Joxe: Euch gibt es nun schon seit 1990, und ihr habt seit dem zehn Longplayer raus gehauen, und einige Besetzungswechsel durchlebt. Fasse doch bitte einmal für unsere Leser Eure Historie zusammen.
Buschi: Also, Ich bin ja erst seit 1997 dabei, immerhin nun auch schon 15 Jahre, versuche aber mal trotzdem über die ganze Zeit zu schreiben. Nach einigen Demos und Konzerten erschien eine EP („Into The Black“ 1994) und eine reguläre CD („World Of Sin“ 1995) . Beide wurden in der Szene auch viel beachtet. Leider kam es dann doch zum ersten großen Krach und Martin beschloss die Ganze Sache auf Eis zu legen. Als ich mich mit ihm traf, war eigentlich Paragon schon Geschichte. Wir wollten etwas zusammen machen und da das ganze in die alte Richtung „Power Metal“ mit US Metal Einflüssen ging, beschlossen wir kurzerhand auch den alten Namen weiter zu verwenden. Dann haben wir eine Liste mit Leuten gemacht, die wir anhauen wollten mitzumachen und ab gings. Leider bekamen wir aufgrund der Demos keinen Plattenvertrag und mussten die Produktion von „The Final Command“ (1998) erst mal aus eigener Tasche bezahlen. Das bescherte uns einen Vertrag bei B.O. Records, bei welchen dann auch der Nachfolger „Chalice Of Steel“ (1999) erschien. Beide Alben wurden gerade bei den Underground Magazinen begeistert aufgenommen. Das große „Aha“-Erlebnis gabs dann mit dem neuen Deal bei Remedy Records und der ersten Zusammenarbeit mit Piet Sielck bei „Steelbound“ im Jahre 2001. Hier hatte sich ein Team gefunden. In der Folge gabs dann einen Kracher nach dem anderen („Law Of The Blade“ 2002, „Dark Legacy“ 2003, „Revenge“ 2005). 2003 verließ Claudius Cremer die Band und wurde durch Günny Kruse ersetzt. Ansonsten lief (fast) alles gut. Das Chaos setzte mit der nächsten Produktion ein. Hier wurde ein wirklicher Produzent schmerzlich vermisst. Der Versuch mit „Forgotten Prophecies“ (2007) den knallharten Live-Sound der Band in ein Studio Album zu packen, kann man leider als missglückt betrachten. Es gab Reibereien, Streitereien an deren Ende Jan seinen Hut nahm. Es folgte dann „Screenslaves“ (2008) und jetzt „Force Of Destruction“.
Joxe: Ihr habt alle Positionen in der Band schon gewechselt, und seid trotzdem Eurem Sound treu geblieben. Wer von Euch ist denn am längsten dabei, und wer ist die eiserne Hand am Ruder?
Buschi: Jetzt bin ich am längsten, und das ganze auch durchgehend dabei seit 1997. Eiserne Hand am Ruder sind Jan und ich. Wir wissen wie Paragon klingen sollen und boxen das auch durch ;-)
Joxe: Zum ersten Mal in Eurer Bandgeschichte habt ihr vier Jahre lang kein Album veröffentlicht, denn der Vorgänger „Screenslaves“ stammt aus 2008. Kann man da von einer Pause sprechen, oder wie kam es dazu?
Buschi: Eher eine Ungeplante. Einige Bandmitglieder setzten mehr und mehr Energien in ihre nebenbei geführten Coverbands, statt in ihre Hauptband, so dass trotz neuem Vertrag und wieder etwas besser produzierten Scheibe („Screenslaves“) kein wirkliches Vorankommen mehr da war. So beschlossen Martin und ich die „alten“ Recken wieder zusammenzutrommeln, um unseren alten Spirit wieder zu erhalten. Jan haben wir zurückgebracht, mit dem Rest war das leider nicht so ohne Weiteres möglich. Und kaum, dass wir David Wieczorek (Ex „Stormwarrior“) als Gitarristen gewinnen konnten, schmiss Martin dann endgültig das Handtuch. Jan schlug dann Wolfgang Tewes vor, der sich auch prompt gut einfügte. Wir waren also endlich komplett, machten wieder Auftritte, schrieben Songs und … hatten kurz vor dem Studiotermin Ärger mit der Plattenfirma. What the f**k! Leider braucht man, um ein Team zusammenzuschweißen, vor allem eines: Erfolg. Und so kam es wie es kommen musste; der Schlendrian zog ein. In einer Krisensitzung haben wir uns aber dann doch verschworen, diese Songs aufzunehmen, koste es was es wolle. Leider auch mit der Konsequenz, uns von Dave zu verabschieden.
