Heike: Hallo Olli! Nachdem ich mir auch mal Eure alten Interviews angeschaut habe, habe ich festgestellt, dass ihr sehr häufig mit The 69 Eyes und Him verglichen werdet: In wie weit nervt Euch das oder ist es für Euch okay?
Olli: Also natürlich sucht jeder Reporter einen Vergleich. Das macht auch den Sinn, wenn ich was schreibe, dass ich damit den Leuten nahe bringe wie diese Band denn eigentlich klingt. Dann nehme ich in der Regel einen Vergleich. Mit The 69 Eyes sind wir sehr gut befreundet und waren mit ihnen jetzt dreimal auf Tour. Und wenn man mit jemanden dreimal auf Tour war, unter anderem auch in der Schweiz, dann kennt man sich und es ist eine super entspannte Atmosphäre. Man trifft sich dann auch auf Festivals wie vor zwei Jahren auf dem Mera Luna. Him kennen wir jetzt nicht, haben aber mit einigen Leuten zusammengearbeitet. Jetzt bei der aktuellen CD "Antiadore" mit Hiili Hiilesmaa, der die aktuelle Him CD produziert und bei uns die Vorproduktion des Albums gemacht hat, oder John Fryer der unsere letzten drei Platten gemacht hat. Also gibt es da natürlich eine Verbindung. Und durch diese ganzen Wege, über die wir verbunden sind, werden dann die Vergleiche gezogen. Aber natürlich nervt das. Ich habe mal in einem Interview gesagt, jedes Review ist gut, in der ich nicht den Namen Him lesen muss.
Heike: Und was würdest du jetzt sagen, was Euch jetzt von diesen beiden Bands unterscheidet, außer dass ihr nicht aus Finnland kommt?
Olli: Das ist immer ein großes Problem von mir, alles was Gothic Rock macht wird immer in einen Topf geschmissen, alles ist plötzlich Him. Aber wenn du Hardcore oder was anschaust, da gibt es 25.000 Bands, da hat jede Band ihren eigenen Style. Ich bin jetzt nicht so in der Musik drin, aber für mich klingt es halt auch alles ähnlich. Da heißt es aber auch nicht bei einer Band die bekannt ist, alle klingen plötzlich nach der. Das ist ein bisschen unfair besonders im Gothic Bereich, da gibt es eine große Band und jeder klingt nach der, da wird nicht mehr unterschieden. Und das finde ich ein bisschen schade. Wir sind jetzt seit zwanzig Jahren dabei und da habe ich mir verdammte Scheiße verdient, mal jeglichen Vergleich abstreifen zu dürfen.
Heike: Ihr wart ja jetzt auch schon in einigen Ländern auf Tour
Olli: Ja, Finnland wird im Juli betourt. Da muss ich dann ja HIM und allen anderen zusprechen, wie das Ricola aus der Schweiz kommt, kommt der Gothic Rock aus Finnland. Und natürlich müssen wir da dann auch hin.
Heike: Was würdest du sagen unterscheidet die Deutschen Fans von den Fans in anderen Ländern? Gibt es da Unterschiede oder eher nicht?
Olli: Doch da gibt es extreme Unterschiede. Aber nicht, dass ich jetzt sage im Ausland ist alles besser, es gibt solche und solche. Wir haben überall gute und schlechte Erfahrungen gemacht, aber ganz besonders enthusiastisch sind halt Südamerika und was mich gewundert hat, letztes Jahr auch China! Weil ich habe von China immer gehört, dass die Leute da brav in der Schlange stehen müssen, es gibt keine Stehplätze sondern alles sind Sitzplätze, und man darf auch nur applaudieren und ansonsten muss man ruhig sein. Dem war aber gar nicht so. Genau wie erzählt wurde was wir in China alles essen müssten und das alles anders schmeckt als bei uns der Chinese. Das stimmt zwar schon etwas, aber so schlimm war es nicht, bis auf die panierten Hühnerfüße. Ansonsten gab es so komische runde Bälle, aber immer wenn wir gefragt haben was drin ist, hieß es Pork und da haben wir das gegessen.
Heike: Ich habe auch gelesen, dass es recht große Hallen waren wo ihr gespielt habt, und ihr wohl auch etwas perplex wart, Stimmt das?
Olli: Ja, das war schon so. Ich persönlich komme aus einem extrem kleinen Dorf. Auf dem Weg zum Bäcker kenne ich zwanzig Leute und wenn man dann plötzlich nach China fliegt, hat man im Endeffekt keine Erwartungen. Zwei Monate, beziehungsweise einen Monat davor waren wir in Spanien auf Tour, da waren wir schon öfter. Unter anderem auch mit Apocalyptica und eine Headliner Tour haben wir da auch gemacht, da haben wir schon gedacht Spanien wird oder ist das riesen Ding. Und China nimmt man halt mit, weil wann kommt man sonst schon mal umsonst nach China? Und dann war es halt so, Spanien war auch cool, aber China hat uns geflasht. Das war ein riesen Erlebnis und wir freuen uns schon aufs nächste Jahr, wenn der Veranstalter uns wieder holen wird.
Heike: Also war der Veranstalter auch zu frieden?
Olli: Ja für den war es extrem rentabel, denn der hatte auch nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Also so viele Leute wie in China hätte ich auch mal gerne in Deutschland!
Heike: Ja das scheint in Deutschland etwas schwieriger zu sein ?
Olli: Ja, in Deutschland hast du ja quasi jedes Wochenende, wenn nicht sogar jeden Tag irgendwo ne geile internationale Band am Spielen, aber in solchen Ländern wie zum Beispiel in Südamerika ist das ganze nicht so eng gesteckt wie in Deutschland. In Deutschland hat jeder sein Genre und die dementsprechenden Konzerte, und dort geht man dann auch nur zu diesen Konzerten, aber in Südamerika ist das anders, wenn da eine Metalband spielt, die aus dem Ausland kommt, rennt da jeder hin. Egal ob jetzt Slayer kommt oder ein Him.
Heike: Gibt es denn dann auch einen Auftritt der Dir oder Euch besonders in Erinnerung geblieben ist? Egal ob jetzt positiv oder negativ?
Olli: Ja, der In Tacna, wo der Veranstalter mit der kompletten Kohle abgehauen ist und wir da kein Geld mehr für den Bus zurück hatten. Wir mussten da durch die Wüste. Und das war der einzige Gig, wo wir keinen Inlandsflug hatten, weil in Tacna kein Flughafen war und wir mit dem Bus durch die Wüste mussten. Der Veranstalter hat zwei Konzerte organisiert. Beim ersten Konzert war er dabei und alles war super und lustig. Dann sind wir mit dem Bus nach Tacna gefahren und haben da das Konzert gespielt. Am nächsten Morgen wachen wir auf, sitzen alle brav im Bus und Abfahrt. Der Flieger wartet ja und der Busfahrer sagte, er habe keine Kohle bekommen und er fährt erst los zum Flughafen, wenn das Geld da ist. Da haben wir gesagt, keine Ahnung. Der Veranstalter fährt doch mit zurück, dann haben wir bei unserer Tourmanagerin ans Zimmer geklopft, der Typ war weg und hatte das Geld vom Konzert in Tacna und den Tag davor mitgenommen. Für uns war es nicht ganz so schlimm, da wir unsere Gage trotzdem bekommen haben und der Hauptveranstalter das Konzert weiterverkauft hat, daher war es dessen Verlust und nicht unserer. Aber trotzdem hatten wir in dem Moment keine Kohle. Irgendwie wurde die Kohle dann zusammengekratzt, so dass der Busfahrer uns dann fuhr. Oder der Gig in Chile, wo wir gegenüber von Slayer gespielt haben am gleichen Abend. Slayer waren irgendwie 15 Jahre nicht mehr in Chile, und die, die dafür keine Karten mehr bekommen haben, kamen dann zu uns.
Heike: Wenn man jetzt mal auf Eure Musik eingeht, schreibt ihr die Songs gemeinsam oder habt ihr einen „Songwriter“, der das macht?
Olli: Ich schreibe die Songs, die Musik und die Texte. Manchmal schreibt auch noch mein Bruder, der alte Sänger.
Heike: Und was beeinflusst Dich dabei, ist es irgendwie aus dem Leben gegriffen, oder sind es Dinge, die dir gerade so in den Kopf kommen?
Olli: Ich denke, jeder Musiker sucht irgendwie ein Ventil seine Gefühle rauszulassen. Ich weiß noch als ich angefangen habe Gitarre zu spielen, konnte ich noch keine drei Griffe aber es war schon extrem geil, wenn der Verstärker laut war. Du hast da rein gehauen und es kam Krach raus, das war befreiend. Und ich bin immer noch auf diesem Befreiungstrip. Für mich ist es auch das Schönste, wenn ich einen eigenen Song geschrieben hab und ihn dann selber spiele, wenn ich dann immer noch das Gänsehautgefühl habe. Weil das sind schöne Empfindungen Besonders für mich, da ich die Songs schreibe, kommt bei jedem Song den wir spielen das Gefühl hoch, das ich damals hatte wie ich den Song geschrieben habe. Ist halt was Befreiendes. Aber Musik ist eh ein durchgeknalltes Spiel. Man muss sich einfach fallen lassen.
Heike: Jetzt habt ihr ja schon zwanzig Jahre Bandgeschichte hinter euch, habt ihr da noch musikalische Vorbilder, oder sagt ihr, da distanzieren wir uns komplett von und ziehen unser eigenes Ding durch?
Olli: Vorbilder würde ich eigentlich nicht sagen, vor allem, wenn, dann würde ich jetzt keine so großen Namen nennen. Wenn man in Interviews gefragt wird, mit wem würdest Du gerne zusammen spielen, dann mit Metallica oder Iron Maiden, was weiß ich. Ich stehe immer noch auf meine alten Helden. Ich traue mich auch zu sagen, dass ich Manowar immer noch supergeil finde. Als in den 80er Jahren „Kings Of Metal raus kam, war das für mich das Geilste. Ich liebe halt meine alten Helden, und da lass ich auch nicht von ab.
Heike: Jetzt habe ich noch eine letzte Frage. Was sind Eure Pläne für die Zukunft, und wo seht ihr euch in 20 Jahren?
Olli: Wenn ich was gelernt habe in zwanzig Jahren ist es, dass man nicht zu weit planen darf. Dann wird man immer enttäuscht. Pläne für die nahe Zukunft sind natürlich die Releasetour, dann die Finnlandtour im August und im Herbst ein Festival im Olympiapark. Danach schauen wir was die Zeit bringt. Ich bin ein Mensch der nicht plant, vielleicht wache ich morgen auf und sage, das war es, ich höre auf und dann war es das auch!
Heike: Okay, dann danke ich Dir für das nette Gespräch und Viel Spaß beim Auftritt!