KEEP IT TRUE FESTIVAL XVI

Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, 19. & 20.04.2013

KIT flyer 2013Zum sechzehnten Mal fand im April 2013 das Keep-It-True-Festival statt. Vor genau zehn Jahren gab es die erste Ausgabe. Danach fand es eine Zeit lang auch zweimal im Jahr statt. Auch dieses Mal war das Festival in der knapp 2000 Leute fassenden Halle bereits seit Monaten ausverkauft. Völlig zu Recht! Denn die große Metal Familie wurde wieder aus der Reserve gelockt: Medieval Steel spielten nach 30 Jahren ihr allererstes Europakonzert, Liege Lord und Warlord waren auch vor über zehn Jahren das einzige Mal in Deutschland, bei Holocaust waren es sogar schon zwanzig Jahre her. Grund genug also, sich wieder nach Süddeutschland begeben zu haben, um zu sehen, dass die alten Recken noch längst nicht zum alten Eisen gehören! In diesem Jahr reisten sehr viele Fans ohne Ticket an, in der Hoffnung, am Veranstaltungsort vor der Halle noch eines ergattern zu können. Das hat in den letzten Jahren wesentlich leichter geklappt, als dieses Jahr. Deswegen sichert Euch Euer Ticket für das nächste KIT, das am 25. & 26. April 2014 abstartet, und auf dem Lethal und Jag Panzer auftreten werden, besser schon jetzt. Doch blicken wir mal zurück, was 2013 in Lauda-Königshofen abging:

Freitag, 19.04.2013: BORROWED TIME, ELIMINATOR, AIR RAID, HIGH SPIRITS, MORBID SAINT, QUARTZ, HOLOCAUST, MEDIEVAL STEEL, LIEGE LORD, POSSESSED.

KIT borrowed timeEndlich war wieder Keep-It-True, endlich sahen die Zuschauer, die aus der ganzen Welt angereist waren, wieder den bekannten Bühnenaufbau mit den Säulen und den gewohnten Bögen. Während draußen noch einige Angereiste ohne Eintrittskarte standen, und händeringend darauf warteten, dass noch jemand mit übrigen Karten um die Ecke kam, durften Borrowed Time aus Detroit das sechzehnte Keep-It-True-Festival eröffnen. Und das tat der Fünfer sehr pünktlich. Ihre Instrumente wollen sie von Iron Kobra geliehen haben, und auch optisch präsentierte man sich in Kutte und in Bandshirt auf der Bühne, eben wie auch ihre Freunde der eisernen Giftschlange aus dem Ruhrpott performen. Mit ihrem Melodic Metal konnten sie für erste Bewegungen in den vorderen Reihen sorgen, wenn auch die Performance des Sängers mehr Hardrock als Metal war. Schon nach vierzig Minuten beendeten sie ihren Auftritt, jedoch nicht ohne „Dawn To The Glory Rider“ gespielt zu haben. (Joxe Schaefer).

 

KIT eliminatorMit Eliminator erklomm die zweite Band des Tages die heilige Bühne der Tauberfrankenhalle. Nur handelte es sich hierbei nicht um die Deutschen Thrasher, die wir bei CROSSFIRE bereits vorstellten, sondern um die Traditionsmetaller aus dem Vereinigten Königreich. Optisch hüllte man sich vornehmlich in weiße Kleidung, da hinterließen die Nietenarmbänder des Shouters zum weißen Hemd schon recht auffällige Eindrücke. Mit seiner nicht zu verachtenden Röhre wurde auch der musikalische Eindruck bestätigt, keine Zweitklassige Band verpflichtet zu haben. Natürlich nicht, schließlich sind wir ja hier auf dem Keep-It-True-Festival. Spitzfindig wäre es, sie auf die häufig verwendeten „Ohohos“ anzusprechen, womit Borrowed Time zuvor bereits einige auf der Pfanne hatten. Da wurde dann schnell der Grad der Sättigung erreicht. Trotz temporeicher Songs fiel es den Engländern nicht leicht, Schwung in die Hütte zu bekommen, was gegebenenfalls auch daran gelegen haben könnte, dass die Warm-Up-Veranstaltung im benachbarten Dittigheim am Vorabend nicht ohne gewesen war. (Joxe Schaefer).

 

KIT air raidViele Besucher waren sehr gespannt auf Air Raid. Bislang hat man schon viel von ihnen gehört, doch nun wollte man sie auch endlich einmal live sehen, wie sie ihre starke Scheibe „Night Of The Axe“ auf die Bretter bringen. Und der Fünfer aus Göteborg enttäuschte nicht. Mit klassischem 80er Tempometal macht man auch nichts verkehrt, und schon gar nicht auf dem Keep-It-True-Festival. Müßig zu erwähnen, dass ihre Optik auch aus dieser Epoche stammte. Basser Robin zum Beispiel, trat im Shirt von Tank auf, einer wiedererstarkten Band der New Wave Of British Heavy Metal, die sich auch beim Publikum einer großen Beliebtheit erfreute, gemessen an den zahlreichen Shirts und Patches, die man an diesem Wochenende zu Sehen bekam. Genau das Publikum für Air Raid, die auch in Sachen Action keine Wünsche offen ließen. So wurden zum Schluss die Gitarrenhälse aneinander gerieben, bevor die Schweden, übrigens die einzigen aus dem Land der Elche auf dem diesjährigen Keep-It-True, nach einer dreiviertel Stunde alle Erwartungen erfüllt hatten. Eine coole Vorstellung einer hoffnungsvollen Nachwuchsband. (Joxe Schaefer).

 

KIT high spiritsEinen überpünktlichen Start legten die Amis von High Spirits hin. Ihre Art Uniformierung in einheitlichem Look prägte natürlich auch heute wieder ihr optisches Erscheinungsbild, denn die Band konnte man bereits durch ihre schwarzen Shirts mit den weißen Hosen von Weitem erkennen. In der jüngeren Vergangenheit konnten sie sich bereits in Deutschland ihre Gunst erspielen, dass auch die Audienz des Keep-It-True ordentlich Beifall spendete. Ihr oldschool Gerocke erreichte viele Metaller, die auch gerne mal quer durch die Geographie reisen, um sie live zu sehen. Als ich ihr Album „Another Night“ zum ersten Mal hörte, war mir einerseits klar, dass das mein Ding nicht ist, aber auch genau das, was andere mögen. Und so kam es auch, dass die weißen Hosen mit steigender Popularität die Metaller in zwei Lager teilten; man mag sie halt, oder eben nicht so. Jedenfalls zogen sie nicht ungekonnt ihr Ding durch, schließlich haben ihre Members bei Bands wie Zuul, Dawnbringer, Pharaoh oder Superchrist ihr Handwerk ausgearbeitet. Und tatsächlich waren sie musikalisch auch heute wieder wesentlich agiler unterwegs, als es die sehr trockenen Ansagen ihres Sängers Chris Black vermuten ließen. Dadurch, dass die weißen Hosen fünf Minuten vor ihrer zugedachten Stagetime losrockten, konnten sie auf eine satte Spielzeit von fünfzig Minuten kommen. Ein klarer Arbeitssieg für die Chicagoer. (Joxe Schaefer).

 

KIT morbid saintDas Keep-It-True war immer für Überraschungen gut, das sollte auch dieses Jahr nicht anders sein. Nirgendwo in unseren Breiten sieht man den Wisconsin-Fünfer Morbid Saint auf einem Festival, aber auf dem Keep-It-True. Ihr Extremthrash sorgte bei viel Nebel auf der Bühne für so einige Crowdsurfer, dass die Security gefordert wurde, wie bei keiner anderen Band des Festivals. Dafür, dass die Death-Thrasher schon in den 80er unterwegs waren, erfreuten sie sich weniger eines hohen Bekanntheitsgrades bei den KIT-Besuchern, wohl aber über Begeisterungsgepoge in den vordersten Reihen. Daran waren Songs eines Kalibers wie „Lock Up Your Children“ nicht unschuldig. Eine willkommene Abwechslung von einer der auffälligsten Bands des Festivals, die einige Besucher lieber von der Fressmeile aus beobachteten. Für ein Steak im Brötchen mit Pommes für 5,50 Euro befand man sich im absolut adäquaten Bereich, was auch für das 0,4l-Gezaptfe von 2,50 Euro zutraf. (Joxe Schaefer).

 

KIT quartzQuartz werden der frühen New Wave Of British Heavy Metal zugerechnet. Für Puristen sogar schon zu früh, und dementsprechend hatte man es mit ziemlich betagten Herren auf der Bühne zu tun, dass es auch einen Generationswechsel im Publikum zur Folge hatte. Doch musikalisch klangen sie alles andere als angestaubt. Aktivposten war Shouter David Garner, der durch sein ozzymäßiges Händeklatschen und Herumhüpferei an den Frotmann der 70er Black Sabbath erinnerte. Seine Fransen am Pullover verstärkten auch optisch diesen Eindruck. Basser Derek Arnold und Gitarrist Jeff Nichols brachten mehr als nur Backingvocals, sondern übernahmen ganze Gesangsparts. Letzter war auch zu Scherzen aufgelegt: „Is Anybody Here From Germany?“ Mehr als nur ein paar Arme reckten sich zum Abschluss-Song „Satans Serenade“, dem wohl bekanntesten Stück der Legende, und beendete den Set, der sich etwas mehr über fünfundvierzig Minuten erstreckte. (Joxe Schaefer).

 

KIT holocaustUm 18:00 Uhr legten dann Holocaust aus Schottland los. Zehn Jahre gab es kein neues Album, zwanzig Jahre waren sie nicht mehr in Deutschland unterwegs. Zudem sind sie seit 1997, als ich sie zum ersten Mal gehört habe, meine absoluten Favoriten der New Wave Of British Heavy Metal. Und sie legten einen guten Start hin. Mit „It Don´t Matter To Me“, „No Nonsense“ und „Death Or Glory“ gab es sofort drei Klassiker aus den Anfangstagen vor den Latz geknallt. Mit „Expander“ folgte dann ein Song ihrer neuen, gleichnamigen 3-Track-EP, der nach den Experimenten aus den letzten Alben überraschend an die Musik Anfang der 80er erinnerte. „Only As Young As You Feel“ von der alten „Heavy Metal Mania“-Single gab der Meute tatsächlich das Gefühl, jung geblieben zu sein. „Love´s Power“, ebenfalls von der besagten Single, wurde in den ersten Reihen auch gut abgefeiert. Es folgte eine megadoomige Version von „The Small Hours“. Auch „Smokin´ Valves“, der Opener ihres legendären Debüts „The Nightcomers“, konnte überzeugen. Etwas verhaltener wurde es dann bei dem Titelsong ihres letzten, 2003 erschienenen Werkes “Iron Will“, bevor bei „Heavy Metal Mania“ plötzlich die komplette Halle brodelte. Mit „The Nightcomers“ verabschiedeten sich Holocaust dann schließlich. Insgesamt war das neue Line-Up sehr gut auf einander eingespielt. Einziger Kritikpunkt vieler Festivalbesucher war, dass eine zweite Gitarre nicht geschadet hätte. Ansonsten gab es hier aber nichts zu meckern. (Daniel Müller).

 

