SINISTER - ....wieder zum Leben erweckt!


Nach über 20 Jahren ist es für mich eine Ehre, Sinister zu interviewen. Ich bin mit der Musik der Band aufgewachsen und mit Sänger Adrie Kloosterwaard seit einem Konzert, das ich 2010 in Hoorn/Holland besucht habe, persönlich in Kontakt. Und da das neue Album so geil ist, war mir von Anfang an klar, dass ich Sinister so unterstützen musste. Kurz und bündig stellte sich Adrie mit reichlicher Verspätung dem Federkrieg… Los geht´s:

SINISTER logo INTI 2013Daniel: Hallo Aad! Lass uns doch zunächst mit dem genialen neuen Album “The Carnage Ending” beginnen: Ich finde, dass es genau das perfekte Mittelding aus alten und neuen Sinister-Elementen ist. Habt Ihr das von Anfang an so geplant? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Adrie: Danke erst einmal für das Lob zur neuen Platte! Ja, die Mischung ist perfekt und alle sind glücklich, haha! Nein, bevor wir mit dem Songwriting zur neuen Platte angefangen haben, haben Bastiaan und ich darüber gesprochen, in welche Richtung es gehen sollte. Und haben uns dann tatsächlich darauf geeinigt, dass wir zwar musikalisch wieder mehr an die alten Sinister anknüpfen wollten, aber dennoch mit dem heutigen Sound.

Daniel: Wie lange hat Ihr mit dem Songwriting und der Studioaufnahme gebraucht?

Adrie: Ich glaube, wir haben etwa ein Jahr an den Songs geschrieben. Die Aufnahmen haben dann nur drei Wochen gebraucht. Alle haben im Studio gute Arbeit geleistet und wurden recht schnell fertig. Wir haben deutlich länger am Mix gefeilt. Aber das hört man der Platte auch an, finde ich! Die Aufnahme ist richtig fett geworden!

Daniel: Ich habe Sinister 2010 in Hoorn/Holland live gesehen. Das Line-Up hast Du seitdem aber komplett erneuert. Alle neuen Mitglieder haben vorher mit Dir zusammen bei Absurd Universe gespielt, von denen es aber nur ein Album gab, nämlich „Habeas Corpus“ aus dem Jahr 2011. Jetzt bestehen beide Bands aus exakt denselben Leuten und spielen beide Death Metal: Wo liegt, Deiner Meinung nach, den genau der Unterschied zwischen beiden Bands?

Adrie: Absurd Universe ist voll oldschool. Keiner der Songs enthält Blastbeats. Darin liegt der große Unterschied zu Sinister. Die Texte sind auch nicht so okkult, sondern handeln von holländischer Geschichte.

Daniel: Du bist noch in einer anderen Band namens Supreme Pain, die ebenfalls Death Metal machen. Hörst Du ausschließlich Death Metal zu Hause?

Adrie: Ja, größtenteils. Das ist die Musik, die ich wirklich liebe.

Daniel: Ich habe mich immer gefragt, warum Du irgendwann mal zum Gesang übergewechselt bist. Schließlich hast Du früher als Schlagzeuger angefangen; sogar bei Sinister…

Adrie: Es war einfach an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Nach so vielen Jahren hatte ich einfach die Schnauze voll vom Schlagzeug spielen. Mir macht es viel mehr Spaß, den Gesang zu übernehmen. Und darum ging es mir hauptsächlich.

Daniel: OK, lass uns mal etwas in der Vergangenheit von Sinister wühlen, OK? 1991 gab es eine Split-7“ von Sinister und Monastery. Das war ebenfalls eine holländische Death Metalband, in der Du mit einem weiteren damaligen Sinister-Mitglied, Ron van de Polder, gespielt hast. Wie kam es, dass Ihr gleichzeitig noch ein weiteres Death Metalprojekt aus der Taufe gehoben habt?

