WRECK-DEFY - Es ist kein Geheimnis, dass alles mit Leidenschaft zu tun hat!


Im letzten Jahr hatte ich bereits ein Interview an Wreck-Defy verschickt, dies ist jedoch irgendwie verloren gegangen. Jetzt, ein Jahr, ein Album und ein Sängerwechsel später, klappte es im zweiten Versuch. Dabei gab sich Gitarrist und Gründer Matt ausführlich und informativ.

logoDaniel: Hi Matt! Bitte erzähl uns doch zunächst, wie es 2016 mit Wreck-Defy begann!

Matt: Wreck-Defy starteten mehr oder weniger als Soloprojekt. Justin Stear übernahm Bass und Gesang und Shawn Drover half am Schlagzeug aus. Das erste Album „Fragments Of Anger“ wurde über das Independent-Label Alone Records aus Griechenland zum ersten Mal offiziell auf Vinyl veröffentlicht, denn zuvor gab es ja nur die CD in Eigenregie, nachdem ich das Album abgemischt hatte.     

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Matt: Ja, ich hatte schon in meiner Schulzeit in ein paar Bands gespielt. Aber Wreck-Defy war meine erste Band, wo es ernster wurde und wo ich eigene Songs geschrieben habe. Ich hatte zwar zwanzig Jahre lang Demoaufnahmen gemacht, aber wie Du weißt, dauerte es bis 2016, bis ich beschlossen hatte, dass Wreck-Defy Wirklichkeit wurden. Zuvor hatte ich zwei Jahre lang mit einer Cover-Band Metallica- und Megadeth-Songs gespielt und war bei ein paar Garagen-Bands tätig.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Matt: Meine Haupteinflüsse liegen alle in der Bay Area: Bands wie Testament, Vio-Lence, Mordred, Heathen, Lääz Rockit, Vicious Rumors, Death Angel, Exodus, Overkill usw. Ich finde aber nicht, dass die Musik von Wreck-Defy nur auf aggressiven, prototypischen Thrash-Riffs beruht, sondern dass auch progressive und traditionelle Heavy- und Power Metal-Einflüsse vorhanden sind. All das nimmt den Songs aber nicht ihre Intensität. All das inspiriert uns und führt uns zum Ziel.   

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Und woher nehmt Ihr die Inspiration?  

Matt: Leider führt die Tyrannei der letzten zwei Jahre durch die Regierung hier in Kanada dazu, dass ich solche wütenden Texte schreibe. Ich habe für unsere Regierung nicht allzu viel über.   

Daniel: Als ich zum ersten Mal Euer Album „Fragments Of Anger” gehört hatte, war ich sehr überrascht, dass dort Ex-Annihilator-Sänger Aaron Randall am Mikro war, der 1993 ihr drittes Album „Set The World On Fire” eingesungen hatte! Ich hatte seit den Neunzigern nichts mehr von ihm gehört. Wie ist dieser Kontakt zustande gekommen?  

Matt: Da singt Aaron tatsächlich noch gar nicht, sondern Justin Stear aus Winnipeg, Manitoba. Er wird auch auf dem nächsten Gutter Creek-Album Bass spielen, das ich mit Soren Adamson und Derrick Kroll geschrieben habe. Aaron war erst ab dem zweiten Album „Remnants Of Pain” dabei. Ich habe ihn über die sozialen Medien kontaktiert und ihm ein paar Demos geschickt. So kam es, dass wir ein Album zusammen gemacht haben, auf das ich auch heute noch richtig stolz bin.   

Daniel: Ich finde, dass er bei Wreck-Defy viel aggressiver sang als bei Annihilator. War das von ihm so beabsichtigt? Oder hat sich seine Stimme nach zwanzig Jahren einfach in diese Richtung entwickelt?   

Matt: Ich denke, ein bisschen von beidem. Ich weiß noch, dass ich Aaron fragte, ob er nicht etwas klarer singen wollte, aber er wollte auf den Alben, die wir zusammen gemacht haben, lieber aggressiver singen.   

wreck-defyDaniel: Das neue Album „The World Enslaved” ist ohne Aaron entstanden. Warum ist er gegangen?

Matt: Das müsstest Du ihn am besten selber fragen. Aber es gibt kein böses Blut zwischen uns. Ich will mit Wreck-Defy unbedingt live spielen, Aaron wollte das nicht. Er hatte auch noch viele andere Dinge aus finanzieller Sicht um die Ohren. Ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute.     

Daniel: Euer neuer Sänger Greg Wagner tritt gehörig Arsch! Wie seid Ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Kanntet Ihr seine vorherigen Bands? Oder gab es eine Art Casting?  

Matt: Aaron sagte uns, dass er nicht mehr dabei ist, als wir am folgenden Album „Powers That Be“ arbeiteten. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, wer als Nachfolger für ihn kommen soll. Ich bin ein großer Fan des „Dawning“-Albums, das Greg 2002 mit Archetype gemacht hatte sowie des ersten Shatter Messiah-Albums „Never To Play The Servant“, auf dem er ebenfalls gesungen hatte; ein sehr geiles Thrash Metal-Album mit sehr originellem und abwechslungsreichem Gesang. Ich schickte Greg also ein paar Songs und erzählte ihm, was mit Aaron geschehen war. So einfach war das.      

Daniel: Ein weiteres prominentes Mitglied von Wreck-Defy (neben Ex-Sänger Aaron Randall) ist Bassist Greg Christian, der auf allen Testament-Alben, außer „The Gathering” (1999), „First Strike… Still Deadly” (2001) und den letzten beiden, spielte. Ist es Dir wichtig, mit bekannten Musikern zusammen zu arbeiten, oder hat sich das mehr oder weniger so ergeben?   

Matt: Eigentlich wollten wir ihn nur für einen Instrumental-Part auf dem „Remnants Of Pain”-Album als Session Musiker haben. Aber zwischen ihm und mir ist eine gute Freundschaft entstanden, und ich fragte ihn, ob er bei uns als Bassist einsteigen wolle. Ich hoffe, dass wir dieses Jahr endlich zusammen auf der Bühne stehen können. 

Daniel: Ihr arbeitet sehr schnell und habt jetzt vier Alben in fünf Jahren veröffentlicht. Worin liegt das Geheimnis? 

Matt: Es ist kein Geheimnis, dass alles mit Leidenschaft zu tun hat.

Daniel: Wie lange hat es gedauert, um die Songs für „The World Enslaved” zu schreiben und aufzunehmen?

Matt: „The World Enslaved” ist wahrscheinlich das Wreck-Defy-Album, das ich am schnellsten geschrieben habe. Innerhalb eines Monats waren alle Songs fertig. Die Texte habe ich alle innerhalb von vierundzwanzig Stunden geschrieben. In sechs Wochen war das Album aufgenommen, und der Gesang war nach sieben Tagen erledigt.    

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert? 

Matt: Ich nahm meine Parts selbst auf, Greg Wagner auch. Die Aufnahmen für Schlagzeug und Bass übernahm Justin Stear, der dazu gestoßen war, weil Greg nicht alles zu Ende aufnehmen konnte. Wegen der Corona-Auflagen hat Justin seine Parts bei sich in Winnipeg, Manitoba, aufgenommen.      

Daniel: Das Artwork sieht richtig geil aus (das vom Vorgänger-Album „Powers That Be” übrigens auch) und eignet sich perfekt für eine Vinyl-Veröffentlichung. Soweit ich weiß, gibt es aber alle Eure Alben nur auf CD, oder?    

Matt: Da bist Du leider nicht richtig informiert, denn bislang ist tatsächlich jedes Wreck-Defy-Album auf Vinyl erschienen: „Fragments Of Anger” bei Alone Records, „Remnants Of Pain” bei Floga Records und sowohl „Powers That Be” als auch „The World Enslaved“ bei Doc Gator Records. Die „We Got You Covered” EP, die wir im Sommer 2021 veröffentlicht hatten, wird wohl auch dieses Jahr noch auf Vinyl erscheinen. Dafür haben wir noch sieben oder acht weitere Coversongs als Bonus aufgenommen.   

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Wreck-Defy um ein reines Studioprojekt?

Matt: Nein, Wreck-Defy haben bereits ein Dutzend Konzerte vor der Veröffentlichung des „Remnants Of Pain“-Albums gespielt; danach aus bekannten Gründen natürlich nicht mehr. Aber ich kann es nicht erwarten, endlich mit Greg auf die Bühne zu gehen und wieder mit den Fans zu diskutieren, den die Verbindung zu den Fans ist das Wichtigste für mich und inspiriert mich auch, in diesem Pensum weiter Songs zu schreiben. 

wreck-defyDaniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Wreck-Defy aus?

Matt: Weiterhin Metal mit hoher Qualität veröffentlichen, die Fackel des Thrash weiter tragen und hoffentlich ein bisschen Respekt erhalten und für die Bands live eröffnen können, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich hatte das Glück, schon ein bisschen davon miterlebt zu haben, aber es gibt noch ein paar Bands, mit denen ich mir gerne mal die Bühne teilen würde. Und ich würde auch gerne mal auf europäischen Festivals spielen.  

Daniel: Na gut, Matt! Dann gehört Dir noch das Schlusswort!

Matt: Ich möchte mich bei allen Fans für ihre Unterstützung bedanken. Es ist mit der Zeit immer größer geworden, das Feedback ist umwerfend, die Interaktion mit den Fans, all die Nachrichten in den sozialen Medien, das konstante Interesse an den Texten, den Artworks und den Riffs. Ich bin sehr dankbar für alles, für jeden unserer Fans und auch Dir will ich für die Gelegenheit dieses Interview danken, weil es Wreck-Defy noch mehr Aufmerksamkeit bringen wird. Cheers!

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https://wreck-defy.bandcamp.com/releases



Autor: Daniel Müller