EVERON - SHELLS


Label:MASCOT LABEL GROUP
Jahr:2025
Running Time:70:31
Kategorie: Neuerscheinung
 

Sechzehn Jahre ist es her, dass die Krefelder Progressive-Band Everon ihr letztes Album „North“ herausgebracht hat. Aufgelöst hat man sich angeblich nie, es gab halt lediglich nichts Neues seit dieser Zeit. Ich bezeichne es trotzdem mal als Reunion, wenn wie aus dem Nichts auf einmal ein neues Werk einer Formation erscheint. So geschehen nun mit „Shells“, dem achten Werk von Everon und auch noch in der ursprünglichen Besetzung eingespielt. Leider verstarb Drummer Christian Moos während des Aufnahmeprozesses, so daß der Release natürlich auch einen sehr persönlichen Anstrich erhält. „Until We Meet Again“, ein Beitrag daraus, entstand dann auch aus diesen tragischen Umständen heraus. Prinzipiell sind Everon ihrem ureigensten Stil treu geblieben. Heavy Progressive Sounds, wie manch einer es nennt. Tatsächlich spielen Everon ihre Tuness härter, bombastischer und mehr mit Hang zum Progressive-Metal als die meisten Truppen im Genre.

Und dass dabei auch das symphonische Element stets zum Tragen kommt, zeigt sich gleich bei „No Embrace“, einem Stück in typischer Everon Art. Verspielt, bombastisch, sphärisch und mit der nach wie vor tollen Stimme von Oliver Philipps veredelt, die man sofort erkennt. Bei „Broken Angels“ neigt man fast schon dazu, an eine Gruppe wie Kamelot zu denken, nachdem mit Piano begonnen die Nummer ins symphonisch Bombastische steuert und an Intensität immer mehr gewinnt. Beim etwas fremdländisch angehauchten „Pinocchio’s Nose“ hat man sich Leah McHenry (Dragonlord, Leah) als weibliche Stimme hinzugeholt. Ebenso ist Helena Iren Michaelsen (imperia) bei einigen Tracks als weibliche Begleitung mit am Start.

Man fühlt sich unweigerlich an die tolle Zeit von Veröffentlichungen wie „Paradoxes“, „Flood“ oder „Bridge“ zurückversetzt, wenn man typische Everon Weisen wie „Monster“, atmosphärische Großtaten wie „Shells“ oder verträumte und mehrstimmige Passagen wie bei „Children Of The Earth“ hört. Dazwischen gibt es auch mal ein reines Instrumental mit „OCD“. Hart, schnell und mit Hang zum Progressive-Metal gespielt. Der Longtrack mit über vierzehn Minuten kommt zum Schluß mit „Flesh“. Piano, Glockenschläge, Wechselbäder zwischen ruhigen und intensiveren Passagen, mal harten Riff und dann wieder wunderschöne Melodien. Ein Hochkaräter sphärisch anspruchsvoller Progressive-Kunst mit vielen Wendungen und auch sperrigen Phasen.

Everon sind wieder da und machen dort weiter, wo man mit „North“ aufgehört hat. Vielleicht klingt Oliver Phillips ein klein wenig rauer als früher, Melodien und großes Songwriting sind aber absolut Everon-würdig und die zwölf Tracks von „Shells“ fügen sich nahtlos in die großartige Diskographie der Krefelder ein. Wunderbares Album, das auch Leute, die Everon aufgrund der langen Abstinenz noch nicht kennen, erleben sollten.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Erich Robbers


zurück zur Übersicht