VENOM - WELCOME TO HELL


Label:NEAT
Jahr:1981
Running Time:39:45
Kategorie: Classics
 

Venom waren die Band, die mit ihrem zweiten Album „Black Metal“ aus Versehen und nebenbei eine neue Musikrichtung gegründet haben, die extremen Metal nochmal deutlich vom Rest der Welt unterscheiden sollte. 1993 habe ich die „Welcome To Hell“ bei einem Kumpel auf Vinyl erblickt; zu einer Zeit, als Vinyl gerade weg vom Fenster war. Das Pentagramm mit dem Geißbock drin in dieser Größe hat mich sofort in den Bann gezogen. Auch die Fotos der mit Ketten und Nieten übersäten drei Typen und die Songtitel klangen mystisch und geheimnisvoll. Mit vierzehn oder fünfzehn Jahren findet wohl jeder Metaller Satanismus toll, auch wenn er als pubertierendes Kiddie natürlich noch keine Ahnung von dieser Materie hat. So war es auch bei mir. Wie mochte das wohl klingen? Motörhead waren damals schon meine Lieblingsband. Auch mit Sodom und Destruction war ich schon vertraut. Aber die bunte Mischung aus Motörhead und Punk mit scheppernder Kellerproduktion, die ich zunächst auf den Sound der alten LP geschoben habe, gefiel mir auf Anhieb. „Sons Of Satan“ rumpelt tatsächlich wie eine punkige Version von Motörhead daher. Der Gesang erinnert auch etwas an Sodom. Dann folgt „Welcome To Hell“ mit einem bekannten Anfangsriff. Ja, richtig! Es klingt so ähnlich wie „2 Minutes To Midnight“ von Iron Maiden. Das Venom Riff ist allerdings drei Jahre älter! Wer klaut hier bei wem, hä? „Schizo“ hat ein kultiges Rock´n´Roll-Riff und erinnert deshalb wieder an Motörhead. Auch den Rickenbacker Bass-Sound haben beide Bands gemeinsam. Zur Erholung gibt es dann das knapp einminütige Akustik-Instrumental „Mayhem With Mercy“, das erschreckend musikalisch zum übrigen Gerumpel rüberkommt. Die norwegischen Black Metaller Mayhem gaben Jahre später an, dass dieser Song ihrer Namensgebung diente. Überhaupt, Venom und Einflüsse für Bandnamen! Ab hier geht es nämlich los: „Poison“ beeinflusste die bayrischen Black-/Thrasher zu ihrem Namen. Selbiges gilt für „Witching Hour“ bei den saarländischen Retro Thrashern, „One Thousand Days In Sodom“ beeinflusste Sodom, die diesen Song sogar 1994 für den „In The Name Of Satan – A Tribute To Venom“-Sampler aufnahmen. Auch Sodom haben sich den Venom Bass Sound angeeignet, was unüberhörbar ist. „Angel Dust“ war der Namensgeber für die Dortmunder Band, die in den Achtzigern als Thrash-/Speed Metal Band begann und dann in den Neunzigern Power Metal gespielt hat. Apropos „Angel Dust“ und Sodom: Diesen Song kannte ich sogar schon, weil Sodom ihn auf ihrem 1993 erschienenen Album „Get What You Deserve“ gecovert hatten. „In League With Satan“ fällt etwas von der Masse ab, da es zwar zunächst mit einer rückwärts gesprochenen Passage mystisch beginnt, dann aber sehr träge wird, was vor allem am mangelnden Können der Musiker lag. Heute würde so etwas wahrscheinlich besser funktionieren. Trotzdem macht der Mitgröl-Refrain Spaß. Zum Schluss geht mit der Puffhymne „Red Light Fever“ nochmal für fünf Minuten der Punk ab. Die Musiker haben alles andere als tight zusammen gespielt, aber das war egal. Venom waren authentisch und überzeugten mit nicht gespieltem Enthusiasmus, der mangelndes Talent für den Hörer in den Hintergrund drängte. Wenn man bedenkt, dass Venom nur drei Tage Zeit hatten, um „Welcome To Hell“ aufzunehmen (so wie Black Sabbath beim selbst betitelten Debüt im Jahr 1970), dann ist dieses wegweisende Album noch bewundernswerter als ohnehin schon. Musikalisch passen Venom, die aus Newcastle kommen und heute immer noch aktiv sind, keinesfalls in die New Wave Of British Heavy Metal. Sie waren viel extremer, was sowohl die Musik als auch das satanische Image betraf, und gelten deshalb völlig zu recht als die Erfinder des Black Metal. Auch wenn das namensgebende (und zugegebenermaßen etwas ausgereiftere und in immerhin sechs Tagen eingespielte) Album „Black Metal“ erst ein Jahr später erschien…

Tracklist:
Seite 1:
Sons Of Satan
Welcome To Hell
Schizo
Mayhem With Mercy
Poison
Live Like An Angel (Die Like A Devil)
 
Seite 2:
Witching Hour
One Thousand Days In Sodom
Angel Dust
In League With Satan
Red Light Fever
 
Line-Up:
Conrad "Cronos" Lant - Bass & Vocals
Jeffrey "Mantas" Dunn - Guitars
Anthony "Abaddon" Bray - Drums
 

 

 

 

 

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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