MARCO GLÜHMANN - A FRAGILE PRESENT
Label: | GENTLE ART OF MUSIC |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 56:17 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Nachdem die Sylvan Bandmitglieder Volker Söhl und Johnny Beck im vergangenen Jahr die Schaffenspause ihrer Hauptband nutzten um mit Violent Jasper quasi ein Soloalbum herauszubringen, ist es jetzt an Sänger Marco Glühmann mit der Verwirklichung eigener Ideen abseits von Sylvan um die Ecke zu kommen. Dafür hat er sein Soloalbum aber nach seinem Namen benannt und mit „A Fragile Present“ zwölf Kompositionen am Start, die stilistisch im Artrock, Progressive Rock und anspruchsvollem Pop unterwegs sind. So weit weg von Sylvan also nicht und, klar, die Stimme von Marco ist so unverkennbar, dass unweigerlich Parallelen zur Hauptband aufkommen. Irgendwie logisch, das dabei die Gentle Art Of Music-Hausband mit RPWL-Recke Kalle Wallner (Gitarre) und Yogi Lang (Vocals und Keyboards bei RPWL) behilflich ist, aber auch Yes-Bassist Billy Sherwood (Chor bei „Hear Our Voice“) und Steve Rothery von Marillion (Gitarre bei „My Eyes Are Wide Open“) darf man als Gäste nennen.
Und einiges aus der Veröffentlichung klingt auch partiell nach Marillion neueren Datums, was den Einfluss der Band auf Marco Glühmann verdeutlicht. „Hear Our Voice“ ist dann auch gleich der Opener, der mit schöner Gitarrenmelodie und melancholisch zärtlichem Gesang beginnt. Auch das Mitwirken von Sherwood im Chorus und der starke Refrain belegen ein gewisse Nähe zu Yes. Flott mit Gitarren/Keys startet „Never Say Goodbye“, einer etwas poppigeren Nummer mit sphärischem Refrain und härterer Passage. Das Wallner-Solo ist selbstredend vom allerfeinsten. Akustik Gitarre und ruhiger Gesang münden in den wunderschön luftigen Refrain von „Reach Out“, einem insgesamt toll eingängigen Track. Sperriger mit abgehackten Rhythmen geht’s dagegen weiter mit „Faceless“. Einem rockigeren Track mit raueren Vocals. Gefühlhören pur gibt es zu Hauf.
Auch bei dem Piano-gesprochen ruhigem Gesang-Schmeichler „Look At Me“ bleibt nichts unberührt und die wunderschönen Klänge, die im Verlauf dynamischer werden, inklusive Gesangs-Kanon, sind progressive Rockmusik wie es grandioser kaum geht. Nach dem langsamen Piano-/Gesang Stück „At Home“ wird es bei „For A While“ ungleich fröhlicher. Positive Vibes und ein schwebender Refrain sorgen für weitreichende Wohlfühlmomente. Mit spacigen Klängen, verzerrtem Gesang und Industrial Beat schippert „Black The Shade Out“ in ganz anderen Gewässern. Das mystisch schöne „One Last Hope“ mit himmlischem Gesangspart, aber auch düsterem Beat kehrt wieder in progressivere Momente zurück. „Life Is Much Too Short“ enthält warme Melodien, erzählerischen Gesang, was ein wenig zum melancholischen Träumen einlädt.
Auch „Running Out Of Time“, das aus verklärte Momente, zerpflückten Gesang setzt, nimmt durch ein tolles Gitarrensolo und den gleisenden Refrain jeden Progressive-Fan mit, der auch mit Marillion der Neuzeit etwas anfangen kann. Und dann natürlich der Abschlusstrack „My Eyes Are Wide Open“ auch, nicht zuletzt durch das feine Steve Rothery Gitarrensolo. Zwischen sphärisch traurigen Momenten und intensiven Gänsehaut-Argumenten pendelt dieser Song hin und her. Ein sehr persönlicher Moment, den Marco Glühmann auch in einem berührenden Musikvideo festgehalten hat. Auch wenn Ähnlichkeiten zu Sylvan natürlicherweise nicht von der Hand zu weisen sind, bietet „A Fragile Present“ doch eine andere Herangehensweise, Songs zu kreieren an.
Einfacher gestrickt, aber dadurch nicht minder emotional und anspruchsvoll weiß Marco Glühmann über alle Tunes hinweg zu begeistern, sei es durch seine gewohnt überragende Stimme, die genialen Mitmusiker oder einfach nur durch die Schönheit der Musik, mit der sich der Sylvan-Sänger umgibt. Ein ganz hervorragend außergewöhnliches Album mit viel Herz und Seele.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Erich Robbers