VOIDHRA - Die Songs entstehen nicht mit der Absicht, eine gewisse Länge zu erreichen!


Mit dem Voidhra-Debüt „Sorrow Guides Us All“ ist im letzten Jahr eine der hoffnungsvollsten Melodic Death-/Black Metal-Newcomer wie aus dem Nichts an das Tageslicht getreten, Dabei ist Band-Gründer Chris Horseblood schon über zwanzig Jahre in der Szene tätig. Diese lange Erfahrung hört man dem gut gemachten Album auch an, das ganz in der Tradition des guten, alten Schweden-Sounds Mitte der Neunziger steht. Auch das an Necrolords Werke angelehnte Artwork schlägt in dieselbe Kerbe. Ich sprach mit Chris über die Anfänge, den Werdegang und die Zukunftspläne mit Voidhra.

logoDaniel: HELL-ö Chris! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es genau zur Gründung von Voidhra kam!

Chris: Hallo Daniel, Voidhra wurde Anfang 2021 von mir gegründet, da ich endlich mal meine Ideen und Visionen von Black Metal realisieren wollte, die ich schon lange mit mir herumgetragen habe.

Daniel: Hattest Du zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Chris: Ja, ich mache schon seit über 20 Jahren Musik und habe schon in anderen Bands gespielt, auch im Bereich Thrash- und Death Metal. Mit Voidhra kann ich mich jetzt aber voll auf meine Musik konzentrieren.

Daniel: Der Bandname klingt mystisch. Was bedeutet er? Und wo kommt er her?

Chris: Der Name Voidhra ist ein Kunstwort in dem das Wort „Void“ für „Leere“ vorkommt. Ich wollte einen gut klingenden Bandnamen und habe ihn so kreiert. Viel mehr steckt da gar nicht dahinter.

Daniel: Ich finde, dass Voidhra zwar am ehesten mit schwedischem Melodic Death/Black Metal der Neunziger vergleichbar sind, aber dennoch einen eigenen Sound haben. Welche Bands haben Euch beeinflusst?

Chris: Danke! Ja, das trifft es vielleicht ganz gut. Ich wurde viel von den Death-/Black Metal-Bands aus den Neunzigern geprägt. Dazu zähle ich Immortal, Dissection, Enslaved, Hecate Enthroned und viele, viele mehr.

Daniel: Worum geht es genau in den Texten? Und woher nimmst Du die Inspiration?

Chris: Die Texte auf „Sorrow Guides Us All“ handeln von Themen wie Verlust, Trostlosigkeit und Verzweiflung; alles stark vorherrschende Gefühle zur Zeit der Entstehung der Tracks. Die Inspiration kommt eigentlich sehr natürlich. Mein Hauptinstrument ist die Gitarre, und so schreibe ich auch die Tracks: mit Fokus auf interessantes, teilweise mehrstimmiges Riffing. So baue ich dann die Songs auf, zweite Melodie, den Ablauf, verwerfe wieder viel, wenn man mal mit etwas Abstand und frischen Ohren wieder ran geht…und am Ende, wenn ich ganz zufrieden bin, steht dann da der Track.

Daniel: Alle Songs (bis auf das Intro) sind mit fünf bis neun Minuten Spielzeit recht lang. Steckt da eine bestimmte Absicht hinter, oder ist das einfach so passiert, dass die Songs im weiteren Verlauf einfach „gewachsen“ sind?

Chris: Nun, die Songs von Voidhra entstehen nicht am Reisbrett mit der Absicht oder dem Schema, eine gewisse Länge zu erreichen. Ich habe mit jedem Track etwas zu erzählen und möchte etwas beim Rezipienten hervorrufen. Bei „Fields Of Bleak“ beispielsweise die monotone Eintönigkeit mit langen sich wiederholenden, fast hypnotischen Riffs, die sich nur leicht ändern um interessant zu bleiben oder der mäandrierende Schlussteil von „Hour Of The Serpent“, der sich wie der Körper einer Schlange zieht. Die Songs nehmen sich ihre Zeit, bis ich erzählt habe, was ich eben erzählen will.

Daniel: Es gab Anfang 2021 bereits eine Vier-Track-EP mit dem Titel „Sorrow Guides Us All“. Alle vier Songs sind auch auf dem gleichnamigen Album zu finden, haben aber zum Teil abgewandelte Titel. So heißt „Through Fields Of Bleak“ jetzt nur noch „Fields Of Bleak“ und „The Hour Of The Serpent” nur noch „Hour Of The Serpent”. Wurden sie für das Album extra nochmal überarbeitet und umarrangiert? Oder handelt es sich um dieselben Aufnahme, quasi mit einem Bonustrack („Farewell“)? Denn „A Coming Storm“ ist ja tatsächlich nur ein Intro...

voidhraChris: Das ist richtig. Die vier Tracks erschienen das erste Mal auf einer rein digitalen EP. Diese nutzte ich unter anderem, um an Labels heran zu treten. Eigentlich war auch fest geplant, dass die EP als Tape Release bei einem Label in den USA erscheint. Das Label stellte sich dann aber leider als ziemlich unseriös heraus, und so kam das Tape leider nicht zustande. Daher war ich sehr froh, dass die EP bei einigen Labels gut ankam und sich mir die Möglichkeit für einen CD-Release bot. Nach einem offenen Gespräch haben sich dann Holger und sein Label Crawling Chaos Records aus Köln und ich für eine Zusammenarbeit entschlossen. Für die Full-Length wurden alle Tracks nochmal neu gemischt und gemastert, kleinere Änderungen gemacht und der Track „Farewell“ und das Intro geschrieben und aufgenommen.

Daniel: Im Booklet steht, dass das Album „Sorrow Guides Us All“ dem Krosswindking gewidmet ist. Ich konnte bei Google nichts finden. Wer ist das?

Chris: Das Album ist meinem Bruder gewidmet, welcher leider 2019 von uns ging. Er war es auch, der mich schon früh zum Gitarrespielen und zum Black Metal gebracht hat.

Daniel: Im Booklet steht auch, dass Du alle Songs im Alleingang geschrieben und aufgenommen hast. Bei Metal Archives ist aber eine komplette Besetzung mit fünf Mann erwähnt. Ist es tatsächlich so, dass aus einem Soloprojekt eine richtige Band geworden ist? Und wenn ja: Warum? Auftritte sind ja momentan kaum möglich. Wurde Dir der Alleingang  zu viel? Oder hat das andere Gründe?

Chris: Ja, das ist korrekt. Das Album wurde von mir geschrieben und aufgenommen. Mittlerweile ist Voidhra tatsächlich zu einer vollständigen Band gewachsen, mit Olli G. Witchhammer an der zweiten Gitarre, Andy Skullcrusher am Bass und Jonas Stormblast an den Drums. Ich bin weiterhin für Gitarre und Vocals zuständig. Um ehrlich zu sein, hat es sich einfach so entwickelt. Skullcrusher fand großes Interesse an der EP und bot seine Unterstützung an. Zur etwa gleichen Zeit fanden wir eine Anzeige von Jonas, der auf der Suche nach Musikern war. Nach ersten Gesprächen bei einem Bier merkten wir schnell, dass wir in die gleiche Kerbe schlagen. Auf eine weitere geschaltete Anzeige von uns meldete sich dann Olli G. Witchhammer, den ich noch aus den Metal-Kneipen und Konzerten von vor 15 Jahren kannte, und die Besetzung war komplett. Der Kreis der aktiven Musiker wird aber gefühlt immer kleiner und konzentrierter, zumindest bei uns hier in der Region. Unser Ziel als Band ist es auf jeden Fall, live präsent zu sein und gemeinsam am Nachfolger zu „Sorrow Guides Us All“ zu schreiben.

Daniel: Es gibt nur ein einziges Foto bei Facebook mit allen vier Musikern zusammen. Aber alle halten einen Totenschädel vor ihr Gesicht. Warum wollt Ihr nicht erkannt werden?

Chris: Uns gefällt das Spiel mit dem Mysteriösen. Der Schädel war schon von Anbeginn Teil des Bildes von Voidhra (unter anderen auch auf dem EP-Cover). Auch möchten wir, dass unsere Musik im Vordergrund steht und wir nicht durch unser überdurchschnittlich gutes Aussehen zu sehr davon ablenken.

Daniel: Das Artwork finde ich toll! Es stammt von Yamintha Ayash, von der ich persönlich noch nie etwas gehört habe (was aber nichts heißen muss, haha!). Wie kam der Kontakt zustande?

Chris: Ich habe Yaminthas Werke online gesehen und dann Kontakt mit ihm aufgenommen und ihm meine Vorstellungen geschildert. Danke, ja das Artwork wurde bewusst so gewählt, zum einen als Anlehnung an die Necrolord-Cover oder allgemein Cover meiner musikalischen Idole, und zum anderen, um sich auch gegen die vorherrschende Black & White-Coverflut abzusetzen.

Daniel: Ich finde, dass das Artwork durchaus Vinyl-würdig ist! Gibt es dafür
irgendwelche Pläne?

Chris: Vielen Dank, die Produktionszeiten und Preise bei Vinyl sind momentan deutlich gestiegen. Pläne gibt es durchaus, aber diese lassen sich vermutlich erst mit dem Nachfolger-Album realisieren.

Daniel: Werden Voidhra auch live spielen, wenn es die Bedingungen wieder zulassen?

Chris: Auf jeden Fall! Das erste Konzert stand bereits fest beim Bavarian Battle Winter, wurde aber aufgrund der Vorgaben nun in den April verschoben. Das wird unsere Feuertaufe dort, und dann sind wir momentan auf der Suche nach weiteren Spots, um auch live unser Unheil zu bringen.

Daniel: Also handelt es sich hier nicht um ein reines Studio-Projekt?

Chris: Nein, wir sind eine richtige Band mit Proberaum und abgewrackter Couch.

voidhraDaniel: Wie sehen sonst die Zukunftspläne von Voidhra aus?

Chris: Momentan arbeiten wir weiter an unserem Live-Set für anstehende Shows und haben bereits das Songwriting für das nächste Album begonnen. Wir werden daher die nächsten Monate nutzen weiter Material zu schreiben, hoffentlich einige gute Shows spielen und dann gegen Herbst die Aufnahmen beginnen.

Daniel: Na gut, Chris! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Chris: Vielen Dank Daniel für das Interview! Wenn ihr auf Gitarren fokussierten Black Metal mit Melodic-Einschlag steht, hört gerne mal rein bei unserer aktuellen Platte auf allen gängigen Plattformen. We are the swarm!

https://www.facebook.com/voidhra/

https://voidhra.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller