SABATON - Noch ein Bier bitte!


Die erfolgreiche schwedische Power Metal Band Sabaton ist derzeit mit ihrer Swedish Empire Tour in Deutschland unterwegs. Sänger Joakim Broden stand meinem Kollegen Markus Peters und mir, äußerst offen und sympathisch, vor dem Konzert in der Oberhausener Turbinenhalle Frage und Antwort. Dadurch bekamen wir einen ausführlichen Einblick über die heiß diskutierte „World War Tour“, das Engagement der Band bezüglich neuer schwedischer Bands und die Pläne der fünf energiegeladenen Schweden.

SABATON logo INTI 2012Denise: Dies heute ist mein aller erstes Interview und ich bin sehr nervös, bitte habe etwas Verständnis.

Joakim: Okay, das ist nicht mein erstes Interview, ich bin nicht nervös und Du brauchst auch nicht nervös zu sein. Wir schaffen das schon. Ich hoffe, nebenan sind sie nun fertig mit dem Soundcheck, sonst wird es schwer, unsere Aufnahme auf dem Diktiergerät zu hören.

Denise: Okay, los geht’s. Zuerst hat mein Kollege Markus noch eine persönliche Frage an Dich.

Markus: Genau. Mich würde interessieren, warum Du Deine Biere immer auf Ex trinkst während der Show? Gibt es dafür eine Erklärung, oder tust Du das einfach so?

Joakim: Ja (lacht)! Eigentlich begann alles vor circa sechs Jahren hier in Deutschland mit einem Joke, als ich aus Spaß auf der Bühne sagte: Noch ein Bier! Und die Menge schrie: Ex, ex, ex, …! Und ich fragte mich im ersten Moment, was das zu bedeuten hat. Aber gut, dann trank ich es halt aus und seitdem ist es eine Tradition geworden.

SABATON joakim LIVE in Oberhausen 2012Markus: Ah okay. Ich habe Dich mit Sabaton auf dem letzten Devilside Festival in Oberhausen gesehen und während dieser Show hast du drei Biere geext. Die Show war trotzdem klasse (lacht)!"

Joakim: Haha, ja alle meine Shows sind klasse! (lachend)

Denise: Nun erzähle uns doch etwas über die Entstehung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Sabaton!

Joakim: Es begann alles 1999. Eine Gruppe Teenager wollte Spaß haben und Heavy Metal spielen und 2001 haben wir unser erstes Demo „Fist For Fight“ veröffentlicht, aber nichts ist wirklich passiert. Das nächste richtige Album was wir aufnahmen war dann „Metalizer“, aber das Label Underground Symphony hat es nie veröffentlicht. So nahmen wir „Primo Victoria“ auf, welches 2005 veröffentlicht wurde und dann, 2006 veröffentlichten wir ein Album namens „Attero Dominatus“ und dann erhielten wir die Rechte an unserem ersten Album „Metalizer“ und veröffentlichten es tatsächlich. Also das 2007 veröffentlichte Album „Metalizer“ ist eigentlich unser erstes Album. 2008 folgte dann „Art Of War“, ein Konzeptalbum über das Buch „The Art Of War“ geschrieben von Sunzi. 2010 kam „Coat Of Arms“ heraus, gefolgt von „World War Live“ 2011, das ist eine Live Doppel CD von verschiedenen Plätzen Europas. Verschiedene Songs, verschiedene Städte. Und nun 2012 brachten wir im Mai das Album „Carolus Rex“ heraus, welches ein Konzeptalbum über das schwedische Reich im frühen 16. Jahrhundert bis frühen 17. Jahrhundert ist.

Denise: Was bedeutet der Name Sabaton eigentlich?

Joakim: (Er greift nach seinem Tourpass und zeigt ihn uns) Schaut her, hier in dem „S“ von Sabaton ist ein kleiner Schuh eingebaut. Das ist ein kleiner Teil einer Rüstung, eines Soldatenfußes, oder eher das Gelenk über seinem Stiefel. Das ist ein „Sabaton“.