KIT medieval steelAuf Medieval Steel konnte man dann wirklich gespannt sein. Eigentlich gab es nur eine 12-Inch-Mini-LP mit vier Tracks. Die Bandhymne „Medieval Steel“ ist im Underground totaler Kult. Längst nicht alle anwesenden Maniacs werden diese LP besitzen. Umso überraschter war ich, dass hier so viel los war. Wichtig war, dass Originalsänger Bobby Franklin noch mit dabei war. Wer die anderen Musiker waren, weiß ich leider nicht. Neben drei der vier Songs ihrer kultigen EP („Warlords“, „Battle Beyond The Stars“, wo Bobby die ganz hohen Töne nicht exakt traf und natürlich die Überhymne „Medieval Steel“) räumten ordentlich ab. Vor allem der letztgenannte Song räumte einfach alles ab! Die komplette Halle grölte mit und verwandelte Lauda-Königshofen in ein Tollhaus. Ich würde ja gerne wissen, was den Musikern durch den Kopf gegangen war, als sie das Spektakel sahen. Schon in der Vornacht auf dem Zeltplatz wurde allerorts dieses Lied gesungen, so oft, wie sonst Slayer-Rufe zu Hören sind. Neben den drei Songs der EP gab es noch einige andere Songs, die ich zwar alle nicht kannte, die aber auch gut ankamen. Medieval Steel waren auf jeden Fall eines der absoluten Highlights des Festivals. Hut ab! (Daniel Müller).

 

KIT liege lordLiege Lord waren 2000 einmal in Wacken. Ich war auch in der Menge, als Sänger Joe Comeau und Gitarrist Paul Nelson sich eine neue Mannschaft gesucht haben, um dort aufzutreten. Viele alte Fans hatten sich aufgeregt, weil von der Originalbesetzung keiner mehr dabei war. Schließlich waren sie nur auf dem dritten und letzten Album „Master Control“ zu hören. Da es mein Lieblingsalbum von Liege Lord ist, war es mir egal. Auch an diesem Tag. Zwar hat man sich mittlerweile wieder zwei weitere Originalmitglieder, Gitarrist Tony Truglio und Bassist Matt Vinci, zurück geholt, doch trotzdem lag das Hauptaugenmerk wieder auf „Master Control“. Ich fand´s geil! Dass die anderen beiden Mitmusiker erst 2013 dazu gestoßen waren, merkte man der Band überhaupt nicht an. Das Zusammenspiel war sehr präzise, teilweise auch schneller gespielt. Sänger Joe Comeau war super bei Stimme und überzeugte auf ganzer Linie. Der Start, genau wie damals in Wacken mit „Fear Itself“ und „Eye Of The Storm“, nahezu perfekt. Auch „Feel The Blade“, „Broken Wasteland“ und „Fallout“ knallten wie Hölle. Der Rainbow-Coversong „Kill The King“ reihte sich nahtlos ein. Und für die Nörgler von damals gab es „Prodigy/Wielding Iron Fists“ vom Debüt „Freedom´s Rise“ und „Speed Of Sound“ vom zweiten Album „Burn To My Touch“. Liege Lord waren richtig gut drauf und wurden schwer abgefeiert. Auch die Ankündigung eines neuen Studioalbums in diesem Jahr trug gut zur positiven Stimmung bei. In dieser Form können wir von der Band echt noch viel erwarten! (Daniel Müller).

 

KIT-possessedPossessed-Fan bin ich schon seit 1996. Live gesehen habe ich sie leider nie, obwohl sie alle zwei oder drei Jahre mal in Deutschland vereinzelte Gigs absolviert hatten. Bis 2010 waren Sadistic Intent, von denen ich ein Riesenfan bin, die komplette Backing Band für das einzig verbliebene Urmitglied Jeff Becerra, der 1993 bei einem Überfall angeschossen wurde und seit dem im Rollstuhl sitzt. Heute spielten u. a. zwei Leute von den ebenfalls genialen Coffin Texts mit. Ich wusste nicht so richtig, was ich zu erwarten hatte. Ihr Klassiker „Seven Churches“ ist ganz schön rumpelig, und es bestand ja durchaus die Gefahr, dass die Songs heute viel besser gespielt sind und somit ihren Spirit verlieren würden. Glücklicherweise war das aber nicht der Fall! Den Anfang machte „The Heretic“, den ich kaum erkannt habe, gefolgt von „Swing Of The Axe“, das 1984 auf dem Sampler „Metal Massacre VI“ und später, 1987, auf ihrer Mini-LP „The Eyes Of Horror“ landete. Danach gab es das komplette „Seven Churches“-Album, wenn auch nicht in chronologischer Reihenfolge. Vor allem bei „The Exorcist“, „Pentagram“, „Satan´s Curse“ und dem abschließenden „Death Metal“, das damals eine komplett neue Musikrichtung gegründet hatte, ging richtig die Luzi ab. Das Schöne an Possessed war, dass trotz der deutlich verbesserten Spielpraxis aller beteiligten Musiker, alles total verrückt und chaotisch klang. Der Spirit wurde perfekt eingefangen. Jeff Becerra bangte in seinem Rollstuhl, was das Zeug hielt. Man merkte ihm an, wie sehr er seine Musik auch heute noch lebt! Ich bin ja mal gespannt, ob Possessed echt noch mal eine neue Platte machen werden. In der Form wäre das absolut wünschenswert! Gut, dass nach Possessed erstmal Schluss war am Freitag. Denn dieser Tag hat alle ganz schön geschlaucht. (Daniel Müller).

