MIDNIGHT ODYSSEY - Alles dreht sich um den Tod


Nach zwei Demo-CD-Rs, die bereits Album-Länge aufwiesen, hat das australische Ein-Mann-Ambient-Projekt Midnight Odyssey nun sein Debüt-Album „Funerals From The Astral Sphere“ vorgelegt. Und das hat es in sich. Denn es ist mal eben ein Doppel-Album mit weit über zwei Stunden Spielzeit geworden! Was es damit auf sich hat, hat Herr Dis Pater uns erklärt:

Hallo Dis Pater! Erzähl uns doch zunächst einmal etwas über die Gründung, Entstehung und Veröffentlichungen von Midnight Odyssey!

Midnight Odyssey habe ich 2007 gegründet. Ich habe zuvor zwei Alben veröffentlicht: “The Forest Mourners” (2008) und “Firmament” (2009). Beide wurden 2010 widerveröffentlicht, was mir genügend Zeit gab, um die Songs für das dritte Album „Funerals For The Astral Sphere“ zu schreiben.

Ich höre zwar ganz gerne Ambient, kenne aber außer Wongraven, Vinterriket, Paysage D´Hiver oder Darkspace nicht wirklich viele Bands aus dieser Sparte… Von daher wäre es ganz interessant zu wissen, welche Bands Dich beeinflusst haben?

Ja, alle diese Bands sind tatsächlich auch meine Favoriten! Ich zähle aber zum Teil auch Bands wie alte Limbonic Art, Summoning, Trist aus Deutschland, Coldworld und natürlich auch viele Bands wie Dargaard, Arcana, Dead Can Dance und Raison D'être, die nichts mit Metal zu tun haben, zu meinen Einflüssen.

Oft entspringen Ambient-Projekte als ein Seitensprung von Black Metal-Bands. Ist das bei Dir auch so? Bist Du – neben Midnight Odyssey – noch in weiteren Bands aktiv?

Na ja, ich sehe Midnight Odyssey nicht als Nebenprojekt als solches, aber ich spiele auch in einer Black Metal-Band namens The Crevices Below, die Anfang des Jahres auch ein Album veröffentlicht hat („Below The Crevices“; Anm.d.Verf.). Außerdem plane ich für 2012 ein weiteres Album mit einem geheimen Projekt, von dem ich jetzt noch nichts verraten will.

Was macht für Dich den Reiz von Ambient aus?

Für mich ist der Begriff Ambient-Musik ziemlich ausgedehnt. Ambient kann nur aus endlosen Klangteppichen bestehen, aber auch sehr melodisch sein. Beides kann aus unterschiedlichen Gründen von Vorteil sein. Ich finde, das Wichtigste ist, dass der Seele des Hörers etwas vermittelt wird. Es muss eine Verbindung zur Außenwelt aufgebaut werden, sei es in einer großen Industriestadt oder in einem verlassenen Wald.

„Funerals From The Astral Sphere“ ist ein über zweistündiges Doppel-Monster geworden! Warum? Handelt es sich hierbei um ein Konzept-Album? Und wenn ja. Worum geht es? Oder warum hast Du Dich nicht dazu entschlossen, zwei einzelne Alben daraus zu machen? Schließlich hat der geneigte Fan ja heute auch kaum noch Zeit, ein so langes Doppel-Album mal eben am Stück durchzuhören…

Das ist genau der Grund, warum ich es als Doppel-Album veröffentlicht habe. Die Leute von heute sind nicht mehr langfristig aufmerksam. Ein Popsong darf keine drei Minuten mehr überschreiten. Alles wird gekürzt, um sich dem Intellekt der Menschen anzupassen. Wenn Du Dir ”Funerals From The Astral Sphere” anhören willst, musst Du Dich davon abwenden, nach draußen gehen und eins mit der Musik sein. Die Leute sollen über ihre drei Millionen MP3s hinweg sehen und zur Abwechslung mal wieder ein richtiges Album hören! Alle Texte drehen sich um den Tod, sowohl auf einer persönlichen Ebene als auch als eine wuchtige Größenordnung mit dem Hintergedanken, dass etwas gibt, das die Menschheit und ihre gesamte Korruption endlich aus dieser Welt verschwindet.

Das Album-Cover finde ich sehr gelungen! Da bietet sich ja eine Vinyl-Version geradezu an. Ist in der Richtung etwas geplant?

Danke! Bei dem Album-Cover scheiden sich die Geister, was ich aber eigentlich gut finde. Es ist für mich auch etwas sehr Persönliches und nicht bloß ein seelenloses Photoshop-Monster. Ich stimme Dir zu, dass es sich perfekt für eine Vinyl-Version eignet. Im Moment warten wir erst einmal die Verkäufe der CD ab, um zu sehen, ob sich eine Vinyl-Veröffentlichung überhaupt rentieren würde. Aber ja. Ich hoffe doch sehr, dass das eines Tages dazu kommen wird!

Ambient-Bands sind in der Regel ja eigentlich nie live präsent (Ich weiß jedoch, dass Darkspace mal irgendwo live gespielt haben)… Stört es Dich als Musiker nicht, dass Du mit Midnight Odyssey praktisch nie auf der Bühne stehen kannst? Oder hast Du vor, einmal Leute für eine Live-Besetzung zusammen zu trommeln?

Nein, Midnight Odyssey ist keine Live-Band. Für mich ist das alles viel zu persönlich, um es live umzusetzen. Ich will nicht, dass Leute diese Musik mit Live-Musik, einer Bühne, Verstärkern, Lichtshow usw. in Verbindung bringen. Ich möchte, dass der Hörer das alles vergisst und nur an die Musik als solches denkt; ohne ein physisches Dasein, etwas, was die Natur in seiner wildesten, aber auch schönsten Form repräsentiert.

Es gab vor dem Debüt-Album bereits zwei Demos von Midnight Odyssey. Warum hatten sie bereits Albumlänge? Sollte ein Demo nicht immer eine recht kurze Spielzeit haben? Immerhin geht es ja ursprünglich bei einem Demo nur darum, die Band vorzustellen, um einen Plattenvertrag für ein komplettes Album zu bekommen…

Nein, ich war eigentlich gar nicht an einer Plattenfirma interessiert. Ich habe von 1999 an immer nur Black Metal gemacht. Und Ambient war einfach etwas Persönlicheres für mich. Ich meine, es war 2007, als mir erstmals vorschwebte, damit etwas zu veröffentlichen und zu sehen, wie es bei den Leuten ankommt. Überraschenderweise mochten die Leute und Plattenfirmen es und nahmen mir Kontakt auf. Insofern waren die Demos auch niemals als Demos an sich geplant. Sie wurden unter dem Aspekt geschrieben, Alben zu sein, die all meine Energie und Emotionen ausdrücken sollten, weil die Möglichkeit bestand, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen, da Australien ja nicht gerade eine Metal-Hochburg ist… Aber Die Aufnahmen kamen gut an.

MIND ODYSSEY 2011 interviewDie Demos sind beide auf CD-R erschienen. Warum hast Du Dich für dieses Format entschieden? Gerade im Black Metal-Bereich ist es heutzutage üblich, Old School zu sein und ein Demo auf Kassette zu veröffentlichen; mit strenger Limitierung versteht sich! Du hättest dann sogar noch mehr Speicherplatz als auf einer CD-R. Wieso kam eine Tape-Version für Dich nie in Frage? Oder ist da noch eine geplant?

Tja, ein bin zwar ein großer Fan von Kassetten, aber ich finde diesen Kultstatus, dass Tapes “true” sein sollen, absolut lächerlich! Wie gesagt, beide Alben waren für mich nie als Demos geplant. Deshalb habe ich sie lieber auf CD gemacht. Und sie wurden auf CD-R gebrannt, weil ich nicht die Möglichkeit hatte, sie auf richtige CDs zu pressen.

Sind die beiden Demos heute noch erhältlich? Es wäre bestimmt interessant für Leute, die Deine Musik erst mit dem Album entdeckt haben, handelt es sich doch auf beiden Demos um komplett unveröffentlichte Songs, die es nicht auf das Doppel-Album geschafft haben…

Ja, beide Tonträger sind noch bei mir erhältlich, aber sie sind mit den Widerveröffentlichungen identisch. “The Forest Mourners” wurde nur noch zusätzlich remastered und der letzte Song auf “Firmament” wurde minimal gekürzt. Aber alle Songs sind ansonsten ganz normal darauf enthalten.

Da Du aus Australien kommst, und die Metal-Szene dort sehr klein ist, würde mich interessieren, welche Bands Du uns aus Deiner Heimat noch so empfehlen kannst. Ich kenne aus Australien nur AC/DC, Rose Tattoo, Airbourne, Hobbs Angel Of Death, Mortal Sin und Sadistik Exekution. Das ist noch recht übersichtlich, finde ich…

Nein, das stimmt. Unsere „Szene“ ist wirklich nicht sehr groß… Aber ich merke immer wieder, dass aus der geringen Masse sehr viele qualitativ gute Bands hervorstechen. Und damit meine ich jetzt nicht nur den Black Metal-Bereich, sondern die Metal-Szene im Allgemeinen, und sowohl noch aktive Bands als auch welche, die es heute nicht mehr gibt. Ich werde mal ein paar von ihnen auflisten: Alchemist, Avrigus, Portal, Stargazer, Mournful Congregation, Pestilential Shadows, Nazxul, Armoured Angel, Martire, Impetuous Ritual, Austere, Woods Of Desolation und Striborg.

Welche Zukunftspläne hast Du mit Midnight Odyssey?

Tja, das kann man jetzt noch nicht so genau sagen… Ich brauche erst einmal eine Pause, hehe! Im Moment sind noch ein paar kleinere Veröffentlichungen geplant; meistens bereits geschriebene Songs, die auf den ersten drei Alben noch nicht verwertet wurden oder dort stilistisch nicht reingepasst haben. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis ich wieder damit anfange, komplett neues Songmaterial für Midnight Odyssey zu schreiben.

OK, Dis Pater, die letzten Worte gehören Dir!

Danke dafür, dass Du so viel Zeit für dieses Interview investiert hast und für Eure Unterstützung!


Einen ersten Höreindruck von Midnight Odyssey könnt ihr Euch hier verschaffen:

www.myspace.com/midnightodysseyband




Autor: Daniel Müller