HAKEN - FAUNA


Label:INSIDE OUT
Jahr:2023
Running Time:62:11
Kategorie: Neuerscheinung
 

Eins vorne weg…die Fans von Haken, welche die letzten Releases „Vector“und vor allem „Virus“ mochten, werden auch dem neuen, siebten Studioalbum „Fauna“ viel abgewinnen können. Musikalisch setzen die Engländer nämlich genau dort an, sind zudem noch eine Idee sperriger, moderner, vielleicht auch härter unterwegs. Dem Albumtitel entsprechend hat jeder Song einen „tierischen“ Background. So handelt beispielsweise das Abschlußstück „Eyes Of Ebony“ vom ausgestorbenen, nordischen Breitmaulnashorn, was Gitarrist Richard Henshall im übertragenen Sinn seinem verstorbenen Vater widmet. Alle Lyrics lassen sich, auch wenn mit dem Hintergrund der Fauna, auf die Menschheit in irgendeiner Form übertragen.

Irgendwie erinnert mich das an das letzte Werk „Eraser“ von Long Distance Calling. Zurückgekehrt zu Haken ist nach vierzehn Jahren Abstinenz wieder Keyboarder Pete Jones, der Diego Tejeida ersetzt und man hat das Gefühl, dadurch ist der Sound der Band noch kakophonischer, vertrackter und auch unmelodiöser geworden. Denn bei Tunes wie dem Opener „Taurus“, „Sempiternal Beings“ oder „Island In The Clouds“ herrscht meist eine Polyrhythmik vor, die ihre melodischen Ansätze meist durch den hohen Gesang von Ross Jennings erfahren. Schwebende Gitarren, himmlische Melodien und gänsehauterzeugende Synthesizer-/Keyboardklänge gibt es recht selten zu hören. Am ehesten noch beim Longtrack „Elephants Never Forget“, der schon aufgrund seiner Länge von über elf Minuten auch Zeit für schöne Melodien übrig hat.

Sowie dem bereits angesprochenen „Eyes Of Ebony“, das durchaus eine progressive Epik in sich birgt und zusammen mit dem Longtrack für mich den Höhepunkt der neuen Veröffentlichung darstellt. Der Rest ist mathematisch hochwertiger, moderner Prog-Stoff, für Freunde, die sich gerne durch Dynamikwechsel, gegenläufige Rhythmen und abgedrehte Samples die Ohren verknoten lassen. „The Alphabet Of Me“ steht hier stellvertretend als Aushängeschild Pate. Was hier an Skalen und Disharmonien aufläuft, benötigt beinahe professorischer Kenntnisse, um den musikalischen Inhalt des Lieder vollends zu verstehen. Bitte nicht falsch verstehen. „Fauna“ ist ein Fest für Haken-Fans.

Dazu zählt auch das Artwork, das man durchaus als zukünftiges Klassiker-Cover ansehen kann, und natürlich der Sound, der durch Klarheit jedes einzelne Instrument hervorhebt, auch wenn die meist härteren Gitarrenriffs von Charlie Griffiths und Richard Henshall durchaus „unsauber“ aus den Boxen schallen können. Das ist Modern Progressive (Metal) auf sehr hohem Niveau, dem aber meiner Meinung nach die ein oder andere ergreifende Melodie fehlt, die man noch auf den Vorgänger Alben verzeichnete. Irgendwie habe ich Schwierigkeiten, die Motivation aufzubringen, mich mehrmals durch „Fauna“ zu hören. Genial oder wahnsinnig….entscheidet selbst.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Erich Robbers


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