LIFELESS - Genug Motivation und Kreativität


Lifeless sind eine Death Metal Band aus Dortmund, die schon fast zehn Jahre aktiv ist und im Moment sehr von der Welle der deutschen Bands profitiert, die den guten alten, trendfreien Death Metal Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger in Reinkultur zelebriert, als die Metal Welt noch in Ordnung war. Ich würde ihnen deswegen allerdings keine Trendreiterei vorwerfen, sondern eine Vorreiterrolle attestieren. Als ich sie zum ersten Mal vor über drei Jahren live sah, war ich völlig fasziniert davon, dass nur die alten Recken von Fleshcrawl es in Deutschland schafften, wie eine Band aus Schweden zu klingen; und eben Lifeless. Jedenfalls wurde das neue Album „Godconstruct“ extrem abgefeiert (völlig zurecht!). Und nach jahrelangem Kontakt zu den Jungs, wollte ich sie an dieser Stelle endlich mal zu Wort kommen lassen. Unser Daniel sprach mit Basser Daniel Wien.

LIFELESS logoCROSSFIRE: Hallo Daniel! Beginnen wir mal mit der Standarderöffnungsfrage: Erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Lifeless!

Daniel: Nun ja so viel kann ich da ja gar nicht erzählen, da ich erst seit Anfang 2009 dabei bin. Was ich weiß ist, dass Marc und Andy auf einer Geburtstagsparty im August 2006 in bierseliger Stimmung beschlossen haben, wieder gemeinsam Musik zu machen. Natürlich im Stile des Death Metal wie er Ende der 80er, Anfang der 90er gespielt wurde. Bereits Mitte/Ende der 90er haben beide gemeinsam in einer Band gespielt. Na ja, weißt ja, wie das dann so ist, wenn man schon das ein oder andere Pilsken intus hat. Jedenfalls war Andy wohl so heiß darauf loszulegen, dass er kurz darauf eine Anzeige in ein paar Foren platzierte, um einen Drummer zu finden. Darauf meldete sich Daniel. Man hat sich getroffen, ein bisschen beschnuppert und zusammen gejammt. Und der passende Drummer war mit an Bord. Später stieß dann noch Jan als Bassist dazu (die Umstände seines Einstiegs sind mir nicht bekannt) und die Jungs fingen an Songs zu schreiben. So ging es mehr oder minder los! Das erste Album („Beyond The Threshold Of Death“) wurde 2007 selbst produziert und in Eigenregie vertrieben. Hauptsächlich über MySpace und auf Konzerten verkauften die Jungs den Kram. Ende 2008 musste sich Jan aus beruflichen Gründen zurückziehen und ich kam in die Band. Marc, Andy und ich kannten uns bereits durch gemeinsame Freunde. Außerdem teilten sich die Jungs damals den Proberaum mit meiner alten Band, My Own Nemesis. Kurz nach meinem Einstieg kam auch schon das Angebot für eine erneute Veröffentlichung von Ibex Moon Records. Wir unterschieben den entsprechenden Vertrag 2010 und „Beyond The Threshold Of Death“ wurde erneut, mit neuem Cover und Bonussong ausgestattet, veröffentlicht. Deswegen kommt auch jetzt erst „Godconstruct“ an das Licht der Öffentlichkeit.

CROSSFIRE: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Euer Logo erinnert an das von Entombed, was wohl Absicht ist… Mögt Ihr auch Death Metal, der nicht aus Schweden kommt, z. B. US Death Metal?

Daniel: Sicherlich ist die alte Schule Schweden Death Metal Stockholmer Bauart der größte Einfluss. Aber auch ein paar Amis und die Göteborg Melodic Death Bands haben sicherlich ihre Spuren hinterlassen. Wenn ich Namen nennen soll, dann die der von Dir bereits erwähnten Entombed (allerdings nur „Left Hand Path“ und „Clandestine“), vor allem Dismember und At The Gates. Ob die „großen“ Acts wie Maiden, Metallica, Slayer usw. direkten Einfluss auf unsere Musik haben, weiß ich nicht, aber damit haben wir angefangen, „harte Musik“ zu hören.

CROSSFIRE: Denkt ihr nicht, dass Ihr mit schwedischem Death Metal als Einfluss etwas eingeschränkt seid? Viele Bands klangen schließlich sehr ähnlich. Habt Ihr nicht Angst, musikalisch in eine Sackgasse zu laufen und irgendwann einen Stilbruch zu begehen? Der Grat ist da doch recht schmal…

Daniel: Ich denke nicht, da wir uns alle vier ins Songwriting einbringen. Somit kommen auch vier unterschiedliche Einflüsse zum Tragen. Da kommt zu einem typisch schwedischen Riff ein eher Behemoth-artiges Drumming. Wir hören ja nicht nur die alten Helden, sondern auch mal aktuelle Sachen. Das, was Du ähnlich nennst, kann man auch einfach als hohen Wiedererkennungswert bezeichnen. Einen Stilbruch wird es niemals geben; jedenfalls nicht unter dem Banner Lifeless! Lifeless werden immer Old School Death Metal spielen. Ob es nun, wie aktuell, „trendy“ ist oder nicht. Wir werden die Flagge hochhalten! Ich denke, da spreche ich auch für die anderen Drei.