Joxe: Euer neues Album „Force Of Destruction“ ist trotz oder gerade wegen der langen Wartezeit wieder ein ziemlicher Hammer geworden. Ersteinmal Glückwunsch dazu. Ich denke, Ihr seid mit dem Teil sehr zufrieden?
Buschi: Oh ja, mehr als das. Als wir wieder ohne Plattenfirma da standen und mal wieder einen neuen Deal suchten, kamen mir schon so ein paar Zweifel, ob die Begeisterung für unsere neuen Stücke bloß reines, subjektives Bandempfinden waren. Nach meinem zweiten Studiotag wusste ich aber irgendwie, dass diese Platte nicht nur gut sondern klasse werden würde. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Piet Sielck und Kai Hansen, hier stellvertretend für viele andere genannt, die uns immer wieder bestärkt haben unbedingt weiterzumachen. Ich bin auch überzeugt, dass mit der derzeitigen Besetzung noch einiges mehr möglich ist und freue mich auf die Zukunft.
Joxe: Wie sind die ersten Reaktionen auf „Force Of Destruction“, und wie kam es zur Wahl des Titels, was steckt dahinter?
Buschi: Einen Titel zu finden ist gar nicht so einfach wie man denkt. Wir haben uns entschlossen, nicht einen Song als Titel herauszuheben, sondern das Album in seiner Gesamtheit zu beschreiben. Etwas, das den unbändigen Willen und die Kraft, die daraus erwächst etwas zu schaffen einerseits, und etwas, das den Bezug zur durchgängigen Geschichte auf der Platte herstellt. Cool klingen sollte das ja auch noch. Also haben wir diese Textzeile aus dem Opener „Iron Will“ gewählt.
Joxe: Was ist der Unterschied von „Force Of Destruction“ zu den Alben zuvor, was habt ihr anders gemacht?
Buschi: „Dank“ der Probleme mit der vorherigen Plattenfirma hatten wir ungewollt fast ein Jahr mehr Zeit, die Songs nochmal zu verfeinern und zu „entrümpeln“. Die Vorproduktion war erheblich intensiver als bei den anderen Scheiben. Dadurch war die Studioarbeit wesentlich entspannter als sonst.
Joxe: Wie seid ihr beim Songwriting vorgegangen, schreibt ihr allein zu Hause, oder zusammen im Proberaum? Wer ist Euer Hauptsongwriter?
Buschi: Jeder sammelt seine Ideen im stillen Kämmerlein zu Hause.
Dann tragen wir das zusammen. Diskutieren, ergänzen, schmeißen raus und nehmen eine Roughversion für mich auf. Ich entwerfe dann eine Vocalline und singe auf diese Aufnahmen. Spätestens dann hört man was geht, oder verbessert werden muss.
Joxe: Meine Favoriten auf dem neuen Album sind „Blades Of Hell“ und „Secrecy“. Welches sind Eure?
Buschi: Auch da gibt es natürlich bei jedem andere Faves. Meine beiden wären derzeit „Tornado“ und „Secrecy“.
Joxe: In welchem Studio habt ihr aufgenommen und wer hat produziert?
Buschi: Wir haben in Piet Sielcks Powerhouse Studios aufgenommen, der auch die Scheibe großartig produziert hat. Im Rekorder Tonstudio auf St. Pauli haben wir dann noch die Chöre aufgenommen. Das ging bei Piet aus Platzgründen nicht.
