IMMORTAL - WAR AGAINST ALL


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2023
Running Time:38:03
Kategorie: Neuerscheinung
 

Kaum ist hier der Winter mal vorbei, zieht ein eisiger Wind aus dem Norden zu uns. Immortal melden sich mit ihrem zehnten Studioalbum zurück und entführen uns in die frostigen Gefilde Blashyrkhs. Seit nunmehr dreiunddreißig Jahren aktiv und stilgebend, muss die Band wohl nicht mehr vorgestellt werden. Seit sie sich nicht mehr selbst in wilder Grimness auf den Covern abbilden, ziert auch hier wieder der von den letzten Alben bekannte Schädel die Frontseite des Releases. Auch auf dem Tonträger findet sich Bekanntes. Fulminant startet der erste Song „War Against All“ recht hektisch, auf ein Riff, das sich einprägt, wartet man leider vergeblich, der Song wird vom Refrain, der - wenig überraschend - lediglich aus „War Against All“ besteht, dominiert. „Thunders Of Darkness“ ist ebenfalls eher hektisch, unterbrochen von kurzen Rhythmus-Einlagen, die jedoch nicht zum ausschweifenden Headbangen ausreichen. „Wargod“ started langsamer, beinahe schleppend, Bass-Breakdowns, eine Akustikmelodie, die wie eine Hommage an frühere Werke anmutet, unterbricht das Gestampfe und mündet über ein Akustikinterlude in eine beinahe epische Melodie, der Track hat Potential zu einem Klassiker, er wird live bestimmt das Publikum zu Höchstformen anspornen.

„No Sun“ beginnt mit einem schnellen, sehr düsteren Riff und wandelt sich bald zu einem Midtempo-Kopfnick-Beitrag, prominente Schlagwörter wie „Mountains“, „Evil“ und „Snow“ machen deutlich: Immortal sind zurück! Untermalt von streckenweise wahnwitzigen Doublebass-Gewitter bleibt die Nummer im Midtempo und strapaziert die Nackenwirbel. „Return To Cold“ erschafft mit seinem Opener-Riff Bilder von weiten, sturmgepeitschten schneebedeckten Landschaften, er bleibt durchwegs eingängig, in den später im Lied auftauchenden Stopps scheint das Schlagzeug etwas schwach repräsentiert, der auch hier einsetzende Akustik-Part mit viel Hall lässt wiederum Retro-Gefühle aufkommen. „Nordlandihr“ beginnt mit einer knapp an der Grenze zur Übersteuerung abgemischten Akustikgitarre, um dann in die lang ersehnte Instrumental-Hymne einzuleiten. Leicht wehmütig und sich ein ums andere Mal aufbäumend fesselt der Song ungemein. Ein durchaus starkes Stück, das zum Verweilen und Träumen einlädt, ungewohnt melodisch und geradezu episch trägt es den Hörer über sieben Minuten durch majestätische, schneebedeckte Berge und die stürmische See zum Thron des mächtigen Rabenkönigs. Die Melodien bekomme ich den Tag über nicht mehr aus dem Kopf.

„Immortal“ nimmt dann wieder etwas mehr Fahrt auf und klingt erwartungsgemäß nach einem Destillat der Formation, so ziemlich alle stilistischen Mittel, die man von Immortal erwartet, tauchen hier auf. Der letzte Track „Blashyrkh My Throne“ bildet einen würdigen Schluss-Part. Ohne große Überraschungen geleitet er den Hörer aus dem schneebedeckten Blashyrkh zurück ins sonnige Wanne-Eickel. Man kann beruhigt sagen, wo Immortal drauf steht, ist weiterhin auch Immortal drin. Die Norweger bleiben ihrem Stil treu, ohne sich selbst zu covern. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten zündet die Scheibe richtig gut durch, kaum zu glauben, dass nach neun Studioalben im klassischen Immortal-Stil noch genügend neue Ideen vorhanden waren, ohne sich zu wiederholen. Spielerisch hochpräzise eingespielt und sauber produziert hat man an keiner Stelle den Eindruck, dass sie ruhiger oder müde geworden seien. Auch dem gewohnt kehligen Gesang von Abbath merkt man seine knapp fünfzig Jahre nicht an. Die Songs enden beinahe allesamt sehr abrupt, was mal mehr, mal weniger störend ist. Dem Sound fehlt es insgesamt etwas an Tiefe (wie beinahe immer bei Immortal), so dass die ruhigeren Passagen dann manchmal doch recht flach klingen.

Die akustischen Stücke knistern leicht (was aber auch unter Umständen daran liegen kann, dass uns nur eine digitale Kopie zur Verfügung gestellt wurde), hier wurde nicht hundertprozentig sauber gemischt. Aber das ist alles Kritisieren auf hohem Niveau. Die Scheibe kann jedem, der etwas mit norwegischem Schwarzmetall anfangen kann, ans Herz gelegt werden, Fans von Immortal dürfen sich richtig freuen, Highlights sind „Wargod, „Return To Cold“ „Nordlandihr.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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