SLAUGHTERDAY - Mehr Amerikanisch als Schwedisch


Slaughterday kommen aus Deutschlands Norden und nennen sich nach einem Song der Amerikanischen Deather Autopsy, der 1991 auf dem „Mental Funeral“-Album veröffentlicht wurde. Damit dürfte klar sein, wohin bei ihnen die musikalische Reise geht, obgleich der tödliche Gitarrensound mehr Schweden beinhaltet, als man zunächst vermuten will. Wir von CROSSFIRE sind überzeugt von Slaughterday, dass einfach ein Interview her musste, um unseren Lesern die Band näher zu bringen. Ein sicheres Zeichen, dass diese Entscheidung richtig ist, zeigt der sich bewegende Underground, der sich nach dem Release von „Nightmare Vortex“ noch brennender für Slaughterday interessiert. Leider gab es von ihnen nur ein Pic zu Illustration, aber dafür sprach die Saitenfraktion Jens Finger sehr ausführlich über den Stand der Dinge:

SLAUGHTERDAY logoJoxe: Wie nach dem Demo „Cosmic Horror“ erwartet, wurde Euer Album der Hammer. Ich denke mal, ihr seid sehr zufrieden damit. Wie sind die ersten Reaktionen darauf?

Jens: Bislang gab es ausschließlich positive Resonanz. Die Reviews sind wirklich phänomenal und echt überwältigend für uns. Damit hatten wir nicht gerechnet. Dass bis jetzt fast alle Reviews so extrem positiv ausgefallen sind, freut uns natürlich sehr und zeigt uns, dass wir anscheinend einiges richtig gemacht haben.

Joxe: Doch gehen wir erst einmal zurück zu den Gründertagen. Wie kam es zur Entstehung von Slaughterday, wie habt Ihr Euch zusammengefunden?

Jens: Bernd und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Kennengelernt haben wir uns auf der Uni und über Mücke, dem ehemaligen Obscenity-Schlagzeuger, mit dem er in einer WG wohnte. Jetzt wohnen wir nur zwei Straßen voneinander entfernt. Ende 2010 saßen Bernd und ich zusammen und beschlossen ein wenig zu jammen, um eventuell ein paar Songs zu schreiben. An diesem Punkt hatten wir keinen Ort, um regelmäßig zu proben und wir hatten auch keinen Bandnamen. Das Party-San Festival im Jahr 2011 war ein Wendepunkt für uns. Autopsy spielte und Chris Reifert kündigte das Lied "Slaughterday", das sie bereits gespielt hatten, aus Versehen zum zweiten Mal an. Wir sahen einander an und wussten, dass dies unser Name sein würde. Eine perfekter Name für uns als große Autopsy-Fans. Aber es dauerte noch ein paar Monate für uns, einen Proberaum zu finden. Ende 2011 haben wir begonnen, wirklich Songs zu schreiben.

Joxe: Ihr kommt aus dem Ostfriesischen Leer. Was geht denn in Eurer Ecke so ab, wenn ihr metaltechnisch abfeiern wollt?

Jens: Nicht viel. Es gibt in Emden die „Alte Post“, ein Jugendzentrum, in dem unser Kumpel Deichkot von Eastfresean Terror regelmäßig Konzerte veranstaltet. Ansonsten muss man schon weiter fahren, um Metal zu sehen oder zu hören. Daher sitzen wir zumeist in kleiner Runde zusammen, kippen uns einen hinter die Binde und hören selbsterstellte Mixtapes, mit denen wir versuchen, alle anderen von dieser oder jener Band zu überzeugen.

Joxe: Euer erstes Lebenszeichen, das „Cosmic Horror“-Demo, erschien schon unter dem Dach von F.D.A. Rekotz. Wie kam der Kontakt zu dem Label zu Stande?

Jens: Überraschend! Wir hatten eine Proberaumaufnahme eines Songs auf unsere einen Tag zuvor erstellten Bandcamp-Seite gestellt und dies im Rock-Hard-Forum gepostet. Noch am selben Tag meldete sich Rico und zeigte sich interessiert, mehr zu hören. Eine Woche später posteten wir einen zweiten Song und er bot uns einen Vertrag an. So einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt. Ich kenne ja noch die Zeit, in der man zig CD’s oder Tapes in die Weltgeschichte schickte, und nur selten Antwort bekommt.

Joxe: Ihr seid sicher beide gleichermaßen für das Songwriting zuständig. Wie ist dabei der Ablauf, wie schreibt Ihr einen Song?

Jens: In aller Regel komme ich mit dem ein oder anderen Riff, das ich zu Hause aufgenommen habe, in den Proberaum. Manchmal hören wir uns einfach alle diese Riffs an, bis wir eins finden, auf das wir gerade Bock haben, oder das zum aktuellen Song passt. Dann bauen wir die Songs nach und nach zusammen. Wir jammen auch häufig, wobei sich einiges ergibt. Im Prinzip also wie bei jeder anderen Band auch. Mit dem Unterschied, dass ich die fehlenden Instrumente zu Hause am Rechner ergänze, nachdem wir Drums und eine Gitarre im Proberaum aufgenommen haben (ganz klassisch wie früher mit dem Kassettenrecorder in der Mitte- nur, dass es jetzt ein Fieldrecorder ist). Zuletzt singt Bernd dann noch drüber. Wir benutzen für die Aufnahme das Freeware-Programm Audacity. Ich habe leider keine Ahnung von den heute üblichen Tools wie Guitar Pro oder ähnliches.

Joxe: Wo habt Ihr das Album „Nightmare Vortex“ aufgenommen, und wer hat produziert?

Jens: Das war wie auch beim Demo Jörg Uken im Soundlodge. Ich habe schon so manche Produktion mit ihm gemacht, und halte ihn für einen großartigen Engineer.

Joxe: Man kann Eurem Sound das Gütesiegel verpassen, dem klassischen Schwedentod zugehörig zu sein. Allerdings erreicht Ihr mit der klaren Produktion auch noch weitere Tiefen. Habt Ihr das so beabsichtigt? Was war Eure Intention?

Jens: Ich muss da etwas widersprechen. Natürlich haben wir hier und da auch eine leichte schwedische Schlagseite, aber es überwiegen doch die amerikanischen Einflüsse von Bands wie Autopsy, Massacre und Death aus der „Scream Bloody Gore/Leprosy“-Ära. Durch die Verwendung des HM2 Pedals für die Gitarren, welches wir noch auf dem Demo verwendeten, packten uns viele automatisch in die Schweden-Schublade. Nach dem Demo sahen wir diesen Sound jedoch immer mehr als Korsett an, welcher nicht wirklich unser wahres Gesicht repräsentierte, so dass wir für „Nightmare Vortex“ nur noch den puren Sound eines Marshall JCM800 verwendeten. Dadurch klingt der Sound nun wesentlich mehr nach altem amerikanischen Death Metal. Wir wollten bewusst nicht rumpelig klingen, nur um zwanghaft Old-School zu sein. Natürlich sollte es aber auch auf keinen Fall zu modern oder klinisch klingen. Daher wollten wir zwar einen klaren Sound, haben jedoch bewusst auf Drum-Samples oder Trigger verzichtet und auch keinen Click-Track benutzt.

Joxe: Wovon handeln Eure Texte, woher holt Ihr Euch Inspiration?

Jens: Die Lyrics basieren alle auf verschiedenen Kurzgeschichten von H.P. Lovecraft, der Focus liegt bei den Lyrics allerdings nicht nur auf dem bekannten Cthulhu Mythos. In vielen Geschichten geht es um unerklärliches Grauen, verbotene Rituale, okkulte Bücher und Menschen, die in diesem Zusammenhang dem Wahnsinn verfallen. Albträume sind in Lovecrafts Geschichten oft die Vorboten schrecklicher Ereignisse. Es geht in den Lyrics allerdings nicht immer um vollständige Geschichten. Oft ist es nur Lovecrafts Beschreibung einer bestimmten Situation, eines Zustandes oder eines Ortes, die Bernd inspirieren.

Joxe: Das Coverartwork ist ein Hingucker. Wer war dafür verantwortlich?

Jens: Das Artwork ist von Mark Cooper gestaltet worden. Wir haben uns recht kurzfristig für dieses Cover entschieden, sind aber absolut davon überzeugt. Es passt wirklich hervorragend zur Musik und zum Konzept der Texte. Die positive Resonanz auf das Artwork freut uns und zeigt, dass wir uns richtig entschieden haben.

Joxe: Ihr bildet bislang zu zweit Slaughterday. Habt Ihr vielleicht vor, mal für Liveauftritte das Line-Up aufzustocken?

Jens: Ja, bislang hatten wir auch einige Auftritte als Band machen können. Live spielen ist schließlich für jeden Musiker immer großartig. Unsere Livecrew (Christian, Ingo und Ulli) hat auf das Songwriting und die musikalische Ausrichtung von Slaughterday zwar keinerlei Einfluss, wir betrachten sie aber dennoch als Teil von Slaughterday, da sie uns eben live als Band repräsentieren. Wir kennen die Jungs zum Teil seit vielen Jahren, sind persönlich und musikalisch auf einer Wellenlänge und sie identifizieren sich zu 100% mit unserem Sound.

Joxe: Für die Vinylausgabe Eurer Scheibe haltet Ihr noch ein Cover von Pentagram bereit. Sind das Eure Helden, wenn Ihr privat zu Hause Musik hört?

Jens: Unsere Faves kommen aus vielen unterschiedlichen Genres innerhalb des Metal. Natürlich interessieren wir uns sowohl für aktuelle Scheiben, als auch für die alten Helden. Bands wie Pentagram, Trouble und Black Sabbath spielen auch beim Sound von Slaughterday eine wichtige Rolle. Es hat Spaß gemacht, diesen Song im Death Metal Gewand zu covern und wir hoffen natürlich, andere dadurch für diese geniale Band begeistern zu können.

Joxe: Wir kommen nun zum Ende des Interviews. Bitte nennt uns doch einmal Eure fünf absoluten Top-Alben für die einsame Insel!

Jens: Das ist zwar nahezu unmöglich und wahrscheinlich ärgere ich mich, sobald ich dies gesagt habe, dass ich vielleicht doch etwas anderes hätte nennen sollen, aber bitte: Autopsy “Mental Funeral”, Massacre “From Beyond”, Death “Scream Bloody Gore”, Dio “The Last In Line” und Slayer „Hell Awaits“

Joxe: Was passiert als nächstes bei Slaughterday, was habt ihr auf dem Plan?

Jens: Wir werden jetzt abwarten, was wir an Live-Auftritten angeboten bekommen und welche wir wahrnehmen können. Außerdem werden wir umgehend mit dem Songwriting für die nächste Platte beginnen.

Joxe: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Euch!

Jens: Vielen Dank für Dein Interesse an Slaughterday und für den Support.



Autor: Joxe Schaefer