 

Samstag, 20.04.2013: EVIL INVADERS, ATTIC, TORANAGA, MIDNIGHT, OCTOBER 31, LEGEND, JACK STARR's BURNING STARR, STEEL PROPHET, ANGEL WITCH, WARLORD.

KIT evil invadersEvil Invaders sprangen für Razorwyre ein, deren Drummer wegen Armfrakturen die Band dazu verdammte, im heimischen Neuseeland bleiben zu müssen. Sehr Schade, denn ihr Album „Another Dimension“ schlug ganz schön ein, dass man ihrem Auftritt sehr entgegen sah. Doch die Belgier waren ein super Ersatz, wie sich superpünktlich zu High Noon in Lauda-Königshofen heraus stellte. Evil Invaders waren optisch und akustisch mit ihrem 80er Speedmetal genau das Richtige, um am heutigen Festivaltag Nummer Zwei in Fahrt zu kommen. Schnell und schneller interpretierten sie ihre Songs, plus „Violence And Force“ von Exciter, das sogar noch zügiger als im Original der Kanadier gespielt wurde. Das passte wie die Faust aufs viel zitierte Auge, denn Evil Invaders waren so tight, dass sie sich hohes Tempo zu äußerst agilem Stageacting leisten konnten. So etwas wurde durch die Keep-It-True Besucher sofort honoriert, denn es gab immer wieder Evil-Invaders-Sprechchöre. Sie hätten nur ihre Spielzeit von fünfundvierzig Minuten voll ausnutzen sollen. Sonst ein genialer Opener, der alles wachrüttelte, und die Messlatte sofort hoch legte. Sie sollten jedes Festival eröffnen. Mehr davon! (Joxe Schaefer).



KIT atticKerzen brannten auf mehreren Ständern. Sieht man solche Requisiten auf der Bühne, sind Attic nicht weit. Nicht nur bei CROSSFIRE bereits gründlich berücksichtigt, musste die Erwartungshaltung des Auditoriums einfach hoch sein, die Soundalikes von Mercyful Fate abzufeiern. Die fünf Facepaintings warfen voller Spielfreude das Eröffnungsdoppel „Funeral In The Woods“ und „Join The Coven“ raus, dass man es ihnen ansah, wie sehr ihre Lifeaction inzwischen gereift war. Eine Menge Bewegung in der bereits sehr vollen Halle, die jetzt schon gefüllter war, als beim Headliner am Vortag, waren klare Zeichen für großes Interesse an Attic, dass sie auch weiter vorn im Billing hätten Platz finden können. Es wurden ihre Songs textsicher mitgesungen, und es gab Attic-Sprechchöre. Mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums „The Invocation“ wurde es schneller, und sie lieferten mit „Black Funeral“ endlich ein Cover von Mercyful Fate, das man bereits zu Beginn ihrer Karriere von den Ruhrpottlern erwartete. Damit hatte der heutige Tag des Festivals schon mal zwei grandiose Opener. (Joxe Schaefer).

