Die Rostocker beehren uns nun seit satten fünfunddreißig Jahren mit erstklassigem Punkrock. Zum Bandjubiläum kommt jetzt das mittlerweile zwölfte Studioalben, wie immer auf dem eigenen Label raus, und das gleich richtig dick in verschiedenen limitierten Vinyl-Farben, Buntes Box-Set, jeder Menge Merchandise, zwei brandneuen Videoclips und so weiter. Klar hat die Truppe eine deutliche Entwicklung in den vergangenen Dekaden durchlaufen und es gibt ja nicht wenige, die da unken, ob das noch Punkrock sei, und überhaupt… Böser Verrat, weil Stadionrock, bla bla bla. Mal ehrlich, mir gehen diese ganzen Maulbären und selbsternannten Verteidiger des „wahren“ Punkrocks tierisch auf den Sack.

Sobald eine Punkband sich soweit etabliert hat, dass größere Shows und Touren möglich sind, kriechen die Dauernörgler unter Ihrem Stein hervor und jammern Blödsinn. Egal ob Dritte Wahl, Sonderschule, die Broilers oder die Toten Hosen, immer wird ein sogenannter Ausverkauf des Punks propagiert. Was soll der Scheiß? Wer es nicht hören will hat ja genug Alternativen. Mir ist es dabei viel lieber das eben diese Bands ein großes Publikum erreichen, da hier eben eine deutlich bessere Botschaft vermittelt wird als es die meisten unsäglichen Acts und Einzelpersonen aus dem Pop- und (Deutsch-) Rock von sich geben. Having a stand and having a say! Besser gute Menschen wie Gunnar, Sammy, Campino und Company in der Öffentlichkeit und in Talkshows zu haben, als die üblichen peinlichen Flachzangen und nein, ich nenne hier keine Namen...

Okay, mal kurz Dampf abgelassen. Zurück zum Album; hier gibt es zehn typische Dritte Wahl Songs. Rockiger Punkrock, mal aufgelockert mit ein paar Offbeat- oder Keyboard Einlagen, einem Hauch mehr metallischem Einfluss als früher. Also wie erwartet gehen die Jungs ihren Weg konsequent weiter. Das passt alles wunderbar zusammen und läuft komplett wie aus einem Guss durch. Dabei ist durchaus Abwechslung in den Tracks gegeben. Immer Interessant, geht sofort ins Ohr und ins Bein. Richtig geil finde ich auch den Beitrag „Der Spion“ der zusammen mit den Leipzigern von 100 Kilo Herz eingespielt ist und mit einem richtig fettem Offbeat Bläsersatz besticht.

Die Texte drehen sich unter anderem um Themen wie Klimakatastrophe, Reichtumsverteilung, Korruption, Wohnungsnot, Inflation, Übermacht von Konzernen, Beeinflussung durch Maschinen und KI, Nachteile der Globalisierung, Neoliberalismus und anderen schönen kleinen Stories. Alles in typischer Dritte Wahl-Manier, intelligent und kritisch, nie platt, mal wütend, mal sarkastisch und mit Galgenhumor. Dabei nimmt man sich selbst auch mal auf die Schippe.

Fazit, auch die neue Scheibe erfüllt die hohen Ansprüche, Dritte Wahl ist einfach eine Bank für richtig gute Musik mit Herz und Verstand und besonders Live immer ein Abräumer. Macht mir von vorne bis hinten richtig Spaß und dürfte erneut ordentlich einschlagen. Hier findet jeder der genreübergreifenden Fanbase einige Knaller, egal ob Punk, Metalhead, Rocker, oder wer auch immer. Däumchen ganz weit hoch.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Frank Billek

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