CHASMA - Zeit existiert für uns nicht


Tja, so kann es gehen: Da wühlt man seit Jahren im Black Metal-Underground, hält sich für supertrue und denkt, man kennt alles, und dann kommt der Chef-Redakteur daher und sagt, ich soll ein Review schreiben: CHASMA, US Black Metal, Schwarz-Weiß-Cover, alles so, wie es sein soll. Kannte ich nicht… Reingehört, für geil befunden und positiv rezensiert, kam sofort die Anfrage des Labels, ob wir an einem Interview interessiert wären. Natürlich war ich das! Hier ist es:

Hallo Aaron! Erzähl uns doch zu Beginn etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Chasma!
Chasma sind dadurch entstanden, dass es in unserer alten Band, Nanda Devi, gekriselt hat. Drei Tage vor unseren Aufnahmen verließ uns unser Schlagzeuger. Wir hatten uns jedoch entschlossen, das gebuchte Studio trotzdem zu entern. Wir schrieben die drei Songs schon unter dem Namen Chasma und haben die Studiozeit genutzt.
 
CHASMA logo INTERVIEW 2011Welche Bands haben Euch beeinflusst?
Für mich persönlich sind es Bands wie z. B. Drudkh, Weakling, Neurosis, Austere, Ondskapt, Sterbend, Celeste, Isis usw..
 
Ihr seid, genau wie Inquisition, Absu oder Judas Iscariot – aus den USA. Gibt es dort weitere gute Underground-Bands, die Du uns empfehlen kannst?
Meine Lieblingsbands aus den USA sind: Krallice, Junius, Velnias, Rituals, Beneath Oblivion, Loss, Wolves in the Throne Room, Ash Borer, Caspian, Addaura und Fell Voices.
 
Die Songs Eures Demos „Chasma“ (2009) waren ganz simpel nur mit „First“, „Second“ und „Third“ betitelt. Warum? Sind es Instrumentalstücke? Oder verbirgt sich dahinter tatsächlich ein bestimmtes Konzept?
Das komplette Album ist mit Gesang. Die Songs hatten eigentlich auch richtige Titel. Aber wir haben uns dazu entschieden, auf der ersten Veröffentlichung alles etwas geheimnisvoll zu halten. Wir wollten, dass der Hörer das Material ohne Vorurteile hört und dann für sich entscheidet, was er dabei empfindet. 
 
Das Demo ist als Kassetten-Version erschienen, was für traditionellen Black Metal sehr typisch ist. Bist Du auch der Meinung, dass Demos nicht auf lausige CD-Rs gehören? Wie ist Deine Meinung zu diesem Thema?
Wir wollten das Demo in allen möglichen Formaten veröffentlichen. Ich finde, dass Vinyl, schon rein optisch gesehen, dafür das beste Format ist. “Declarations” ist unsere erste Vinyl-Veröffentlichung.
 
Eure CD „Declarations Of The Grand Artificer“ enthält lediglich drei Songs. Warum wolltet ihr nicht noch zwei-drei weitere für ein komplettes Album schreiben?
Wir schrieben es, und wir fanden die Länge ausreichend. Deswegen sehen wir es als komplettes Album an. Zeit existiert für ins nicht...
 
„Moribund Cult“ sind für traditionellen Old School-Black Metal  bekannt. Wie seid ihr an den Deal gekommen?
Wir haben das Album an viele Plattenfirmen geschickt. Wir haben gehofft, dass Moribund eine der größten Interessenten sein würde. Und so kam es dann tatsächlich auch! Ich finde, wir gehören zu den am wenigsten traditionellen Bands dieses Labels. Und ich hoffe, dass wir mit Moribund gut voran kommen.
 
CHASMA cover INTERVIEW 2011Es gibt von „Declarations Of The Grand Artificer“ auch eine Vinyl-Version. Wie wichtig ist es für Euch, die alten Formate wie Kassetten oder Vinyl aufrecht zu erhalten? Wird es nach der Demo-Veröffentlichung auch eine Kassetten-Version von „Declarations Of The Grand Artificer“ geben?
Für uns hatte es absolute Priorität, das Album auf Vinyl zu veröffentlichen! Eine Kassetten-Version planen wir nicht. MP3s und CDs sind immer noch der Hauptmarkt der Musikindustrie. Von daher werden wir unser Zeug auch weiterhin in diesen Formaten herausbringen. 
 
Es fällt auf, dass alle Eure Songs Überlänge haben – sowohl die vom Demo als auch die vom Album. Wie wichtig ist es für Euch, eine bestimmte Laufzeit zu überschreiten und Eure Songs möglichst facettenreich zu gestalten?
Chasma würden den Hörer nicht ansprechen, wenn die Songs zu kurz wären… Wir schreiben nicht bewusst lange Songs. Wir verarbeiten unsere Gefühle in unserer Musik. Und dadurch werden die Songs automatisch länger.
 
Wovon handeln Eure Texte genau? Und wie wichtig sind sie Euch? Gibt es ein bestimmtes Konzept, das ihr verfolgt? Oder sind Eure Texte vielleicht nur eine Art Erfüllung eines Klischees?
Unsere Texte sollen unsere Gefühle in der Ewigkeit widerspiegeln. Chasma sind ein Mechanismus für spirituelle Auseinandersetzungen, die für die wahrliche Erleuchtung der Söhne und Töchter der Unendlichkeit stehen. Im Gegensatz zu den meisten Black Metal-Bands finden wir Satan oder das Böse nicht wirklich interessant… Wir benutzen lieber Symbole, die uns gegeben wurden, weil sie für uns sehr viel stärker sind als diese ganzen populären Sekten.
 
Du spielst Schlagzeug und singst gleichzeitig. In der Black Metal-Szene kommt das häufiger mal vor, z. B. bei Absu oder Zemial. Wie kommst Du live damit zurecht? Oder spielt ihr gar nicht live?
Es ist eine ganz natürliche Sache und ziemlich einfach für mich, gleichzeitig zu schreien und Schlagzeug zu spielen. Ich finde, es ist einfach zu bewältigen. Wir spielen auch live und genießen es, vor Publikum zu zocken.
 
Ihr wart ja auch beide bei Altar Of Earth aktiv. Nach nur einem Demo („Gloomlore“, 2007) war schon Schluss… Warum? Sind Chasma eine Art Fortsetzung? Worin liegen Deiner Meinung nach die größten Unterschiede zwischen beiden Bands?
Ich bin bereits vor der Aufnahme ihres Albums bei Altar of Earth ausgestiegen. Chasma haben trotz der Besetzung absolut nichts miteinander zu tun.
 
Welche Zukunftspläne habt ihr noch mit Chasma?
Wir touren im März 2012 quer an der Westküste entlang und werden auch auf dem SXSW-Fest in Austin, Texas, spielen. Wir wollen ausgiebig touren, um unser Album zu promoten und werden die US-Tourdaten bald veröffentlichen. Wir haben auch Pläne, nach Europa zu kommen. Aber da steht zur Zeit noch nichts genaues fest.
 
OK, Aaron! Die letzten Worte gehören Dir!
Danke für Dein Interesse! Bitte unterstützt kleine Labels und Bands. Wir arbeiten hart für so einen kleinen Rahmen… Chasma ist dimensionale Kriegsführung.

 

Reinhören könnt ihr hier:

www.myspace.com/chasmablack



Autor: Daniel Müller