CROSSFIRE: Was denkst Du eigentlich über diese ganze nervige Metalcore Szene? Viele dieser Bands geben Dark Tranquillity als Haupteinfluss an, die ja früher auch ein wichtiger Teil der schwedischen Death Metal Szene waren. Ist das etwas, was Euch stört?

Daniel: Metal was??? Das verschwindet genauso wie Nu Metal wieder in die Niederungen der Proberäume. Dieses ganze Rumgebreake in den Songs ist nicht abwechslungsreich, sondern nervig! Dazu noch diese ganzen Cover von Popgemeinheiten wie Lady Gaga oder Rihanna, das ist doch Kinderkram.

CROSSFIRE: Was ich faszinierend fand, als ich Euch live gesehen habe, war vor allem der Gitarrensound, den fast alle schwedischen Death Metal Bands haben, aber außerhalb Schwedens fast niemand. Aus Deutschland kriegen das nur Fleshcrawl und Lifeless hin. Worin genau liegt das Geheimnis dieses Sounds?

Daniel: Ein wirkliches Geheimnis ist das ja auch nicht mehr. Das Effektpedal HM2 von Boss sorgt für den typischen Gitarrensound. Wenn man alle Knöpfe voll aufreißt und die Gitarren runter stimmt, hat man das, was man allgemein als typisch schwedisch bezeichnet; also eher unspektakulär.

LIFELESS bandCROSSFIRE: Wie seid Ihr an den Deal mit F.D.A. Rekotz gekommen? Habt Ihr sie angeschrieben? Oder sind sie auf Euch zugegangen?

Daniel: Rico und Marc hatten vor unserem Deal mit Ibex Moon schon mal Kontakt. Als wir uns dann entschieden haben, „Godconstruct“ nicht mehr beim John rauszubringen, kontaktierten wir Rico und haben einfach gefragt, ob er Bock darauf hat, unser neues Album zu veröffentlichen.

CROSSFIRE: Ihr habt 2012 eine Split-7“ mit Chapel Of Disease gemacht. War das Eure Idee oder die des Labels?

Daniel: Die Idee hatte Rico. Die Split war ein Vorgeschmack auf das, was folgen sollte. Für uns aber die perfekte Gelegenheit, mal wieder ein vertontes Lebenszeichen von uns zu geben. Trotz Neuveröffentlichung hatte zu diesem Zeitpunkt „Beyond The Threshold Of Death“ schon satte fünf Jahre auf dem Buckel.

CROSSFIRE: Apropos Chapel Of Disease: Auch sie sind aus Deutschland und bei F.D.A. Rekotz unter Vertrag. In Deutschland floriert die Death Metal Szene im Moment geradezu: Lifeless (Dortmund), Chapel Of Disease (Köln), Sulphur Aeon (Waltrop), Revel In Flesh (Schwäbisch Gmünd), Slaughterday (Leer/Niedersachsen) usw. Und irgendwie sind alle auch bei demselben Label unter Vertrag. Seid Ihr mit all diesen Bands in persönlichem Kontakt? Unterstützt Ihr Euch gegenseitig, z. B. bei der Organisation von Konzerten?

Daniel: Mehr oder weniger. Klar kennen wir die Jungs von Sulphur Aeon persönlich. Waltrop ist ja quasi ein Vorort von Dortmund. Thorsten und Marc haben mal zusammen bei Non Divine gespielt. Mit Chapel Of Disease waren wir im Februar auf „Tour“ und Ralf Hauber (Sänger bei Revel In Flesh) kennen wir durch sein Mystical Music Zine. Außerdem hat er uns mal nach Aalen geholt, wo wir zusammen mit seiner alten Band Immortal Rites gespielt haben. Und am 25.05. lernen wir dann auch den Rest von Revel In Flesh kennen. Da spielen wir gemeinsam in der Nähe von Stuttgart. Slaughterday kennen wir noch nicht persönlich, wird sich aber in Zukunft ändern.

CROSSFIRE: Die Split-EP und das neue Album „Godconstruct“ sind auf Vinyl erschienen. Wie wichtig ist es Euch, in der heutigen MP3-verseuchten Zeit das gute alte Kultformat Vinyl am Leben zu erhalten? Seid Ihr selbst auch Vinylsammler?

Daniel: Das war uns sehr wichtig. Ich selber stehe total auf den Charme einer Vinylplatte. Da kommt mehr rüber als bei einer CD. Das Gesamtpaket ist viel wertiger. Der Sound ist intensiver, die Cover durch die Größe eindrucksvoller. Dadurch wird es zu einem wirklichen Hörerlebnis. Ich habe selber ca. 300 Platten und knappe 700 CDs. Das Gute am Metal ist, dass wir alle total bekloppt und untrendy sind. Wir gehen tatsächlich zum Plattendealer unseres Vertrauens und kaufen den neuesten Kram, anstatt ihn, legal oder illegal, aus dem Netz zu saugen. Sicherlich habe ich auch MP3s, der Großteil steht aber auch als CD/Vinyl im Schrank.

CROSSFIRE: Euer Debütalbum „Beyond The Threshold Of Death“ wurde 2010 mit einem Bonustrack (dem Dismember-Coversong “Casket Garden”) wiederveröffentlicht. Wie kam es dazu?

Daniel: Um die Wiederveröffentlichung vom Erstrelease zu unterscheiden, wollten wir noch einen Bonustrack drauf packen. Die Entscheidung fiel auf „Casket Garden“, da wir diesen in der Vergangenheit immer mal wieder live gebracht haben. Gerade in der Frühphase, als wir noch nicht genug eigene Songs hatten. Außerdem ist es nicht das typische Dismember Stück, an das jeder denkt, wenn es darum geht, einen Song der Jungs zu covern.

LIFELESS band CROSSFIRE: Wird es von Eurem Debüt auch noch einen Re-Release auf Vinyl geben? Der fehlt ja jetzt noch…

Daniel: Aktuell planen wir nichts in dieser Richtung. Das ist vielleicht eine Möglichkeit für den Fall, dass uns nix Neues mehr einfällt. Dann werden wir das aber in der aktuellen Besetzung noch mal komplett neu aufnehmen. Mal sehen. Aktuell haben wir noch genug Motivation und Kreativität für ein neues Album.

CROSSFIRE: Eure Cover finde ich saugeil! Wer hat sie gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Daniel: Das macht unser Sänger Marc. Marc ist seit ein paar Jahren als selbständiger Künstler unterwegs und konzentriert sich aktuell aufs Cover zeichnen. Er hat schon diverse Cover gemacht. Darunter das von Supreme Pain, December Flower oder Deathvastation. Aber auch für Mystic Prophecy und Kreator war er schon tätig. Auch Shirt-Designs werden von ihm entworfen. Wer Interesse hat, kann ihn via Facebook unter ArtWars Media Design kontaktieren.

CROSSFIRE: Euer neuer Gitarrist Jan sowie Euer Schlagzeuger Daniel sind ja nebenbei noch bei Suffocated Art aktiv, eine Band, mit der meine Band Black Horizonz auch mal in Solingen die Bühne geteilt hat. Ihr einziges Album „Demonically Inspired“ erschien 2005. Das ist ganz schön lange her… Weißt Du, ob sie bald mal wieder etwas machen? Oder liegt die Priorität im Moment ganz klar bei Lifeless? Gibt es da deswegen manchmal Organisationsprobleme innerhalb der Band?

Daniel: Organisationprobleme hat es noch keine gegeben. Bei Suffocated Art geht es wohl etwas ruhiger zu. Soweit ich weiß, haben die Jungs eigentlich genug Material am Start, um ein neues Album zu veröffentlichen. Allerdings haben sie auch immer mal wieder Besetzungswechsel gehabt. Aktuell finden die Jungs keinen geeigneten Proberaum in Solingen. Wer was weiß, meldet sich bitte via Facebook bei den Jungs. Entsprechend wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis es ein musikalisches Lebenszeichen der Jungs gibt.

CROSSFIRE: Was ist in der Zukunft noch bei Lifeless geplant?

Daniel: Noch viele weitere Alben unter dem Zeichen des Eisernen Kreuzes! Dazu wollen wir noch so viele Shows wie möglich spielen und hoffen auf die Einladung des einen oder anderen Festivals. Gerade sind wir dabei, den Dreh unseres ersten Videos zu planen. Wird eine Low Budget Nummer in Eigenregie. Haltet die Augen offen. ;-)

CROSSFIRE: OK, Daniel! Die letzten Worte gehören Dir!

Daniel: Erst mal Danke an Dich für die Möglichkeit dieses Interviews! Ein großes Dankeschön an alle, die uns auf unserem bisherigen Weg unterstützt haben. An alle Interessierten checkt unser Zeug!

 

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http://www.myspace.com/lifelessdeathmetal



Autor: Daniel Müller