HEXENALTAR - Ich diese traditionelle Evil Metal-Haltung aus den Achtzigern beibehalten!


Als die erste Mini-CD „Tormented Possession” der polnischen Black-/Thrash Metaller Hexenaltar bei mir zu Hause eintrudelte, hatten sie kaum Internet-Präsenz. Auf der Facebook-Seite stand nur wenig, bei Metal Archives standen sie gar nicht (mittlerweile aber schon). Das räudige Gerumpel ist schon harter Tobak für eine CD, da es wie eine Proberaum-Kassette klingt. Seltsamerweise ist es aber die erste CD-Veröffentlichung von ADG, die sonst bislang nur Tapes rausgehauen haben. Ich schrieb Gründer Marc (Nachname oder Pseudonym unbekannt) eine E-Mail und bekam etwa zwei Wochen später eine Antwort mit langen, sympathischen Antworten.

logoDaniel: HELL-ö Marc! Wie kam es zur Gründung von Hexenaltar? Wann fing alles an?

Marc: Hi! Ich habe schon viele Jahre darüber nachgedacht, eine Band zu gründen, die an den Sound der Achtziger erinnert; an die frühen Aufnahmen von Possessed, Sarcofago, Sodom, Kreator, Merciless oder Magnus, und im Sommer 2021 hatte ich genügend Zeit, um einige Riffs anzusammeln, die mir in den Sinn kamen. Ich zeigte sie ein paar Freunden, und sie waren begeistert. Aber sie hatten alle schon genug mit ihren eigenen Bands und Projekten zu tun. Also dachte ich darüber nach, alles im Alleingang einzuspielen. Und so tat ich das dann auch. Es war mein erstes Projekt überhaupt, bei dem ich so vorgegangen bin, aber ich bin, ehrlich gesagt, auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Umstände waren alles andere als perfekt, aber das ganze Ding hat seinen eigenen Charme.  

Daniel: Hattest Du zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Marc: Ja, habe ich. Meine erste Band war eine Death Metal-Band namens Incinerator. Ja genau: Der Name stammt von der kanadischen Band Slaughter. Die Musik war an den frühen Florida-Sound angelehnt, von Bands wie Deicide und Cannibal Corpse. Aber die Band löste sich 2018 auf. Ich vermisste es, Death Metal zu spielen und gründete Abominated, die aber eher von skandinavischen Bands wie Grave, Nihilist oder Convulse beeinflusst waren. Abominated gibt es auch heute noch, und ich spiele dort Gitarre. Aber ich wollte auch mal eine Band haben, in der ich Bass spiele und singe. Als ich dann die restliche Besetzung für Hexenaltar gefunden hatte, habe ich mich dann dazu entschlossen, das dann auch so zu machen.   

Daniel: Warum hast Du Dich für einen deutschen Bandnamen entschieden? Und woher stammt er genau?  

Marc: Dafür gibt es zwei Gründe: Zunächst einmal, mochte ich immer diesen dreckigen Stil der deutschen Thrash Metal-Bands, und ich mag es auch immer, wenn Bands das Wort „Witch” im Namen haben. Ich wollte also beides miteinander verbinden und habe das deutsche Wort „Hexe“ benutzt, und mein erster Song, „Stakes Are Burning", handelte auch von Hexenverbrennung. So kam es, dass das Wort „Altar“ dann ebenfalls Verwendung fand. Das war alles. „Altar Of The Witches“ bedeutet nämlich dasselbe wie Hexenaltar. Für mich geht es in der Musik auch darum, Ideen und Gedanken schweifen zu lassen. Aber da war natürlich noch eine andere Sache: Es gibt schon so viele Bands, die das Wort „Witch“ in ihrem Namen haben. Deswegen bleibt Hexenaltar auch eher im Gedächtnis.    

Daniel: Der Sound erinnert mich an viele polnische Bands in den Achtzigern und frühen Neunzigern. Ich höre aber auch die Räudigkeit der deutschen Poison heraus. Welche Bands haben Dich also für Hexenaltar beeinflusst?  

Marc: Vielen Dank! Das ist ein großes Kompliment für mich! Ich mag den räudigen polnischen Sound und das dreckige deutsche Riffing. Meine größten Einflüsse sind sicherlich Possessed, Sarcofago, Sodom, Kreator, Merciless oder Magnus, wie bereits erwähnt, aber ich muss gestehen, dass ich auch immer auf polnische Bands wie Kat und Vader aus Polen stand, und auf Minotaur, Destruction, Living Death und Exumer aus Deutschland. Ich denke, dass man das auch sehr leicht heraushören kann. Natürlich hat ein kleiner Anteil der Musik auch meinen eigenen Stil, aber die starken Einflüsse der genannten Bands sind wohl unüberhörbar.   

Daniel: Ich mag das satanische Image von Hexenaltar sehr! Wie viel Klischee oder wie viel Überzeugung steckt tatsächlich in Deinen Texten?   

Marc: Ich mag es auch, ernsthaft, aber für mich ist es nur ein Stilelement für Texte, das die Band in ein bestimmtes Licht rückt. Ich bete weder den Teufel an noch bin ich Okkultist. Ich beschäftige mich nicht damit. Ich denke einfach, dass die Bands, die mich beeinflusst haben, halt ebenfalls solche Texte hatten. Deswegen wollte ich diese traditionelle Evil Metal-Haltung aus den Achtzigern beibehalten.    

hexenaltar Daniel: Bislang war Hexenaltar immer nur ein Soloprojekt. Könntest Du Dir vorstellen, Dir auch eine feste Besetzung, zum Beispiel für Live-Auftritte, zu suchen?  

Marc: Während der Aufnahmen zu „Tormented Possession” war es noch ein Soloprojekt, aber ich habe innerhalb kürzester Zeit ein paar Mitmusiker gefunden. Sie mögen diese Art Musik und hatten Bock einzusteigen. Heute bestehen Hexenaltar aus vier Leuten. Sie kommen alle aus verschiedenen Städten Polens, und wir haben die Möglichkeit, einmal im Monat zu proben. Aber das funktioniert super. Ich nehme viele Sachen zu Hause auf und schicke sie dann an die anderen. Sie ziehen sich alles drauf, und im Proberaum geht es dann im Prinzip nur noch um das Zusammenspiel. Viele Metal Maniacs kritisieren zwar diese Arbeitsweise, aber ich finde es sehr angenehm, so Musik zu machen. Internet und Computer können sehr hilfreich sein, wenn man sie richtig benutzen will.

Daniel: Ich mag auch das Logo und die Schlichtheit das Artwork Eurer einzigen bisherigen Veröffentlichung, der Mini-CD „Tormented Possession”. Von wem stammen sie? Und wie seid Ihr mit dem Künstler oder den Künstlern in Kontakt gekommen? 

Marc: Also: Logo, Artwork und das gesamte Layout stammen von Skaðvaldur aus Island. Eines Tages schrieb er mich an, ob wir nicht mit Incinerator mit seiner Band zusammen in Berlin spielen wollten. Wir sagten zu und wurden gute Freunde. Ich hielt ihn immer über meine musikalischen Aktivitäten auf dem Laufenden, und er bot mir von sich aus an, die Artworks und Logos für Abominated und Hexenaltar zu entwerfen. Ich bin sehr, sehr glücklich mit den Ergebnissen. Er weiß, worum es geht, und es passt perfekt zu meinem Stil. Die Zusammenarbeit mit ihm macht mir also richtig viel Spaß! Ihr sollte Euch mal seine Sachen bei Metal Archives ansehen. Da sind richtig geile Sachen bei!  

Daniel: Die Aufnahmequalität der CD ist räudig und krank! Sie klingt wie eine Proberaum-Aufnahme! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat das produziert? 

Marc: Oh Mann, und nochmal vielen Dank! Dann ist die Produktion wohl so Scheiße, dass sie schon wieder geil ist, haha! Alles wurde von meinem Freund Viet Hoang Nguyen aus Raszyn in seinem improvisierten Studio aufgenommen und produziert, auf mein Anraten hin, einige spielerische Defizite zu verstecken. Aber beim nächsten Mal werden wir wohl in ein richtiges Studio gehen, mit einem Tontechniker, der täglich im polnischen Radio arbeitet. Das Resultat wird also weit weniger räudig ausfallen! Ich war mir nicht sicher, ob diese Musik für gut genug befunden werden würde, um überhaupt von einer Plattenfirma veröffentlicht zu werden. Ich wollte nicht mein ganzes Budget für meine erste Veröffentlichung draufgehen lassen! 

Daniel: Wie seid Ihr mit dem deutschen Label ADG in Kontakt gekommen? 

Marc: ADG ist ein Label, das von zwei Leuten geführt wird, Daniel und Levi. Irgendwann schrieb Levi eine Mail an Abominated, dass er gerne eine Split mit einer anderen Band zusammen zusammen machen wollte, aber da hatten wir schon einen Deal bei einem anderen Label. Ich nahm also nach der Aufnahme-Session von „Tormented Possession” nochmal zu ihm Kontakt auf und erzählte ihm, dass ich ein anderes Projekt habe und fragte ihn, ob er es rausbringen würde. Unerwarteterweise sagte er zu, und diese Zusammenarbeit verlief einfach perfekt. Sie kommen sofort auf den Punkt und erzielen schnell ein Ergebnis. So mag ich es am liebsten!   

Daniel: Soweit ich weiß, hatten ADG bislang immer nur Kassetten veröffentlicht. Hexenaltar ist die erste Band mit einer CD. Wäre es – bezogen auf den Sound der CD – nicht eigentlich sogar besser und authentischer gewesen, davon ebenfalls eine Kassette zu machen? Oder habt Ihr das ohnehin noch geplant?

Marc: Ja, das stimmt! Die Kassettenversion wird über Life After Death aus den USA laufen. Sie waren daran interessiert, weil sie auch das Abominated-Demo veröffentlicht hatten. Dann dachte ich über eine CD nach und stieß auf ADG. Ich sagte ihnen, dass ich Life After Death gegenüber loyal bleiben wollte, weil ich sehr zufrieden mit ihrer Arbeit für Abominated war. Im Underground wird viel von Maniacs für Maniacs gemacht. Deswegen ist es wichtig, zusammen zu halten.   

Daniel: Ist Hexenaltar für Dich nur ein Nebenprojekt für zwischendurch oder eine richtige Band?  

Marc: Es startete nur als Nebenprojekt, aber weißt Du was? Ich mag es, wie Leute unsere Musik beschreiben und fühle mich wohl als Bassist, der auch den Gesang übernimmt. Also empfinde ich Hexenaltar mittlerweile als eine zweite Band und nicht mehr nur als ein Nebenprojekt, das weniger wichtig für mich ist. Musik ist eines der wichtigsten und zufriedenstellendsten Dinge in meinem Leben. Ich behandle meine Bands so, wie Eltern ihre Kinder behandeln müssten: Gleiche Liebe für alle!

Daniel: Hexenaltar sind so Underground, dass man sie nicht einmal bei Metal Archives finden kann, haha! Überhaupt kann man im Internet nicht allzu viel über Euch finden. Geschieht dies aus purer Absicht, oder liegt es einfach nur daran, dass es Euch noch nicht so lange gibt?  

Marc: Ich habe niemals eine meiner Bands bei Metal Archives selbst eingetragen, aber ich habe heute entdeckt, dass jemand anderes dies getan hat! Es ist schön, von anderen wahrgenommen zu werden. Ich finde es eigentlich nicht wichtig, meinen Eintrag bei Metal Archives selbst zu machen. Deswegen habe ich nur eine Facebook-Seite und einen Google Account gemacht, um meine Freunde über hochgeladene Tracks bei YouTube zu informieren. 

Daniel: Im Booklet trägst Du ein Kat-Shirt. Also lass uns doch noch ein bisschen über die Metal-Szene bei Euch in Polen reden! Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands wie Kat, Turbo, Wilczy Pająk/Wolf Spider, Hellias, Dragon, Open Fire, Lord Vader usw. Welche Bands zählen zu Deinen Favoriten? Und welche anderen Bands aus Deiner Heimat – alt oder neu - kannst Du uns noch empfehlen? 

hexenaltar Marc: Oh ja, ich bin auch ein großer Fan vom polnischen Metal der Achtziger! Ich habe mit meiner ersten Death Metal-Band mal im Vorprogramm von Wilczy Pająk und einmal vor Dragon gespielt. Ich bin mit diesen Bands allerdings nicht weiter in Kontakt. Ich lege eher meinen Fokus auf ähnlich kleine Bands wie meinen anstatt den größeren. Vielleicht ist das falsches Denken, aber meiner Meinung nach sollte ich mir erstmal einen eigenen Status festigen. Meine polnischen Favoriten der heutigen Zeit sind Bands wie Sex-Mag oder Black Hosts (ja, sehr von Kat beeinflusst), Bestiality (Ihre LP tritt einfach nur Arsch!) und natürlich Abhorrent Funeral. Es gibt hier sehr viele gute Bands, die man empfehlen kann! Aber es gab auch viele alte Bands in den Achtzifgern und Neunzigern, die Du noch nicht genannt hast, zum Beispiel stehe ich total auf Betrayer, Armagedon, Slashing Death und Exorcist.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Hexenaltar aus?

Marc: Ich würde sehr gerne ein paar lokale Gigs spielen; vielleicht auch im Ausland, wenn jemand bei uns anfragt. Und natürlich wollen wir auch noch neues Material aufnehmen. Als nächstes steht eine Split mit einer deutschen Band an, aber ich möchte den Namen noch etwas geheim halten. Und nach dieser Split würde ich gerne den Fokus auf etwas Größeres, wie einer LP, legen. Wenn alles gut läuft, dann wird das alles auch noch dieses Jahr passieren. Also wünsch mir Glück!   

Daniel: Na gut, Marc! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort! 

Marc: Daniel, vielen Dank für dieses Gespräch und solch interessante Fragen! Ich hoffe, dass auch in Zukunft weitere Anfragen kommen werden! Haltet den alten Metal und den bösen Speed-/Black-/Thrash Metal-Spirit der Achtziger am Leben! Ugh!

https://www.facebook.com/Hexenaltar-101561722306153/



Autor: Daniel Müller