Marius: Legen wir los mit dem aktuellen Jubiläum von Helstar: Hättet Ihr zu Zeiten von “Burning Star” jemals daran geglaubt, dass Ihr eines Tages eine Jubiläumsshow zum 30-Jährigen geben würdet?
James: Nein, ganz bestimmt nicht! Wir hätten niemals gedacht, dass wir so lange durchhalten würden. Wir haben gedacht, dass wir es vielleicht zehn Jahre oder so machen würden und nicht wie z. B. Iron Maiden oder so. Wobei wir damals auch nicht erwartet hatten, dass sie es auch so lange machen, hehe! Aber so kam es nun einmal...
Larry: Weißt Du, ich habe mich das immer gefragt. Wenn Du noch jung bist, denkst Du darüber noch nicht nach. Du machst es einfach! Du fragst Dich nicht von vorn herein, wie lange Du das durchhältst. Es ist aber schon beeindruckend, dass die Leute Deine Musik nach 30 langen Jahren immer noch hören wollen! Es haut mich immer noch um, wenn mir Leute sagen, dass sie total auf „Remnants Of War“ kaputt gehen oder sich noch daran erinnern, „Burning Star“ gekauft zu haben.
Marius: Ersteres sagen heute vor allem die jüngeren Fans, die so Anfang 20 sind und damals nicht einmal geboren waren...
James: Was hat Euch Jungs geritten, sich so einen Kram anzuhören, haha? Aber das ist großartig!
Marius: Für uns (mein bester Kumpel Giovanni saß während des gesamten Interviews mit am Tisch...) ist „A Distant Thunder“ oder „Remnants Of War“ schon fast wie eine Art Religion...
James: Killer! Larry: So etwas hält die Band am Leben und bringt sie dazu, immer weiter zu machen. Das baut einen auf!
Marius: Das Livealbum beinhaltet zwei CDs und eine DVD. Warum habt Ihr es bei Euch in Houston aufgenommen? War es Euch wichtig, vor heimischem Publikum aufzunehmen?
James: Ja, wir wollten es in unserer Heimatstadt aufnehmen. Hier hat die Band angefangen, hier leben wir. Deshalb macht es auch Sinn, es ganz groß aufzuziehen und bei uns aufzunehmen.
Larry: Es war etwas ganz Besonderes für uns! Die engsten Freunde und Familienangehörige haben uns von Anfang an unterstützt und waren im Publikum; sogar meine Mutter, meine Frau, meine Kinder und James‘ Schwester. Das wäre nicht so gewesen, wenn wir irgendeinen anderen Gig mitgeschnitten hätten. Das hat dem Ganzen für uns die Krone aufgesetzt.
Marius: Als ich das Album zum ersten Mal hörte, dachte ich, dass dort 5000 Fans anwesend wären. Das Publikum war nämlich ziemlich laut. Wie viele Leute waren es denn wirklich?
James: Etwa Tausend. Das ist sehr viel für ein Metal-Konzert in den Staaten heutzutage; aber auf jeden Fall mehr als in den 80ern.
Larry: Wir haben in den letzten paar Jahren zwei neue Studioalben veröffentlicht und die Band damit am Leben erhalten.
James: Unser Publikum setzt sich heute aus zwei Lagern zusammen: den alten Leuten von damals und den jungen Mittzwanzigern, die in den letzten Jahren noch dazu gekommen sind. Das sind heute zwei Generationen.
Marius: Wie ist Euer Fazit zum Sound und zu der Aufmachung des Livealbums? Seid Ihr komplett damit zufrieden?
James: Ein Livealbum ist ein Livealbum. Ich wollte, dass es eines der besten Livealben wird, das ich selbst je gehört habe; so nah wie möglich an UFOs „Strangers In The Night“. Und wir sind nahe daran gekommen! Es ist wirklich live! Viele Leute wollen eine Liveaufnahme später im Studio aufpolieren, aber was Du hier hörst und siehst, ist zu 95 % live! Wir wollten es nicht überproduzieren! Wir haben uns sehr lange darauf vorbereitet.
Larry: Wir haben vorher und nachher keine anderen Shows gespielt. Alles musste an diesem Abend punktgenau sitzen. Man konnte keine Vergleiche mit Konzerten vorher und nachher ziehen; wir hatten nur diese eine Chance! Dieses Mal gab es auch keinen Alkohol vor und während der Show! Erst danach haben wir uns alle einen Jägermeister gegönnt, haha! Wir waren stocknüchtern! Wir haben über 20 Songs in zwei Stunden gespielt. Alle waren sehr konzentriert.
Marius: Aber warum habt Ihr 30 Jahre für das erste offizielle Livealbum gebraucht?
James: Na ja, am liebsten hätte ich schon nach „Nosferatu“ ein Livealbum gemacht, um nach vier Studioalben Bilanz zu ziehen. Mit der Band ging damals aber alles drunter und drüber… . Seitdem wir jedoch das neue Line-Up beisammen haben, ist alles viel gefestigter. Nach den letzten beiden Studioalben und der Compilation haben wir uns gesagt, dass die Zeit für ein Livealbum reif ist. Es gab bislang kein offizielles Livealbum von uns und ich wollte unser eigenes „Strangers In The Night“ haben, haha! Es musste einfach sein! Und wann wäre ein besserer Zeitpunkt gewesen, als zum 30-jährigen Bandjubiläum?
Larry: Es gibt Helstar-Fans auf der ganzen Welt, die uns noch nie live gesehen haben und uns schon immer sehen wollten. Ich finde, es ist ein gutes Package geworden und absolut stellvertretend für die Band, wie sie heute ist!
Marius: Ihr seid jetzt schon seit vier Jahren bei AFM unter Vertrag. Seid Ihr immer noch mit ihrer Arbeit zufrieden?
James: Ja! Wir werden nächstes Jahr ein neues Studioalbum rausbringen und sehen, was dann passiert. Labels konkurrieren ständig untereinander, aber AFM behandeln uns sehr gut! Sie tun alles, was in ihrer Macht steht. Die Zusammenarbeit klappt gut. Wenn Du keine große Band bist, bekommst Du natürlich nicht die komplette Unterstützung, aber wir können uns nicht beklagen. Sie vereinfachen uns die Arbeit und wir ihnen. Wir müssen als Band jedoch auch immer am Ball bleiben. Im Moment läuft zwischen uns und AFM soweit alles gut und das ist die Hauptsache.
Marius: Wie sieht‘s denn mit der nächsten Helstar-Platte aus? Wird sie auch so thrashig ausfallen wie „Glory Of Chaos“?
James: Schwer zu sagen…
Larry: Die Songs klingen sehr böse, sind aber immer noch im alten Stil. Es werden auch wieder viele Thrash-Elemente dabei sein.
James: Ein paar Sachen erinnern hingegen eher an „Nosferatu“. Ihr werdet es mögen! Es wird die perfekte Platte! Es ist wirklich schwer zu beschreiben, deswegen lasse ich Euch auch so lange zappeln, haha!
Larry: Wir nehmen immer ein paar Riffs auf, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Irgendwann treffen wir uns dann im Studio, hören uns alles an und fügen sie zusammen. Im Moment haben wir midtempomäßige, schnelle, thrashige und eher klassische Songs dabei; von jedem etwas.
James: Es wird eine gute Mischung aus „The King Of Hell“ und „Nosferatu“, aber auf jeden Fall typisch Helstar! Wir fügen alles zu einem logischen Ganzen zusammen.
Larry: James ist die Stimme, mit der man Helstar identifiziert. So lange wir beide in der Band sind, wird es nach Helstar klingen!
Marius: Die nächste Frage bezieht sich auf Malice: Wie kam es dazu, dass Du dort Sänger geworden bist? Ihr habt 2011 auf dem Keep It True gespielt und ein neues Album („New Breed Of The Godz“) veröffentlicht. Ist da in Zukunft noch mehr geplant?
James: Tja, im Moment versuchen wir, ein paar Gigs an Land zu ziehen. Das Problem mit Malice ist jedoch, dass die Pause viel zu lang war. Das Album, das wir gemacht haben, war großartig; ehrlich! Für mich war es aber nur cool, in der Band zu sein; das ist etwas anderes. Wir wissen alle noch nicht so recht, wie es jetzt weitergehen soll. Ich habe Jay neulich eine E-Mail geschrieben, dass er mit dem Schreiben neuer Songs warten soll, weil ich mit Helstar auf Tour bin. Als die Angebote für uns kamen, habe ich sie natürlich angenommen! Ich wollte Malice erst einmal außen vor lassen, da wir im Moment viele Gigs haben. Da ist echt einiges schief gegangen. Jay will immer nur live spielen, aber man sollte sich auch nicht unter Wert verkaufen und für Nüsse spielen! Manche Angebote waren wirklich lächerlich, tut mir leid! Vielleicht kommt ja nächstes Jahr schon ein neues Malice-Album, aber irgendwann ist es mit Sicherheit wieder an der Zeit, hehe!
Marius: Welchen Status haben Malice denn für Dich? Ist es eine Band oder nur ein Projekt?
James: Überall, wo ich mitmache, gebe ich immer 150 %! Ich kann aber nicht alles in eine bestimmte Richtung lenken. Ich habe auch viel Businesskram bei Malice übernommen, mit dem ich nichts am Hut habe. Ich bin schließlich kein Originalmitglied! Solch einen Organisator wollten und brauchten sie, aber ich wollte auch meine anderen Tätigkeiten hier nicht aufgeben! Weißt Du, sie fühlen sich immer hintergangen, wenn meine Tributband häufiger live spielt. Die gibt es aber auch schon seit zehn Jahren, während Malice ewig nichts gemacht hatten! Sie haben mittlerweile einen größeren Namen als Malice! Es tut mir wirklich leid, das zu sagen, aber so ist es nun einmal… Wir machen dieses Theater jetzt schon seit der Helstar-Reunion vor sechs Jahren mit, nur um an diesem Punkt hier angelangt zu sein! Die ursprüngliche Idee war es, in die Band einzusteigen und direkt durchzustarten. Wir mussten aber wieder ganz von vorn anfangen…
Marius: Ich möchte noch einmal auf eine weitere Band von Dir zu sprechen kommen, über die ich kürzlich in einer alten „That‘s Metal“-Ausgabe von 1999 gelesen habe, nämlich Destiny‘s End. Habt Ihr da noch irgendwelche Zukunftspläne?
James: Oh nein, die gibt es nicht mehr. Das ist nicht böse gemeint! Man sollte auch niemals nie sagen, weil Dan und ich immer noch sehr gute Freunde sind. Destiny‘s End war aber eigentlich nur ein Helstar-Ersatz um die Jahrtausendwende. Für mich macht es keinen Sinn, zwei fast identische Bands parallel laufen zu lassen. Wenn ich etwas mit Seven Witches mache, unterscheidet sich das hingegen schon sehr stark von Helstar, obwohl es sich dabei auch um True Metal handelt. Malice und Helstar sind wie Tag und Nacht; zwei geile Metal Bands, aber völlig unterschiedlich. Bei Destiny‘s End würde jedoch zu viel Arbeit drin stecken, auch weil Perry (Grayson – ehemaliger Gitarrist der Band) ja mittlerweile in Australien lebt! Wenn wir eine Gage von einer Million Dollar dafür bekämen, würde ich es mir aber wahrscheinlich noch einmal überlegen, haha!
Marius: Frag doch mal bei Oli Weinsheimer nach, hahaha! Kommen wir noch einmal zu einem anderen Projekt: Wie geht es mit Sabbath Judas Sabbath weiter, mit denen Du in den letzten zwei Jahren viel unterwegs warst?
James: Wir spielen ein paar Gigs direkt nach der Helstar-Tour; zwei in Italien und zwei in Spanien!
Marius: Wieder mit Metalsteel aus Slowenien als Backing Band?
James: Mit derselben Band, ja. Wir lassen das auch so weiterlaufen! Larry ist übrigens auch bei Sabbath Judas Sabbath; im Houston-Chapter. Das meinte ich vorhin ebenfalls bezüglich Malice. Ich denke, dass wir uns nach den Sabbath Judas Sabbath-Shows dann direkt um das nächste Malice-Album kümmern werden.
Marius: Eine letzte Frage noch: Wie denkt Ihr über den Ausstieg von K. K. Downing bei Judas Priest? James: Es ist nicht mehr Priest ohne ihn!
Larry: Es ist schade, dass er die Tour nicht zu Ende spielen konnte. Ich kann zwar nicht total enttäuscht sein...
James: ...aber es ist einfach ein Fakt, dass ein Gründungsmitglied, das den Stein damals ins Rollen brachte, jetzt nicht mehr dabei ist; und das stört mich schon sehr! Wenn Du sie jetzt aber live siehst, geben sie trotzdem immer noch alles.
Larry: Es ist nicht seine Schuld, aber was machst Du als Band in solch einem Moment? Sie haben dadurch ja nicht ihren Stil geändert...
James: Interessant wäre es zu wissen, wie das nächste Studioalbum ohne ihn klingen würde. Da wäre es ein wichtiger Standpunkt! Im Gegensatz dazu stand die Phase mit Ripper Owens. Der Arme! Er ist ein begnadeter Sänger, aber er passte halt nicht da hin. Bei „Jugulator“ waren die Songs alle fertig. Er hat nichts davon mitgeschrieben und nur die fertigen Songs eingesungen. Auf der Platte danach war er zwar am Songwriting beteiligt, aber ich könnte Dir davon keinen einzigen Songtitel nennen. Wie hieß die Platte überhaupt nochmal?
Marius: „Demolition“, haha!
James: OK, haha! Jungs, wir müssen uns jetzt fertig machen. Wir sehen uns später!