KHNVM - Wir wollen nicht einfach nur eine weitere Band sein!


Lange habe ich geglaubt, dass mich neue Bands nicht mehr flashen können, weil sie entweder einen alten Stil nachspielen und ich die Originale eh seit damals besitze oder sie eine „neue" Musikrichtung spielen, die eh nicht mehr in meine Gehörgänge geht. Bei Khnvm war ich dann doch angenehm überrascht! Death Metal im Stil der Neunziger, aber nicht altbacken, gut gespielt, aber dennoch immer eingängig, rotiert das neue Album „Portals To Oblivion" momentan regelmäßig im heimischen CD-Player. Die Interview-Anfrage nach dem guten Review habe ich dankend angenommen!

logoDaniel: HELL-ö Obliterator! Wann und wie kam es zur Gründung von Khnvm?

Obliterator: Daniel, vielen Dank, dass Du Dir für ein Interview mit Khnvm Zeit nimmst! Khnvm wurden 2019 in Magdeburg gegründet. Ich musste von Bangladesch dort hinziehen und wollte weiter Musik machen wie zuvor. Ursprünglich war es nur ein Ein-Mann-Death Metal-Projekt, aber habe ich mir Leute gesucht, um live spielen zu können. So begann unsere Reise als Trio.   

Daniel: Wie spricht man den Bandnamen überhaupt aus, und was bedeutet er?

Obliterator: Das Wort Khnvm wird „Kha-noom” ausgesprochen. Es ist der Name des allerersten ägyptischen Gottes Khnum. Er war der Erschaffer des Nils und erschuf Sterbliche aus Ton und Erde. Da ich Mytholgien und uralte Geschichte geradezu verschlinge, wollte ich diesen Namen benutzen. Das „v” anstelle des „u” habe ich nur mit eingebaut, damit man den Namen nicht aussprechen kann, haha!    

Daniel: Kanntet Ihr Euch vorher schon? Und hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Obliterator: Nun ja, ich kannte nur ein paar Leute über Facebook, die in anderen Bands spielten. Es war offensichtlich für mich, dass ich nach Magdeburg ziehen würde, um dort meinen Master zu machen, und ich suchte mir dort ein paar Gleichgesinnte, um Musik zu machen. Ich habe Martin, unseren Bassisten, 2019 auf dem Party.San Open Air kennengelernt. Cassian habe ich über Freunde von Freunden in unserem derzeitigen Proberaumkomplex in der Nähe des Bahnhofs kennengelernt. Wir kannte uns vorher nicht, aber wir wollten alle dieselbe Art von Death Metal spielen; voll auf die Fresse! Wir drei haben alle einen starken Extrem Metal-Hintergrund in unserer lokalen Metal-Szene. Ich spielte zuvor in zwei Death Metal-Bands in Bangladesch, Nekrohowl und Homicide. Martin war vorher bei Instadio Ultimo und Cassian bei Tarabas aus Magdeburg. Wir hatten also alle bereits Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt. Ich denke, das macht viel aus, wenn man weiterhin in einer Death Metal-Band spielt.  

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Obliterator: Ich ziehe meine Einflüsse aus verschiedenen Variationen mehrerer Stilrichtungen, um sie im Extrem Metal zu vereinen. Ich habe im Death Metal-Bereich mit Göttern wie Morbid Angel, Cannibal Corpse, Suffocation und natürlich Death angefangen, aber auch mit Bolt Thrower aus England. In allen bisherigen Interviews habe ich aber auch Black Sabbath als die Erfinder aller möglichen Riffs genannt, haha! Also ja: Auch Black Sabbath spielen eine große Rolle. Ich habe mich auch viel mit östlicher, klassischer Musik beschäftigt, sodas ich ein bestimmtes Level beim Songwriting habe.   

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Gibt es eine Kernaussage? Und woher nehmt Ihr Eure Inspiration?

