FUNERAL WINDS - GRUZELEMENTEN


Label:NEW ERA / NEKCROMANTEION
Jahr:2021
Running Time:31:13
Kategorie: Import
 

Seit dreißig Jahren wüten die Niederländer Funeral Winds nun schon im tiefsten Black Metal-Underground. Seit 2015 macht Gründer Hellchrist Xul alles im Alleingang; nun schon zum dritten Mal in Folge. Viele Alben gab es in den dreißig Jahren nicht. Insgesamt sind es nur sechs, aber noch nie musste man so wenig warten wie jetzt, denn „Gruzelelementen“ erscheint nur knapp neun Monate nach dem Vorgänger „Essence“. Nach einem Schnellschuss klingt das hier aber keinesfalls! Sechs Songs und nur etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit sind nicht das einzige, was mich an die glorreichen Glanztaten von Darkthrone in den frühen Neunzigern erinnert. Auch musikalisch schlagen Funeral Winds seit jeher mehr oder weniger in dieselbe Kerbe. Der aus Rotterdam nach Prag ausgewanderte Hellchrist Xul macht hier auf jeden Fall wie immer eigentlich alles richtig. Düstere Kirchenorgeln und Pauken eröffnen den Reigen, bevor es richtig losgeht. Dann bricht die Hölle los. Rasend schnelle, frostige Riffs und schnelles, vermutlich programmiertes, aber nicht störendes Schlagzeug bestimmen das Geschehen. Darüber ist der fiese, vielleicht etwas zu vordergründige Kreischgesang gelegt, der voller Bosheit steckt.

Das Gesamtbild ist etwas chaotisch, dennoch ist dieses Gewitter aber total geil! Textlich aus dem Rahmen fällt der Titeltrack, welcher als einziger in der niederländischen Landessprache dargeboten ist und somit alles noch fieser klingen lässt als ohnehin schon. Windgeräusche und mystisches Flüstern leiten „Lunar Darkness“ ein. Das hier klingt wahrhaft düster und böse. „Night Of Reckoning“ kommt als einziger Song mit Doublebass und ohne Blastbeats aus. Zeit zum Luftholen gibt es hier jedenfalls nicht. Das hier ist keine Musik für Schöngeister. Melodien oder nennenswerte Taktwechsel gibt es nicht einmal ansatzweise. Die Produktion ist dünn und kalt. Alles passt super zusammen. So geil ich das Album auch finde, einen Kritikpunkt muss ich dieses Mal anmerken, denn es bleibt leider gar nichts hängen. Kein Riff, keine Textzeile… Etwas, was ich an ihrem Debüt „Godslayer Xul“ (1998) und vor allem beim zweiten Wahnsinns-Album „Koude Haat“ (2004) immer so sehr geschätzt habe. Dass alles gemein und finster und chaotisch klingt und nichts hängen bleibt, lässt Erinnerungen an die alten Katharsis aufkommen. Ansonsten gibt es aber alles, was das Schwarzmetallherz begehrt: Wut, Hass, klirrende Kälte, Dunkelheit und natürlich die obligatorischen und immer glaubhaften satanischen Texte. Der immense Status im Underground wird mit „Gruzelementen“ weiter gefestigt.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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