KORRY SHADWELL - Ich versuche immer, mein Bestes zu geben!


Lady Shadwell und ich kennen uns mittlerweile eine ganze Anzahl an Jahren, und ich verfolge ihre Karriere nun durch drei oder vier Stationen, je nach Sicht der Dinge. Ihren ersten Gig sah ich in Oberhausen noch im Line-Up von The Mystery, wo ich sie nicht so gut aufgehoben fand. Richtig zur Geltung kam ihre Stimme mit der Gründung von Distance Call. Als man diese Seite der Musik in die Annalen der Geschichte schickte, machte die blonde Shouterin sich mit leichter Namensänderung auf den Solo-Trip. Heuer hat sie den weltbekannten Gitarristen Victor Smolski (Almanac, ex-Rage) im Besetzungskreis, und das konnte ich mir vor geraumer Zeit in Herne live zu Gemüte führen. Bei einem Interview standen Korry (und Partner Gabriel) sowie Victor mir Rede und Antwort.

logoSteve: Korry, das letzte Interview ist schon ellenlang her. Sollen wir mal so ein paar Eckpunkte seit dem Revue passieren lassen? Warum ging es zum Beispiel mit Distance Call in die Brüche?

Korry: Ja, das Übliche halt. Jeder wollte seinen eigenen Weg gehen.

Steve: Ergo, die berühmten musikalischen Differenzen?

Korry: Genau.

Steve: Du hast im Jahr 2019 eine EP, „A Message For You“, herausgebracht. Inwieweit hast Du damals Deine musikalische Ausrichtung verändert und hast Dich in der Musik personifiziert? Was hast Du umgesetzt, was Du mit Distance Call nicht machen konntest?

Korry: Ich habe mich komplett verändert und jetzt mit dieser Besetzung noch mal neu erfunden.

Steve: Aha. Und heuer gleich mit zwei neuen Musikern am Start: Viktor und der Bassist spielen auch bei Almanac, wenn ich das richtig erkannt habe?

Korry: Genau, Tim Rashid am Bass. Eigentlich ist Maik Rosenkievikz am Start, konnte aber heute aus beruflichen Gründen nicht dabei sein.

Steve: Wie genau kam jetzt der Zusammenschluss mit Victor?

Korry: Ja eigentlich war ja der Sebastian mit dabei. Er hat vieles vom Material geschrieben, und ich wollte schließlich eine Veränderung. Das hat dann aber doch nicht so gepasst. Hierauf mussten wir, wie alle anderen auch, mit Corona umgehen, und Victor war dann die glückliche Fügung, die ich immer noch nicht ganz glauben kann, haha! Wir haben für die Proben Sachen aufgenommen, und da gab es von dem, was ich gehört habe, schon Gänsehaut.

Steve: Soll der Mitglieds-Status denn jetzt so bleiben, oder hat das Ganze nur Projektcharakter?

Korry: Nein, das ist ein stabiles Line-Up. Wir haben noch einiges vor uns.

Steve: Du hast schließlich einige Band-Verpflichtungen, oder? Also zumindest mit Almanac.

Victor: Wir kennen uns ja schon lange, und bei mir war es immer so, dass ich nebst meiner Hauptband genug andere Musik und Formationen in Angriff genommen habe. Mir macht es einfach Spaß, in verschiedenen Richtungen zu arbeiten. Jetzt seit Corona ist noch viel mehr dazugekommen. Mein Studio ist jetzt im eigenen Haus, und ich habe einige Produktionen gemacht. Ich habe die Zeit gefunden, in drei Bands zu spielen, und da entscheide ich immer, was mir gefällt.

Steve: Obwohl ja Mitglied in drei Truppen zu sein, ist ja mittlerweile der gute Durchschnitt, haha!

Victor: Obschon es mir nicht ums Geldverdienen geht, da habe ich mit meiner Online-Schule derweil genug zu tun. Das Ding ist weltweit online gegangen, und da könnte ich mich tot unterrichten. Jedoch live zu spielen, und das mit verschiedenen Bands, führt immer dazu, etwas Neues zu lernen; genauso damals wie bei Rage mit dem Lingua Mortis Orchestra. Das hat richtig Spaß gemacht, da es stilistisch sehr experimentell war. So kann ich spielen, worauf ich Bock habe. Das war bei Korry genauso. Wir schauen mal, wie sich das entwickelt. Da habe ich noch keine festen Ziele, wo in den letzten zwanzig Jahren sowieso kaum etwas in Sachen Verträge gelaufen ist. Ich sehe das ganz entspannt. Wenn es nicht passt, geht man wieder getrennte Wege.

Steve: Ihr habt ebenfalls Songs umarrangiert, wie zum Beispiel „Enough Is Enough“?

Korry: Cool, Du kannst Dich erinnern, haha!

Steve: Ein bisschen noch...

Korry: Es gab hier und da in den Songs Stellen, die ich gerne anders gehabt hätte. In diesem etwas mehr, daher das neue Arrangement. Ist eigentlich ein anderer Song geworden.

Victor: Ja das haben wir angepasst, obschon ich meine Arrangements nach Sänger beziehungsweise Sängerin ausrichte. Deswegen habe ich auch bei Almanac mehrere Stimmen, weil das einfach super spannend ist. Bei Korry suche ich das Spezielle und ergänze meine Sounds zu dem, was den Charakter ihrer Stimme unterstützt.

