Daniel: Hi Mat! Wir haben ja erst letztes Jahr ein sehr ausführliches Interview geführt. Aber aus aktuellem Anlass wollte ich Dich noch einmal kontaktieren. Kommen wir zunächst zu dem Re-Release Deines bislang einzigen Soloalbums „Back To The Bullet“: Wie kam es zu dieser Wiederveröffentlichung? War das Original ausverkauft oder die Nachfrage besonders groß?

Mat: Das Original gibt es seit Jahren nicht mehr im BMG-Vertrieb und ich hab mich um die Rechte gekümmert, dass das Album zu einem vernünftigen Preis offiziell zu kaufen ist.

Daniel: Das Cover unterscheidet sich farblich und logotechnisch vom Original. War das von Anfang an so beabsichtigt, um die verschiedenen Editionen auseinander zu halten?

Mat: Wir haben die alten Aufnahmen remastered, Bonustrack und zwei Videos drauf, deswegen sollte sich das Cover zumindest etwas vom Original unterscheiden.

Daniel: Mich würde interessieren, wo der Bonustrack „She´s Got The Look“ auf einmal herkommt, der jetzt auf dem Album enthalten ist. War das eine Single-B-Seite oder ein verschollener Track, den Du nachträglich noch in einer alten Kiste im Keller gefunden hast oder so?

Mat: Das war die B-Seite der ersten Single und später auch als Bonustrack der CD-Auflage, weil 1990 ja noch Vinyl Priorität hatte. Ja, also ein regulärer Song aus der damaligen Session.

Daniel: Das Originalalbum erschien ja damals bei einem Majorlabel (BMG Ariola). Wie kam es damals dazu? Und wie war es, bei einem so großen Label unter Vertrag zu sein? War der Deal gut für Euch? Seid Ihr viel getourt?

Mat: Der Deal war wirklich super, aber sie wollten mich als Solokünstler. Problem war, dass die zuständigen Leute damals bei BMG sehr schnell ihren Job verloren und man hatte es in einem Jahr mit drei verschiedenen Ansprechpartnern zu tun, die musikalisch auch noch total unterschiedlich tickten. Also kurzfristig okay, langfristig kein Thema.

Daniel: Warum ist „Back To The Bullet” eigentlich so verdammt heavy ausgefallen? Es erschien ja nach „Dangerous Charm“ (1987) und vor „No More Alibis“ (1992) und „Respect“ (1993), und die waren ja doch sehr balladesk…

Mat: Für die „Dangerous Charm“ hat die Plattenfirma einen Pop-Produzenten verpflichtet und so klang jedes noch so geile Riff im Endeffekt glatt und kraftlos. Das wollte ich bei „Back To The Bullet“ vermeiden.

Daniel: Es fällt auf, dass die Songs auf „Back To The Bullet“ sehr rockig sind und auch sehr gut in die heutige Sinner-Setlist passen würden. Gibt es Pläne dafür, solche Kracher wie den Titelsong oder „Tear Down The Walls“ mal wieder in die Setlist aufzunehmen? Oder willst Du Dein Soloprojekt ganz strikt von Deiner Hauptband trennen?

Mat: Ich mag die Songs – das kann ganz schnell passieren.

Daniel: „Back To The Bullet“ ist bis heute Dein einziges Soloalbum geblieben. Womit hängt das zusammen? Wird eines Tages noch mal eins erscheinen?

Mat: Weil Sinner-Alben eigentlich meine Soloalben sind. Da mache ich, was ich will und lasse mich in keine Zwangsjacke stecken. Deswegen sind meine Ambitionen auf eine zweite Soloplatte momentan sehr gering.

Daniel: Kommen wir nun zu „Neu Aufpoliert, Teil 2“: Mit Sinner hast Du nun ein neues Album aufgenommen, dass alte Klassiker im neuen Gewand enthält. Was war der Anlass dafür? Der Oldschool-Set auf dem Headbangers Open Air 2012, die Tatsache, dass Ihr nun drei Gitarren habt und die Twinleads neben der Rhythmusgitarre besser zur Geltung kommen? Oder gibt es auch andere Gründe dafür?

Mat: Gründe sind ganz einfach: Die Rechte an den Produktionen dieser Zeit gingen mittlerweile durch viele Hände. Die CDs werden offiziell seit längerer Zeit nicht mehr vertrieben und so erreichen die wenigen „kaufbaren“ Exemplare völlig unverschämte Preise. Die Original Mehrspurbänder sind anscheinend im Haus des ehemaligen Besitzers verbrannt. Da wir viele dieser Klassiker noch immer in unserem Live-Programm haben und Fans sowie Band die Songs gerne spielen und hören, kamen wir zusammen mit unserer Plattenfirma AFM Records auf die Idee, eine ganz spezielle Platte zu produzieren. Die favorisierten Songs mit neuer Produktion und alle Jungs gemeinsam in einem Top Tonstudio – das war die Vorgabe und die wurde auch umgesetzt. Ich finde die Platte knallt und die schwierige Aufgabe wurde super umgesetzt!

Daniel: Zusätzlich sind hier noch drei Bonustracks enthalten: „Don´t Believe A Word”, „Blood On The Sand“ und „Heat Of The City”. Sind das alte Songs aus der Zeit, die Du nie verwendet hast oder brandneue Stücke, die bewusst im alten Stil gehalten sind?

Mat: „Blood On The Sand“ und „Heat Of The City“ sind Stücke aus dieser Zeit, die ich selbst noch nicht aufgenommen habe und jetzt, neu arrangiert, genau zum Spirit der anderen Songs passen. „Don’t Believe A Word“ ist ein Remake eines Thin Lizzy-Songs, von dem allerdings nur der Text von Phil Lynott und das Gitarrensolo übrig geblieben ist. Mein Kumpel Jimmy Coup, wahrscheinlich der bekannteste Straßenmusikant aus Dublin, hat den Song überarbeitet und ich fand seine Version so spannend, dass ich sie veröffentlichen wollte!

Daniel: Ihr spielt 2014 auf dem Keep It True eine spezielle Oldschool Show. Das kommt mir irgendwie bekannt vor… Was wird uns erwarten: Dieselbe Setlist wie auf dem Headbangers Open Air 2012 oder wird es eventuell auch ein paar Überraschungen geben?

Mat: Es wird einige Überraschungen geben. Wir haben nicht vor, das Set 1:1 zu kopieren!

Daniel: Welche Zukunftspläne hast Du sonst noch so mit Sinner?

Mat: Wir werden zwischen Weihnachten und Neujahr eine kleine Tour spielen, mit vielen Gästen und einer sehr spannenden Setlist und wir werden unser 30-jähriges Bestehen auf der Bühne nachfeiern. Ich glaube, das wird eine geile Geschichte, auf die ich mich jetzt schon freue!

Daniel: OK, Mat! Die letzten Worte gehören Dir!

Mat: Bitte unbedingt „Touch Of Sin 2“ anchecken! Bald gibt’s dazu noch ein super lustiges Video zu „Don’t Believe A Word“ und ich hoffe, viele von euch auf den nächsten Sinner-Shows zu treffen!


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