echt begeistert! Was war das für ein Gefühl, vor so vielen Leuten wieder Eure alten Kracher zu spielen?

Lacky: Dafür, dass wir da eigentlich gar nicht aufspielen wollten, wurde es ein Tag für unser persönliches Geschichtsbuch. Wir waren ja schon unter dem Namen Eure Erben wieder aktiv und wollten einer Reunion immer schön aus dem Weg gehen, Oliver Weinsheimer leistete gute Überzeugungsarbeit und als dann auf dem KIT 06 am frühen Nachmittag die Darkness-Sprechchöre anfingen, überkam uns alle eine Gänsehaut. Die Spielfreude bei der anschließenden Show war nicht gestellt, es hat richtig Bock gemacht! Und auch die anschließende Party, die wir in mitten der Leute in der Halle feierten, trug dazu bei, dass dieser Tag unvergesslich blieb. Oliver meinte damals, noch nie zuvor war die Halle auf einem KIT-Festival zu so früher Stunde schon so rappelvoll und die Stimmung entsprechend fantastisch!

Daniel: Wolltet Ihr eigentlich auf den Trendzug der Reunions aufspringen? Immerhin hatten Sodom, Kreator und Destruction auch nach der Jahrtausendwende auch wieder richtig Bock auf Thrash Metal...

Lacky: Wie gerade schon erwähnt, bin ich eigentlich kein Freund von Reunions. Darkness waren im Gegensatz zu Deinen genannten Bands mal so richtig komplett von der Bildfläche verschwunden. Und als Arnd und ich 2002 erstmals begannen, wieder gemeinsame musikalische Planungen in Angriff zu nehmen, war noch nicht klar, wohin die Reise gehen sollte. Ich hörte zu dieser Zeit extrem viel deutschsprachige Musik und konnte Arnd überzeugen, die neue Band auch so auszurichten. Unter dem Namen Eure Erben begannen wir, eigene Songs zu schreiben. Als Bassmann half uns Timo von der „Conclusion“-Phase aus. So „Just For Fun“ testeten wir im Proberaum auch immer mal wieder an, ob wir den ein oder anderen Song von damals noch zocken konnten. Es ging noch, und es machte Laune. Wir entschieden uns für eine Mixtur aus neuen Songs und alten im neuen Gewand, eine Reunion war nicht geplant, und doch kam es so! Und bevor die Szene-Polizei jetzt wieder aufschreit: Nein, wir machen es immer noch wegen des Spaßes!

Daniel: Kennst und magst Du ihre neuen Alben eigentlich auch? Oder bist Du der Meinung, dass die alten Bands ihren Zenit mittlerweile überschritten haben?

Lacky: Natürlich habe ich die Bands aus meinem Umfeld nie aus den Augen verloren, ich bin nicht nur Musiker, sondern hauptsächlich auch noch Fan dieser Musik. Gerade die letzten Outputs der Ruhrpottbands sind in meinen Augen bzw. Ohren allererste Sahne!

Daniel: Etwa zeitgleich mit dem Keep It True sind auch die Wiederveröffentlichungen Eurer ersten drei Alben erschienen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Battlecry Records?

Lacky: Ich bekam einen Anruf von den Jungs, erfuhr, dass sie den gesamten Backkatalog von GAMA aufgekauft hatten und nach und nach die Platten auf CD wieder veröffentlichen wollten und fragten uns, ob wir eventuell Bonuskram dazu steuern könnten. Das habe ich dann getan und ich finde, die Re-Releases sind wirklich gelungen. Man merkt, dass man viel Mühe und Herzblut rein gesteckt hat. Ab und an trifft man sich immer noch auf Festivals und klopft sich gegenseitig auf die Schultern, haha!

Daniel: In den Booklets der Wiederveröffentlichungen habt Ihr ein paar Fakten auf den Tisch gelegt, die ich echt bemerkenswert finde, z. B. soll Mille von Kreator gesagt haben, dass es nicht toll ist, ein Album mit einem Akustikintro zu beginnen. Allerdings haben Kreator das schon zweimal gemacht, nämlich auf „Pleasure Of Kill“ und „Coma Of Souls“. Tom Angelripper soll Euch kritisiert haben, dass Ihr einen deutschsprachigen Titel namens „Staatsfeind“ hattet, obwohl Sodom mittlerweile auf fast jedem Album einen deutschsprachigen Song haben. Hattet Ihr überhaupt den Eindruck, den anderen Bands damit quasi eine Vorlage gegeben zu haben? Und habt Ihr Euch damals nicht ein bisschen verarscht gefühlt? Immerhin wart Ihr doch gut befreundet. Mit Kreator hattet Ihr Euch ja sogar mal den Proberaum geteilt...