Steve: Du singst aber mittlerweile etwas anders, nicht mehr so im Flow, sondern betonst mehr die einzelnen Worte, oder?

Korry: Ich bin beruhigt, dass Du aufgepasst hast, haha! Ich versuche halt immer, mein Bestes zu geben.

lady shadwellSteve: Ich muss aufmerksam sein, da ich für die Leser schreibe und nicht für die Musiker oder Sänger. Und wenn mir Fehler passieren, dass ich, wie zum Beispiel bei der Sängerin von Heart, Ann Wilson, im Review Cover-Songs links liegen lasse und mein Mitarbeiter Pistol mich darauf aufmerksam machen muss, ist das ein No-Go!

Korry: Da fällt mir ein: Du hast doch mal was zu meiner Cover-Version von „Tell It To My Heart“ von Taylor Dayne geschrieben, hmmhh?

Steve: Jaaaa... Die fand ich nicht so gut, haha. Ich habe Deine Schritte vor geraumer Zeit etwas intensiver verfolgt. Du warst ja mit dem Gabriel und Deiner älteren Version der Solo-Band öfters im Ausland. Kannst Du dazu ein bisschen was erzählen?

Korry: Richtig, das war noch mit Sebastian an der Gitarre. Ein großartiger Musiker! Diese Gigs und kleinen Festivals fanden in Rumänien ziemlich oft statt, und Gabriel hatte gute Connections und kannte halt alle, haha!

Steve: Und ist das ein anderer Empfang wie hier, ein anderes Erlebnis?

Korry: Das Publikum dort ist noch etwas stürmischer. Die saugen die Musik regelrecht auf.

Steve: Nicht so verwöhnt wie hier, heh?

Korry: Haha, das will ich nicht unbedingt sagen. Wir haben es auf jeden Fall genossen, und im Publikum waren jetzt nicht unbedingt die große Menge an Metallern oder Hard-Rockern. Aber alle sind abgegangen.

Steve: Was habt Ihr in Zukunft geplant? Das letzte Mal, dass ich euch live gesehen habe, war ja auf dem Steel Meets Steel Festival vor der Corona-Phase. Aber die habt Ihr für Recordings ja nicht unbedingt genutzt, wie es viele andere taten.

Korry: Für mich war die Corona-Zeit, zugegeben, wie so ein Loch, und wie es weiter geht, ist recht ungewiss. Es ist auf jeden Fall das Ziel, mit Victor, so wie er Zeit hat, Aufnahmen für neue Songs zu starten.

Victor: Wie fangen so langsam mit dem Komponieren an. Wir grooven uns erst mit ein paar Konzerten ein. Wir müssen erst spüren, wohin unsere Energie geht. Ich habe keine Lust, etwas abzuliefern, damit ein Termin eingehalten wird und um Geld zu verdienen. Da muss erst das Feeling her. Ich gehe nicht auf Kompromisse hinaus. Der Bekanntheitsgrad einer Band spielt für mich keine Rolle. Der Spaß zählt! Ich habe damals nach Rage etliche dicke Angebote bekommen, aber ich wäre vielleicht mit den Songs einer großen Band nie glücklich geworden, sie über Jahre zu zocken. Ich werde dieses Jahr noch mein Solo-Album herausbringen, etwas auf Tour gehen und ein paar Konzerte nachholen, die für Almanac in letzter Zeit ausgefallen sind. Eine neue CD mit Almanac wird aber erst im nächsten Jahr in Angriff genommen werden.

Steve: Was ich erstaunlich fand, war, dass Du als bekannter Gitarrist unter Korrys Namen spielst. Da hätte ich eher Shadwell/Smolski gewettet oder umgekehrt. Das zeugt von viel Selbstbewußtsein.

Korry: Hammer, oder?

Gabriel: Das stand auch nie zur Debatte.

Victor: Damit habe ich kein Problem. Alle kennen mich sowieso, haha!

Gabriel: Es gibt halt viele Musiker mit einem überzogenem Ego und Menschen wie Victor, die lieber Musik-dienlich arbeiten.

Victor: Ich muss einfach nichts mehr beweisen und genieße lediglich die Zeit. Gitarristen oder Musiker mit Starproblemen verstehe ich überhaupt nicht. Typisch Deutsch ist zum Beispiel, dass es hier kaum Jam-Sessions gibt, wo Musiker einfach mal zusammen zocken. Wenn ich in den Vereinigten Staaten von Amerika bin, findet so etwas regelmäßig statt. Auf der NAMM-Show hocken wir mit allen Stars und musizieren. Das ist so cool und locker. Das findet man hierzulande nicht.

lady shadwellSteve: Kenne ich aus Kanada mit Dancing On The Streets. Habe ich hier auch noch nie erlebt. Da kennen viele Musiker aber auch ein ganz anderes Repertoire an hunderten von Songs. In Deutschland können die Jungs „Smoke On The Water“, „Knockin´ On Heaven´s Door“ und „Enter Sandman“, haha!

Victor: Genau, drüben hat keiner Stress. Man hat Spaß, lernt was Neues. Hier ist alles so verkniffen. Und was ich auch nicht gut finde, ist, wie Acts teilweise untereinander umgehen. Dieses Gehabe zwischen Vorgruppe und Hauptband. Widerlich! Das muss nicht sein.

Steve: Letzte schlaue Wort?

Korry: Ja, bald kommt das neue Steel Meets Steel an den Start... Kommt alle!

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Autor: Steve Burdelak