RIMTHURS - Ich war echt fasziniert von dieser wilden, gesetzlosen und individuellen Kunstform!


Erst Ende letzten Jahres hatte ich ein Interview mit Ghûlheim geführt. Derselbe Musiker verbirgt sich auch hinter Rimthurs. Der Schwede, der eigentlich als Schlagzeuger der Schweden Death Metaller Sorcery bekannt ist, scheint rund um die Uhr Musik zu schreiben und aufzunehmen. Dabei unterscheiden sich alle seine Bands und Projekte deutlich voneinander. Bei Rimthurs handelt es sich um klassischen Skandinavien Black Metal im Stil der Neunziger Jahre.

logoDaniel: HELL-ö Ymer! Vor ein paar Monaten hatten wir ja erst über Dein anderes Projekt Ghûlheim gesprochen. Wie geht es Dir?

Niflfarinn: Ganz gut. Ich bin echt froh, dass das Album endlich draußen ist. Ich habe meinen Namen in Assoziation mit Rimthurs übrigens von Ymer in Niflfarinn geändert, weil der alte Name durch Veränderungen in meiner Sichtweise, meinen Erfahrungen und meinem Leben nicht mehr so richtig passt…  

Daniel: Erzähl doch mal, wann Du angefangen hast, an Rimthurs zu arbeiten! 

Niflfarinn: Ich bin in den Neunzigern durch Freunde zum Black Metal gekommen. Ich war echt fasziniert von dieser wilden, gesetzlosen und individuellen Kunstform. Ungefähr zur selben Zeit habe ich auch angefangen, Schlagzeug und Gitarre zu spielen. Und von da an dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich angefangen habe, meine eigene Musik zu schreiben. Ich nahm ein paar  Sachen auf einem kleinen Aufnahmegerät auf und begann, meinen Spielen und Schreiben zu festigen. Das erste Mal, dass ich ernsthaft etwas gemacht habe, war, als ich1998 das „Bortom Nidafjäll"-Demotape aufgenommen hatte, welches ich jedoch nie veröffentlicht habe, weil ich damit damals noch nicht so zufrieden war. Ich habe es allerdings immer noch und überlege tatsächlich, ob ich es nächstes Jahr zum 25-jährigen Jubiläum nicht vielleicht doch veröffentlichen sollte.     

Daniel: In der Nordischen Mythologie wird der Name eigentlich Hrímthurs geschrieben. Warum diese andere Schreibweise?

Niflfarinn: Auf Schwedisch wird es Rimturs geschrieben. Ich habe die Þ-Rune mit drin wegen der Assoziation mit dem Thurs. Informationen über diese Dinge waren damals nicht so einfach zu bekommen. Also wusste ich noch nichts über die originale Nordische Schreibweise des Begriffs. Ich habe meine eigene Version davon, um meine Zwecke zu erfüllen, so wie ich es bei den meisten Dingen auch tue.   

Daniel: Was bedeutet der Begriff Rimthurs/Hrímthurs überhaupt?

Niflfarinn: Wörtlich übersetzt bedeutet es “Frostriese”. Sie sind stammen ursprünglich aus den eiskalten Regionen von Niflheim in der Unterwelt. Sie haben es in der Hand, Ragnarök herbei zu führen, das Ende der Welt, so wie wir es kennen.   

Daniel: Welche Bands haben Dich für dieses Projekt beeinflusst?

Niflfarinn: Eigentlich von der gesamten zweiten Black Metal-Welle aus Norwegen und Schweden, aber auch schwedischer Folk nimmt einen großen Teil ein. Heute höre ich auch viele andere Musikstile. Ich kann Dir also eigentlich keine bestimmten Bands nennen. Ich möchte das auch eigentlich nicht, denn die Leute dann sofort falsche Schlüsse daraus ziehen, und ich finde, dass Rimthurs für sich selbst stehen sollte.    

Daniel: Worum geht es den in Deinen Texten? Und woher nimmst Du die Inspiration dafür?   

Niflfarinn: Die Texte basierten schon immer auf persönlichen Erfahrungen und Gefühlen, obwohl ich auch viel Metaphorik Poesie benutze. Bei diesem Album geht es um die Verwandlung eines Menschen und die Suche nach versteckter Weisheit durch verschiedene Methoden. Und alles ist natürlich aus der Nordischen Sichtweise heraus geschrieben, denn ich habe keinerlei Interesse daran, andere Weltanschauungen zu schildern, die man nicht mit dieser Art von Musik assoziieren würde.

Daniel: Wie lange hat es den dieses Mal gedauert, die Songs für „Thursamál“ zu schreiben und aufzunehmen? 

Niflfarinn: Schwer zu sagen. Ich schreibe zwischendurch immer mal Musik. Ich glaube, die ältesten Instrumental-Passagen sind bestimmt schon so sechs-sieben Jahre alt; vielleicht sogar noch älter. Die Texte wurden aber erst viel später zu den Aufnamen geschrieben; ich denke so zwischen 2017 und 2019. Ich nahm das Album zwar innerhalb von sieben Monaten auf, aber die Aufnahme-Sessions waren nie besonders lang. Alle Schlagzeug-Spuren habe ich an weniger als einem Tag aufgenommen, ohne zu proben und in einem Take ohne Metronom. Ich versuchte alles so spontan und mit so wenigen Fehlern wie möglich aufzunehmen, um ein Live-Feeling auf dem Album zu haben. Es sind viele kleine Fehler und untighten Parts auf dem Album, was es aber, meiner Meinung nach, besser macht. Ich habe diese modernen, überproduzierten Alben der meisten Bands heutzutage. Sie klingen leblos und charakterlos, und alles klingt gleich.          

Daniel: Wo hast Du denn aufgenommen, und wer hat produziert?

Niflfarinn: Ich habe alles alleine aufgenommen, bis auf den Bass. Den hat Mordh auf fast allen Rimthurs-Aufnahmen immer selbst übernommen. Gemischt wurde das Album von Jonas Lindström von Ereb Altor im Studio Apocalypse, und das Mastering hat John Falk von Devourer und Sorcery übernommen. Beide sind gute Freunde, denen ich vertraue. Jonas hat meistens ein Händchen dafür, Rimthurs-Alben zu mischen.   

Daniel: Es fällt auf, dass Du sowohl Ghûlheim als auch Rimthurs als Soloprojekte betreibst. Ist es einfacher für Dich, alleine zu arbeiten? Oder bist Du egoistisch, wenn es um Deine Musik geht, weil Du eine genaue Vision hast, in die Du niemanden reinfuschen lassen willst?   

Niflfarinn: Es ist eher eine Frage der Zeit, wann man sich treffen soll. Ich spiele ja auch in Bands mit anderen Leuten zusammen. So ist es ja nicht! Aber wenn es um meine eigene Musik geht, dann möchte ich schon die Kontrolle darüber haben. Ich muss auch nicht andere Leute nerven, wenn ich ein Cover oder Aufnahme-Methoden benötige. Rimthurs ist ein sehr persönlicher Teil von mir, den ich in Musik transformiere, und ich sehe da einfach keinen Weg, wie mir ein anderer dabei helfen könnte. Bei Ghûlheim andererseits könnte ich mir dagegen schon vorstellen, dass mir dort andere Leute beim Songwriting helfen könnten. Der Tag hat nur nicht genügend Stunden, um alles  im Moment zu ermöglichen.   V

rimthursDaniel: Könntest Du Dir denn dennoch vorstellen, mit Rimthurs live zu spielen und Dir dafür eine Besetzung zu suchen? Oder handelt es sich dabei um ein reines Studioprojekt?   

Niflfarinn: Diese Frage kommt tatsächlich hin und wieder mal auf, und ich denke schon hin und wieder auch darüber nach. Aber es würde, ehrlich gesagt, wohl zu viel Arbeit werden und zu wenig Nutzen bringen. Aber man soll niemals nie sagen! Vielleicht passiert es ja doch mal eines Tages? So lange ich noch am Leben bin, ist nichts unmöglich.     

Daniel: Wie sehen denn sonst Deine Zukunftspläne mit Rimthurs aus?

Niflfarinn: Ich habe eigentlich nicht viel geplant, außer, weiter Musik zu schreiben, solange ich inspiriert bin. Das wird vermutlich so bleiben, bis ich sterbe, denn ein großer Teil von mir ist gerade sehr kreativ. Ich habe schon mehr neue Musik geschrieben, und ich schreibe ständig irgendwas. Also wird es auch in naher Zukunft wieder neue Musik von mir geben.  

Daniel: Alles klar, Niflfarinn! Das Schlusswort gehört Dir!

Niflfarinn: Danke für das Interview! Hört Euch „Thursamál” mal an! Wenn es genug Interesse gibt, besteht die Möglichkeit, im April eine Vinyl-Veröffentlichung zu realisieren! Auch Shirts wird es demnächst geben. Hails and keep the flame alive!

https://www.facebook.com/rimthurs/



Autor: Daniel Müller