NOVA SKELLIS - Ich habe gelernt, auch kleine Teilerfolge zu genießen und nicht zu weit nach vorne zu schauen!


Ich hatte nicht schlecht gestaunt, als ich hörte, dass niemand Geringeres als Eddie „Falcon" Green von Phantom mit einer neuen Band Nova Skellis aus dem Nichts wieder in der Metal-Szene zurückgemeldet hat. Das Debüt „Life Amongst The Dead" ist jedenfalls sehr gut und ein Weckruf für die eher monoton gewordene Flut an neuen Tonträgern. Wie es zu der Gründung von Nova Skellis kam, und warum es nicht unter dem Namen Phantom erschienen ist, erfahrt Ihr hier:

logoDaniel: Hi Eddie! Bitte erzähl uns doch zunächst, wie es zu der Gründung von Nova Skellis kam!

Eddie: Hey Daniel! Schön, mit Dir zu reden! Das Ganze startete 2017, als mein Freund Dirk Determann mir einen Song von Jörgs Band schickte. Er erzählte mir, dass er keinen geeigneten Sänger gefunden hatte und fragte mich, ob ich es mir mal anhören und vielleicht einen Gesangsteil und ein paar Textzeilen dazu schreiben könnte. Ich hörte mir den Song an und mochte ihn. Also sagte ich Dirk, dass ich es mal versuchen würde. Ein paar Tage später schickte ich ihm Wicked Child” zurück. Dirk und Jörg liebten es. Die Band war unbeeindruckt. Es war also klar, dass sie danach nicht mehr lange bestehen würde. Also fragte mich Jörg, ob ich weiter mit ihm zusammen arbeiten würde. Es dauerte einige Zeit, bis wir geeignete Mitmusiker gefunden hatten, und wir stießen auf Alex. Nachdem wir ihn spielen gehört hatten, war uns klar, dass er der richtige Mann für den Posten war. Bassisten waren eine ganz andere Geschichte! Das war echt schwierig. Wir hatten jemanden für ganz kurze Zeit. Aber er mochte unsere ungewöhnliche Herangehensweise nicht. Es ist echt schwierig, einen guten Bassiten zu finden, denn meistens handelt es sich dabei nur um faule Gitarristen. Also entschloss ich mich dazu, mir den Bass selbst umzuschnallen. Ich wollte keine Zeit damit verschwenden, Bassisten zu testen, nur um festzustellen, dass sie einfach nur Gitarrenriffs Note für Note nachspielen. Dazu kommt, dass man mit weniger Leuten schneller zu Potte kommt. Ich musste aber auch erst mit unserer ungewöhnlichen Arbeitsweise klarkommen. Normalerweise treffen sich Musiker in einem Raum und arrangieren alles gemeinsam aus. Wir wohnen aber alle sehr weit voneinander entfernt; über den Atlantik und das Mittelmeer hinaus. Also mussten wir über das Internet alles Dateien hin- und herschicken und kommunizieren. Technik ist ein tolle Werkzeug, wenn Du es für mehr als nur Social Media nutzt! Ich denke, wir haben das super gemeistert!

Daniel: Was bedeutet der Bandname eigentlich?

Eddie: Ahhh… Jeder will das Geheimnis wissen, haha! Obwohl ich kein großes Ding daraud machen will, werde ich Dir sagen, dass der Name lateinische und gälische Wurzeln hat; genau wie ich! Ich mochte einfach den Klang des Namens. Dass der Name so geheimnisvoll klingt, ist nur ein Bonus.

Daniel: Welche Bands zählen zu Deinen Haupteinflüssen?

Eddie: Es war für mich wirkoich inspirierend, Frontmann einer Band zu sein, als ich zum ersten Mal Ian Gillan und Robert Plant singen hörte. So etwas hatte ich noch nie zuvor gehört. Ich wollte auch so klingen und darin involviert sein. Was Bsnds angeht, haben vor allem Black Sabbath, Led Zeppelin und Deep Purple den größten Eindruck hinterlassen. Sie klangen zwar alle sehr unterschiedlich, aber die Art, wie sie Songs schrieben und was für einen Sound sie kriert haben, hat bei mir alles verändert.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Und gibt es so eine Art Kernaussage?

Eddie: Ich habe immer schon Texte geschrieben, um dem Hörer Bilder zu vermitteln. Jedenfalls ist das immer meine Hoffnung. Früher hatte ich Ideen aus Büchern, die ich gelesen hatte, aus Filmen, die ich geguckt hatte, ich hatte überall ein offenes Ohr: wenn jemand etwas gesagt hat oder etwas in meinem Kopf rumspukte. Das Schreiben von Life Amongst The Damned” ist eine Art Abschiedsbrief von mir. Es ist wohl der ehrlichste Text, den ich jemals geschrieben habe. Ich würde nicht sagen, dass meine vorherigen Texte schlechter waren, aber ich finde, dass meine Texte viel ernsthafter geworden sind. Allerdings mag ich es auch nicht, jemandem meine Texte zu erklären. Sie sollten selbst zu dem Hörer sprechen, ohne meinen Einfluss. Man kann es schon so sehen, dass meine Texte eine Art Kernaussage haben, aber ich werde sie niemandem einbrennen. Ich überlasse es den Hörern, wie sie meine Texte interpretieren. Das fand ich immer am besten. Oft hat es mir Songs ruiniert, wenn Autoren ihre Texte erklärt haben. Ich finde es viel schöner, wenn man die Musik auf sich wirken lässt und Worte auf ihre Art und Weise zu ihnen sprechen. Ein guter Song wird sich selbst offenbaren. Es ist am besten, ihm dies einfach zu erlauben.

nova skellisDaniel: Wie lange hast es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Eddie: Die Songs wurden über mehrere Jahre hinweg geschrieben. Jeder von uns hatte mit anderen Dingen zu tun. Das Tempo des Schreibens wurde also von anderen Dingen beeinflusst. Wir hatten auch keine Ahnung, ob überhaupt irgendwann jemand diese Songs hören würde. Es war ehger ein Experiment, um zu sehen, wie und ob unsere Art, Songs zu schreiben, überhaupt funktionieren würde. Am wichtigsten war es für uns aber, das gemeinsame Songs schreiben zu genießen. Das hielt uns am Laufen. Jeder neue Songs trieb uns weiter nach vorne, um zu sehen, was als nächstes passieren würde.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen? Und wer hat produziert?

Eddie: Bei den Aufnahmen war es genauso wie beim Songwriting: Niemand von uns hat jemals gemeinsam in einem Raum gesessen. Jeder hat für sich selbst aufgenommen. Ich hatte die Spuren von Jörg und Alex bekommen, dann in ein digitales Aufnahmeprogramm in meinem Heimstudio gepackt und habe Bass und Gesang aufgenommen. Viele denken, das ist verrückt, aber letztendlich hat es so super geklappt. Zum ersten Mal in meiner Karriere habe ich nicht unter Zeitdruck aufgenommen und konnte alles in Ruhe ausarbeiten. Ich erkte, dass diese Freiheit dafür sorgte, dass ich die alten Zeiten niemals zurück haben wollen würde. Hier muss ich noch etwas zu dieser Art kreativer Freiheit sagen: Niemand von außen funkte dazwischen oder hat uns Geld angeboten. Also antworteten wir auch niemandem. Wenn Du am Ende magst, was Du hörst, ist doch alles gut. Wenn nicht, dann hör etwas anderes. Wir waren unsere eigenen Produzenten auf diesem Album. Wie bereits erwähnt, bekam ich die Spuren und machte alles zu Ende. Als alles fertig war, schickten wir die Aufnahmen zu Ulf Scheel im Torture Pit, und er hat das Album abgemischt. Ich finde , er hat das sehr gut gemacht. Ich habe eingie Meinungen über das Album gehört, zum Beispiel, dass es nicht so glatt poliert klingt, aber das ist eben richtiger Heavy Metal. Ich will nicht, dass die Ecken und Kanten fehlen. Wir haben mit der CD alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben ein Album mit tollen Songs eingespielt, so wie wir es wollten. Mehr geht nicht!

Daniel: Es gab, nach sehr langer Pause, auch wieder eine Reunion mit Deiner alten Band Phantom im Jahr 2016. Wie kam es dazu?

Eddie: Oh ja, das war Wahnsinn! Wir wurden erst im Jahr davor gefragt, ob wir beim Ragnarokkr in Chicago spielen könnten. Aber durch verrückte Umstände wurde das gesamte Festival abgesagt. Das hat uns richtig mitgenommen. Nach zwanzig Jahre Ruhe um die Band, wollten sich Phantom wieder zusammen tun, und dann so etwas. Typisch! So zieht es sich schon wie ein roter Faden durch mein gesamtes Leben! Als es zu dieser Katastrophe kam, kontaktierte mich Bob Byrne und erzählte mir, dass er ein anderes Festival auf die Beine stellen wollte, und lud uns ein, auf seinem Legions Of Metal Festival im Reggie’s in Chicago zu spielen. Es würde noch bis zum nächsten Jahr dauern, aber wir wären gesetzt. Natürlich hatten wir mit Phantom schon immer viel Pech. Aus gesundheitlichen Gründen mussten wir nämlich im Folgejahr absagen. Aber Bob war gut zu uns und hielt sein Wort. Wir spielten dann ein Jahr später dort. Solche Leute wie er sind rar gesät, und Du denkst, sie existieren gar nicht. Nachdem es uns wie eine Ewigkeit vorkam, fragte uns endlich mal wieder jemand, ob wir nicht live spielen wollten und bot uns direkt einen Gig an. Es war einfach derr Wahnsinn! Es war toll, mit meinen alten Freunden wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen und die Hütte zu rocken wie in den alten Tagen. Was das Ganze noch besser machte, war, die Leute nach der Show zu treffen, die extra aus Süd- und Mittelamerika und Europa angereist kamen, nur um uns zu sehen. Das machte den ganzen Scheiß wieder wett, der vorher passiert war. Ich denke, letztendlich kann man Bob Byrne und Dirk Determann dafür danken oder verfluchen, dass es Nova Skellis heute gibt. Ich bin in jedem Fall dankbar, haha!

Daniel: Waren denn einige der Songs ursprünglich erst für Phantom gedacht, und nicht für Nova Skellis? Und hast Du dann vielleicht erkannt, dass die Songs vom Stil her vielleicht nicht so gut zu pHnatom passen würden? Wo liegen für Dich überhaupt die Unterscheide zwischen beiden Bands; sowohl musikalisch als auch textlich?

Eddie: Ich hatte eigentlich Morrigan’s Rede” und Mother, May I?” für das vierte Phantom-Album geschrieben. Aber wir kamen nie so weit. Also habe ich sie für ein Soloprojekt aufgehoben, genauso wie viele andere Ideen. Leider hat sich die Szene in den USA sehr verändert. Eigentlich gibt es gar keine Szene mehr. Also gab es auch keinen Grund, um weiter zu machen. Ich weiß, dass das nicht gerade sehr nach Metal klingt, aber einem wird vieles klar, wenn er sich mit der Realität konfrontiert sieht und Entscheidungen getroffen werden müssen. Der Fakt, dass diese beiden Songs und auch Something Wicked This Way Comes” den Test der Zeit bestanden haben, zeigt, dass gute Songs alles überstehen können. Ich bin so froh, dass sie endlich das Licht der Welt erblickt haben. Eine Philosophie, die ich immer vertreten habe, ist: Keine Lückenfüller!” Darüber hinaus unterscheiden sich – bis auf meine Wenigkeit – beide Bands von den Musikern her, völlig voneinander. Jeder hat seinen eigenen Charakter. Natürlich weiß ich, dass beide Bands miteinander verglichen werden, aber da hgabe ich absolut kein Problem mit. Wir erfinden ja nicht wirklich ein neues Genre. Textlich, muss ich sagen, reflektiere ich heute unzählig mehr Erfahrungen als damals bei Phantom. Ich finde, dass ich heute viel persönlicher schreibe. Aber davon ab, ist es immer noch Heavy Metal.

Daniel: Spielt Ihr mit Nova Skellis eigentlich auch live? Oder handelt es sich dabei um ein reines Studioprojekt?

Eddie: Für den Moment gbt es noch keine Pläne für Live-Shows, aber das kann sich jederzeit ändern. Es war nicht unsere Entscheidung, sondern unsere derzeitige Realität. Ich würde liebend gerne eines Tages mit dieser Band bald auf die Bühne stürmen!

Daniel: Könntest Du Dir denn zum Beispiel vorstellen, mit beiden Bands zusammen auf einem Festival zu spielen oder so?

Eddie: Haha, das wär´s! Aber das wäre nur in meinen Träumen vorstellbar! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein eiziger Sänger in meinem Alter solch eine Tour überleben würde, wenn er in zwei Bands am Abend singen müsste. Wenn es ginge, wäre es aber sehr historisch! Vielleicht würde es ja mit Hologrammen gehen, haha!

Daniel: Gibt es denn eventuell Pläne für Konzerte in Deutschland in naher Zukunft?

Eddie: Als ich an den Songs arbeitete, stellte ich mir vor, wie es wäre, auf dem Rock Hard Festival in Gelsenkirchen zu spielen. Aber leider gab es noch keine Daten, die wir bestätigen konnten. Festivals werden immer schon weit im Voraus geplant; meistens schon im Vorjahr. Da unsere CD nicht vor April erscheinen konnte, gab es für uns also nur wenig Hoffnung, ihrgendwo auf einem Billing zu landen.

nova skellisDaniel: Wie sehen denn Deine weiteren Zukunftspläne sowohl mit Nova Skellis als auch mit Phantom aus?

Eddie: Im Moment ist mit Phantom nichts geplant. Es gab zwar einiges Interesse nach der Show in Chicago, um weitere Shows zu spielen, zum Beispiel als Opener für Doro, aber das kam nie zustande. Doro sagte alles ab, und die anderen kamen aus verschiedenen Gründen nie zusammen. Wir mussten schnell feststellen, dass alles genauso Scheiße war wie früher: Immer wenn etwas ins Rollen kam und wir Bock hatten, verlief alles wieder im Sand. Es war das Beste, nach der Reunion direkt auf dem Höhepunkt wieder aufzuhören. Was Nova Skellis angeht, so hoffe ich, dass wir bald wieder neue Songs schreiben und uns auf eine weitere CD-Veröffentlichung konzentrieren können. Und dann werden wir sehen, ob daraus vielleicht einmal eine richtige Band mit einem festen Line-Up wird. Bis dahin bin ich erstmal dankbar, dass Leute unsere CD hören und vielleicht anderen davon erzählen werden. Ich habe gelernt, auch kleine Teilerfolge zu genießen und nicht zu weit nach vorne zu schauen. Ich möchte mir alle möglichen Türen offen halten.

Daniel: Alles klar, Eddie! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Eddie: Danke, Daniel. Ich möchte mir einen Moment Zeit nehmen, um jedem zu danken, der das alles hier möglich gemacht hat! Ihr wisst, wer Ihr seid! Und an die Fans: Meinen herzlichen Dank, dass Ihr immer noch zu mir steht, nach all den Jahren, in denen Ihr keinen Ton von mir gehört habt! Ohne Euch wäre es nie zu diesen traumhaften Aufnahmen gekommen. Sie sind keine Songs, wenn sie sich niemand anhört. Keep the faith and stay heavy! 



Autor: Daniel Müller