VAN CAMP - VOL II

Label: | GIO SMET |
Jahr: | 2025 |
Running Time: | 60:04 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Shorty aka Paul Van Camp ist Gründungsmitglied, Songschreiber, Produzent, Lead-Gitarrist und Leadsänger der belgischen Metal Band Killer, welche bisher acht Studioalben veröffentlicht hat. Die Formation existiert immer noch. Seit 1980 in verschiedenen Besetzungen. Shorty ist das einzige verbliebene Originalmitglied. Im Jahr 1987 veröffentlichte er unter dem Namen Van Camp das Solo-Werk „Too Wild To Tame“. Und das blieb auch ein Einzelstück. Im vergangenen Jahr ließ er das Projekt wieder aufleben. Und im März 2025 kommt der Nachfolger „Vol II“ in die Plattenladen und Online-Plattformen. „Now Or Never“ startet mit kurzem Keyboard und Synthesizer-Intro. Aber dann wummert das Schlagzeug und Paul Van Camp zeigt seine Fingerfertigkeit auf den Gitarrensaiten. Man kann gar nicht so schnell hören, wie die Saiten gespielt werden. Hektisches Riffing und Schlagzeug unterlegen den Gesang. Beim Refrain wird es jedoch melodischer. Der Meister gibt sich nicht mit einem einzigen Gitarren-Solo zufrieden. Zunächst ein wahnsinnig schnell gespieltes später ein melodisches und ruhiges. Aber beide sind sehr filigran eingespielt.
„Dark Days“ ist dann ruhiger, eine große Metal-Hymne. Erinnert mich ein wenig an DIO beziehungsweise Black Sabbath in der Ronnie James Dio Ära. „Saints And Sinner“ startet mit gezupfter akustischer Klampfe. Aber kurz darauf ist eine stark verzerrte Axt zu hören. Ruhig und sehr rhythmisch. Ein erneutes Solo bestätigt, dass Shorty ein Ausnahme-Musiker ist. Bei der Power-Ballade „Heaven´s Gate“ lässt Paul die Gitarre förmlich singen. Und das im wörtlichen Sinne. Bei diesem Instrumental-Stück übernimmt die Gitarre den Gesangs-Part. Hier muss man einfach die Augen schließen und genießen! „Rocky Road“ knallt dann wieder richtig aus den Boxen. Bei aller Härte aber sehr melodisch. „My Way“ klingt erneut ein wenig doomig. Der ruhigen Vocals von ebenfalls ruhigen Riffs begleitet.
Ach ja, Six-String-Soli werden immer wieder völlig unaufgeregt aus dem Ärmel geschüttelt. Der Song „No Limit“ hat zunächst eine kräftige Epic Doom Schlagseite. Hier zeigt Shorty ein weiteres Mal sein außergewöhnliches Können. Zuerst glaubt man, ein Instrumental zu hören. Aber etwa ab der Mitte zieht das Tempo an. Es wird rockiger und der Gesang setzt ein. Mit der Hymne „The Last Goodbye“ endet der reguläre Teil des Releases. Rhythmische Riffs dominieren. Mein absoluter Favorit. Was dann folgt, sind laut Pressetext Bonus-Tunes. Aber was für welche! So manche Truppe und so mancher Künstler wünschte sich Beiträge dieser Güte auf seinem Opus. „Back Home“ ist melodischer Hard Rock vom Feinsten. Dem steht „Odds And Evens“ in nichts nach. Was Paul hier mit seiner Gitarre an Tönen zaubert, ist einfach großartig. Ein Instrumentalsong, der trotz seiner Länge von mehr als sieben Minuten nie langweilig wird.
Dank der vielen Melodie- und Rhythmus-Wechsel geht es ganz klar in Richtung Progressive Metal. In der zweiten Hälfte klingt es dann sehr melodisch, das Tempo wird etwas zurückgenommen. „Uchronia“ ist dann eine weitere sehr melodische, aber instrumentale Hymne, bei der später eine Blues-Note hinzukommt. Ganz am Ende wird musikalische Weltliteratur in das Metal Universum gehievt. Die Symphonien Nr. 5 und Nr. 9 von Ludwig van Beethoven werden neu interpretiert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Ludwig van Beethoven seine Werke in der Jetztzeit so oder so ähnlich hätte klingen lassen. Nach jedem Anhören von „Vol II“ bin ich aufs erneute sprachlos. Was Paul Van Camp auf dieser Veröffentlichung abgeliefert hat, allerfeinster Heavy Metal. Er ist ein wahrer Könner auf der Gitarre. Aber auch die anderen Instrumente hat er sehr gut eingespielt. Und alles ist so locker und leicht, ja fast beiläufig vorgetragen. Er ist ein ganz Großer Künstler des Heavy Metal. Und das stellt er über mehr als Stunde eindeutig unter Beweis.
Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber