DR. DEATH - Wir haben angefangen, neue Songs zu schreiben, ohne uns an den alten Sachen zu orientieren!


Wenn man über Jahrzehnte hinweg fanatisch Tonträger sammelt, dann verliert man schon mal die eine oder andere Band aus den Augen. Manchmal ist das aber auch gar nicht schlimm, denn bei Dr. Death ist zwischen meinem ersten Kontakt 1997 und dem letzten Kontakt Ende letzten Jahres tatsächlich fast gar nichts passiert! Das Comeback-Album „Reincarnation" ist ein zeitloses Werk geworden, das zeigt, aus welcher Zeit Dr. Death stammen, ohne dass sie dabei altbacken oder gar überholt klingen. Ich sprach mit Gitarrist und Gründer Thomas Heimann über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

logoDaniel: Hell-ö Thomas! Normalerweise fange ich meine Interviews mit der Gründung der Band an und gehe dann chronologisch vor bis zum heutigen Tag. Aber in diesem Fall ist es anders. Ich kenne Dr. Death schon seit Ende der Neunziger. Warum kam es nach neunzehn Jahren plötzlich zu einer Reunion der Band?

Thomas: Im Sommer 2018 auf dem fünfzigsten Geburtstag von unserem Sänger der Gründungstage haben uns zwei weibliche Fans gefragt, ob wir bei Ihnen auf einer größeren Party als Special Guest spielen wollten. Witzig war, dass alle Gründungsmitglieder von damals auf der Party waren. Im Suff kam natürlich direkt Euphorie auf, aber wir vertagten unsere Entscheidung auf den Folgetag. Wir entschieden, dass wir dort dann unser erstes Demo dort darbieten wollten. Dabei waren die Gründungsmitglieder Volker (Gesang), Mario Klein (Gitarre, Keyboard), Thomas (Gitarre), Erik (Schlagzeug). Zusätzlich wurden wir ergänzt durch Mario Junker (Bass) ein guter Freund und Dr. Death-Fan der Anfangstage. Wir probten unser Demo ein und spielten im September auf der Party, standesgemäß um 0 Uhr, hehe! Wir waren sehr überrascht, wie gut wir ankamen und wie viele uns nach all den Jahren noch kannten. Dort waren circa 150 Gäste, und es spielten noch Coverbands (unter andereml eine Iron Maiden-Coverband). Eine Woche später entschlossen wir uns, nochmal etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Wir fingen mit den Proben im November für ein offizielles Reunion-Konzert im März 2019 an. Dabei lag der musikalische Fokus auf den Anfangstagen von 1991 bis ´94.

Daniel: War für Euch von Anfang an klar, dass Ihr den alten musikalischen Stil beibehalten wolltet? Es gibt ja viele Bands, deren Comeback-Alben gar nicht mehr mit dem alten Stil zu tun haben?

Thomas: Wir haben angefangen, neue Songs zu schreiben, ohne uns an den alten Sachen zu orientieren. Wir schreiben die Songs gemeinsam als Band. Dass wir in der Nachbetrachtung sehr Neunziger-lastig mit leichten neuen Einflüssen klingen, erfreut uns sehr, aber es war nicht beabsichtigt.

Daniel: Ihr habt zwei neue Mitglieder mit dabei. Waren die beiden alten Mitstreiter nicht an einer Reunion interessiert?

Thomas: Die Reunion erfolgte von den Gründungsmitgliedern (siehe oben) mit einem Neuen, Mario Junker (Bass). Vor den Aufnahmen der neuen Platte stieg Volker (Gesang) aus, und Mario Klein übernahm den Gesang. Er hatte auch damals schon die „Crash Course In The Garden Of Christ“ und „Preapocalyptic Visions“ CD eingesungen. Die Band besteht heute aus Mario Klein (Gesang, Gitarre und Keyboard), Erik (Schlagzeug), Thomas (Gitarre) und Mario Junker am Bass.

Daniel: Wie kommt es, dass Du mit der neuen Besetzung den Posten als Sänger abgegeben hast?

Thomas: Da liegt ein Irrtum vor, ich war immer Gitarrist.

Daniel: Ich fand Euer altes Logo ziemlich geil, allerdings habt Ihr es nun gegen ein viel Schlichteres ausgetauscht. Warum?

Thomas: Das aktuelle Logo ist auch unser original Logo aus den Anfangstagen. Die ersten Veröffentlichungen werden damit geschmückt. Das spätere Logo kam von der Plattenfirma.

Daniel: Befinden sich auf dem Comeback-Album „Reincarnation“ eigentlich komplett neue Songs? Oder sind dort auch Songs von früher dabei, die damals wegen der Trennung keine Verwendung mehr fanden?

Thomas: Nein, hierbei handelt es sich um komplett neue Songs.

Daniel: Warum hattet Ihr Euch damals eigentlich getrennt? Was war da bei Euch los?

Thomas: Die Vorstellung vom weiteren musikalischen Weg war zum Zeitpunkt (1999) zu unterschiedlich, und so entschlossen wir, das Kapitel Dr. Death zu schließen.

Daniel: Was habt Ihr in der Zwischenzeit eigentlich so getrieben? Ihr wart doch sicherlich nicht neunzehn Jahre lang untätig?

Thomas: Die anderen der Band sind bis heute in unterschiedlichen Bands noch immer aktiv. Ich selber spielte nach Dr Death noch bis 2006 in zwei Bands, mit unterschiedlichen Richtungen (Death Metal und Industrial). Danach habe ich aufgehört, Musik zu machen und begann erst wieder ab der Reunion.

dr. deathDaniel: Wie lange habt Ihr gebraucht, um die Songs für „Reincarnation“ zu schreiben und aufzunehmen?

Thomas: Die Songs haben wir circa in einem halben Jahr geschrieben und dann in mehreren Etappen aufgenommen.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen? Und wer hat produziert?

Thomas: Die Songs haben wir im Hauseigenen Studio aufgenommen. Mario Klein hat ein eigenes Studio und hat die Platte auch produziert.

Daniel: Da Euer neues Album bei Idiots Records erschienen ist und Century Media-Hauszeichner Axel Hermann das Cover gemalt hat, bin ich fälschlicherweise davon ausgegangen, dass Ihr eine Dortmunder Band seid. Idiots ist eigentlich nur als kultiger Plattenladen und nicht als Label bekannt. Wie kamen die Kontakte zu der Dortmund Connection zustande?

Thomas: Da ich in Bochum lebe, bin ich schon seit Jahrzehnten Kunde bei Idiots Records. Darüber kenne ich auch Hannes ganz gut, und dort ist auch der Kontakt zu Axel entstanden.

Daniel: Das Album-Cover schreit ja geradezu nach einer Vinyl-Veröffentlichung! Gibt es dafür schon irgendwelche Pläne?

Thomas: Das Album als Vinyl ist auch vorgesehen, bedingt durch die allgemeinen wirtschaftlichen Probleme (Rohstoff) verschiebt sich die LP-VÖ auf Mai. Hoffentlich bleibt es dabei. Ursprünglich war eine VÖ analog der CD am 30.10.2021.

Daniel: Lass uns nochmal kurz bei Euren Album-Covern bleiben: Bei Euren ersten beiden Alben („Preapocalyptic Visions, 1997, und „Somewhere In Nowhere“, 1999) habt Ihr Motive von H. R. Giger verwendet (Das war damals auch der Grund, wie ich auf Euch aufmerksam wurde, haha!). Hattet Ihr damals Kontakt zu ihm? Oder hattet Ihr die „einfach so“ verwendet? Und gab es da keine Probleme wegen Copyright und so?

Thomas: Wir hatten Kontakt zu H. R. Giger. Dieser ist über die Plattenfirma entstanden. Die Rechte an den Bildern hat die Plattenfirma bezahlt. Es gab keinerlei Probleme. Wir haben ihn sogar einmal im Jahr 1998 in der Schweiz in seinem Haus besucht; ein unglaubliches Erlebnis!

Daniel: Von Euren ersten beiden Alben gab es ja sogar Kassetten-Versionen in Polen und Russland. Sind die überhaupt offiziell gewesen? Wusstet Ihr davon? Und falls nicht: Hat es Euch dennoch gefreut, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, Eure Musik im Osten zu verbreiten? Kultig ist die Tatsache ja irgendwie schon, hehe!

Thomas: Wow, wie geil ist das denn? Ich wusste davon nichts! Habe direkt mal im Internet geschaut und werde mir diese direkt ordern…Hammergeil!

Daniel: Ist Euer altes Zeug eigentlich noch erhältlich, für den Fall, dass Leute, die Euch jetzt erst entdeckt haben, an einer Komplettierung ihrer Dr. Death-Sammlung interessiert sind?

Thomas: Die zwei CDs kann man noch im Internet über verschiedene Anbieter zu normalen Preisen bekommen

Daniel: Sind denn Re-Releases Eurer alten Tonträger geplant, um wieder alles zugänglich zu machen? Es gab ja auch noch das Demo „Jesus Looks Like Me“ (1993) und die EP „Crash Course In The Garden Of Christ“ (1994). Bonusmaterial, um das Feld von hinten aufzurollen, hättet Ihr also auch…

Thomas: Das Demo und die EP werden wir nicht mehr auflegen. Beide hatten damals eine Auflage von 500 Stück, und diese sind vergriffen. So soll es sein. Aber es besteht die Möglichkeit, von uns die ersten zwei Werke auf CD gebrannt zu bekommen. Dafür möchten wir auch nichts haben. Ich sende Dir natürlich auch welche zu, hehe!

Daniel: Ihr hattet im letzten Jahr Asphyx live supportet. Wie kam es dazu?

Thomas: Geplant waren ursprünglich einige Auftritte, und wir waren froh, dass der Gig stattgefunden hat. Der Veranstalter vom Siegener Metaller Geballer hatte uns zur Asphyx-Veranstaltung angesprochen, und wir hatten das unverschämte Glück, mit den Göttern zu spielen…großartig!

dr. deathDaniel: Habt Ihr sonst noch irgendwelche Live-Aktivitäten geplant? Oder wartet Ihr erstmal ab, wie sich die Lage so entwickelt?

Thomas: Aktuell sind in diesem Jahr erst drei Veranstaltungen geplant; übrigens eine davon ist am 02.12.22 im FZW. Da hoffe ich, dass Du vorbeischaust!

Daniel: Was steht sonst noch in Zukunft bei Dr. Death an?

Thomas: Geplant ist, im nächsten Jahr eine neue Platte aufzunehmen.

Daniel: Na gut, Thomas! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Thomas: Vielen Dank für Deinen Support, Daniel, und liebe Grüße an alle da draußen! Bleibt gesund!

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https://open.spotify.com/artist/7mAYUSnVxCMAiU3yjFpbUM



Autor: Daniel Müller