SOMEWHERE IN NOWHERE - Bäume wurden gepflanzt


Aus dem Bereich, wo die Autos „UN“ auf den Kennzeichen haben, kommen Somewhere In Nowhere. Das soll jetzt nichts heißen, denn hier geht es um die Musik, und die spricht für sich. Es handelt sich nämlich um rohen Heavy Metal, leich angedoomt, aber auf jeden Fall undergroundig und oldschool. Und das liegt nicht daran, dass man satte zwölf jahre auf die neue Scheibe „Back From Nowhere, Into Eternity“ warten musste, erklärten uns Drummer Daniel und Basser Andre.

SOMEWHERE IN NOWHERE logoJoxe: Erst einmal Glückwunsch zu Eurem Album „Back From Nowhere, Into Eternity“. Ich bin mir sicher, Ihr seid sehr zufrieden mit dem Teil?

Daniel: Ja, im Großen und Ganzen schon, obwohl man im Nachhinein natürlich auch immer etwas noch anders gemacht hätte. Aber wir sind echt froh, dass das Teil endlich fertig ist! Wir haben bereits Anfang 2010 mit den Aufnahmen begonnen und wurden erst Anfang diesen Jahres fertig. Das klingt jetzt sehr Savatage-mäßig, haha! Aber da kamen viele Faktoren zusammen: Zuerst hatten wir im Proberaum kein Signal für das Schlagzeug bekommen und haben extra für die Aufnahme ein E-Drum-Kit gekauft, mit dem es dann funktionierte. Dann mussten wir die richtigen Sounds finden, denn wir hatten alle keine Vorerfahrung, was eine Produktion in kompletter Eigenregie anging. Unser Bassist Andre, der die CD selbst produziert hat, wohnte damals noch in Osnabrück, kam nach der Arbeit nach Unna (immerhin knapp 100 km) und feilte dran rum. Um 22 Uhr fuhr er dann wieder zurück nach Hause. Oft werkelte er vor und nach der Arbeit weiter an den Aufnahmen. Unser Sänger Lars hatte oft Wechselschicht, hat nebenbei noch ein Haus gebaut und komplett selbst ausgebaut. Uns sind zwischendurch beim Hören noch viele Fehler aufgefallen, die beseitigt werden mussten. Sound und Lautstärke mussten angeglichen werden usw. Es war sehr mühsam! Auch das Booklet haben wir selber entworfen und vervielfältigt. Wir haben Rohlinge benutzt, die bedruckt werden konnten, damit es nicht zu „self-made“ aussieht usw. Es war ein Rattenschwanz. Wenn man den ganzen Stress der letzten drei Jahre bedenkt, sind wir schon sehr stolz auf die CD, denn da steckt richtig viel Herzblut drin. Und dass die CD bei den Leuten auch so gut ankommt, bestätigt uns in unserem Tun!

SOMEWHERE IN NOWHERE larsJoxe: Aber stellt Euch doch zunächst einmal selbst vor und erzählt unseren Lesern, wie es zur Gründung von Somewhere In Nowhere kam?

Andre: Somewhere in Nowhere gibt es seit 1996 und besteht aus Lars Brenneisen am Mikro, Sascha Sievers an der Gitarre, Andre Sievers am Bass, seit Juni 2009 Daniel Müller am Schlagzeug und seit Oktober 2013 Felix Kramer an Gitarre Nummer zwei. Musikalisch sehen wir uns eher im klassischen Metal angesiedelt, wobei unsere eigenen Songs einen Querschnitt der Musik widerspiegeln, die wir auch selbst gerne hören. So gibt es neben „traditionellen Sachen“ auch doomige, oder thrashige Songs; alles immer getragen durch den melodiösen Gesang. Hmmm, einen konkreten Grund für die Bandgründung gab es eigentlich nicht, außer dem reinen „Spaß an der Freud“. Wir waren irgendwie alle immer schon musikverrückt. Irgendwann hab ich mir dann einen Bass gekauft und angefangen, Maiden-Songs nachzuspielen. Zusammen mit einem guten Freund, Kai Bürgelt, der die Gitarre übernahm, machten wir Musik. Irgendwann begannen wir, eigene Lieder zu schreiben, von denen es einige in abgewandelter Form sogar bis auf die CD geschafft haben. Beide standen wir (und stehen immer noch) auf Bands wie Iron Maiden und Manowar und merkten bei den ersten Gehversuchen zu zweit, dass wir die ganze Geschichte gerne intensiver verfolgen wollten. Da wir schnell einsahen, dass keiner von uns singen konnte, erinnerte man sich schnell an einen weiteren, langjährigen Freund, dem Lars, der den Part am Mikro übernahm. Den Hocker hinter den Kesseln besetzten wir ebenfalls zunächst mit einem Bekannten. Gitarre Nummer zwei war dann relativ schnell mit meinem Bruder besetzt. Die ersten vier bis fünf Jahre spielten wir (mit wechselnden Drummern) genau in dieser Formation.