SABATON pär LIVE in Oberhausen 2012Denise: Ah okay, eine gute Idee. Kommen wir zur nächsten Frage: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Joakim: Wow, das ist tatsächlich eine gute Frage! Ich würde sagen, mich persönlich haben Bands wie Accept, natürlich auch Judas Priest und alle Arten des klassischen Heavy Metal beeinflusst. Ich würde sogar sagen, es könnten verschiedene Einflüsse gewesen sein, auch durch Bands wie Helloween, Blind Guardian oder dieser Richtung. Aber der hauptsächliche Einfluss ist der Heavy Metal der 80er Jahre wie von Accept oder Judas Priest.

Denise: Ich habe nun eine Frage zu dem Song „Metal Crüe“ von Eurem zweiten Album „Attero Dominatus“. Dort sind viele Namen alter Kultbands zu finden: Venom, Accept, Destruction, Priest, usw. Das sind alles sehr alte und traditionelle Bands. Ihr klingt aber meiner Meinung nach überhaupt nicht so.

Joakim: Wir stehlen so viel von jedem, dass es keiner mehr erkennen kann!

Markus: Das ist eine wirklich gute Idee!!!

Denise: Ja, wirklich (lacht)! Ihr spielt ja eher modernen Power Metal mit viel Bombast. Ging es Euch nur um diese Wortspiele? Oder haben Euch diese Bands tatsächlich auch unterbewusst beeinflusst?

Joakim: Der Hauptgedanke war eine rühmliche Sache daraus zu machen. Das gleiche gilt für den Song „Metal Machine“ vom Album zuvor, aber natürlich beinhaltet der Song auch Bands, die uns beeinflusst haben oder die wir lieben wie Queen oder Crimson Glory, dass sind seit vielen Jahren meine Lieblingsbands.

SABATON joakim LIVE in Oberhausen 2012Denise: Abgesehen von „Metal Crüe“: Wovon handeln Eure Texte sonst so?

Joakim: Ja, wir haben zum Beispiel den Song „Metal Machine“, der passt ein bisschen zu „Metal Crue“, weil wir doch Songpassagen aus Songs anderer Bands stehlen (lacht). Doch in der Regel geht es um historische Schlachten. Reale historische Ereignisse, keine Fantasie. Ich glaube, es sind so viele interessante Dinge in unserer Geschichte passiert, die man nicht vergessen darf, über die man aber jederzeit berichten sollte.

Denise: Ihr seid in den letzten Jahren viel live unterwegs gewesen. Wie wichtig ist es für Euch, nicht nur Alben aufzunehmen, sondern auch auf die Bühne zu gehen?

Joakim: Ich finde touren ist genau so wichtig, oder noch wichtiger als Alben aufzunehmen, weil ohne zu touren könnten die Leute nicht wissen, dass es uns gibt, so lernen uns die Leute kennen. Heutzutage vergeben die Plattenfirmen keine Werbespots oder Ähnliches mehr an Dich und wenn du als Band Erfolg haben möchtest, musst Du unterwegs sein, Du musst Festivals spielen. Damit Du neue Leute begeisterst und erreichst, die zu Deinen Konzerten kommen. Du musst als Headliner touren, weil die Leute die Erfahrung machen wollen, Deine Musik live zu erleben. Wenn Du sie diese Erfahrung nicht machen lässt, so denke ich, dann geht das Interesse verloren. Und natürlich macht es uns riesigen Spaß! Also, warum nicht!“ (lacht)

Denise: Eure letzte Tour in Deutschland lief unter dem Banner „World War Tour“, was vielen in Deutschland nicht gepasst hat. War das eine bewusste Provokation, oder habt Ihr da einfach nicht drüber nachgedacht?

Joakim: Natürlich wussten wir, dass es in Deutschland provokant ankommen kann, aber es war nicht unsere Absicht. Wir wollten Geschichte erzählen, nicht mit Politik oder Religion provozieren. Wir wollen die Historie erzählen und Fakt, der Grund allem ist, dass dieses Album, von dem diese Songs kommen „World War“ also Weltkrieg heißt. All diese Songs sind über Kriege, die im Weltkrieg stattgefunden haben, also war es die „World War Tour“ und alle Länder in denen wir gespielt haben, waren auch im Weltkrieg beteiligt. Es gab viele Schlachten. Das ist eine ganz einfache Sache. Wir wollten niemanden provozieren, auch nicht Deutschland oder sonst jemanden, aber ich denke auch, es ist falsch Angst zu haben über diese Dinge zu sprechen. Wir sind nicht raus gezogen, um zu provozieren, aber wir wollten uns auch nicht verbieten lassen darüber zu sprechen, nur der politischen Sensibilität wegen. Das ist Fakt, es ist passiert. Es gab einen Weltkrieg, warum sollten wir nicht darüber singen? Ich denke, wenn man nicht darüber spricht, vergeht dieses Denken niemals wirklich. Und ich denke heutzutage kommen kaum Leute zu Metalkonzerten, wo das zur Sprache gebracht wird. Sie wissen, dass es passiert ist. Also, wo ist das Problem? Die meisten dieser schlechten Reaktion kommen von Promotern, Labels, Lesern und so. Die Metalheads wollen eine gute Show und sie wollen Spaß haben, so bieten wir es ihnen, aber wir singen über den Krieg. Das ist wie eine Szene. Die Leute nehmen Musik so ernst! Jemand dreht einen Film über den Holocaust - cooler Film, jemand schreibt einen Song über den Holocaust – er ist ein Nazi! Was? Warum? Das ist so komisch, dass aus irgendwelchen Gründen Filme und Fernsehen nicht politisch verbunden sind, aber Musik es irgendwie sein muss. Aber ich denke positiv über die Musik von Sabaton, wie Filme ohne Bilder! Hahaha!

SABATON joakim + pär LIVE in Oberhausen 2012Denise: Ihr kommt aus Schweden, wo im Moment sehr viel junge Bands herkommen. Wie sieht es mit der Metalszene in Schweden aus? Seid Ihr mit vielen Bands aus Schweden befreundet? Oder unterstützen sich schwedische Bands gegenseitig?

Joakim: Ja, natürlich. Das ist so eine Generationssache. Wir hatten zum Beispiel Hilfe von den Bands der Generation über uns, wir sind getourt mit Bands wie Hammerfall und wurden so wirklich seit 2008 genug stabilisiert, anderen Bands in Schweden zu helfen. Von da an begannen wir Zeug zu sammeln von Bands, die wir gesehen haben, die es schon längere Zeit gab, oder die gute Arbeit machten und wir wussten, dass es gute Jungs sind. Also wollten wir ihnen natürlich auch helfen. Wir nahmen beispielsweise H.E.A.T. mit auf Tour durch Schweden, sowie Raubtier, ebenso Amaranthe. Und ich mag wirklich die Jungs von Bloodbound sehr, falls Du mal was von ihnen gehört hast, eine schwedische Band. Das Beste was wir je gemacht haben, ist eine Show in Göteborg in drei Tagen. Sie ist mit über 5000 Tickets ausverkauft. Wir haben Bloodbound bereits 2009 mit auf Tour gehabt und wollten ihnen eine kleine Spritze verpassen. So haben wir sie einfach angerufen und gesagt: Hey, wir haben das neue Album gehört, es ist gut! Habt ihr Lust mit uns in zwei Wochen in Göteborg vor 5000 Leuten zu spielen? Und sie sagten Year!!! , ja klar, los geht's!!!. (lacht) Das ist das was ich meine, wir helfen wir uns gegenseitig. Wir bekamen von jemandem Hilfe und irgendwann ergibt sich die Option, dass wir unsere Hilfe weitergehen können und so geht es immer weiter.

Denise: Welche Zukunftspläne habt Ihr noch mit Sabaton?

Joakim: Ja was wohl: touren (lacht)! Wir touren tatsächlich bis nächstes Jahr Oktober durch! Bis in den späten Oktober, also quasi die nächsten elf Monate. Und dann, dann endlich werde ich meinen ersten Urlaub seit 2007 genießen. Es werden zwei ganze Wochen sein!

Markus: Nur zwei Wochen?

Joakim: Ja, mehr Zeit bleibt leider nicht, denn danach muss ich anfangen, die Arbeiten am nächsten Album zu beenden, dass in der ersten Hälfte 2014 aufgenommen wird. Also müssen wir nach der Tour innerhalb von sechs Monaten das neue Album aufnehmen.

Denise: OK, Joakim! Dann wären wir auch schon durch. Vielen Dank!

Markus: Was möchtest Du Deinen Fans noch mit auf dem Weg geben?

Joakim: Eine Message? (Auf Deutsch): Noch ein Bier bitte!“



Autor: Denise Schokolowski; Pics: Markus Peters