CLAWFINGER - DEAFER DUMBER BLINDER – 20 YEARS ANNIVERSARY BOX 1993 – 2013

Label: | AFM |
Jahr: | 2014 |
Running Time: | 281:58 |
Kategorie: |
Neuerscheinung Compilation |
1993 kam Clawfinger aus Schweden und Norwegen daher, und deckte als eine der Vorreiter-Bands des Crossover-Sounds den europäischen Kontinent ein. Aus heutiger Sicht ein mutiger Schritt einer jungen Generation. Das sahen die Oldschooler damals noch anders. Beerdigte Grunge, Crossover und etliche andere alternative Stile doch unsere heißbegehrten Bands der goldenen 80er-Jahre. Oder die alten Acts drehten die Fahne im Wind und versuchten sich an den neuen Ideen, wobei nicht weniger kläglich scheiterten. Das Debütwerk, „Deaf – Dumb – Blind“ der Skandinavier ist heute wegweisend für die Band und hatte die größten Hits, auch wenn das eine oder andere Nachfolgewerk höher in den Charts landete. Na ja außer vielleicht abgesehen von „Do What I Say“! Insgesamt brachte die Band es auf sieben Alben, als sie sich im letzten Jahr auflösten. Als Hinterlassenschaft nun dieses Deluxe Box Set epischen Ausmaßes. Drei CD`s und eine DVD, sowie ein einunddreißigseitiges Booklet, gefüllt mit Geschichten zur Band, vom Shouter und Frontman par excellence Zak Tell.
Der erste Silberling, „The Best Of Demos“, offeriert insgesamt zwanzig Songs, die das Licht der Welt erst jetzt erblicken. So gut ich die Hits der Band finde, muss ich gestehen, dass diese Recordings wahrscheinlich nur die Hardcore-Fans begeistern werden. Clawfinger sind eine Live-Band und den Esprit den sie auf der Bühne versprühen findet man, wenn man sie einmal gesehen hat, auf keinem Tonträger wieder. Auch wenn hier der Sound noch mal modernisiert wurde. Vorliegende Aufnahmen klingen sehr einseitig in der Art der Kompositionen und Darbietung. Steril ist ein weiteres Wort, das sich mir aufdrängt. Ein wirkliches Highlight, verglichen zu den altbekannten Hits der Truppe, entblätterte sich nicht für mich.
Nummer Zwei, „The Best Of B-Sides“ wird schon mit dem Titel bestens geklärt. Alles was die Band in ihrer Karriere auf Singles und Maxis und EP`s (ich meine es waren dreiundzwanzig Veröffentlichungen) herausgeballert hat, wurde in Betracht gezogen und übrig geblieben sind siebzehn Beiträge. Für eine Sammlung natürlich unverzichtbar. Vom Charakter her wesentlich besser als die Demos, da viele der Titel zeitgemäße und bei weitem intensiver klingen. Allein „Get It“ und „Love“ hätten schon große Hits werden können. Bliebe noch der dritte Teil, „Deaf Dumb Blind“, der Re-Release des Original-Opus`, mit den grandiosen Chartbreakern und musikalischen Meilensteine „Nigger“, „The Truth“, „Rosegrove“ und „Warfair“.
Das Glanzstück dieser Box ist allerdings die DVD, aufgenommen auf dem Woodstock Festival in Polen, im Jahr 2009. Da muss ich erst mal den polnischen Zuschauern ein Mega-Lob aussprechen. Eine dermaßen heftige Dynamik habe ich selten gesehen. Tausende bangen, tanzen und feiern gnadenlos bis in die hinteren Reihen. Da spielen sich unglaubliche Szenen ab. Von den obligatorischen Circle-Pits und der Wall Of Death ganz zu schweigen. Das dann die Band mit dem heimischen Lied „Sto Lat“ (übersetzt: hundert Jahre) aus hunderten von Kehlen verabschiedet wurde, trieb selbst mir die Gänsehaut über den Rücken. Aber bis dahin sollte die Band vierzehn Tracks zum Besten geben. Dazu gehörten selbstredend die ersten drei Songs des Debütwerks, sowie „Do What I Say“, „Zeros & Heroes“ und „Are You Man Enough“. Die Band selbst legte alles in Schutt und Asche und wirkte wie frisch dem Jungbrunnen entstiegen. Der Bonusteil der DVD ist sagenhaft fett! Da gibt es einen Auftritt bei „MTV Most Wanted“ mit dem coolen Moderator Ray Cokes, plus Bonus-Song, dann „Artistspecial“, eine Bandhistory in Form von Interviews und alten Aufnahmen. Leider in der Landessprache mit Untertiteln. Dann gibt es noch die „Norwegian Documentary“. Ein weiterer Blick hinter den Kulissen mit älteren Interviews und Road und Backstage-Material. Nach dem „Artistspecial“ allerdings nicht mehr so spannend. Den Abschluss machen drei Konzertauszüge: „Hultsfred (1994)“, „Warfair, Rock am Ring (1994)“ und „Bizarre Festival (1995)“. Mehr als Value for Money!
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak