NETHERBIRD - …schließen die Lücke!


Obwohl ich schon seit vielen Jahren in der Black Metal Szene aktiv bin, bin ich erst kürzlich auf Netherbird gestoßen, weil ich ein Review zum neuen Album schreiben sollte. Ich kannte die Band vorher nicht und war sofort beeindruckt von den Klängen, die mir entgegen dröhnten. Typisch schwedisch, im Stil alter Helden wie Dissection, Dawn oder Unanimated, vermischen sie gekonnt Death- und Black Metal mit einem guten Gespür für einprägsame Melodien. Die Anfrage des Promoters für ein ausführliches und schnell beantwortetes Interview habe ich dankend angenommen und tatsächlich sofort am nächsten Tag zurück erhalten! So macht Arbeit Spaß!

NETHERBIRD logoDaniel: HELL-o Nephente! Erzähl uns doch zunächst einmal etwas über die Entstehung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Netherbird!

Nephente: Hey Daniel! Ich gründete Netherbird 2004 zusammen mit den beiden Gitarristen Grim und Bizmark. Wir haben uns bei dem Reuniongig von Dissection in Stockholm dazu entschieden, diese Band aus der Taufe zu heben. Das war genau am 30.Oktober 2004. Unsere Idee war es von Anfang an, Songs zu schreiben und dann Freunde zu den Aufnahmen dazu zu holen. So ging das die ersten Jahre. Deshalb waren damals auch so viele Leute an der Band beteiligt in den Anfangstagen. Aber um auch live spielen zu können, musste unsere Besetzung endlich stabiler werden. Es ist einfacher, Leute zu finden, wenn eine Band bereits existiert und dann erst neue Leute sucht. Grim verließ die Band 2008. Bizmark und ich sind immer noch der harte Kern der Band. Aber wir haben noch drei Leute um uns, die uns zur Seite stehen. Ich würde sogar behaupten, dass wir im Moment unsere stärkste Besetzung überhaupt haben, sowohl bei unseren Liveauftritten, als auch in der Fähigkeit, Songs zu schreiben.

Daniel: Hat der Name Netherbird eigentlich eine tiefere Bedeutung? Basiert er auf einem bestimmten Mythos oder so?

Nephente: Schön, dass Du mich danach fragst! Denn der Name ist mir sehr wichtig! Ich wollte einen Namen verwenden, der auf den ersten Blick gar nicht viel aussagt, aber den Hörer zum Nachdenken bringt, welche Idee nun genau dahinter steckt. Ich habe mich mit vielen Leuten darüber unterhalten und sie nach ihrer Meinung gefragt, und sie verbanden ihn auch mit verschiedenen Mythen. Ich werde meine wahre Absicht aber nicht verraten, warum ich die Band letztendlich so genannt habe. Für mich symbolisiert der Name Freiheit durch Dunkelheit, aber ich bin mir sicher, dass er für andere Leute eine ganz andere Bedeutung hat. Da steckt auch noch eine viel tiefere Bedeutung drin, aber ich überlasse es jedem selbst, eine eigene Antwort darauf zu finden.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Nephente: Hauptsächlich die frühe skandinavische Black- und Death Metalszene. Bands wie Unanimated, Dissection, Vinterland und Desultory usw. Ich kann immer nur betonen, dass Bathory für mich das Maß der Dinge und sein Erbe auch heute noch allgegenwärtig ist! Aber heute gibt es kaum noch Alben, die uns beeinflussen. Deshalb nehmen wir auch selbst Alben auf, um diese Lücke zu schließen, hehe! Natürlich gibt es auch heute noch gute Alben, aber das sind sehr wenige, wenn man das mit der Zeit zwischen 1989 und 1995 vergleicht, gerade wenn es um Black- und Death Metal geht.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es Euch um Klischees oder steckt auch eine bestimmte Kernaussage dahinter?

Nephente: Verglichen mit anderen Bands, die diese Art von Musik spielen, sind unsere Texte recht breit gefächert. Es geht oft um Existenzgedanken, die Wichtigkeit des eigenen Willens und die Notwendigkeit, eigene Entscheidungen treffen zu können, die uns unser Leben lang begleiten. Mache Texte sind sehr düster und stellenweise sogar dekadent, aber das ist halt meine ganz persönliche Sichtweise. Ob das nun klischeemäßig ist oder nicht, sollen Andere entscheiden. Natürlich verarbeite ich auch Dinge, die viele Andere zuvor auch schon verarbeitet haben. Aber die meisten Texte sind recht einfach gestrickt. Deshalb kann ich auch nur jedem raten, sich meine Texte mal durchzulesen und sich eigene Gedanken darüber zu machen. Man kann sie auch auf unserer Internetseite finden. Die Texte sind ein wichtiger Teil der Band, aber immer auch metaltauglich, so dass sich niemand über die Wortwahl aufregen muss, um die Songs auch zu genießen. Aber es gibt in den Texten auch viel zu entdecken, wenn man sich ein bisschen näher mit ihnen beschäftigt.

NETHERBIRDDaniel: Ich mag Euer Logo sehr. Es erinnert mich an die Logos von Christophe Szpajdel. Liege ich richtig mit meinem Verdacht? Und wie seid Ihr mit ihm in Kontakt gekommen?

Nephente: Ja, da hast Du Recht! Ich habe Christophe Szpajdel 2005 kontaktiert und erzählte ihm von den Versionen, die ich mit der Band habe. Und das Logo, das er gemalt hatte, entsprach voll meinen Erwartungen. Als ich es das erste Mal sah, war ich wie weggeblasen. Ich finde immer noch, dass es zu seinen besten entworfenen Logos überhaupt gehört. Es ist zwar typisch für seinen Stil hat, aber gleichzeitig auch etwas Eigenes!

Daniel: Ich mag auch das Cover von “The Ferocious Tides Of Fate” sehr. Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Nephente: Das Cover stammt von dem schwedischen Maler Marcus Larson, der von 1825 bis 1864 lebte. Er war extrem talentiert, starb allerdings schon sehr früh und abgewrackt mit nur 39 Jahren. Er war bekannt dafür, ein ungläubiger Mann gewesen zu sein, der nichts für die Kirche übrig hatte und sein Gepäck immer auf vier Pferden durch die Gegend transportieren ließ, wie ein Wahnsinniger. Sein Dasein als Einsiedler und seine tolle Kunst vereint waren also gar nicht so weit vom heutigen Leben eines Extremmetallers entfernt. Und da wir uns auch für Kunst begeistern können, fühlte es sich perfekt an, dieses Kunstwerk zu verwerten, weil es auch dem Albumtitel gerecht wurde. Ich kann nur jedem, der sich ernsthaft für Kunst interessiert, raten, sich seine Gemälde mal anzuschauen. Er hatte unglaublich viel Talent und solch ein düsteres Schicksal.

Daniel: Gibt es auch Pläne für eine Vinylveröffentlichung von “The Ferocious Tides Of Fate”?

Nephente: Das ist schon möglich, schließlich gab es ja früher auch schon Vinylversionen unserer Alben. Allerdings kostet das eine Menge Geld und wir müssen sehen, wie hoch die Nachfrage danach ist! Aber ich hoffe natürlich, dass es bald dazu kommt! Ich will das Cover mal in vernünftiger Größe an meiner Wand hängen sehen!

Daniel: Es gibt insgesamt sechs EPs und drei Singles von Euch! In welchem Format sind sie erschienen? Und werden sie vielleicht einmal alle auf einer CD oder LP erscheinen, um den Sammlern die Arbeit zu erleichtern?

Nephente: Tatsächlich sind die meisten dieser Tracks schon auf unserem Debüt “The Ghost Collector” vertreten. Es gibt also nur noch zwei EPs als solche, nämlich “Shadows and Snow” und “Abysmal Allure”. Vielleicht werden wir sie wirklich eines Tages mal alle zusammen auf einem Tonträger veröffentlichen. Aber heutzutage verkaufen sich Tonträger leider nur sehr wenig, so dass wir unser Hauptaugenmerk lieber erstmal auf neues Material legen. Zumindest gibt es das ganze Zeug zum Gratisdownload auf unserer Internetseite. Besser als nichts!

NETHERBIRDDaniel: Schweden hat eine riesige Death- und Black Metalszene. Hast Du Kontakt zu einigen dieser Bands? Und wie sieht es überhaupt mit der Szene in Schweden aus: Unterstützen sie sich gegenseitig, wenn es z. B. um das Organisieren von Konzerten usw. geht?

Nephente: Die Szene hier ist sehr kompakt und, das weiß ich aus Erfahrung, eigentlich immer nur einen Freund von Dir entfernt. Einige Bands sind offen für alles und sind viel unterwegs. Andere dagegen haben keinen Bock mehr auf das Nachtleben. Zu ihnen habe ich daher natürlich weniger Kontakt. Im Großen und Ganzen halten die Bands hier schon zusammen. Das größte Problem ist eigentlich, dass es hier kaum Clubs für mittelmäßig große Bands wie uns gibt. Es gibt viele Orte für Demobands und richtige Hallen für die großen Bands, die durch unser Land touren. Deshalb hängen wir uns meistens an andere Bands, um in Schweden aufzutreten. Wenn kleine Bands zusammen zocken, ist der Zusammenhalt ungleich größer. Aber hier gibt es Millionen von Bands, so dass es auch viele neue Bands gibt, die ich überhaupt nicht kenne. Wenn es sie jedoch schon länger als fünf Jahre gibt, habe ich sie mit Sicherheit schon persönlich getroffen. Schweden ist gar nicht so groß!

Daniel: Spielt Ihr auch live? Und habt Ihr bereits Pläne für Auftritte in Deutschland?

Nephente: Ja, wir spielen live und wir sind mal in Aschaffenburg mit Vericts und Day Of Decay aufgetreten. Aber wir hoffen, dass wir bald nach Deutschland zurückkehren. Wir werden jede Chance wahrnehmen, bei Euch aufzutreten. Die Metalszene bei Euch ist toll. Deswegen hoffe ich, dass es früher oder später wieder dazu kommt. Wir werden 2014 zunächst neun Konzerte in Osteuropa spielen, aber ich hoffe, dass in der Festivalsaison noch einiges dazukommt. Es gibt nichts Tolleres, als live zu spielen und auf Metalheads der ganzen Welt zu treffen.

Daniel: Euer Schlagzeuger Fjellström trommelt noch bei Dark Funeral, die ja immer schon eine recht große Black Metal Band waren. Ist das ein Problem für Nehtherbird, wenn es um Konzertplanungen usw. geht?

Nephente: Wir haben alle unsere anderen Verpflichtungen, also ist es nur eine Sache der Planung. Was Konzerte angeht, gab es da nie Probleme. Es ist eher ein Vorteil, dass alle in mehreren Bands spielen, weil es Dich fit und bereit hält!

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Netherbird aus?

Nephente: Wir werden 2014 hoffentlich so viele Konzerte wie möglich spielen und auch sofort wieder am nächsten Album arbeiten. Nächstes Jahr feiern wir unser zehnjähriges Bestehen und das werden wir auch gebührend mit einem Konzert in Stockholm feiern. Der 30.Oktober wir ein höllischer Abend für uns alle werden! Weitere Informationen folgen später!

Daniel: OK, Nephente! Die letzten Worte gehören Dir!

Nephente: Danke für das Interview und Dein Review zum Album, Daniel! Ich lade Euch alle ein, mal einen Blick auf unsere Internetseite zu werfen und unsere Musik dort runterzuladen. Wenn ihr sie mögt, teilt die Links und besucht unsere Konzerte! Unterstützt den Underground!

http://www.netherbird.com/

https://www.facebook.com/netherbird

http://netherbirdswe.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller