WEEPING SILENCE - ISLES OF LORE
Label: | VICISOLUM |
Jahr: | 2023 |
Running Time: | 48:40 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Es sollte eigentlich eine ganz große Show werden, der Auftritt zum zwanzigjährigen Bandjubiläum von Weeping Silence beim Metal Over Malta Festival 2018 Aber wenige Wochen zuvor verließen vier Mitglieder die Truppe. Die Tränen flossen reichlich. Und das Schicksal der Formation aus Malta war völlig offen. Aber vor allem Mitgründer und Gitarrist Mario Ellul dachte nicht ans Aufhören. Es war zwar weitestgehend ruhig, aber hinter den Kulissen wurde gearbeitet. Acht Jahre nach „Opus IV Oblivion“ erscheint nun endlich der Nachfolger „Isles Of Lore“. Schon bei „The Watcher On The Walls“ stellt man als alter Weeping Silence Fan fest, die Band klingt anders. Nicht nur musikalisch, sondern auch gesanglich.
Häufige Double Bass Attacken sind prägend. Sicherlich hört man die bitterbösen Growls von Sänger Dario Pace Taliana. Aber man vermisst den ätherischen Frauengesang. Bei diesem Song wird die Lücke von Kobi Farhi (Orphaned Land) geschlossen. Lediglich die düstere Grundstimmung ist erhalten geblieben. Bei „Serpentine“ hört man zunächst eine schnelle Gitarren-Einleitung. Auch später bewegt sich der Song auf einem höheren Geschwindigkeits-Niveau. Zu Beginn hört man männlichen Klargesang. Da mir hierzu die Infos fehlen, vermute ich, dieser stammt von Dario. Falls das zutrifft, macht er die Sache doch recht gut. Aber seine Stärke sind nun einmal die Growls. Auch „The Collector“ wird schneller gespielt, zu Beginn steuert Alison Ellul einige sphärische Keyboard-Klänge bei. „The Beast And The Harrow“ ist ein überlanges Epos. Mit leicht progressiver Ausrichtung.
In der Mitte sind so einige Klang-Spielereien zu hören. Das kurze melodische instrumentale Zwischenspiel „Interlude“ bildet die Überleitung zu „Engulfer“. Hier wird ein Wassermonster besungen, das in einem tiefen dunklen Brunnen lebt. Entsprechend dramatisch wirkt der Sound. „Where Giants Roamed“ startet mit Keyboard-Teppichen und gezupften Gitarren. Dieser Beitrag ist sehr balladesk angelegt. Trotzdem dominieren auch hier die tieferen Gitarren-Töne. „A Silent Curse“ lässt das Tempo wieder etwas anziehen. Ganz zum Schluss steht ein weiterer überlanger Song (mehr als sechzehn Minuten). „The Legend Of Matteo Falzon“ startet sehr melodisch und ruhig. Aber in der Art eines Steigerungslaufes kommt später die gesamte Rhythmus-Abteilung dazu und sorgt für viel Power. Hier zeigt sich erneut ganz klar die neue progressive Ausrichtung der Malteser.
Es ist schön nach so vielen Jahren wieder etwas von Weeping Silence zu hören. Nach dem „Abschlusskonzert“ beim Metal Over Malta war nicht klar, ob und wie es mit der Band weitergeht. Und „Isles Of Lore“ ist ein gutes Album. Ein eindrucksvolles Comeback. Aber ich muss gestehen. Mir hat der Vorgänger aus dem Jahr 2015 wesentlich besser gefallen. Statt an Draconian oder Tristania orientieren sich Weeping Silence nun eher an Amorphis. Sicherlich keine schlechte Wahl. Leider bleibt nun eine riesige Lücke im Female Fronted Doom, da man auch von diesen genannten Acts kaum noch etwas hört.
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber