TOMB OF GIANTS - So viel Mucke machen wie möglich!


Es gibt manchmal doch noch junge Old School Metal-Bands, die nicht abgedroschen klingen und für die ich mich begeistern kann! Eine davon sind Tomb Of Giants aus dem Raum Osnabrück, die soeben ihre zweite CD „Legacy Of The Sword" in Eigenregie rausgehauen haben. Unglaublich, dass das Ding von der Band selbst im Proberaum aufgenommen haben, denn das Ergebnis ist richtig geil geworden! Und auch das Interview ist sehr unterhaltsam geworden, denn Gitarrist Oiliver Nienhüser und Bassist Daniel Melchior standen mir ausführlich Rede und Antwort.

logoDaniel: Hi! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Tomb Of Giants kam!

Oliver: Unser Zusammentreffen war tatsächlich eher zufällig. Mirco war damals 13 Jahre alt und bekam Nachhilfe. Die Frau, die ihn unterrichtete, plante im Ort ein kleines Fest mit Musik. Als sie erfuhr, dass Mirco Schlagzeug spielte, kamen die beiden ins Gespräch. Ihr Sohn Ian und ich sind dann als Gitarristen dazugekommen. Tja, und Ian kannte wiederum Daniel.

Daniel: In 2013 hat mich ein Kumpel aus der Schul-Band gefragt, ob ich Bock hätte, bei einem One-Off AC/DC-Cover-Gig mitzumachen. Mein Motto war „so viel Mucke machen wie möglich" - also habe ich zugesagt. Wir waren dann für einen Abend Chicken and Friends, bestehend aus Oliver, Mirco, Ian (besagtem Kumpel), mir und Chicken, dem Sänger von der lokalen Bon Scott Tribute Band Big Balls. Nach dem Gig haben wir Instrumentalisten beschlossen, dem Metal weiter zu huldigen, Oliver hat Songs geschrieben, und es wurde ein Sänger gesucht.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Daniel: Sergio war in seiner Heimat in Italien sowohl bei Iced Flames als auch bei der AC/DC Tribute Band The Ball Breakers am Gesang. Yannik war von 2017 bis 2019 bei den Thrashern von BloodVale aus unserer Gegend an der Gitarre und ist auf deren Scheibe „Lobotomy" (2021) zu hören. Ich war von 2019 bis zur Auflösung Mitte 2020 bei der Power Metal-Band Stormeagle aus Bielefeld (das gibt's wirklich!) am Bass - wir haben zwar was produziert, aber leider nicht veröffentlicht. Nebenbei noch einiger Kleinkram, entweder an Bass oder Gitarre.

Daniel: Eure Musik erinnert mich etwas an Iced Earth und alte Overkill, der Gesang dagegen eher an Jag Panzer und Savatage. Welche Bands zählen tatsächlich zu Euren Haupteinflüssen?

Oliver: Das sind definitiv Vergleiche, die wir gerne hören! Tatsächlich stammen die Hauptinspirationen von Bands wie Judas Priest, Iron Maiden, Accept und anderen. Dies liegt größtenteils daran, dass diese Bands maßgeblich dazu beigetragen haben, dass ich zum Heavy Metal gefunden habe. Auf unserem ersten Album ist dieser Einfluss vielleicht noch deutlicher erkennbar. Mittlerweile haben wir es jedoch geschafft, unseren eigenen Stil gut zu entwickeln. Natürlich ist immer noch ein gewisser Anteil der „Großen Alten" darin enthalten, jedoch verleihen wir ihm eine frische Note. Gerade das ist auch unser Ziel. Ansonsten könnten wir auch einfach eine Cover-Band sein.

Daniel: Einzige Ausnahme auf dem Album ist der Abschlusstrack „Dosenbier", der mich an Tankard erinnert und völlig aus dem Rahmen fällt. Wie kam es zu dieser Idee, die eher wie ein lustiger Bonustrack klingt?

Daniel: Der Song ist tatsächlich ein lustiger Bonustrack, der nur auf der CD vorhanden ist. Ein kleines Schmankerl für die Leute, die uns helfen, die Ausgaben für die Pressung wieder reinzuholen. Zur eigentlichen Frage, wie es zu dem Song kam: Proben laufen bei uns meist ziemlich unterhaltsam ab. Wir verstehen uns alle blendend und haben eine gute Zeit. Dabei werden Songs, um nicht immer das gleiche zu proben, mal als Speed- oder Doom Metal-Version und manchmal auch als Smooth Jazz gespielt. Zwischendrin immer mal etwas freie Improvisation. Irgendwann hat Oliver dann mal angefangen dieses Punk-Riff zu spielen, wir haben alle „Dosenbier" dazu gegrölt und der Bonustrack war geboren. Ist für Festivals jetzt auch mein Frühstücks-Song; eine Ode an das Hauptnahrungsmittel.

Daniel: Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Texte? Gibt es bestimmte Autoren oder Filme dafür? Und basiert alles auch auf dem mystischen Bandnamen? Gibt es so eine Art Gesamtkonzept?

Oliver: Die Einflüsse sind vielseitig. Ich mag Geschichten aus dem Fantasy-Bereich, wie sie in „Der Herr der Ringe" erzählt werden sowie Serien wie „Vikings". Zusätzlich spiele ich gerne Computerspiele wie „Dark Souls" und nehme an analogen Pen & Paper-Runden im Setting von „Das Schwarze Auge" oder „Dungeons & Dragons" teil. Häufig dienen diese Quellen als Inspiration für die ersten Ideen zu Liedtexten. Der Text zu unserem Song „Midnight Devil" auf unserem ersten Album entstand zum Beispiel durch eine Idee, die ich aus dem Spiel „Bloodborne" gewonnen habe. Auch auf der neuen EP ist ein solcher Song enthalten. „Ad Victoriam" ist eine Hommage an die „Stählerne Bruderschaft" aus „Fallout“. Die Lieder „Legacy Of The Sword" und „Berserk" sind von der Wikinger-Thematik beeinflusst, wobei „Berserk" sogar in den Fantasy-Bereich geht, wenn es darum geht, das Land vor einer dunklen Macht zu beschützen. Ich gestalte die Songs gerne thematisch abwechslungsreich, solange es zum Heavy Metal passt. Bisher gibt es also kein einheitliches Konzept, das alle Songs vereint.

Daniel: Das Bandlogo finde ich total geil! Von wem stammt die Idee, und wer hat es entworfen?

Daniel: Das Logo und das Cover-Artwork stammt vom unglaublichen Timon Kokott. Im lokalen Untergrund macht er super viele Artworks - auch das Artwork zu unserer ersten Scheibe („Tomb Of Giants“, 2017). Es ist super einfach, mit ihm zu arbeiten. Er hat tolle Ideen und setzt Feedback meist exakt so um, wie man sich das vorstellt.
Oliver: Für uns war klar, dass wir für die Veröffentlichung auch ein neues Bandlogo wollten. Wie Daniel bereits erwähnte, entschieden wir uns erneut für Timon, da er in der Vergangenheit bereits großartige Arbeit für uns geleistet hatte und die Zusammenarbeit mit ihm im Entstehungsprozess sehr angenehm war. Wir strebten ein einzigartiges Bandlogo an, das mit liebevollen Details und hohem Wiedererkennungswert überzeugt. Timon hatte die Idee, den Schriftzug des Bandnamens als Eingang zu einem Dungeon zu gestalten, was perfekt zum Konzept der Band passte. Er arbeitete diese Idee weiter aus, und das Ergebnis hat uns schlichtweg umgehauen.

tomb of giantsDaniel: Ihr habt innerhalb von zehn Jahren jetzt zwei Alben veröffentlicht. Warum dauert das bei Euch immer so lange? Wie viel Arbeit steckt Ihr in die Band?

Daniel: Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Arbeit man in die Band versenken kann. Wir machen das alle als Hobby neben unseren Vollzeit-Jobs, und häufig kommt man von der Arbeit heim, will „etwas" Orga-Kram machen, und plötzlich ist schon nach Mitternacht. Die erste Scheibe hat ab Gründung „Brutto" vier Jahre gebraucht. Bis 2016 hatten wir ein paar Wechsel an der zweiten Gitarre, und Sergio kam an den Gesang. Ende 2016 haben wir dann mit der Produktion von unserem Debüt angefangen. Durch einige Gigs hatten wir dann Ende 2017 genug Geld zusammen, um das ganze pressen zu lassen. Die „Netto"-Produktionszeit war also eher knapp ein Jahr. Danach haben waren wir mit Gigs und Uni-Abschlüssen beschäftigt. Einige Songs sind entstanden, aber nicht alles kam bis zum Feinschliff. Ende 2021 hatten wir dann eine gute Auswahl an Material und haben daraus die sechs auf der CD befindlichen Songs ausgewählt. Die Aufnahmen liefen von Mai bis Oktober 2022, und im Dezember ging das Ganze zur Soundlodge zum Mischen. Im Januar hatten wir dann das Master in der Hand und mussten uns noch um's Artwork kümmern, sodass wir einen Release im Mai, etwa ein Jahr nach Beginn der Aufnahmen, umsetzen konnten. Die nächste Scheibe lässt hoffentlich nicht so lange auf sich warten - wir haben zumindest schon wieder ein paar Töpfe auf dem Herd.

Daniel: Wie lange hat es denn überhaupt gedauert, die Songs für das neue Album „Legacy Of The Sword" zu schreiben und aufzunehmen?

Oliver: Ganz pauschal lässt sich das nicht beantworten. „Berserk" und „Railgunner" sind Songs, die wir schon länger im Live-Set hatten, während „Ad Victoriam", „Legacy Of The Sword" und „Time For Metal" neu sind. Teile des Riffs von „Time For Metal" hatte ich bereits 2017 geschrieben, aber irgendwie nicht weiter ausgearbeitet. Als wir dann das Projekt „Neue EP" für 2022 festgelegt hatten, habe ich intensiver an bereits vorhandenem Material und auch an neuen Stücken gearbeitet. Der erste Feinschliff erfolgte dann zusammen mit Yannik, bei dem wir die Gitarren aufeinander abgestimmt haben, und später auch gemeinsam bei den Proben. Ein kleiner Fun-Fact: Der Song „Soulstealer" war bereits 2016 so gut wie fertig, passte jedoch nicht zum damaligen Sänger. Als Yannik und ich dann beim besagten Feinschliff waren, stieß ich zufällig auf die Datei und Yannik meinte nur: „Der muss unbedingt auf die Platte!".

Daniel: Wir haben von Mai bis Oktober aufgenommen. Im November habe ich dann noch passende Einstellungen für die Gitarrenverstärker gesucht und das Reamping durchgeführt. Drums gingen insgesamt sehr fix - die hat Mirco in vier Abenden eingetrommelt. Weil unsere Kalender aber nicht wirklich kompatibel waren, war das trotzdem der ganze Mai. Den Bass hab‘ ich an einem Nachmittag erledigt. Am längsten haben ganz klar Gitarren und Gesang gebraucht - hauptsächlich, weil wir schauen mussten, dass wir am gleichen Tag genügend Zeit finden, um uns zum Aufnehmen zu treffen. Und natürlich haben wir an ein paar Ecken noch Ideen gehabt und experimentiert. Das hat ganz klar Zeit gebraucht, aber gerade bei einige Harmonie-Stellen noch das gewisse Etwas reingebracht.

Daniel: Ich finde den Sound total geil! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Daniel: Wir haben selber aufgenommen, ich hab‘ die Technik betreut und zusammen mit Oliver die Produktion gemacht. Für Mix, Master und Politur ging das Ganze dann an Jörg Uken von der Soundlodge (u. a. Anvil und Corvus Corax) - er hat da echt noch einige coole Effekte, wie im Intro von „Soulstealer“, eingebaut und einen tollen Sound hinbekommen.

Daniel: Ihr habt beide CDs in Eigenregie veröffentlicht, also ohne ein Label im Rücken. Warum? Gab es keine geeignete Plattenfirma, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? Oder habt Ihr Euch da erst gar nicht drum gekümmert?

Oliver: Aktuell möchten wir die Dinge selbst in die Hand nehmen - pure Underground-Vibes eben. Mit unserer EP haben wir, denke ich, ein kleines Statement gesetzt und gezeigt, dass unsere Musik durchaus interessant ist. Ob sich in Zukunft eine Zusammenarbeit mit einem Label ergibt, lassen wir offen.

Daniel: Ist von dem Album eigentlich auch eine Vinyl-Version geplant? Das Artwork hätte es ja schon verdient, finde ich!

Daniel: Das Artwork hätte es absolut verdient! Würden wir auch gerne machen, fehlt uns aber die Kohle für. Produktion, Presswerk und Shirt-Druck hat unser Konto ziemlich geplättet. Sobald wieder weniger Ebbe ist schauen wir uns das nochmal an. Leider ist es aber auch so, dass Vinyl in kleinen Auflagen - zumindest nach unserer Recherche – recht teuer ist. Da ist dann auch die Frage, ob genug Leute von einer kleinen Band eine Schallplatte kaufen würden, dass es sich lohnt, zusätzlich mehrere tausend Euro auszulegen.

Daniel: Von wem stammt das Artwork überhaupt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Daniel: Das Artwork ist auch von Timon Kokott, der auch das neue Logo als auch das Artwork für unser vorheriges Album gemacht hat. Auf ihn gekommen sind wir durch Artworks und Empfehlungen von anderen Bands aus unserem Umkreis - wie schon gesagt, entspringt echt viel in unserer Region seinem Pinsel. Wir wollten es aus Budgetgründen einfach halten und im „Excalibur"-Stil ein Schwert in unser Logo einbauen. Da man sich schon kannte und alles aus einer Hand war, ging das wie immer mit ihm sehr reibungslos. Er hatte noch die Idee, für mehr Tiefe einen Waldhintergrund zu setzen - und das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen!
Die ganzen Drucksachen (CD, Booklet, Inlay, Sticker, Bierdeckel) habe ich dann selber mit InDesign gebaut. Dabei habe ich unfassbar viel geflucht - würde mich nicht wundern, wenn sich in meinem Büro dadurch ein Tor zur Hölle geöffnet hat.

tomb of giantsDaniel: Soweit ich richtig informiert bin, spielt Ihr auch live. Habt Ihr vielleicht schon einmal im Vorprogramm von bekannteren Bands gespielt? Und wann und wo kann man Euch mal wieder auf der Bühne sehen?

Daniel: Wir spielen liebend gerne live. Unser Lieblings-Club ist vermutlich der Osnabrücker Bastard Club. Dort haben wir schon etliche Male als Support gastiert. 2019 unter anderem für Sacred Reich und The Iron Maidens. Vor allem der Gig mit Sacred Reich war unfassbar geil - nicht nur, weil die Jungs absolute Legenden sind, sondern auch weil es mitten im Sommer war und der Schweiß von der tiefen Decke getropft ist. Herrlich. Letztes Jahr haben wir, ebenfalls im Bastard, für Bullet aus Schweden eröffnet und eine geile Metal-Party gefeiert. Gegen Ende des Jahres durften wir für Night Demon in der Druckerei Bad Oeynhausen eröffnen – ebenfalls ein toller Abend.

Oliver: Dieses Jahr ist in Bezug auf Live-Auftritte leider nicht so ereignisreich, wie wir es uns gewünscht hätten. Unser Hauptaugenmerk lag auf der Veröffentlichung unserer EP. Wir haben uns zwar auch um Auftrittsmöglichkeiten bemüht, aber leider gab es nur wenige Rückmeldungen. Im Dezember sind wir zu Gast in Paderborn und für 2024 haben wir bereits einige Gigs geplant. Dann können wir endlich wieder auf der Bühne rocken. In der Zwischenzeit möchten wir gerne die Gelegenheit nutzen und uns an alle Leserinnen und Leser wenden: Wenn ihr die perfekte Location kennt oder offene Support-Slots in eurer Gegend habt, schreibt uns gerne. Wir sind voll motiviert und haben richtig Bock darauf!

Daniel: Wie sehen ansonsten Eure Zukunftspläne aus?

Daniel: Wir suchen fleißig nach Gigs, tragen die frohe Botschaft über unsere Platte in die Welt und werkeln an neuem Material. Wir halten die Flamme des Heavy Metal so hoch wir können.

Daniel: Na gut! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Daniel: Danke für das tolle Interview! Hört gerne in „Legacy Of The Sword“ rein - ihr findet es auf allen gängigen Streaming-Plattformen. CDs sind per Bandcamp oder E-Mail erhältlich. Weitere Infos findet ihr auf unserer Website oder Social Media.
KEEP ON HOLDING THE FLAME! MAKE HEAVY METAL GREAT AGAIN!



Autor: Daniel Müller