Lacky: Beim ersten Probehören der „Death Squad“ mit Kreator fielen tatsächlich diese Sprüche. Und den deutschen Titel „Staatsfeind“ fanden zu Beginn eine Menge Leute nicht okay, ob Tom dabei war, weiß ich gar nicht genau. Auf Partys wurde ja immer viel gequatscht… Verarscht vorgekommen sind wir uns nie, wir haben, wie schon erwähnt, eh nicht viel auf Kritik, ob im Guten oder Schlechten, gegeben. Aber umso schöner, dass man überall ein paar Spuren hinterlassen konnte.

Daniel: Apropos Proberaum mit Kreator: Stimmt das Gerücht eigentlich, dass Ihr im Proberaum Euer Schlagzeug mit dem von Kreator zusammengestellt habt und öfter mal Eure Proben ausfielen, weil Ventor für die Kreator Touren einfach beide Schlagzeuge mitgenommen hat, ohne Euch darüber zu informieren?

Lacky: Ventor und ich spielten damals die gleiche Schlagzeugserie. Als Kreator ihren Proberaum verloren, kamen sie bei uns unter. Der Raum war zu klein, also bauten wir aus zwei Schlagzeugen ein großes Gemeinsames. Da die Jungs doch öfter mal unterwegs waren, kam es vor, das wir proben wollten, aber das Equipment, vor allem das Drumset, auf Reise war. Frei nach dem Motto, Absprachen sind was für Anfänger. Heute ist das ganz lustig, damals war es doch ärgerlich. Meistens sind wir dann hoch in die Zeche Carl und haben uns ein paar Bierchen gegönnt. Die Kreators wohnen heute noch in unseren alten Gemäuern. J

DARKNESS lackyDaniel: Kommen wir nochmal kurz zu den Re-Releases: Zeitgleich mit den Wiederveröffentlichungen erschien auch ein offizielles Bootleg mit dem Titel „Bocholt Live Squad“, der 1987 mitgeschnitten wurde. Woher zur Hölle habt Ihr denn ein komplettes Konzert, das so lange her ist, in so guter Qualität ausgegraben? Lag das Tape noch verstaubt in Eurem Keller rum?

Lacky: Es liegen wahrscheinlich sogar noch mehr verstaubte Tapes in diversen Kellern, sie zu finden ist das Problem. Das Bocholt-Tape habe ich an Battle Cry ausgehändigt, weil sie ja eigentlich Bonuszeug für die CD-Re-Releases haben wollten. Die Entscheidung, das ganze Konzert als Live-CD rauszuhauen, fand ich erst nicht so prickelnd, aber andererseits ist es ein authentisches Zeitzeugnis, und es gab bisher nur positive Bemerkungen dazu.

Daniel: Obwohl der Reuniongig und die Wiederveröffentlichungen gut ankamen, hattet Ihr Euch dennoch dazu entschlossen, unter dem Namen Eure Erben weiterzumachen, die im Prinzip genauso klangen wie Darkness, nur mit besserem Zusammenspiel und deutschen Texten. Warum?

Lacky: Mit Eure Erben wollten wir neuen Wind in ein altes Anliegen bringen. Texte wurden uns sehr wichtig, deshalb hielten wir auch an der deutschen Sprache fest. Es gibt ja eigentlich auch keinen Grund, nicht seine Muttersprache zu benutzen, sie ist nicht besser oder schlechter als andere Sprachen. Musikalisch war die Ausrichtung zu Beginn bestimmt nicht so geplant, dass das Ganze dann irgendwann zu deutschsprachigen Thrash Metal wurde, passierte von ganz alleine. So was schlummert in einem, man unterdrückt es vielleicht eine Weile, doch dann bricht es wieder aus einem heraus, warum weiter dagegen wehren. Und mittlerweile bedienen sich auch eine Menge anderer Bands der härteren Gangart an der deutschen Sprache, grundverkehrt kann die Idee also doch nicht sein.

