DANKO JONES - Um Gottes Willen, niemals mit fünf Saiten!


Seit 16 Jahren ist Danko Jones nun schon auf Tour. Er spielt, er singt, er schreibt und er erklärt wie der Rock 'n' Roll funktioniert. Bassist JC (John Calabrese) lacht noch immer über seine Witze und schwitzt sich mit Freude den Arsch für Danko ab. Für Crossfire schwitzt er heute nicht, sondern erzählt von Danko's Mitteilungsdrang, fehlender Hygiene und seinen vier Saiten. Wir treffen den entspannten Bassmann vor seinem Gig auf dem Visions Westend Festival.

DANKO JONES logo INTI 2012Dörte: Hey JC, danke dass du dir die Zeit nimmst und uns ein paar Fragen beantwortest. Wie geht es dir?

JC: Mit geht es sehr gut danke.

Dörte: Ihr seid jetzt schon eine Weile unterwegs, wie ist das eigentlich, merkt ihr einen Unterschied zwischen den verschiedenen Ländern, oder ist Bühne gleich Bühne?

JC: Also Bühne ist gleich Bühne, aber es gibt Unterschiede was das Publikum angeht. Das deutsche Publikum ist hm verrückt, aber gut. Die Leute stecken sehr in der Musik drin und reagieren stark. Sie sind wahnsinnig laut. Besonders krass sind die deutschen Festivals. Aber wir haben wirklich überall gute Shows. Wir freuen uns schon auf Australien im nächsten Jahr. Und wir werden in Skandinavien touren. Skandinavien ist Wahnsinn, die Leute lieben Rock Musik, genau wie in Deutschland. Bisher hatten wir immer Glück, tolles Publikum und tolle Veranstaltungen. Also Bühne ist Bühne, aber Backstage ist immer anders.

Dörte: Was heißt Backstage ist es immer anders?

JC: Naja, manchmal ist es Backstage angenehm und sauber, die Duschen und die Toiletten funktionieren. Und manchmal, hm ... funktioniert nichts. Kein heißes Wasser, nichts. Naja, meistens ist das Frankreich (lacht).

Dörte: Spielt ihr lieber auf Festivals oder in kleineren Clubs?

JC: Ich mag es einfach zu spielen. Das ist mir egal, bring mich irgendwo hin und ich spiele. Aber Festivals machen schon Spaß, so wie heute hier auf dem Visions Westend Festival. Das ist für uns besonders schön, weil wir Turbonegro treffen. Wir sind mit ihnen schon getourt und haben sie jetzt seit einer Weile nicht gesehen, darum ist es schön, die Jungs mal wieder zu sehen. Nach dem Motto: "Und was machen die Kinder und die Frauen? Alles in Ordnung zu Hause? Ja wir waren neulich in einer  Fernsehshow. Ach, schön." Das ist wahrscheinlich anders, als alle denken, aber so ist es eben (lacht). Es ist weniger Sex und Drugs und mehr "Und du warst angeln? Ja, das war super, hab ein riesen Ding rausgezogen... (lacht)“.

Dörte: Also, wie es sich anhört, magst du Deutschland.

JC: Ja, ich mag Deutschland, als ich ein Kind war, da war mein Lieblingsfußballspieler ein Deutscher: Karl-Heinz Rummenigge. Er hat für Inter Mailand gespielt.

Dörte: Oh, was das angeht bin ich wohl raus. Aber warst du jemals ohne Danko Jones auf einer deutschen Bühne?

JC: Ja, war ich. Ich habe mit Last Days Of April zwei Shows gespielt. Das war, während ich schon bei Danko Jones war. Das war sogar ein Doppel-Gig. Erst stand ich mit Last Days of April auf der Bühne und dann mit Danko. Das war super.

Dörte: Was denkst du über Danko's "Spoken Words Show"? Hast du sie je gesehen?

JC: Ja klar. Ich guck's mir gerne an. Dieses Jahr war es entspannter als letztes Jahr. Er hat es das erste Mal in den USA gemacht und er fand es super.

DANKO JONES jc INTI 2012Dörte: Das ist sein Ding oder?

JC: Das ist sein Ding, denn er liebt es zu reden. Wenn er nicht auf der Bühne redet, dann redet er Backstage. Manchmal ist man dann froh, wenn er auf der Bühne spricht, weil er es sonst Backstage macht (lacht). Das was er nicht auf der Bühne erzählt, ist aber wirklich lustig, darum haben wir auf Tour immer eine gute Zeit. Und was er mit der "Spoken Words Show" macht, ist alles auf eine lustige Art zu sehen. Man denkt dabei ja gleich an Henry Rollins, der auch Spoken Words macht, Danko hat aber einen anderen Ansatz und hat einfach eine gute Zeit damit. Es ist sogar egal ob English Deine Muttersprache ist oder nicht, er bringt Dich zum Lachen. Und du denkst: "Man eh, verbringt der echt Zeit damit, sich so was auszudenken? Was ist da los? Der Mann hat zu viel Freizeit. Das ist eben sein Hobby, reden, Musik hören und über Musik lesen. Und Kiss.

Dörte: Kiss?

JC: Kiss ist sein größtes Hobby.

Dörte: Das ist jetzt lustig, denn als ich euch einmal in Hamburg gesehen habe, das war die „Below The Belt Tour“, da hat die Menge irgendwann angefangen "God Gave Rock 'n' Roll To You" zu singen. Dann meinte Danko "Verdammt, das hier ist eine Danko Jones Show und nicht Kiss, verdammt!" Und alle waren geschockt.

JC: (lacht) Ja, das ist Danko. Er weiß genau wie man die Leute schockt und unterhält. Du willst ja auch nicht auf ein Konzert gehen und jemanden da stehen sehen, der nur ins Mikro haucht "Das nächste Lied ist...". Du willst eine gute Zeit haben. Wenn du zu unserer Show kommst, dann vergisst du für die Zeit alles und hast einfach Spaß. Wenn man jemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann und ihn mit positiver Energie gehen lässt, dann ist das etwas Gutes. 100 Punkte. Wenn Du die ganze Zeit darüber nachdenkst, was cool wäre jemandem zu sagen, dann ist das nicht richtig. Aber Reaktionen wie die, dass Danko schimpft, weil Du den Song einer anderen Band singst, dann erinnerst Du dich daran und es ist lustig und anders als andere Frontmänner. Er spielt mit dem Publikum. Das ist das Schöne daran. Das ist das, was einen weiter unterhält. Er ist ein Entertainer. Und das ist es, was viele Leute nicht sind. Sonst kann man ja auch eine CD hören.

Dörte: Ihr habt einen neuen Drummer: Atom Willard. Wie ist die Arbeit mit ihm?

JC: Ja, haben wir. Es läuft gut mit ihm. Er ist ein sehr guter Drummer und ein angenehmer Zeitgenosse. Es macht viel Spaß mit ihm. Wir haben mit ihm das neue Album geschrieben und er hat eine Menge positive Energie mit eingebracht.

Dörte: Hat Atom das neue Album stark beeinflusst?

JC: Ja, mit nur drei Leuten in der Band hat jeder einen großen Einfluss. Wir haben alle drei gleiches Mitspracherecht. Und ich würde sagen, dass er gut in die Band passt.

Dörte: Die Songs auf dem neuen Album sind nicht mehr so groovig.

JC: Naja, wenn man sie ein paar mal hört, dann kommt man gut rein. Und wenn Du sie in einer Liveshow hörst, dann grooven sie wirklich gut.

DANKO JONES band1 INTI 2012Dörte: Welche Songs machen auf der Bühne Spaß?

JC: Nachher spielen wir "Terrified", "Just A Beautiful Day", die Drums sind super bei dem Song, "Conceited" und "I Believed In God".

Dörte: Wie kamt ihr auf die Idee für "I Believed In God"? Woher kommt der Gospeleinschlag?

JC: Tja, irgendwie funktioniert es. Es kam aus einer Laune. Alle wundern sich darüber, aber es funktioniert.

Dörte: Spielt ihr den Song später? Mit Gospelsängerin?

JC: Ja, wir spielen ihn, aber ohne die Frau. Es gibt leider keinen Platz mehr im Bus (lacht).

Dörte: Bist Du gern auf Tour? Was fehlt Dir auf Tour?

JC: Mein Bad, meine Dusche, meine Küche. Ich koche nämlich so gern. Aber ich bin auch sehr froh meinen Job machen zu können. Musiker zu sein ist super.

Dörte: Hast du Musik studiert?

JC: Nein (lacht), ich habe Umweltwissenschaften studiert, also fast das Gleiche (lacht).

Dörte: Gibt es etwas was Du als Ausgleich machst? Du hast schon gesagt, dass Du kochst, aber hast Du noch andere Dinge die Du machst? Vielleicht hast Du eine Jazz Band, oder Du flippst total aus und spielst mit fünf Saiten?

JC: Nein! Das würde ich nie tun! Lemmy spielt seit 37 Jahren auf vier Saiten. Was für Lemmy gut ist, ist es für mich auch.

Dörte: JC, Danke für deine Zeit und deine Antworten, möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?

JC: Ja, vielleicht sehen wir uns in Skandinavien oder einer anderen Show und hört mal ins neue Album rein!



Autor: Dörte Hahn