Obliterator: Die meisten meiner Texte auf dem Album „Portals To Oblivion” handeln von menschlichen Seelen und psychologischen Aspekten, aber mit fiktiven Charakteren und Szenarien. Auch uralte Geschichte fasziniert mich. Auch hier finde ich also meine Inspiration für Texte. Das Debüt-Album „Foretold Monuments Of Flesh” handelte von einer mittelalterlichen Plage, die ganz Europa heimsuchte. Es gibt also nicht immer bestimmte Themen, was die Texte angeht. Aber im Wesentlichen wird immer eine Geschichte erzählt.   

Daniel: Ihr habt direkt zwei Alben rausgehauen, ohne vorher Demos oder Eps veröffentlicht zu haben? War das von Anfang an so geplant? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Obliterator: Na ja, es war schon so, dass ich das von vornherein so geplant hatte. Ich hatte genügend Material für ein komplettes Album, also hatte ich gar nicht erst über Demos oder EPs nachgedacht. Ich schrieb Sieben Songs für das Debüt. Es hatte ungefähr sechs Monate gedauert, die Songs zu schreiben, aufzunehmen, mixen und zu mastern. Für die dritte Veröffentlichung plane ich aber tatsächlich mal eine EP, die wahrscheinlich 2023 veröffentlicht werden wird.     

khnvmDaniel: Euer erstes Album „Foretold Monuments Of Flesh“ erschien bei Testimony Records, Euer aktuelles bei „Portals To Oblivion“ bei Neckbreaker Records. Wie seid Ihr mit den jeweiligen Plattenfirmen in Kontakt gekommen? Ist Euer Debüt eigentlich auch noch erhältlich?

Obliterator: Dennis von Testimony Records war ein langjähriger Facebook-Freund und hatte Bands wie Carnal Tomb, Sentient Horror und Temple Of The Dread unter Vertrag. Ich schickte ihm das Debüt-Album rüber, und er wollte einer komplett neuen Band eine Plattform geben. Es war sehr erfolgreich, muss ich sagen. Wir haben alle CDs verkauft, und es gibt nur noch wenige LPs im Online Shop von Testimony Records. Für das zweite Album wollte ich aber ein anderes Label haben. Khnvm und Testimony Records hatten dies gemeinsam entschieden, und ich schickte das Album an Martin von Neckbreaker Records, den ich aus Magdeburg kannte. Martin nahm Khnm unter Vertrag und brachte Vinyl, CDs und tonnenweise Merchandise raus. Letzen Monat, im August, bekamen wir die LPs, und sie sehen großartig aus! Alle Merchandise-Artikel bekommt ihr entweder bei Neckbreaker Records oder auf unserer Bandcamp-Seite.    

Daniel: Soweit ich weiß, ist Euer neues Album bislang nur auf CD erschienen. Gibt es auch Pläne für eine Vinylversion? Das Artwork schreit ja geradezu danach!

Obliterator: Oh ja! Es gibt zwei verschiedene LP-Versionen von „Portals To Oblivion”. Da die Kosten und Wartezeiten von Vinylpressungen extrem gestiegen sind in den letzten Jahren, haben wir unsere LPs erst mit acht Monaten Verspätung bekommen! Deswegen wurde in der Pressemitteilung auch zunächst geschrieben, dass das Album nur auf CD kommt. Aber nun gibt es das Album auf Vinyl (in schwarz und orangenen Splatter-Vinyl); auch wieder auf unserer Bandcamp-Seite und bei Neckbreaker Records im Bigcartel Shop.   

Daniel: Apropos Artwork: Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Obliterator: Stefan von Khaos Diktator Design ist der kranke Künstler. Ich habe viele seiner Arbeiten, wie zum Beispiel für Nordjevel und Crescent, gesehen und hatte mich sofort dazu entschieden, meine Vorstellungen von „Portals To Oblivion” seinen Vorstellungen und seiner Kreativität zu überlassen. Wir haben ein bisschen hin und her diskutiert, wie das Artwork aussehen soll, und schließlich kamen wir zu dieser Version, auf die wir ganz besonders stolz sind! 

Daniel: Ich finde den Sound der CD total fett! Wo habt Ihr aufgenommen? Und wer hat produziert?

Obliterator: Erst einmal, danke, dass Du Dir die CD angehört hast und für dieses Statement! Wir haben verschiedene Teile der CD in verschiedenen Teilen Deutschlands aufgenommen. Das Schlagzeug haben wir, zum Beispiel, in einem kleinen Dorf im Pflanz Studio von Thomas Noetzel, dem Schlagzeuger der ostdeutschen Death Metal-Band Abrogation, in der Nähe von Magdeburg aufgenommen. Wir haben jur einen Tag für alle Schlagzeugspuren gebraucht. Dann nahm ich alle Gitarren in meinem Home Studio in Berlin auf. Bass und Gesang haben wir dann wieder im Pflanz Studio aufgenommen. Alle Tracks wurden dann zu unserem alten Freund Charles Eliott von Abysmal Dawn in den USA geschickt, der auch schon unser Debüt gemischt und gemastert hat. Charles hat einen genialen Job beim Reampen und Mischen der Gitarren hingelegt.    

Daniel: Ich habe gelesen, dass Ihr auch live spielt. Wie wichtig ist es Euch, auch auf der Bühne zu stehen und nicht nur ab und zu etwas aufzunehmen?

Obliterator: Ursprünglich war die Band nur als Projekt angedacht, das Songs aufnehmen sollte, die mir wichtig waren. Aber als wir ein Live-Line Up zusammen hatten, war es ein anderes Gefühl. Für mich ist live spielen gleichberechtigt mit dem Schreiben von Songs und Veröffentlichen von Alben. Wir beschlossen also, in etwa alle zwei Jahre ein Album zu veröffentlichen und zwischendurch dann live aufzutreten und diese Songs zu spielen. Man muss auch dazu sagen, dass wir drei alle in verschiedenen Städten leben und alle auch einen normalen Job haben. Wir müssen also die Balance halten zwischen Touren und Songwriting. Wir haben soeben die Hälfte unserer Deutschland-Tour absolviert, die „Ophidian Madness Tour 2022”, wo wir in zwölf verschiedenen Städten von Juni bis November 2022 gespielt haben werden.

Daniel: Habt Ihr schon im Vorprogramm bekannterer Bands gespielt?

Obliterator: Wir haben in diesem Jahr hauptsächlich auf Festivals gespielt, zum Beispiel auf dem Metal frenzy Open Air, In Flammen Open Air, Masters Of The Unicorn, Damned Days Festival, Metal Attack Fest usw. Wir spielten aber auch als Support für die US Death Metal-Legenden Sadistic Intent und Sijjin auf ihrer Europa Tour in Berlin. Auf allen Festivals, wo wir gespielt haben, waren auch viele großartige Bands wie Sodom, Master, Memoriam, Paradise Lost, Ahab, Rotten Sound, Incantation usw. dabei.  

khnvmDaniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Khnvm aus? Was steht demnächst so an?

Obliterator: Ich glaube, Khnvm stehen erst am Anfang ihrer Karriere. Es ist ein langer Weg, und wir wollen nicht einfach nur eine weitere Band sein. Für 2023 haben wir viel geplant. Zunächst wollen wir Mitte Juni eine exclusive EP veröffentlichen. Wir haben eine Tour durch Brasilien über zwei Wochenenden im März geplant. Und wir planen eine Südost-Asien-Tour durch Indie, Nepal und Bangladesch im September. Außerdem stehen wieder viele Festivals in der Pipeline, die in den nächsten Tagen bestätigt werden. Bisher ist nur das Protzen Open Air bestätigt, mit Pro-Pain, Carnivore A.D., Benighted, Vomitory und vielen anderen. Das wird sicher ein Fest werden! Wir werden zum ersten Mal überhaupt auch bei einer Cruise mitmachen, auf der MS Stubnitz. Wir fühlen uns geehrt, dass unsere Musik von vielen Leuten gehört und gemocht wird, und wir wollen, dass unsere Fans eine tolle Zeit haben, wenn sie uns live sehen.    

Daniel: Na gut, Obliterator! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Obliterator: Vielen Dank, Daniel, für Deine Fragen und Dein Interesse an Khnvm! Ich hoffe, wir treffen uns mal auf einem der Festivals oder so! 

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KHNVM - PORTALS TO OBLIVION | KHNVM (bandcamp.com)



Autor: Daniel Müller