 

KIT toranagaToranaga ist eine englische Thrash Band aus den späten Achtzigern, die ich gar nicht kannte, nicht einmal vom Namen. Und das nach so vielen Jahren der Szenezugehörigkeit! Abgefahren! Na ja, eine Zeit lang befanden sie sich im Off. Zwei Alben gab es wohl mal, die völlig an mir vorbeigegangen sind. Sollte ich mir wohl mal nachträglich ins Regal stellen, denn was die Jungs da boten, war echt geil! Mich haben sie sehr an Exciter zu „The Dark Command“-Zeiten erinnert. Es gab viel hohes Tempo, und alles wurde präzise abgeholzt. So muss das sein! Positive Überraschung! (Daniel Müller).

 

KIT midnightZunächst standen Anvil Bitch auf dem Billing, doch die schwarzen Gesichtsmasken von Midnight sprangen für sie ein. Ich habe sie mir nur aus dem Hintergrund angeschaut. Es gab ja dieses Desaster letztes Jahr im Helvete zu Oberhausen, wo der Schlagzeuger so alkoholisiert war, dass er den Gig nicht spielen konnte und vier Leute aus dem Publikum versucht haben, mit der Band zu jammen. Für einige war es Kult, für die anderen aber vermutlich Scheiße. Es gab also viel wieder gutzumachen. Und das klappte auch! Midnight haben ein solides, enthusiastisches Actionset runter gehobelt, und am Ende waren alle zufrieden. (Daniel Müller).

 

KIT october 31October 31 kannte ich schon seit ihrem Debüt „The Fire Awaits You“ aus dem Jahr 1997. Auch die nachfolgende EP „Visions Of The End“ war mir noch geläufig. Danach habe ich sie aber leider aus den Augen verloren, aber ein komplettes Album hat es leider nach "No Survivors" aus dem Jahre 2005 nicht mehr gegeben. So kam es auch, dass ich mich wunderte, dass Frontmann King Fowley nur noch sang, hat er doch in der Anfangsphase der Band auch gleichzeitig die Trommelstöcke geschwungen. Mit seiner Matte sah er Messiah Marcolin ziemlich ähnlich. Die Band hatte richtig Bock und legte sich richtig ins Zeug. Alle posten und bangten bis zum Abwinken. Die Songs waren alle im Midtempo angesiedelt und rollten gut nach vorne los. Erst zum Schluss wurde es variabler. Es folgte eine Speed-Granate, bei der man sich dachte: „Wow! So etwas können die auch?“. Und zum Abschluss gab es das Saxon-Cover „Power And The Glory“, das etwas räudiger als das Original rüber kam und von vielen Leuten im Publikum daher auch erst später erkannt wurde. Geiler, kurzweiliger Auftritt mit gehöriger Portion Stageacting! Sehr gute Liveband! (Daniel Müller).

 

KIT legendLegend habe ich mir wieder nur aus dem Hintergrund angesehen. Zwei Alben haben sie in den Achtzigern gemacht und zwei nach der Jahrtausendwende. Ich kannte sie vorher gar nicht und fand, dass sie angenehm zu hören waren. Umgehauen hat es mich nicht, schlecht fand ich es aber auch nicht. Wenn man aber bedenkt, wie schweißtreibend es vorher und nachher in der Halle abging, waren Legend eine willkommene Abwechslung. Unserem Fotomann konnten so leichter die Bilder gelingen, wenn bei längerer Belichtungszeit weniger Bewegungen statt fanden, und in den ersten Reihen weniger geschoben wurde, dass nichts verwackelte. Seit dem Unglück mit seiner Kamera bei Hypocrisy vor ein paar Wochen, blieben halt ein paar Funktionen der Cam auf der Strecke. Heavy Metal ist eben kein Blümchensex. (Daniel Müller).

 

KIT jack starr's burning starrJack Starr’s Burning Starr kannte ich nur vom Namen her, die Musik habe ich noch nie gehört. Auch das ist eine Sache, die ich definitiv mal ändern muss! Es gab in den Achtzigern vier Alben, die auch alle sehr gut gewesen sein sollen. Live wurden sie von der schönen Crystal Viper-Sängerin Marta Gabriel an der Gitarre und ex-Manowar Schlagzeuger Rhino vervollständigt. Sie gaben Vollgas und überzeugten auf ganzer Linie. Mal schnell, mal hymnisch und mit einem grandiosen Sänger, der auch in den höchsten Tonlagen keinen einzigen Abscheißer zu verbuchen hatte, legten die Amis und die Polin ein rasantes Set hin. Geil! (Daniel Müller).

Du hast recht, Daniel. Diese Band musste ich endlich einmal live sehen. Den Meisten ist Jack Starr zwar als Gitarrist von Virgin Steele bekannt, doch die Wenigsten dürften ihn mit dieser Band live gesehen haben, denn sein Mitwirken bei den Mannen um David deFeis beschränkte sich auf den Zeitraum der ersten beiden Alben Anfang der 80er. Und dass Sängerin Marta an der Gitarre etwas kann, hat sich auch schon herum gesprochen. Als Jack's Gegenpolin (voll das geile Wortspiel...) auf der rechten Bühnenseite machte die Kleine mit der Riesen Dean-Flying-V einen ordentlichen Eindruck, dass wir gewählt haben, ein Foto von ihr zu verwenden. Über Meister Jack sei aber noch angemerkt, dass er nicht nur seine Frisur behalten hat, sondern auch sein unbändiges Spiel auf der Sechssaitigen. (Joxe Schaefer).

 

KIT steel prophetSteel Prophet gibt es schon seit 1983, und besonders geliebt habe ich sie Ende der Neunziger. 1999 sah ich sie auf der Tour mit Gamma Ray und Edguy, wo sie nur lächerliche 25 Minuten Spielzeit hatten. Nach dem Rausschmiss von Sänger Rick Mythiasin, der 2011 schon auf dem Keep-It-True war, habe ich Steel Prophet aber nicht mehr verfolgt. Zu Beginn des Sets gleich der Schock: Neben Jeff Becerra von Possessed am Vortag sah man auch Rick im Rollstuhl. Er soll alkoholisiert die Treppe runtergefallen sein. Es ist also glücklicherweise kein Dauerzustand. Na, dann geht´s ja! Also keine „Wheels Of Steel“, sondern Steel Prophet, die eine bunte Mischung aus ihren Alben spielten. Was mich aber etwas gestört hat, war, dass sie nach dreißig Jahren Tätigkeit gleich zwei Songs gecovert haben, statt noch zwei Eigene zu spielen. Trotzdem war bei der Auswahl - es gab „Heaven And Hell“ von Black Sabbath und „Bohemian Rhapsody“ von Queen – die gute Laune im Publikum natürlich vorprogrammiert. Rick Mythiasin sang wie immer gut. Der Rollstuhl hinderte ihn glücklicherweise nicht an seiner Tätigkeit. (Daniel Müller).

 

KIT angel witchDie New Wave Of British Heavy Metal Legende Angel Witch habe ich zuletzt 2011 auf dem Graspop in Belgien gesehen, wo sie richtig geil waren! In jüngerer Vergangenheit räumten sie auch auf dem Rock Hard Festival ab, und auf einer gemeinsamen Tour mit den Schweden von Grand Magus und Enforcer. Und das war größtenteils auch noch heute so. Beim Opener „Atlantis“ lag Gitarrist und Sänger Kevin Heybourne, das verbliebende Urmitglied, gesanglich noch etwas neben der Spur. Danach fing er sich aber. „Confused“ hat gut gepumpt. Auch der neue Song „Dead Sea Scrolls“ passte gut ins Konzept. Es folgten wieder alte Klassiker wie „White Witch“, „Sorceress“, „Gorgon“, das hymnische „Free Man“, „Angel Of Death“ und der Demoklassiker „Baphomet“. Apropos Baphomet: Er dekorierte die Bühne auf dem Banner im Hintergrund und betonte die okkulte Stimmung, die perfekt mit dem fast schon doomigen, fetten Sound verschmolzen war. Zusammen mit den Songs "Heavy Metal Mania" von Holocaust und "Medieval Steel" muss auch die Abschlussnummer "Angel Witch" als Festivalhymne genannt werden, die übrigens auch eine der Lieblingsnummern des verstorbenen Metallica-Bassers Cliff Burton war. Die Engländer waren endlich wieder in Topform und werden uns so wohl hoffentlich noch lange erhalten bleiben, und das nicht nur als Legende der New Wave Of British Heavy Metal. (Daniel Müller).