Daniel: Ihr hattet damals gesagt, dass Ihr nie wieder unter dem Namen Darkness auftreten würdet, allerdings ist das noch recht häufig passiert. Böse Zungen behaupteten immer, Ihr wüsstet nicht, was Ihr wollt... Warum seid Ihr dennoch immer wieder als Darkness auf die Bühne gegangen?

Lacky: Na ja, von „immer wieder“ kann ja auch nicht die Rede sein. Das Keep It True-Festival war wirklich als Ausnahme geplant. Dass wir dann für das Witchhunter-Tribute-Konzert wieder aufspielten, war reine Ehrensache. Aber da meldeten sich die ersten Stimmen, die davon sprachen, das Darkness jetzt noch mal richtig Kohle absahnen wollten. Was im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung zu Gunsten der Mutter von Chris Witchhunter sehr absurd war! Danach gab es noch zwei Festival-Shows, also insgesamt vier Konzerte in sieben Jahren Eure Erben. Im Dezember 2012 spielten wir dann die „Death Squad“-Jubiläums-Show in der Zeche Carl, dort wo alles mal begann. Wir holten die alten Mitglieder zusätzlich auf die Bühne und standen zum Schluss mit neun Musikern auf der Bühne. Da funkte der alte Spirit wieder auf und die Sache wurde nochmal komplett überdacht!

Daniel: Ihr habt mit Eure Erben ein paar alte Darkness Klassiker neu aufgenommen, auch mit deutschen Texten. War es Euch wichtig, dass die Inhalte der Texte richtig übertragen wurden und somit die Hauptaussage der Songs dieselbe geblieben ist? Zumindest bei „Neues Von Gestern“ („Critical Threshold“) war das der Fall. Oder war das nicht immer möglich?

Lacky: Gedacht war, für jedes Darkness-CD-Re-Release einen entsprechenden Song in deutscher Sprache beizusteuern, das haben wir ja auch gemacht. Gerade bei „Critical Threshold“ war eine Übertragung eins zu eins aber nicht möglich. Und bei „Iron Force“ ging das auch nicht, aber „Death Squad“, „They Need A War“ und besonders „Staatsfeind“ funktionierten mit exakter Übersetzung perfekt, zumal der Sinn der Texte auch nach 25 Jahren immer noch aktuell ist. „Caligula“ zum Beispiel finde ich in Deutsch auch jetzt immer noch astrein.

Daniel: 2010 habt Ihr nach zwei EPs das Eure Erben Debüt „Terror 2.0“ als Doppel-CD veröffentlicht. Die Bonus-CD enthielt dieselbe Musik, allerdings mit englischen Texten und lief unter dem Namen Darkness. Ihr wolltet doch mit Darkness eigentlich nichts mehr zu tun haben. Wie kam es dazu, dass Ihr Euch trotzdem für diesen Weg entschieden habt? Und glaubst Du, dass diese Entscheidung dazu geführt hat, dass Ihr heute wieder unter dem Namen Darkness aktiv seid?

Lacky: Auf den Shows, die wir unter dem Darkness-Banner absolvierten, wurden wir von vielen Fans teilweise schon angefleht, ein neues Darkness-Album einzuspielen. Dabei wollten doch eh alle nur den alten Kram Live hören, eine Tatsache, die wahrscheinlich daher rührt, weil doch viele angesagte Acts mit ihrem neuen Material nicht an alte Glanzzeiten heran kommen. Wir waren gerade damit beschäftigt, „Terror 2.0“ aufzunehmen, als die Rufe nach einem Darkness-Album noch lauter wurden. Die Idee, eine Bonus-CD in englischer Sprache der normalen Veröffentlichung kostenlos beizulegen, wuchs soweit an, dass wenn man sich die Mühe mit den zweifachen Texten macht, auch Darkness auf dieser CD stehen sollte; als reines Geschenk an alle alten Fans und dem Hintergedanken, die Szene auch auf die deutschen Texte aufmerksamer zu machen. Wahrscheinlich wurde das in der Öffentlichkeit nicht richtig kommuniziert, viele registrierten nicht, dass „Terror 2.0“ ein Doppelalbum zum Preis einer regulären CD war und jeder für sich selber entscheiden konnte, welchen Silberling er sich lieber zu Gemüte führt. Auf die heutige Entscheidung, als Darkness nochmal anzugreifen, hatte diese Doppel-CD keinen Einfluss, dafür war die Welle, die „Terror 2.0“ auslöste, auch nicht groß genug!

Daniel: Offiziell sind diese Rollen jetzt vertauscht: Darkness sind wieder aktiv und Eure Erben liegen auf Eis. Wird es trotzdem noch mal etwas von Eure Erben geben, quasi als Nebenprojekt? Oder wieder eine Doppel-CD beider Bands beim nächsten Studioalbum? Kannst Du uns darüber schon etwas sagen?

Lacky: Was ich mit Sicherheit sagen kann, dass ein neues Darkness-Album fest geplant ist, die Arbeiten an den Songs sind im vollen Gange. Einen ersten Eindruck von dem neuen Material kann man sich mit dem Titel „Hate Is My Engine“ machen, den wir auf Soundcloud für jedermann bereit gestellt haben. Fest steht auch, dass es keine deutschsprachige Version geben wird. Komischerweise erhöhen englische Texte anscheinend die Aufmerksamkeit, und Texte sind uns nach wie vor sehr wichtig, deshalb kommt dann alles nur in Englisch! Darkness wird infolgedessen 100 Prozent Darkness sein!!!

Daniel: Als Neuzugang habt Ihr jetzt den Christian Giesler von Kreator am Start. Ist er ein festes Mitglied von Darkness? Er hat doch wahrscheinlich mit Kreator viel zu viel zu tun, oder? Er spielt da ja immerhin auch schon seit 1997...

Lacky: Speesy ist ein Freund von uns, der schon zu Darkness-Anfangszeiten immer mit uns unterwegs war. Er ist jetzt ein festes Mitglied unserer Band, ist im Songwriting voll mit eingebunden, auch wenn Kreator sein Hauptarbeitgeber bleibt. Mille und Co. haben da aber auch keinerlei Probleme mit! Sollte es im Booking mal terminliche Überschneidungen geben, haben wir auch schon Lösungen im Gepäck, keine Sorge!

Daniel: Warum habt Ihr Euch überhaupt von Emma getrennt? Seid Ihr wenigstens im Guten auseinander gegangen?

Lacky: Während der „Death Squad“-Jubiläums-Show standen wir noch gemeinsam mit der Erben-Besetzung auf der Bühne, Arnd funktionierte als reiner Frontmann perfekt, was den Funken überspringen ließ und letztendlich der Auslöser war, Darkness nochmal mit voller Power anzuschmeißen. Eine kurze Überlegungsphase wurde eingeläutet, in der man auch bestimmte Dinge aus den vergangenen Jahren berücksichtigen musste, die eine zukunftsorientierte Arbeit als Darkness ausbremsen würden, und die sich dann auch bestätigten. Entweder richtig oder gar nicht! Emma habe ich seit Dezember 2012 sage und schreibe zweimal gesprochen, da hab ich selbst mit Bruno, dem Basser vom ersten Album, im Moment mehr Kontakt. Und Hobie war für lange Zeit auf Weltreise, die wir ihm in seinem jungen Alter von Herzen gegönnt haben, aber die für eine Bandneugründung natürlich nicht hilfreich ist. Und irgendwann waren alle Fahrkarten für die Reise vergeben!

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Darkness bzw. Eure Erben aus?

Lacky: Ganz wichtig für uns ist, die vielen neuen Ideen in Songs zu packen. Zur Zeit haben wir fünf Songs fertig, die allen Erwartungen gerecht werden dürften. Es ist lange her, dass es so einen Spaß bereitete, ein neues Album zu entwickeln. Wir sind alle guter Dinge! „Hate Is My Engine“ ist ja erst mal ein kleiner Anheizer, da kommt noch Großes nach! In Sachen Erben ist nichts geplant, wahrscheinlich werden die letzten verbleibenden CDs irgendwann mal als Sammlerstücke und Raritäten enden.

Daniel: Na gut, Lacky! Du bist nun erlöst, hehe! Die letzten Worte gehören Dir!

Lacky: Ich möchte mich von ganzem Herzen bei allen Fans bedanken, die uns auch nach all den ganzen Jahren noch so begeistert auf dem Schirm hatten. Alte Liebe rostet tatsächlich nicht! Wir werden Euch nicht enttäuschen. Besucht uns auf Facebook, bleibt auf dem Laufenden, wir werden noch einige Events gemeinsam zerthrashen. In diesem Sinne, Thrash Till Death!!!

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Autor: Daniel Müller