Adrie: Warum denn nicht? Muss immer alles einen Sinn haben, wenn etwas Spaß macht? Der Bassist von Entombed besuchte uns damals und hat uns gefragt, ob wir Bock hätten, innerhalb von nur einer Woche ein bisschen Musik aufzunehmen? Also haben wir es gemacht und hatten dabei auch eine Menge Spaß.

SINISTER adrie 2013Daniel: Ich liebe Euer Debütalbum „Cross The Styx“, das ich mir direkt 1992 gekauft habe, als es raus kam. Damals war ich gerade mal 14! Ich bin wirklich mit diesem Album aufgewachsen! Ich finde das Album zwar geil. Aber irgendwie klangen alle Songs gleich; auch von den Beckenbetonungen am Schlagzeug. Wie kam das?

Adrie: Na ja, das war einfach meine Art zu trommeln. Aber wir haben ein Platte gemacht, die so zuvor und auch danach keiner gemacht hat. Und da bin ich mächtig stolz drauf!

Daniel: Das zweite Album „Diabolical Summoning“ fand ich auch total geil! Es war zwar viel langsamer, klang aber richtig böse. War das ein bewusster Schritt, den Ihr damals auf dem Album gegangen seid?

Adrie: Nein, ganz und gar nicht. Auf dem ersten Album hat Ron die komplette Musik geschrieben und auf dem zweiten war es jemand anderes. Insofern war es eigentlich logisch, dass das Album anders ausfallen würde.

Daniel: War der Opener “Sadistic Intent” eigentlich ein bewusster Tribut an die geile US Death Metalband?

Adrie: Nein, nicht wirklich. Auch wenn sie wirklich eine sehr geile Band sind, haha!

Daniel: Leider verließ Mike van Mastrigt, der erste Sinister-Sänger, 1996 die Band. Wieso?

Adrie: Haha, tut mir leid, Mann! Aber ich bin froh, dass er weg ist! Ich hasse ihn und er weiß auch warum. Ich werde für den Rest meines Lebens nicht mehr über ihn sprechen! Das gilt übrigens auch für Rachel, die später auch bei uns sang… Das war alles Zeitverschwendung für mich und Sinister!

Daniel: Sein Nachfolger Eric de Windt trommelt auch bei Supreme Pain. Ich finde es irgendwie witzig, dass Ihr beide die Positionen getauscht habt, haha! Aber Supreme Pain gab es zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht. Wie seid Ihr mit ihm in Kontakt gekommen?

Adrie: Vor Jahren habe ich Eric mal bei Severe Torture spielen sehen. Er sang da zu dem Zeitpunkt. Ich fand seine Stimme geil und fragte ihn, ob er bei Sinister singen wollte. Das war alles.

Daniel: Kurz darauf lösten sich Sinister für kurze Zeit auf. Du hast damals eine neue Band mit dem Namen No Face Slave gegründet, die aber nie etwas veröffentlicht haben. Du hast die komplette Band dann aber zu Sinister rüber geholt (was mich irgendwie an Soulburn erinnert, die nach nur einem Album zu Asphyx wurden und ebenfalls aus Holland kamen, haha). Wie kam es dazu?

Adrie: Der Grund dafür war, dass mir einige der Musiker so viele Probleme bereiteten, dass ich einfach die Schnauze voll hatte. Alex und ich haben dann immer noch Musik zusammen gemacht. Aber ich habe es vermisst, mit Sinister rund um den Globus live zu spielen. Deshalb habe ich Sinister wieder zum Leben erweckt. Und nun sind wir schon wieder so lange dabei, dass es sich so anfühlt, als wären wir niemals weg gewesen.

Daniel: 2005 hast Du dann Deine Position vom Schlagzeug zum Gesang gewechselt. Vermisst Du das Schlagzeug spielen eigentlich gar nicht? Hättest Du nicht mal wieder Bock, in einer anderen Band zu trommeln? Durch Deine markante Stimme ähneln sich Deine Bands doch schon alle ein bisschen oder findest Du nicht?