 

KIT warlordWarlord sollen am Vormittag beim Soundcheck der Oberhammer gewesen sein. Die Erwartungshaltung war groß! Schließlich war dies erst der zweite Deutschland-Gig nach Wacken 2002, wo ich ebenfalls mit dabei war. Damals hat noch Hammerfall-Sänger Joacim Cans dort das Mikro geschwungen. Auf dem neuen Album „The Holy Empire“ hat ein gewisser Richard M. Anderson gesungen, der wohl auch 1986 kurz mit dabei war. Er sieht älter aus und hat einen weißen Bart. Der Typ, der hier auf der Bühne stand, war aber bestimmt zwanzig Jahre jünger. Keine Ahnung, wer das war. Aber er machte seine Sache sehr gut! Warlord haben immer Sänger gehabt, die recht dünn klangen. Dieser hier hat eine richtig gut knallende Kopfstimme. Von früher waren also nur noch Gitarrist Bill Tsamis und Schlagzeuger Mark Zonder dabei, der von 1988 bis 2005 auch bei Fates Warning getrommelt hat. Früher waren Warlord mal zu dritt. Heute standen sechs Leute auf der Bühne, inklusive zweitem Gitarristen und Keyboarder. Der farbige Bassist sah mit seinen langen Rastas aus wie Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi und war bei den ersten beiden Songs entschieden zu laut. Danach pegelte sich aber alles ein. Was von nun an geschah, war absolut überirdisch! Warlord spielten sich in einen Rausch. Anfangs gab es den Conan-Soundtrack und ein weiteres Intro zu hören. Dann ging es endlich los! „Deliver Us From Evil“, „Winter Tears“, „Child Of The Damned“, Penny For A Poor Man“, “Black Mass”, “Mrs. Victoria”; Lost And Lonely Days”, “Aliens” (mit verkürztem Schlagzeug-Intro und schleppenderem Tempo gespielt, als im Original), “Soliloquy”… Hier wurden gnadenlos alle Hymnen aneinander gereiht. Krass, wie viele alte Klassiker es von Warlord gibt, obwohl es in den 80ern gar kein richtiges Album gab! Ein Videosoundtrack, eine 7-Inch und eine Mini-LP und Ende. Egal! Danach wurde das neue Album mit „City Walls Of Troy“, „Killzone“ und „Father“ vorgestellt. Letztgenannter Song stammt noch von Lordian Guard, einer Epic Metal Band von Bill Tsamis in den 90ern. Dasselbe traf auch auf die folgenden Songs „War In Heaven“ und „Winds Of Thor“ zu, die aber auch 2002 auf dem Comebackalbum „Rising Out Of The Ashes“ mit Joacim Cans landeten. Alle dachten, es sei schon Schluss, aber nein: Nach einer längeren Dankesrede folgte noch „Beginning/Lucifer´s Hammer“. Die Band war in beängstigend guter Form! Das Zusammenspiel war perfekt, die schönen Twinleads waren besser als alles, was die New Wave Of British Heavy Metal jemals zu bieten hatte, der Sänger war souverän und auch die vielen Bandbanner auf der Bühne machten gut was her. Mit Warlord hat ein würdiger Headliner dieses tolle Festival beendet. Es war der Oberhammer! (Daniel Müller).

Freuen wir uns also auf das Siebzehnte KIT am 25. & 26. April 2014 mit Night Demon, Attentat Rock, Deep Machine, Persian Risk, Deceased, Iron Cross, Hexx, Sinner, Atlantean Kodex, Lethal und Jag Panzer!



Autor: Daniel Müller; Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer