QUEENSRYCHE - DIGITAL NOISE ALLIANCE


Label:CENTURY MEDIA
Jahr:2022
Running Time:60:29
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich glaube, die Fans und die Musikwelt an sich waren damals froh, als Queensryche im Jahr 2012 die Reißleine zogen und Geoff Tate die Band verlassen hatte. Zu sehr war man dabei mit halbgaren und schwachen Veröffentlichungen wie „Operation Mindcrime II“, „American Soldier“ und „Dedicated To Chaos“, die eigene Legende nachhaltig zu zerstören. Zwar war dies nicht die alleinige Schuld von Herrn Tate, aber die neuen musikalischen Allüren, die der Sänger an den Tag legte, führten nicht unerheblich zu dem Mist den Queensryche in dieser Zeit veröffentlichte. Doch wer dachte, daß es damit zu Ende ging mit den US-Amerikaner, wurde eines Besseren belehrt. Denn mit Todd La Torre wurde ein neuer Sänger gefunden, der mit überragenden Geoff Tate-Vibes in der Stimme das Original mehr als vergessen ließ. Die Folge waren sehr gute Alben wie „Queensryche“, „Condition Hüman“ und „The Verdict“.

Die Kurve der Progressivemetal-Legende zeigte wieder steil nach oben. Und jetzt kommt mit „Digital Noise Alliance“ ein Werk heraus, welches in vielen Songs tatsächlich eine tolle Atmosphäre auffährt, die man von den frühen Scheiben her kennt. Klar, ein „Operation Mindcrime“ werden Queensryche nie mehr toppen können, aber vereinzelte Tracks auf dem neuen Release, hätten sich auch durchaus dort sehr gut, musikalisch zumindest, gemacht. Ausschlaggebend neben La Torre ist sicherlich Gitarrist und Bandgründer Michael Wilton, dessen Signature-Rhythmusgitarrensound sofort den alten Spirit erkennen lässt. Egal ob ein Chris DeGarmo oder aktuell der Gitarrist Mike Stone, es ist Mister Wilton, der gitarrenmäßig Queensryche den Stempel aufdrückt.

„In Extremis“ ist gleich ein klassisch flotter und eingängiger Opener auf dem Rundling, der sofort erkennen lässt, wer hier am Start ist. Es fällt auch auf, daß Todd La Torre durchaus nicht nur versucht, einen Geoff Tate so gut wie möglich zu imitieren. Manche Momente, auch musikalisch, erinnern einstweilen an Ray Alder beziehungsweise Fates Warning. Daß diese beiden Bands damals quasi Hand-in-Hand durch die amerikanischen Progressivemetal-Welten spazierten, passt da nur zu gut. „Chapters“ und „Lost in Sorrow“ sind danach Tunes, wie man sie von den drei Vorgängeralben her kennt. Meist straighte, aber ausdrucksstarke Stücke mit wahnsinnig musikalischem Verständnis und überragenden Gitarrenthemen und Soli. Höhepunkte des Rundlings, sind sicherlich das Doppel „Behind The Walls“ und „Nocturnal Light“, die man sich beide auch auf „Operation Mindcrime“ hätte vorstellen können.

Intensiv, mit grandiosen Melodien gesegnet und tollen gesanglichen Ideen (man höre nur die fast nicht enden wollenden Gesangsspuren im Background von „Nocturnal Light“), geleiten uns Queensryche spätestens jetzt durch Ähnlichkeiten zu vergangenen Großtaten und beweisen eindrucksvoll die auch noch heutige Relevanz dieser Formation. Nach ein paar weiteren, straighteren Nummern („Realms“, „Hold On“), letzterer auch mal ein wenig ruhiger, darf der abschließende, fast achtminütige Track „Tormentum“, als weiterer Höhepunkt genannt werden. Episch und erlesen führen Michael Wilton, Eddie Jackson, Casey Grillo, Mike Stone und Todd La Torre, nochmals durchs Programm und zünden eine „Empire“-würdige Finalrakete. Weltklasse. Außergewöhnlich, das Mister La Torre hier in bester Metal-Shouter Manier mit rauer Stimme intoniert und sich somit am weitesten von der Geoff Tate-Note wegbewegt.

Etwas uninspiriert kommt die Ballade „Forest“ rüber, die anscheinend ein zweites „Silent Lucidity“ hätte werden sollen, aber diesen Hit und Klassiker nicht im Ansatz erreicht. Auch die Coververison von Billy Idol´s „Rebel Yell“ als Bonustrack, hätte es nicht unbedingt gebraucht. Letzendlich ist „Digital Noise Alliance“ aber ein grandioses Queensryche Album geworden, welches mindestens „Promised Land“ Niveau erreicht, einzelne Songs sogar die sensationelle Ära der Band zuvor. Die Veröffentlichung wächst mit jedem Durchlauf und darf absolut als Highlight in der Diskografie zukünftig genannt werden.

Note: Keine Wertung
Autor: Erich Robbers


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