Daniel: HELL-ö Nevel! Es ist noch gar nicht lange her, da haben wir über Deine Haupt-Band Gotmoor gesprochen. Nun geht es aber um Dein neues Projekt Nyrak. Stimmt das, dass Ihr Euch erst 2021 gegründet habt?
Guy/Nevel: Ja, ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, nach ‚Zonderlingen‘ etwas zu machen, in dem ich meinen eigenen musikalischen Weg gehen könnte. Meine Motivation war, meine verschiedenen (musikalischen) Einflüsse in Nyrak zu vereinen. Hauptziel war, jedem Song eine Identität zu geben. Keine Grenzen in der Kreativität, nur Freiheit!
Daniel: Was bedeutet der Name Nyrak eigentlichß Und woher stammt er?
Guy/Nevel: Das ist nur ein Wortspiel der Namen von meiner Frau und mir, haha!
Daniel: Die Musik auf dem Album „Malvs” klingt schon sehr komplex! Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?
Guy/Nevel: Ich war, ehrlich gesagt erstaunt, dass der Schreibprozess so schnell ging. Nach circa drei Monaten waren alle Linien für jedes Instrument fertig. Noch nie kamen alle Puzzleteile so schnell zusammen wie bei „Malvs“. Da ich alle Aufnahmen für Gitarre, Bass, Akustikgitarre und Klavier selbst gemacht habe, hat es etwas länger gedauert. Schlagzeug und Orchester werden von Session-Musikern aufgenommen. Im Großen und Ganzen lief es reibungslos. Meine größte Sorge war, den richtigen Sänger für Nyrak zu finden. Ich wünschte, die Gesangslinien wären so abwechslungsreich wie die Musik; ein Lied mit einer angemessenen Emotion in jedem Stück. Xavier/Nihil als Bandmitglied von Nyrak war daher unerlässlich. Was für eine Reichweite dieser Mann hat! Wir verstehen uns menschlich und musikalisch sehr gut. Was er „Malvs“ durch seinen Gesang gebracht hat, ist erstaunlich.
Daniel: Ich war sehr überrascht über die orchestralen Arrangements, die mich manchmal an „Into The Pandemonium” von Celtic Frost erinnern. Wie seid Ihr auf diese Idee gekommen?
Guy/Nevel: Danke. Wie gesagt, ich wollte einige meiner musikalischen Einflüsse in Nyrak integrieren. Ich mag wirklich klassische Musik und orchestrale Soundtracks. Das ist ohne Zweifel die Verbindung. Der Aufbau der Songs setzt sich, wie in klassischen Werken, aus verschiedenen Instrumenten und Melodieschichten zusammen. Auf diese Weise erhält die Musik mehr Tiefe und Details.
Daniel: Stimmt es eigentlich, dass die Violinen und das Cello in Kolumbien aufgenommen wurden? Wie zur Hölle kam denn das zustande? Haha!
Guy/Nevel:Ja, das stimmt, haha! Über Social Media kam ich in Kontakt mit Schlagzeuger Rudolf Teufelskrieg. Er ist anscheinend auch Perkussionist im Philharmonischen Orchester von Medellin (Kolumbien). Ich habe sofort die Möglichkeiten gesehen. Glücklicherweise war der Dirigent sofort begeistert, an einem Projekt mit einer ausländischen Black Metal-Band zu arbeiten. Nach einigen Online-Kontakten und Testaufnahmen war alles an einem Wochenende aufgenommen. Auf jeden Fall ein einzigartiges Erlebnis!
Daniel: Der Sound des Albums ist richtig geil! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer war Produzent?
Guy/Nevel: Tatsächlich fanden die Aufnahmen an verschiedenen Orten statt: Schlagzeug und Streicher in Kolumbien, Gesang in Deutschland und Gitarre, Bass und Klavier in Belgien. Es war Xavier/Nihil, der alle Aufnahmen zusammengebracht hat. Er übernahm auch das Mixing und Mastering. Er hat wirklich einen guten Job gemacht. Vielleicht sollte er über einen Karrierewechsel nachdenken, haha!
Daniel: Bis jetzt ist das Album, soweit ich weiß, nur digital bei Bandcamp erschienen. Warum? Habt Ihr kein geeignetes Label dafür gefunden? Ich finde, dass das Album viel zu complex und einzigartig ist, um einfach nu rim Internet zu versauern…
Guy/Nevel: Wir wissen, dass es heutzutage nicht einfach ist, bei einem Plattenlabel zu unterschreiben. Die meisten sind ausgebucht. Wir wollten Nyrak unbedingt in die Welt hinausschicken; daher die schnelle digitale Veröffentlichung. Inzwischen haben wir ein nettes Angebot von einem belgischen Label erhalten. Das Veröffentlichungsdatum wird in Kürze festgelegt.
Daniel: Könntet Ihr Euch auch vorstellen, mit Nyrak live zu spielen? Oder handelt es sich dabei lediglich um ein reines Studioprojekt?
Guy/Nevel: Absolut! Anfangs war es eher ein Studioprojekt für mich. Als das Album Gestalt annahm, wuchs meine Begeisterung, live mit Nyrak zu spielen. Inzwischen habe ich fantastische Musiker zusammenbringen können. Am 21. Mai werden wir unsere erste Show in Biebob (Belgien) spielen. In diesem legendären Ort stehen wir sofort auf einer Top-Bill. Enthroned, Serpents Oath, Provectus, Patroness sind ebenfalls dabei. Besser könnten wir nicht starten!
Daniel: Werdet Ihr denn live auch mit Orchester-Musikern zusammenarbeiten? Oder müsst Ihr auf Samples zurückgreifen?
Guy/Nevel: Erstmal nur mit Samples, in Zukunft aber vielleicht auch mit Live-Musikern.
Daniel: Sind Nyrak denn auch eine richtige Band für Dich, oder nur ein Nebenprojekt für zwischendurch?
Guy/Nevel: Für mich ist Nyrak definitiv eine vollwertige Band! Es fühlt sich wirklich gut an, Musik dafür zu schreiben. In dieser Band kann ich tatsächlich meine größte musikalische Kreativität entfalten. Außerdem bietet es mir die Möglichkeit, mich als Komponistin weiterzuentwickeln. Meine Verbindung zu Nyrak ist sehr stark. Tatsächlich ist ein Leben ohne Nyrak unvorstellbar geworden.
Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Nyrak aus? Es scheint ja doch keine einmalige Gelegenheit gewesen zu sein…
Guy/Nevel: Die Skizzen und das Konzept eines zweiten Albums stehen bereits fest. Ich finde, das Album muss noch ein wenig reifen. Besonders für die Streicher muss noch etwas geschrieben werden, der Gesang muss noch geformt werden… Ich habe vor, nach dem Sommer mit den Aufnahmen zu beginnen.
Daniel: Danke, Nevel! Du hast das letzte Wort!
Guy/Nevel: Behalte in diesen bizarren Zeiten den Kopf!