Adrie: Nein, tut mir leid! Aber das kann ich so nicht bestätigen. Und es vermisse das Schlagzeug spielen echt nicht. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen.

Daniel: Ungefähr zur selben Zeit, als Du Sinister wieder zusammen gerauft hast, bist Du auch bei Supreme Pain eingestiegen. Wie bringst Du das zeitlich alles unter einen Hut? Setzt u bei einer bestimmten Band Prioritäten? Oder wie planst Du Alben und Auftritte mit beiden Combos?

Adrie: Im Moment machen Supreme Pain gerade nichts. Von daher ist das kein Problem. Aber für mich stand Sinister auch immer an erster Stelle. Und das wird auch so bleiben.

Daniel: War für Dich den trotz der zahlreichen Besetzungswechsel immer klar, dass die Band nur unter dem Namen Sinister weiterleben würde? War das für Dich immer dieselbe Band?

Adrie: Ja, weil ich die Band gegründet habe und als einziger immer dabei gewesen bin. So lange ich in der Band bin, wird sie auch weiterhin Sinister heißen.

SINISTER band 2013Daniel: Stehst Du heute noch hinter allen Sinister-Alben? Oder gibt es auch welche, die Du im Nachhinein lieber nicht oder zumindest anders veröffentlicht hättest?

Adrie: Natürlich habe ich schon das Gefühl, dass das eine Album vielleicht besser war als das andere. Aber ich würde bei keiner von ihnen von einer schlechten Platte reden.

Daniel: Holland war immer für seine großartige Death Metalszene bekannt! Früher gab es Kulthorden wie Asphyx, Pestilence, Thanatos, Sinister, Sempiternal Deathreign, Delirium, Beyond Belief, AntropomorphiA, The Gathering (Das Debütalbum „Always“ war richtig geil!), Etherial Winds, Orphanage, alte Celestial Season, Altar, Gorefest usw. Viele davon gibt es auch heute noch! Und es gibt auch neuere Bands wie z. B. Hail Of Bullets, Houwitser, Cliteater, Ceremony Of Opposites, The Monolith Deathcult und viele andere mehr! Gibt es noch andere geile Bands aus Eurem Land, die Du uns weiter empfehlen kannst?

Adrie: Es ist gut, zu sehen, dass einige Bands heute immer noch aktiv sind, vor allem Asphyx und Pestilence. Aber es ist auch gut, dass viele dieser Bands heute nicht mehr da sind, weil sie irgendwann einfach Scheiße wurden, haha! Hör Dir mal Nailgun Massacre aus Holland an. Die sind richtig geil!

Daniel: Bist Du mit anderen holländischen Death Metalbands in Kontakt? Gibt es bei Euch eine Szene, die zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt?

Adrie: Ja, ich bin mit sehr vielen holländischen Bands in Kontakt. Aber eigentlich ist es hier eher so, dass jeder sein eigenes Ding durchzieht.

Daniel: Magst Du die derzeitige Entwicklung der „neuen“ Death Metalszene? Meiner Meinung gibt es im Moment viel zu viele Technical Death Metal- und Brutal Death Metalbands ohne den alten, ehrlichen Spirit der Musik. Wie denkst Du darüber?

Adrie: Ich mag Death Metal, wenn er richtig brutal ist, schnell und eingängig ist. Musik muss schon irgendwie in Deinem Kopf hängen bleiben, wenn Du Dir eine Platte anhörst. Wenn Bands es so machen, finde ich sie auch mit Sicherheit gut!

Daniel: Welche Zukunftspläne hast Du noch mit Sinister?

Adrie: Sinister werden versuchen, weltweit so viele Konzerte wie möglich zu spielen, um dem neuen Album “The Carnage Ending” die Promotion zu geben, die es verdient!

Daniel: OK, Adrie! Die letzten Worte gehören Dir!

Adrie: Danke für das Interview!

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http://www.myspace.com/sinisterwingsofdeath



Autor: Daniel Müller