Headbangers Open Air

Brande-Hörnerkirchen, 25.07.2013 - 27.07.2013

flyerDas kleine Festival in Schleswig-Holstein, zwischen Kuhwiesen und Maisfeldern, rund um die sympathische Tegelhütte, war wieder der Mittelpunkt für die Banger weltweit. Die international gemischte Auswahl der Bands aus dem Bereich des echten Stahls, vermochte auch den ein oder anderen Zuschauer aus seiner Heimat anziehen. So zum Beispiel 77, Muro, und Wild von der iberischen Halbinsel; letztere legten eine bemerkenswerte Performance auf der Warm-Up Show des Festivals hin. Wer aus so wohltemperierten Ländern kommt, der kam hier auch bestens mit der Hitze von bis zu dreißig Grad klar, die bis auf ein kleines Unwetter am Samstag vorherrschte. Natürlich wurde auch die erste Liga bedient, wie die Freunde der NWoBHM ihre Musik der Gründerzeit gerne nennen. Eingeladen wurden Demon, Persian Risk, Savage, Praying Mantis, und Trespass, doch letztere sagten ab und wurden von den Kanadiern Axxion ersetzt. Mag ja sein, dass es in der Umgebung Kernkraftwerke gibt, doch für alle Welt war klar, die größte Power kam an diesem verlängerten Wochenende aus Brande-Hörnerkirchen, durch eine gesunde Kraft des Heavy Metal!


Donnerstag, 25.07.2013: 77, Kissin’ Dynamite, Fortè, M:Pire Of Evil, Overkill

77Die Iberer von 77 müssten eigentlich 78 heißen, weil sie mehr nach „Powerage“ klingen, als nach „Let There Be Rock“. Mit dieser These traf man auf viel Zustimmung auf dem Headbangers Open Air, das auch ein Zeichen dafür war, wie sehr die AD/DC- Soundalikes schon bekannt sind. Die Spanier gaben sich besonders auffällig im Vintage Look all over, mit Oberhemden und Schlaghosen, wie sie damals angesagt waren. Vor allem Gitarrist und Shouter Armand Valeta, mit der Voice eines Bon Scott und der Klampfe eines Malcolm Young, schien es besonders ein duftes Hellbau angetan zu haben. Es wurde nach jedem Song mächtig Applaus gespendet, und es war bereits jetzt so voll, dass die Menge bis Nähe Campingplatz stand. „High Decibels“, „Melting In A Spoon“, „This Girl Is On Fire“, der Ausflug von LG Valeta ins Publikum, sowie “Big Smoker Pig”, all das war beim frühabendlichen Auftritt der Katalonier zu erleben, und es bat mich noch eine unserer Schreiberinnen, dass sie doch besonders das Aussehen des Bassers hervorgehoben wissen mochte. (Joxe Schaefer).

 

kissin dynamiteGegen die untergehende Sonne spielten Kissin’ Dynamite aus Reutlingen. Die Youngster hatten drei Alben im Gepäck und konnten mit einer gereiften Performance auffallen, obgleich man sich auch sicher sein konnte, dass der durchschnittliche Besucher des H:O:A eher weniger auf die Platten der Band zurückgreift, weder im Erwerb, noch im Konsum. Jedenfalls erinnerte sich von uns niemand daran, die letzten Tage jemanden mit einem Shirt der Band auf dem Festival rumlaufen gesehen zu haben. Die Schwaben gaben sich in ihren Poseroutfits dem Midtempo Hardrock hin, doch es war ihnen nur schwer möglich, die vom Vorgänger 77 durchgeschüttelte Menge gleichermaßen zu bedienen. Shouter Johannes Braun bedankte sich beim Publikum, dass es noch Headbanger gibt, die kleine Festivals besuchen, und nach gut fünfzig Minuten konnten die Süddeutschen ein paar zufriedene Fans zurück lassen. (Joxe Schaefer).

 

forteForté ist eine dieser Bands, die man zwar vom Namen kennt und von denen man immer mal günstig CD’s in Second Handläden sieht. Gehört habe ich sie aber noch nie. Hätte ich das mal vorher gewusst! Bassist Ghames Jones spielte mal bei The Black Symphony, deren Debüt ich in den späten Neunzigern recht geil fand und Sänger James Randel war früher bei Oliver Magnum, von denen ich beide Demos und die LP besitze. Dementsprechend US-metallisch ging man auch zu Werke. Knackige Riffs und groovendes Schlagzeug wurden mit fettem Sound und richtig geilem, hohem und kraftvollem Gesang dargeboten. Das Posing der Band passte auch und so wurde der Gig von Forté sehr kurzweilig. Ihr Zeug wird definitiv erstmal nachgekauft! (Daniel Müller).

 

mpire of evilM:Pire Of Evil sind quasi die Mark II-Besetzung von Venom. Dementsprechend sollte es heute ein exklusives Venom-Set geben. Aber Tony “Demolition Man” Dolan und Jeff “Mantas” Dunn ließen sich nicht lumpen. Klar gab es Venom-Zeug, aber eben nicht nur aus der gemeinsamen, damaligen Phase von 1989 bis 1993, die auf ihrem neuen Album “Crucified” wieder neu aufgenommen wurde. Als Einstieg gab es erstmal vom Debüt “Hell To The Holy”, den Kracher “Metal Messiah”, bei dem Tony Dolan Kunstblut spuckte. Direkt danach rastete das Publikum bei “Die Hard” völlig aus. Mit “Waking Up Dead” folgte wieder etwas vom eigenen Debüt. „Don´t Burn The Witch” fand für mich etwas überraschend den Weg in die Setlist. Mit “Blackened Are The Priests”, “Carnivorous” und “Temples Of Ice” klapperte man dann die gemeinsame Venom-Phase ab. Nach “Hell To The Holy” und Welcome To Hell” gab es noch “Demone” von der brandneuen 7-Inch und “Hellspawn”, bevor man mit den Venom-Klassikern “Black Metal”, “Witching Hour”, Countess Bathory” und “In League Witch Satan” die betrunkenen Maniacs im Moshpit endgültig ins Delirium schoss. Die Band hatte sehr viel Spielfreude und einen guten Sound und ich bin mir sicher, dass sie nicht ewig im Schatten der großen Venom stehen werden! (Daniel Müller).

 

overkillDer Headliner des ersten Festivaltages ließ auf sich warten. Das Hantieren der Roadies auf der Bühne wurde nach und nach mehr mit Unmutsbekundugen aus der ungeduldigen Audienz bewertet, sollten Overkill doch eigentlich schon seit zwanzig Minuten spielen. So wurden noch einmal mit einem Schraubendreher die Füße der Mikrofonständer geprüft, und der Klang der Drums so ausgiebig getestet, dass alles schon nach Hinhaltetaktik aussah. Die Overkill-Rufe schienen dann doch noch auf Gehör gestoßen zu sein, denn die Veteranen des Thrash erklommen die Bühne und das Brimborium um den Stageset war wie weggeblasen. Zu „Rotten To The Core“ wurde dann auch im Fotograben mächtig geschoben, und in der Ansage zu „Wrecking Crew“ konnte Bobby mit „Headbangers Open Air wie geht’s“ erstmalig punkten. Nach „Bring Me The Night“ und dem Spruch “My Heart Beats Faster When I’m In Deutschländ” gleich ein weiteres Mal. “Electric Rattlesnake”, “Hello From The Gutter” und “Ironbound” zeugten von einer schweißtreibenden Best-Of-Setlist, und Gitarrist Derek Tailer tauschte sein Shirt gegen ein Bandana, bevor die Masse zu “Old School” vom 2005er Album „ReliXIV“ steil ging. Doch es gab auch eine Überraschung, denn „Who Tends The Fire“ hatte wohl niemand auf dem Zettel. Wohl aber „In Union We Stand“, das mitgesungen wurde, wie ein „Medieval Steel“ auf dem diesjährigen Keep-It-True-Festival. Die Reaktionen auf den Brecher „Elimination“ entlockten Bobby dann die Worte, dass die Festivalbesucher hier besonders oldschool wären, und sich dafür selber einen warmen Applaus spenden sollten. Doch im Mitsingpart von “Fuck You” erschien ihm die Menge zunächst nicht laut genug, dass er dies mit “Sounds A Bit Weak, Like Wacken” bewertete. Overkill taten alles, hier mehr als bloß zu punkten, sie haben auch die zu Beginn fehlenden zwanzig Minuten angehangen. Damit wurden sie erwartungsgemäß Tagessieger und legten eine der besten Performances des Festivals hin, trotz anfänglicher Soundprobleme. (Joxe Schaefer).

 

Freitag, 26.07.2013; Axxion, Game Over, King Leoric, Midnight Priest, Screamer, Skiltron, Bloodfeast, Iron Savior, Vicious Rumors, Demon.

axxionDer Festivalfreitag wurde von Axxion eröffnet. Nach dem Abspringen der NWoBHM-Legende Trespass, die plötzlich verkündeten, nicht mehr auftreten zu wollen, rutschten die Kanadier auf das Festivalbilling. Und wer sie erlebt hat, ging auch mit der Meinung der Veranstalter konform, die richtige Wahl getroffen zu haben. Denn Axxion spielten sich mit ihrem frischen Heavy Metal, der mehr Heavy Metal gar nicht sein kann, in die Schädel und in die Herzen der Besucher. Zum Glück konnten jetzt alle, die nicht auf dem Warm-Up waren, die erquickenden Kanadier begutachten. Shouter Dirty D bekam wieder seine hellen Schreie hin, was nicht nur an seiner stilechten Eierkneiferspandex lag. Unterstützung am Mikro kam von hinten an der Schießbude, wo Schlagwerkerin Alison Thunderland ihr Unwesen trieb. Für eine erste Band des Tages ergatterten sie sehr viel Applaus für ihren starken Auftritt, und sie gehörten zu den Festivalhighlights. (Joxe Schaefer).

 

game overWeiter ging es mit Game Over, denen für die nächsten vierzig Minuten die Bühne gehörte. Sie waren aus Italien gekommen, um ihren Thrash auf dem H:O:A zu verbreiten, der sich tempotechnisch immer an oberster Speedkante orientierte. Und sie taten das mit solch zackiger Action, dass es schwer war, ein unverwackeltes Foto schießen zu können. Das gelang, wie man unschwer auf dem Bild erkennen kann, erst beim Rudelbangen, als sie sich in einer Reihe formatierten. Optisch setzten sie ihrem Oldschool Thrash ebenfalls um, worauf ihre Vorliebe für weiße Shirts deutete. Hinter den Alpen wird also auch gethrasht, das lehrten die jungen Mucker den Festivalbesuchern, die immer wieder vom Shouter am Fünfsaiterbass andirigiert wurden. (Joxe Schaefer).

 

king leoricDie nächste Band am heutigen Tag hörte auf den Namen King Leoric, und war vielen Festivalbesuchern nicht geläufig, deswegen wurden sie oft mit dem Pseudonym ‚King Lui’ versehen. Doch die Mannen aus Wolfenbüttel haben bereits drei Longplayer im Gepäck, und wussten sich weiter zu etablieren. Denn zum Soundcheck spielten sie das Intro von „Paranoid“ an, um mit „Breaking The Law“ die Besucher an die Front zu locken. Danach die Ansage an den Soundmann, “wir würden jetzt dann mal gerne anfangen“, bewies der kuschelbärige Fronter auch eine Prise Humor, die ankam. Auf dem H:O:A muss man keine Growls erwarten, und von vollbärtigen Shoutern auch keine Tiefen, wie King Leoric zeigten. Nicht selten war in ihren Songs eine gewisse Iron-Maiden-Rhythmik erkennbar, und einige Mitsingparts, entlockten bei der Audienz Zugaberufe. Well Done! Gerüchten zu Folge wird man ihren Namen noch öfters lesen, denn sie sollten schon für weitere einschlägige Festivals gebucht worden sein. (Joxe Schaefer).

 

midnight priestMidnight Priest aus Portugal sind hier noch sehr unbekannt, aber ich habe sogar ihr Demotape „The Priest Is Back“ original in meiner Sammlung stehen. Sie spielten traditionellen Metal der Achtziger mit coolen Twinleads. Ich weiß nicht, wie der Song in der Mitte des Sets hieß, aber wir guckten uns an und sagten unisono „The Trooper“. Die Gitarrenmelodie war ganz stark an das Original angelehnt. Auch der Iron Maiden-Coversong „Phantom Of The Opera“ bestätigte den Verdacht, dass sie Maiden wohl ganz cool fanden. Der Rest war etwas eigenständiger, zumindest rifflastiger als ihre Englischen Vorbilder. Apropos Englisch: Bis auf den Coversong wurden alle eigenen Stücke in der Landessprache gesungen, was den Kauzfaktor dieser Okkultcombo noch unterstrich. Auch hier gab es viel Spielfreude und guten Sound. Midnight Priest machten richtig Bock! (Daniel Müller).

 

screamerBereits zur Warm-Up Show war Drummer Henrik von Screamer angereist, um den befreundeten Bands beizuwohnen. Er war ja auch mit seiner Größe von über zwei Metern nirgends übersehbar. Unüberhörbar war dagegen dann für die nächsten fünfundvierzig Minuten der Auftritt, der gleich mit einer schnelleren Version von „Adrenaline Distractions“ zeigte, wo der Fischer den Matjes hat. Zu „No Regrets“ und „Slavegrinder“ fiel besonders der aggressive Sound des Basses von Christoffer auf, und „Can You Hear Me“ wurde ihren Spanischen Freunden von 77 gewidmet, die natürlich auch in der Audienz zu „Keep On Walking”, „Demon Rider“ und „No Sleep ‘Til Hamilton” mitrockten. “Phoenix” wurde auch so schnell wie der Track „Screamer“ zuvor gezockt, und wir erlebten einen Pit vor der Bühne. Durch Gitarrist Dejan gabs eine kurze Bandvorstellung, und „Rock Bottom“ ließ zum Schluß erhobene Arme und Rufe nach Screamer zurück. Screamer gehören trotz Twin Leads und hohem Tempo zu den erdigeren Vertretern der jüngeren Oldschooler, und sie gaben heute richtig Gas. Das Besondere an einen Gig der Jungs aus Ljungby wurde heute auf dem H:O:A wieder etwas deutlicher. Das sind noch einmal 2000 Leute weniger, denen man erklären muss, wer Screamer sind. (Joxe Schaefer).

 

skiltronDas Wetter in Brande-Hörnerkirchen gab ebenfalls Gas, zunächst erst einmal bei den Temperaturen. Hatte ich mich dafür entschieden, meine Notizen mit Kuli auf Papier zu pinnen, weil für das Eintippen in Smartphones über eine Festivallänge nicht genug Akku bereit gehalten wird, war dies nicht die beste Idee. Denn durchgeschwitztes Papier ist nur schwer zu beschriften. Die Rockträger von Skiltron waren barfüßig auf jeden Fall für diese schwitzigen Temperaturen besser gekleidet. Zu ihrem mit Folkanteilen versehenen Sound, bei dem die Pipes nicht permanent eingesetzt wurden, stampfend und auch hymnisch im Midtempo, wurden Vergleiche zu Alestrom laut. Doch es sind definitiv keine Schotten. Gemessen an der geringen Zahl von Zuschauern vor der Bühne, ist es schon ein wenig Schade, aus dem beheimateten Argentinien angereist zu sein. Trotzdem bot es sich für die Band an, wo sie schon mal einen Dudelsack hatten, und vor vielen Oldschoolern auftraten, „It’s A Long Way To The Top“ vom ersten AC/DC Album als letzten Song zu präsentieren. (Joxe Schaefer).

 

bloodfeastBloodfeast waren für mich eine der positivsten Überraschungen dieses Festivals. Sie waren schon 2010 einmal hier. Da habe ich sie aber nicht gesehen. Sie sind eine dieser Bands, von denen ich das Cover kannte und die Musikrichtung wusste, ohne sie jemals zuvor gehört zu haben. Aber was ich sah und hörte, war völlig geil! Zwei Alben, eine EP und eine Compilation haben sie 1987 und 2002 veröffentlicht. Seit 2007 sind sie wieder aktiv. Sänger Chris Natalini ist seit 2010 dabei und ein richtiger Sympathieträger. Er ließ sich von der Stimmung mitreißen und sprang sogar ins Publikum, wo er immerhin drei Songs sang, was seine Bandmembers zunächst etwas irritierte, da sie ohne ihn auf der Bühne erst gar nicht weiterspielen wollten. Bloodfeast prügelten sehr präzise und kompromisslos ihr Zeug runter und überzeugten dabei auf ganzer Linie. Sehr geil! (Daniel Müller).

 

iron saviorIron Savior zeigte heute ihren Piet im lockeren Sommeroutfit. Keine Ahnung, wie oft ich die Band bereits live gesehen habe. Aktuell ist bei der Band grad nicht viel los; ihr letztes Album ist aus 2011. So bekamen wir es auch mit einem relaxten Auftritt zu tun. Mainman Piet Sielk stand die meiste Zeit an seinem Mikro, doch von seinen Sidekicks war auch nicht mehr Bewegung ersichtlich. Auf ihrer ersten Scheibe half Kai Hansen den Hamburgern auf die Sprünge, und hinterließ einen Schatten, den sie bis heute nicht mehr los wurden, zumal in den performten Tracks „The Savior“ und „Watcher In The Sky“ immer ein Hauch von Kai Hansen mitschwingt. Dagegen kam das Titelstück von einer der späteren Scheiben „Condition Red“ schon bodenständiger. Iron Savior gehören zu den besseren Deutschen Bands des Powermetal, ihre hitbespickte Setlist sprach ebenfalls Bände. Doch allzu kraftvoll war ihre Performance heute nicht, und das trotz fettem Sound. Die Band, von der man bereits ein amtliches Cover von Judas Priest’s „The Rage“ kennt, griff leider heute unverständlicher Weise auf das abgedroschene „Breaking The Law“ zurück. Kein wirklich schlechter Auftritt, doch man durfte mehr erwarten, wie die Nachfolgeband Vicious Rumors eindrucksvoll unter Beweis stellte. (Joxe Schaefer).

 

vicious rumorsVicious Rumors ist eine dieser Bands, die wohl noch nie in ihrer langen Karriere auch nur einen miesen Gig gespielt haben. 2011 habe ich sie auf der „Razorback Killers“-Tour ganze achtmal gesehen und sie haben immer überzeugt. Mich überrascht immer wieder diese spielerische Einheit, die absolut beängstigend ist, vor allem wenn man bedenkt, dass schon wieder zwei Leute ausgetauscht wurden. Der Bassist soll jedenfalls eine Woche zuvor im Turock in Essen noch nicht dabei gewesen sein. Unfassbar, wie gut und schnell er sich eingefügt hat. Zum 25jährigen Jubiläum ihres Meisterwerkes „Digital Dictator“ gab es zum Auftakt den Titeltrack, „Minute To Kill“, „Lady Took A Chance“, „Worlds And Machines“, das noch nie gespielte „The Crest“ und „Out Of The Shadows“. Vom dritten Album gab es „World Church“, On The Edge“, „Down To The Temple” und “Hellraiser”, von “Welcome To The Ball” außerdem “Abandoned” und überraschenderweise „Six Stepsisters“, dazu zwei Songs vom neuen Album („I Am The Gun“ und „Electric Punishment“). Als allerletzte Zugabe hauten sie dann die Hymne raus, die nach ihrem H:O:A-Auftritt 2009 entstanden ist: „Let The Garden Burn“. Danach ging auch gar nichts mehr. Sänger Brian Allan sprang ins Publikum und ließ sich tragen. Band und Fans waren ausgepowert und alle sind glücklich und zufrieden gewesen. Was sollte nach diesen neunzig Minuten noch kommen? (Daniel Müller).

 

demonDemon hatten einen ganz schweren Stand. Und doch zogen sie sich ganz gut aus der Affäre, auch wenn später einige Leute über die Setlist gemeckert haben. Die bezog sich nämlich nicht nur auf die ersten beiden Alben und „Taking The World By Storm“, sondern absolut kreuz und quer durch die Bandgeschichte. Auch wenn natürlich „Night Of The Demon“ den Anfang und „Don´t Break The Circle“ den Schluss setzten, gab es zwischendurch viele sphärische Melodien, Dreivierteltakte und viele Spielereien. Songs wie „The Plague“, „Nowhere To Run“, „Blackheath“, „Wonderland“ oder „Standing On The Edge” kamen relaxt rockend daher und boten eine gute Gelegenheit, um nach Vicious Rumors wieder runterzukommen. Und das ist nicht etwa negativ gemeint! Das Zusammenspiel war gut und präzise. Und wenn Demon mal nicht hymnisch sind, dann überzeugten sie durch handwerkliches Können. Schön! (Daniel Müller).

 

Samstag, 27.07.2013: Midnight Messiah, Megahera, Sacred Steel, Heretic, Persian Risk, Blaspheme, Savage, Muro, Praying Mantis, Metal Church

midnight messiahWer am dritten Festivaltag schon frühzeitig vor der Bühne eintraf, um Midnight Messiah zu sehen, der sollte Ohrenzeuge werden, wie der Mischpultmann System Of A Down abspielte. Doch bevor man sich darüber Gedanken machte, diskutierte man lieber darüber, dass es sich bei Midnight Messiah um Leute der NWoBHM-Veteranen Elixir handelte, bei denen mal Clive Burr (Iron Maiden, R.i.P.) trommelte. So wurde es schnell High Noon, wo man einen nicht ganz so explodierenden Start erwischte, wie die jungen Bands an den beiden voran gegangenen Festivaltagen. Dafür spielten sie aber erdiger und machen es mit soliden Riffs. Sänger Paul Taylor, mit der Würze in seiner Stimme wie ein leiserer Biff Byford, erschien in einem den Temperaturen eher suboptimal angepassten geschlossenen Lederoutfit, dafür erinnerte mich der Gitarrist mit seiner tief auf der Nase sitzenden Brille an die Comics von Clever und Smart. Aushilfsdrummer Nigel ersetzte den Etatmäßigen, weil dieser in Abwesenheit Vater werden wollte. Sehr straight und treibend pflügten sich die Briten durch ihren Set und sorgten für die ersten erhobenen Arme. (Joxe Schaefer).

 

megaheraVor dem Auftritt von Megahera wurde diskutiert, warum auf der Homepage des Festivals der Name der Band als einziger in Blockschrift geschrieben war. Eine Antwort darauf wurde bis zu ihrem pünktlichen Beginn nicht gefunden. Als eine Mischung aus NWoBHM und altem Amithrash wurden sie angekündigt, und sie klangen dann eher wie monotonere Metallica. Auch das Outfit des Vierers deutete auch mehr in Richtung Thrash. Ihre schwarzen Klamotten, ein freier Oberkörper, ein weißer Bass und eigene Bandshirts mit ihrem einprägsamen Logo blieben länger im Gedächtnis, als was das Ohr aufnahm, während wir mit dem allgegenwärtig auf dem Festivalgelände anwesenden Peter Hobbs in Gespräche verwickelt waren. Da darf man noch mal in ihre beiden Longplayer reinhören, denn schlecht war das von den Italienern Gebotene nicht. (Joxe Schaefer).

 

sacred steelSacred Steel habe ich schon oft gesehen. Und auch dieses Mal war es so wie immer: Sie knallten gut rein und spielten Power Metal amerikanischer Prägung, der stellenweise auch sehr thrashig rüberkam. Nur erwischten sie heute eine recht frühe Stagetime. Dabei haben sie doch mit ihrem achten Werk "The Bloodshed Summoning" ein amtliches neues Album im Gepäck, und schon ein paar Jahre im Geschäft sind sie auch, dass man weiß, welches Brett von den Süddeutschen zu erwarten ist. Die lustigen Ansagen von Sänger Gerrit Mutz sorgten für allgemeine Erheiterung, dass zum Beispiel ihr neuer Tourbus noch nicht mit Unterhaltungselektronik ausgestattet war. Aufgrund der vielen Metaltouristen wechselte er auch häufiger mal zur englischen Sprache. Sacred Steel haben gut Laune gemacht und die Menge überzeugt. Ende August headlinen sie zusammen mit Blitzkrieg das Festival 'Der Detze Rockt' in der Eifel, und im September ein Metalfest in Mailand. (Daniel Müller).

 

hereticEine der positivsten Überraschungen dieses Festivals waren auf jeden Fall Heretic. Bekannt wurden sie mir dadurch, dass Mike Howe dort früher gesungen hat, der aber leider weder bei Heretic noch bei Metal Church auf diesem Festival dabei war. Schade, aber egal, denn auch Julian Mendez, der 1985 schon einmal in der Band war und früher mal bei Stone Soldier hinter dem Mikrofon stand, ist ein grandioser Sänger. In dieser Besetzung spielen sie nun seit 2011. 2012 folgte ein brandneues Album mit dem Titel „A Time Of Crisis“. Live gab es sowohl altes, als auch neues Material, wobei ich mich über die alten Gassenhauer wie „Heretic“, „And Kingdoms Fall“ oder „The Circle“ am meisten gefreut habe. Aber auch die neuen Songs reihten sich nahtlos ein, die Band hatte Bock, das Bier schmeckte und alles war cool! Ich hoffe, dass die Jungs jetzt endlich öfter mal über den großen Teich kommen. (Daniel Müller).

 

persan riskBesonders gespannt war ich auf Persian Risk. Schließlich ist Motörhead meine Lieblingsband und ihr „neuer“ Gitarrist Phil Campbell (seit 29 Jahren!) vorher bei Persian Risk aktiv gewesen. Mit Motörhead hatte das hier Gebotene aber nichts zu tun, sondern musikalisch gesehen eher mit Saxon. Stumpf im Vier-Viertel-Takt stur geradeaus mit schönen rockigen Gitarren und hymnischen Refrains spielten sie fröhlichen Sonnenschein Metal. Leider passte dazu das Wetter nicht mehr, denn Persian Risk war die einzige Band des Festivals, bei der es richtig geschüttet hat. Die Jungs, von denen nur noch Sänger Carl Sentance von früher dabei waren, taten mir leid. Die anderen Mitglieder sahen noch sehr jung aus und sind auch erst seit der Reformierung 2012 mit dabei. An sich war der Gig zwar gut, aber ich muss zugeben, dass mir das Wetter (neben Phil Campbells Abwesenheit) mir den Auftritt etwas vermiest hat. (Daniel Müller).

 

blasphemeBlaspheme aus Frankreich kenne ich nur flüchtig. Ihre Ursprünge gehen bis ins Jahr 1981 zurück. Mit Unterbrechungen gibt es die Band nun wieder seit 2007. Zwei Alben in den Achtzigern und eins vor knapp drei Jahren haben die Franzmänner erst veröffentlicht. Von allen Platten gab es etwas zu hören. Schlagzeuger Aldrick Guadagnino ist erst seit 2008 dabei, die beiden Anderen waren immer dabei. Moment, die beiden? Zumindest der Gitarrist und der Bassist. Seit einigen Wochen teilen sich nämlich offiziell zwei Leute live den Gesang: Olivier Del Valle singt sonst bei Shannon, die ich nicht kenne, und Alexis Roy-Petit, der viel höher gesungen hat, singt sonst bei Hürlement, die mir bekannt sind. Der Auftritt war rockig und mitreißend und sogar die französische Sprache, die ich sonst überhaupt nicht ausstehen kann, störte mich nicht. Ich fand Blaspheme jedenfalls richtig gut! (Daniel Müller).

 

savageKomplett mit weißen Äxten betraten die NWoBHM-Veteranen von Savage die Bühne, und kündigten an, zum ersten Mal seit dreißig Jahren ihren 81er-Klopper „Loose ‘n’ Lethal” am Stück zu zocken. Trotz ihres etwas blutleeren Gig im Jahre 2000 auf einer Riesenbühne unweit von hier, waren die Erwartungen hoch, Songs wie “Cry Wolf”, „Dirty Money“, „White Hot“ und „Ain’t No Fit Place“ erleben zu dürfen. Doch etwas Zug war bei ihnen schon raus, klar, Haudegen dieser Zeit sind auch schon etwas Älter. Gitarrist Andy Dawson, der Lookalike von Michael Schenker, servierte aggressive Bratgitarren, wie sie 2000 nicht mehr vorhanden waren und auch Originalshouter Chris Bradley war bestens bei Stimme. Das unbeschreibliche Titelstück „Let It Loose“ wurde wesentlich schneller gezockt, und weil am Schluß noch Zeit war, und es wirklich zu schnell beendet wurde, spielte man es als Zugabe noch einmal. Der sägende Sound der aggressiven Gitarren auf dem Album hat hier niemand erwartet, doch sie klangen unverkennbar nach Savage. So beschränkte sich die Herkunft der Hey-Rufe hauptsächlich auf die Oldschooler in den ersten Reihen. (Joxe Schaefer).

 

muroSo wie Blaspheme singen auch Muro, von denen ich nur ihr Debüt „Telón De Acero“ von 1988 kenne, in ihrer Landessprache. Allerdings kommen letztere aus Spanien. Sänger Silver und Bassist Julito zockten vor einigen Jahren mit ihrer anderen Band Silver Fist einen speziellen Muro-Set auf dem Keep It True. Nun bekam man auch mal die richtige Band zu sehen. Tatsächlich sind die beiden neusten Mitglieder der Band schon seit 1985 dabei. Hier wurde also das absolute oldschool Brett gefahren. Geiler stampfender Heavy Metal mit viel Drive, viel Doublebass und vielen hymnischen Refrains überzeugten restlos bei gutem Sound. Zwei oder drei Ansagen gab es in gebrochenem Englisch, alle anderen auf Spanisch. War aber egal, sie spielten lieber, als uns vollzulabern und das war auch gut so. Auch Muro waren definitiv eines der unerwarteten Highlights dieses Festivals. (Daniel Müller).

 

praying mantisPraying Mantis sind ein Dauerbrenner auf dem H:O:A. Ich war bisher sechsmal hier, davon die Engländer immerhin dreimal. Rekordverdächtig! Immer waren sie gut, aber auch immer anders. Vor zwei Jahren war ich noch begeistert, wie schön und sauber ihre Harmoniegesänge sogar live rüberkommen. Dieses Mal gab es ein paar Pannen, die aber nicht sonderlich gestört haben. Sie fingen ganz klassisch mit „Children Of The Earth“ an. Es folgte das hymnische „Rise Up Again“ mit endlos langem Mitsingspielchen. Die Bandhymne „Praying Mantis“, die es nur mal als Anfang der Achtziger als 7“ gab, kam sehr bluesig und heavy rüber. Apropos heavy: Das waren Praying Mantis an diesem Abend wirklich. Keine Keyboards, dafür ein Mac mit Samples, das auch nicht funktionierte, machte aus den Engländern eine richtig harte Gitarrenband, obwohl sie in der Vergangenheit oft AOR- und Classic Rock. Einflüsse auf ihren Alben hatten. Das Besetzungskarussell hat sich leider auch wieder gedreht. So hatten die Troy Brothers Tino (Gitarre) und Chris (Bass), die einzigen permanent anwesenden Bandmitglieder, einen neuen Schlagzeuger und einen neuen Sänger, der in Venlo/Holland wohnt und fließend Deutsch spricht, neu in ihren Reihen. Einen Tag zuvor hatte man wohl zum ersten Mal in dieser Besetzung gespielt, was von der Prägnanz her kaum zu glauben war. Praying Mantis legten mit ihren Überlänge-Songs einen kurzweiligen Gig hin, der sehr gut und unterhaltsam war, aber leider auch sehr früh zu Ende. (Daniel Müller).

 

metal churchAls Metal Church für das H:O:A angekündigt wurden, hatte man an diesem Wochenende nur zwei Möglichkeiten. Das andere Reiseziel wäre das Metal Days in Slovenien gewesen, wo sie am Freitag spielten. Um gleich die Frage des Line-Ups der wieder aktiven Metallkirche geklärt zu haben, es waren Ronny Munroe (Vocals), Kurdt Vanderhoof (Guitar), Rick van Zandt (Guitar), Aktivposten Steve Unger (Bass), and Jeff Plate (Drums), der einen Kirk Arrington super imitieren konnte. Für die nächsten neunzig Minuten zündete ein sagenhaftes Hitfeuerwerk mit “Ton Of Bricks”, “Start The Fire”, “A Light In The Dark”, “Fake Healer” und “Badlands”. Auf Ronny’s Frage, ob die Audienz denn wohl Bock auf Singen hätte, bekam er von Kurt zu seiner Rechten die Antwort: „You Are The Singer, You Sing!“ Die Megaballade „Watch The Children Pray“ schloss sich an, und es wurde gesungen, und wie laut! Ihr akustisches Ende ging passend in „Beyond The Black” über, dem das wahnsinnige “Metal Church” folgte. Als Riffmaster Kurt “Merciless Onslaught” anschlug war klar, dass heute das erste Album, eines der besten Metalalben ever, heute komplett und in chronologischer Songreihenfolge gespielt werden sollte, und nach Ronny’s späterer Aussage sei dies für das H:O:A noch einmal eine Ausnahme. Super Sache, zumal Spielleistung und Sound so klasse waren, dass man eine DVD hätte aufnehmen können. Mit einem der besten Metalsongs ever, „Gods Of Wrath“, nahm der Wahnsinn weiter seinen Lauf, und es fiel auf, wie zielsicher Ronny seine prägenden Vorgänger David Wayne (R.i.P.) und Mike Howe imitieren konnte, dass die Stimmen, die Ronny in Frage stellen, jetzt verstummen sollten. Selbst das Vorzeigen eines ihm zugeworfenen Shirts mit dem Cover ihrer ersten Scheibe bekam Szenenapplaus. In „Battalions“ riss bei Kurts Klampfe eine Saite, und während er vor „Highway Star“ selbst eine Neue aufzog, stellte Ronny die Band vor. Für zwei Zugaben kam man zurück, und zockte noch „Big Guns” und “Human Factor“, bevor man noch ein weiteres Mal auf die Bühne kam, um sich gebührend zu verabschieden. Wenn man diese Metal Church heute gesehen hat, hat man alles gesehen. Man macht einen Punkt, und das Buch des Heavy Metal kann geschlossen werden. So lange es Bands wie Metal Church gibt, die auf Festivals wie dem Headbangers Open Air spielen, wird der in Richtung der großen Festivals gestreckte Mittelfinger immer Länger. (Joxe Schaefer).

Hoffentlich ist die Wartezeit bis zum nächsten Headbangers Open Air nicht so lang. Bereites bestätigt für das H:O:A 2014 sind Paradox (Ger), Xentrix (USA) und Turbo (Pol).



Autor: Daniel Müller; Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer