ENSIUM - FORGOTTEN MOUNTAINS


Label:AVANTGARDE MUSIC
Jahr:2023
Running Time:45:01
Kategorie: Neuerscheinung
 

Enisum stammen aus Norditalien, mit „Forgotten Mountains“ bringen sie nun ihr fünftes Album an den Start. Es handelt sich um melodischen Black Metal, der laut Infosheet Fans von Wolves In the Throne Room und Earth And Pillar“ begeistern soll. Ich mag ja eigentlich hypnotische Monotonie im Black Metal, aber man kann es auch übertreiben. In der Klassik war das „Thema mit Variationen“ ein beliebtes Kompositionsmittel, im Black Metal habe ich dies eher selten erlebt. In den achteinhalb Minuten Opener, das aus sage und schreibe einem (auch noch recht simplen) Riff besteht, erlebt man Hörer alle Nuancen des musikalischen Wahnsinns. Angefangen von „das ist eingängiges Riff“ über „hängt eigentlich mein CD Spieler?“ bis hin zu „langsam ist aber auch echt mal gut“. Dann folgen weitere vier Minuten Riff. Nicht sonderlich motiviert bleibe ich dran (es folgt „Forgotten Mountains“), nur um mit Schrecken festzustellen, dass das Hauptriff den zweiten Songs wie eine Variation des ersten klingt.

Kann man nach acht Minuten Dauerschleife nicht so leicht vergessen. Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn die Riffs wenigstens aus mehr als zwei Grundtönen mit Variationen bestehen würden und sie nicht vollkommen identisch aufgebaut wären. Beinahe jedes Riff besteht aus einem A und B Teil, wobei der B Teil den A Teil lediglich um einen Ton versetzt aufgreift. Und das wird nicht dadurch besser, dass es sich um sehr kurze Tonfolgen (um die vier Töne) handelt. „Night Forest“ startet akustisch, untermalt von sehr präsentem Schlagzeug, setzt rauer Klargesang ein, der dann das Hauptriff einleitet. Unnötig zu erwähnen, dass auch dieses Riff aus zwei Teilen besteht und den Rest des Tracks erhalten bleiben wird. Der wiederkehrende Klargesang erinnert mich ein wenig an Kurt Cobain (ex-Nirvana). Ich erwäge, um etwas Abwechslung zu haben, ein Buch über Tulpenzucht zu lesen. Der Fairness halber ist zu erwähnen, dass die Klargesangpassagen sehr stimmungsvoll und gut vorgetragen sind.

Die hölzerne Sorge in „Woods Of Sorrow“ scheint sich auf die Schlagzeugsticks zu beziehen, der Drummer zieht das Tempo merklich an. Auch hier wieder Klargesang, der nun jedoch starke Nu-Metal Anleihen aufweist. „Nothing“ startet wie eine Hommage an The Sisters Of Mercy, aber -man mag es glauben oder nicht- das Hauptriff (wenn es nur eins pro Song gibt, auch wenn es mal akustisch, mal mit Distortion gespielt wird, ist die Anmerkung „Haupt“ auch eigentlich überflüssig), ist auch eine Variation des ersten Songs. Hier gibt es immerhin in der zweiten Hälfte etwas Abwechslung. „Galaverna“ beginnt mit dem obligatorischen Akustikgeplänkel, das in eine Variation des ersten Songs einleitet. Spaß ist anders. Es tut mir leid.

Dies ist eine der mit Abstand langweiligsten Veröffentlichungen, die ich je gehört habe. Die Tunes wirken lieblos komponiert und einfach aneinandergesetzt, die stilistischen Anleihen aus anderen Genres erscheinen oftnstlich, der Mix ist teilweise recht unrund, das Schlagzeug ist häufig überpräsent, der Gesang, der sehr gut ist, geht manchmal im Gesamteindruck unter. Einzelne Nummern für sich genommen, wie zum Beispiel „Pure Sadness“ sind stark und gut zu hören, besonders durch den ausdrucksstarken Gesang, aber das komplette Werk am Stück ist aufgrund der fehlenden Abwechslung und der ewig gleichen Aufbauten beinahe unhörbar. Dass mir mal Monotonie in diesem Genre so dermaßen auf die Nerven geht, hätte ich nicht erwartet.

Note: 3 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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