APRIL ART - POKERFACE


Label:ROCK ATTACK
Jahr:2022
Running Time:34:15
Kategorie: Neuerscheinung
 

Kinder wie die Zeit vergeht, satte drei Jahre ist es schon her, dass April Art ihre Debüt Scheibe „Rise And Fall“ veröffentlichten. Also höchste Zeit einen würdigen Nachfolger zu präsentieren, was sie mit „Pokerface“ auf ganzer Linie geschafft haben. Was gibt es Neues? Nun, zum einen ist alles noch roter wie bisher, ob jetzt an Lisa-Marie Watzs Haarpracht angepasst oder doch eher umgekehrt? Man weiß es nicht. Hauptsache man hält sich live mit den roten Scheinwerfen zurück, die geben einfach ein katastrophales Licht. Und mit Julian Schütze gibt es einen neuen Bassisten. Musikalisch wurde die Messlatte weiter nach oben geschoben. Die quietschbunte Mischung aus modernem Metal, gewürzt mit einem Sud aus Dance, einige sparsame Rap Elemente und messerscharfem Metalcore treffen auf Elektrosounds und bilden ein gewaltiges Fundament von der Festigkeit eines Gebirgsmassivs. Kein großes Gefiedel oder ausufernde Soli Einlagen, nein hier gibt es kurz und knapp die volle Ladung in die Fresse.

Dazu die geniale Röhre der Front Lady, die von dreckig bis zart alle Varianten drauf hat. In vielen Reviews vergleicht man sie immer wieder mit Doro Pesch, was ich allerdings überhaupt nicht finde. Lisa-Marie hat eine sehr eigene Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Und das ist in der Metal Szene auch schon eine Besonderheit, wenn man beispielsweise, die bis auf wenige Ausnahmen, alle ähnlich klingenden Nachtigallen im Symphonic Rock Bereich sieht. Aber bei der Kapelle aus Gießen gibt es das volle Brett, kompromisslos hart und voller Melodie ziehen sie ihr Ding durch. Erst recht nach den Tiefschlägen durch die Pandemie, die ja doch einige Bands zur Aufgabe gezwungen hat. Glücklicherweise hat sich April Art davon nicht beeindrucken lassen und die Zusammengehörigkeit als Ganzes ist auf der aktuellen Produktion rauszuhören.

Für eine Kapelle ohne Major Deal eine beachtenswerte Leistung. Verantwortlich für das fette Ergebnis ist Drummer Ben Juelg. Mit ihm hat man in knapp vier Monaten die Aufnahmen im eigenen Studio zusammengezimmert. Kurz und knackig brüllt es mit der Gewalt eines Tsunami aus den Membranen, und bis auf die letzte Nummer „Superhero“, knackt kein Stück die vier Minuten Marke. Meine absoluten Favoriten auf der Scheibe sind der Titelsong „P.O.K.E.R.F.A.C.E“ und das göttliche „The Sky Is The Limit“ Natürlich, ohne jetzt die anderen Songs abzuwerten. Sie alle haben die brachiale Gewalt, um Konzertsäle zum Ausrasten zu bringen.

Einzig die Interludes hätte ich persönlich jetzt nicht gebraucht und dafür lieber noch zwei bis drei Kracher mehr gehört. Etwas mehr Spielzeit als eine gute halbe Stunde wäre schön gewesen. Aber man kann nicht alles haben. Ich bin gespannt auf das Live-Erlebnis auf der kommenden Tour im Herbst. Und wer das Werk bis dahin nicht sowieso schon im Regal stehen hat, weiß was zu tun ist! Keine Kaufempfehlung, sondern ein absoluter Pflichtkauf!

 

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Pistol Schmidt


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