Joxe: Ihr habt mal von Saxon „To Hell And Back Again“ gecovert, und das auch richtig geil, zumal der Sound von Saxon 1980 Euch in die Karten gespielt hat. Habt ihr weitere Coverversionen in petto?
Buschi: Wenn wir alle Coverversionen live spielen würden, die wir je gemacht haben, wär das sicherlich ein vollständiges Konzert! Praktisch auf jeder Scheibe gab es ja eine. Dazu noch einige Tribute Sampler, auf denen wir vertreten sind. Derzeit ist von Seiten Remedy Records ein Re-Release der „Steelbound“ von 2001 geplant. Als Bonus Disk gibt es die ganzen Coverversionen dann gesammelt. Ansonsten machen wir das eigentlich nur auf Anfrage für einen Tribute Sampler oder als Bonustrack für eine neue CD.
Joxe: Ihr habt auch schon, nur um einige zu nennen, „Deny The Cross“ von Overkill, „Die By The Sowrd“ von Slayer und einen Song von den Backstreet Boys gecovert. Ein Song passt gar nicht in diese Reihe, habt ihr da eine Wette verloren?
Buschi: Ja, der Slayer Song ist ein wenig cheesy, ha ha. Nein, ich weiß schon.
Wir haben den Song von den Backstreet Boys auf unendlichen Autofahrten immer wieder im Radio gehört. Martin meinte damals, wir sollten uns dafür rächen und einfach mal 'ne Metalversion machen. Hat auch Spaß gemacht und ich finde, dass uns das auch gut gelungen ist. Dass nicht jeder sooo humorvoll ist, war uns vorher schon klar. Fortsetzungen sind allerdings nicht geplant!
Joxe: Das neue Coverartwork kann alles, und setzt mit weniger Farbe deutliche Akzente. Wer war dafür verantwortlich?
Buschi: Das war unser alter Freund Dirk Illing. Auch ein Star der Szene. Er hat sehr viel fürs Wacken gestaltet, war auch schon verantwortlich für die Artworks von „Law Of The Blade“, „Dark Legacy“ und „Forgotten Prophecies“. Hier gab es auch keine großen Diskussionen, er wusste gleich was wir wollten und hat uns das Artwork auf den Leib geschnitten.
Joxe: Beabsichtigt ihr, „Force Of Destruction“ auch auf Vinyl heraus zu bringen? Das neue Cover wäre ja bestens dafür geeignet.
Buschi: Das ist eher eine Frage an unsere neue Plattenfirma Napalm Records. Ich meine aber gehört zu haben, dass das noch kommt, ganz genau weiß ich es nicht.
Joxe: Was passiert als nächstes bei Paragon, beabsichtigt ihr, Euer Material auch live vorzustellen?
Buschi: Aber sicher. Erster Termin ist der 05. Januar in Hamburg zusammen mit Iron Saviour. Weitere Shows und Festivalauftritte sind in Planung.
Joxe: Ihr seid sehr im Oldschool verwurzelt, was auch die Wahl der Songs zeigt, die ihr schon gecovert habt (ausser diesem Einen…). Welche Bands hört ihr privat, und gibt es noch Bands im Hamburger Underground, die ihr unseren Lesern ans Herz legen könnt?
Buschi: Privat ist unser Musikgeschmack recht weit gefächert. Da sind wir natürlich sowohl unseren „alten Helden“ verbunden, als auch offen für neuere Sachen. Fast alle Spielarten des Metal verdienen ja auch zumindest mal angehört zu werden. Der Hamburger Underground ist derzeit in keiner guten Verfassung. Grund dafür ist das allgemeine Großstadtproblem der totalen Übersättigung an Konzerten mit bereits bekannten Bands und das daraus resultierende geringe Interesse, neue Bands für sich zu entdecken.
Joxe: Okay, vielen Dank für dieses Interview. Möchtet Ihr noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Buschi: Yes. Allen alten Fans unendlichen Dank für den jahrelangen Support und den neu dazugekommenen ein herzliches Willkommen in der Metal Welt. Wir sehen uns auf Tour!
Greetings, Buschi und der Rest der Paragonbande.