SOMEWHERE IN NOWHERE saschaJoxe: Seit Eurer Gründung gab es in 2001 nur ein Demo. Zogen die letzten zwölf Jahre einfach so ins Land, oder was ist bei Euch da so passiert?

Andre: Die Gründe für den zeitlichen Verzug sind vielfältig. Zum einen haben sich die jeweiligen Lebensumstände der einzelnen Bandmitglieder im Laufe der Zeit natürlich grundlegend geändert. Familien wurden gegründet, Bäume gepflanzt usw. Auch das Arbeiten in Wechselschichtsystemen macht das Ganze nicht einfacher. Des Weiteren hatten wir mit einigen Besetzungswechseln zu kämpfen. So ist die Position an der zweiten Gitarre, wenn ich mich nicht verrechne, sechsmal neu vergeben worden, die Position an den Drums insgesamt viermal. Im „entscheidenden Moment“ haben wir so immer wieder Zeit darin investieren müssen, bereits existente Dinge neu aufzuarbeiten. Das hat Einiges an Kraft gekostet, und so sind wir dann auch vor einigen Jahren zu dem Entschluss gekommen, auf die Besetzung an der zweiten Gitarre zu verzichten, um uns aufs Wesentliche konzentrieren zu können. Aber das Alles hat auch sein Gutes. Durch die Tatsache, dass wir die Dinge entspannt angegangen sind und uns gegenseitig auch ansonsten nicht allzu sehr aufgerieben haben, haben wir viele, viele Bands überlebt, die vielleicht durchaus besseres Potential gehabt hätten.

Joxe: Eure Sounddichte ist nie zu hoch. In Songs wie „Demon Witch“ müsst ihr die Gitarre doppeln, dass die Riffs während der Soli weitergehen. Habt Ihr schon mal darüber nachgedacht, einen zweiten Gitarristen ins Boot zu holen, oder kam das für Euch nie in Frage?

Andre: Wie gesagt, im Grunde genommen sind alle Lieder auf zwei Gitarren ausgelegt, und gestartet sind wir ja auch mit Zweien. Für eine kurze Zeit waren es sogar drei. Nur wollten wir definitiv nicht auf Biegen und Brechen jemanden in der Band haben, der nicht auch menschlich ein Stück weit zu uns passt. Denn in erster Linie sind wir nun mal auch vier Freunde, die zusammen Musik machen wollen. Technisch versierte Leute gibt es genug, aber meistens passt es halt an anderer Stelle nicht. Und so haben wir uns, nach einigen mehr oder weniger erfolglosen Versuchen, dazu entschlossen, mit einer Gitarre weiter zu machen, was live aber durchaus auch funktionierte. „Konzentration aufs Wesentliche“ halt. Allerdings ist uns gerade bei den Aufnahmen wieder bewusst geworden,  dass die Lieder halt doch erst mit zwei Gitarren ihren „vollen Glanz“ erhalten. Aber auch das Thema hat ja seit  Ende Oktober 2013 ein Ende. Felix ist aus meiner Sicht ein echter Glücksfall, da er ein cooler Typ, prima Gitarrist und vor allem auch guter Songschreiber ist. Man darf also auch live Einiges erwarten!

SOMEWHERE IN NOWHERE andreJoxe: Kommen wir zum neuen Album „Back From Nowhere, Into Eternity“. Habt ihr die Songs zusammen im Proberaum geschrieben, oder wie sind sie entstanden?

Andre: Das kann man pauschal eigentlich nicht  beantworten. Einige sind beim jammen entstanden, einige basieren auf Songideen, die einer von uns, gegebenenfalls inklusive erster Textzeilen, mitgebracht hat. Es gibt auf dem Album ältere Songs, die erst über die Jahre oder bei der Aufnahme ihre Vollendung gefunden haben, andere sind wie gesagt neueren Datums; ein wilder Mix halt.

Joxe: Von welchen Themen handeln Eure Songs, habt Ihr eine bestimmte Message an die Fans?

Andre: Eigentlich sollen unsere Lieder „nur“ unterhalten. Eine schöne Geschichte, passend zur Musik, das ist das Ziel. Wir wollen also die Welt nicht gezielt verändern, obwohl sie es an einigen Stellen bitter nötig hätte!

Daniel: Eigentlich haben wir typische Metaltexte. In „Storms Of Fire“ geht es um Umweltzerstörung, „Atomic Warfare“ handelt von Krieg. „Sons Of The Sea“ ist ein Running Wild-mäßiger Piratensong. In “Templar´s Lament” geht es um die okkulten Riten der Tempelritter im Mittelalter und wie die Kirche bzw. der Papst aus guten Leuten schlechte gemacht hat, eben weil es ihnen von Nutzen war. „Dragon Of North“ behandelt die Nordische Mythologie, in „Demon Witch“ geht es um Hexenwahn, in „Dark Portal“ um ein Tor in eine düstere Parallelwelt usw. Und „Metal Is The Law“ ist ein prolliger Tribut an unsere Lieblingsmusik, hehe!

Joxe: Euer Bassist Andre war für die Produktion zuständig. Wo habt ihr die Platte eingespielt?

Andre: Gesang, Drums und Gitarre sind im Proberaum eingespielt und eingesungen worden, der Bass direkt bei mir daheim, wo ich die Platte letzten Endes auch abgemischt habe.

SOMEWHERE IN NOWHERE danielJoxe: Mit „Metal Is The Law“ habt Ihr einen waschechten Mitgröler auf der Scheibe, auf dem sich sonst viel mehr seriöses und episches Material befindet. Wie kam es dazu, wer von Euch ist für den Song verantwortlich?

Daniel: Soweit ich weiß, war das einer der ersten SiN-Songs überhaupt. Da er viel älter ist und alle Beteiligten noch sehr viel jünger waren (SiN wurden ja bereits 1996 gegründet!), ist er auch einfach simpler gestrickt. Das macht aber nichts, da der Song eine Hymne ist, die den Metal glorifiziert. Und der muss ja schließlich Ohrwurmcharakter haben. Aber es stimmt, dass die späteren Songs oft viel länger, abwechslungsreicher und teilweise auch progressiver waren.

Lars: Andre hat den Song mal mitgebracht (Text und Musik). Wir haben das Ding dann zum Spaß bei den Proben gespielt, meist zum Abschluss. Eigentlich dachten wir, für einen Gig wäre der Song vielleicht zu simpel gestrickt. Irgendwann haben wir den Song dann mal auf einer Privatfeier ausprobiert und er kam ganz gut an. Von da an wurde er ins Repertoire übernommen und ist jetzt quasi unser musikalisches Maskottchen geworden.

Joxe: Wie würdet Ihr selbst Eure musikalische Entwicklung beschreiben, die Ihr vom 2001er Demo „Beyond All Visions“ bis heute durch gemacht habt?

Andre: Nun, ich denke die Lieder sind alles in allem technisch anspruchsvoller und ausgereifter geworden. Vom Stil her würde ich sagen, dass wir nie „den einen“ Stil hatten. Die Lieder bewegen sich eigentlich immer durchweg in der musikalischen Schnittmenge aller Beteiligten. So kann es neben doomigeren Liedern auch mal schnellere geben. Alles immer im gewissen Rahmen, aber durchaus abwechslungsreich. Und genau das ist uns auch wichtig: Lieder zu schreiben, die eine gewisse Eigenständigkeit besitzen und bei denen man sich nicht fragt: „Sag mal, ist das jetzt noch das Lied XY oder doch schon…?“

Daniel: Die musikalische Vielfalt auf der CD ist wohl auch dadurch zu erklären, dass die Songs in unterschiedlichen Epochen entstanden sind. Einige sind noch aus der Anfangsphase der Band, andere sind erst viel später entstanden.

SOMEWHERE IN NOWHERE bandJoxe: Wie geht es weiter bei SiN, werden wir noch einmal zwölf Jahre auf die nächste Veröffentlichung warten müssen?

Andre: Nein, so lange wird es definitiv nie mehr dauern! Für uns war „Back From Nowhere, Into Eternity” auch eine Art Aufarbeiten des „musikalischen Seins“. Ziel jetzt ist es, auf jeden Fall live präsenter zu werden und ganz gezielt an neuen Ideen zu arbeiten, um diese dann schnellstmöglich auf einen Silberling bannen zu können. Ich denke, man wird überrascht und verwundert zugleich sein, wie schnell die nächste Scheibe mit neuen Songs realisiert werden wird!

Daniel: Im Prinzip wurde auf der CD alles aus der gesamten Schaffensphase der Band auf einen Tonträger gebannt, was wir heute noch für gut genug halten. Mit „Back From Nowhere, Into Eternity“ wurde die Vergangenheit von hinten aufgerollt, um auf einen gewissen „Nullpunkt“ zu kommen. Jetzt ist das alte Kapitel abgeschlossen und wir können endlich damit anfangen, neue Songs zu schreiben, ohne unserer Vergangenheit noch hinterher rennen zu müssen. Dadurch dass es so lange gedauert hat, dieses Kapitel zu beenden, passt der Titel der CD auch wie die „Faust aufs Auge“ und ist deshalb auch ganz bewusst so gewählt worden.

Joxe: Was passiert bei Euch an der Livefront? Welches sind Eure nächsten Auftritte?

Andre: Die nächsten Wochen werden wir uns zunächst einmal einschließen und mit Felix unsere Songs einstudieren. Zeitgleich werden neue Songs erarbeitet, so dass wir beim nächsten Live-Auftritt auch definitiv neue Songs präsentieren können. Terminlich steht derzeit aber noch nichts fest.

Daniel: Seit meinem Einstieg bei SiN im Juni 2009 ist live relativ viel passiert. Wir haben 2010 einige Gigs gespielt, meistens im Sauerland mit unseren Freunden von Babylon Riot und Hadron Collyder. Durch die CD-Produktion ist das alles dann etwas eingeschlafen. Man muss Prioritäten setzen! Aber 2012 haben wir auf dem „Mercenaries Metal Meeting 6“ in Datteln gespielt. Jetzt, mit einer fertigen, neuen CD im Rücken, ist es natürlich einfacher, sich für Konzerte zu bewerben, als früher, wo wir nur sagen konnten: „Hier ist unsere alte CD von 2001, zwei Leute sind aber nicht mehr dabei. Hört doch mal rein…“ Wir haben auf jeden Fall voll Bock, live zu spielen und nehmen Eure Angebote sehr gerne an! Und jetzt, wo wir auch einen zweiten Gitarristen mit dabei haben, knallt das auch noch eine Ecke mehr!

Joxe: Okay. Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Euch!

Daniel: Danke Joxe, dass Du Dir die Zeit genommen hast, uns Deine Fragen zu schicken! Ich weiß, wie viel Du für CROSSFIRE schreibst und dass Du alle Hände voll zu tun hast. Schön, dass Du uns noch einschieben konntest, weil uns ja kaum jemand kennt. Wir wissen das sehr zu schätzen!

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Autor: Joxe Schaefer