ILLUM ADORA - OPHIDIAN KULT


Label:FOLTER
Jahr:2021
Running Time:39:09
Kategorie: Neuerscheinung
 

Hier hat nun das zweite Album der deutschen Combo Illum Adora seinen Weg auf meinen Schreibtisch gefunden. Ich muss gestehen, ich hatte bis dato noch nichts von ihnen gehört. Das werde ich jedoch nun wohl nachholen. Nach einem kurzen, sehr melodischen Gitarren-Intro, flankiert von geflüsterten Vocals und sanftem Synthesizer, das mich irgendwie an frühe Dissection-Werke erinnert und einer wehmütige Stimmung, mit tiefer Neunziger-Nostalgie aufkommen lässt, ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. Die folgenden knapp vierzig Minuten entfesseln ein ein melodisches Black Metal Midtempo Feuerwerk, das es in sich hat. Viel klangliche Tiefe gibt es hier zwar nicht, es handelt sich um klassischen, ziemlich dreckigen Black Metal, dafür aber umso mehr Emotion. Die Riffs sind simpel und vorhersehbar, aber immens eingängig und wirkungsvoll. Aus den Songs spricht ein tiefes Verständnis von und eine große Hingabe zu echtem, klassischen Black Metal.

Der Gesang ist sehr präsent und agiert sich wütend-anklagend. Kaum zu glauben, dass die Band erst seit 2011 aktiv ist, wenngleich Mastermind Hurricane Hellfukker bereits auf über zwanzig Jahre Erfahrung zurückblicken kann. Drummer Mortüüm serviert sehr präsentes, abwechslungsreich und auf den Punkt eingespieltes Schlagzeug, das leider ab und zu recht merkwürdig abgemischt ist. Mal sind die Toms dumpf und fern, mal omnipotent mit seltsamem Klang, der mitunter auch mal etwas anstrengend werden kann. Der Bass ist -untypischerweise - sehr hörbar, was der Produktion ein wenig mehr an Tiefe verleiht. Obwohl ich ein beinahe militanter Gegner von Keyboards in klassischem Black Metal bin, schaffen Illum Adora es, die Tasten so punktuell und an eben diesen Stellen zur Vertiefung der Stimmung einzusetzen, dass es nicht nach Kaschieren musikalischen Unvermögens klingt, sondern tatsächlich als gezielt eingesetztes stilistisches Mittel wirkt. Ebenso der mittlerweile oft inflationär eingesetzte Klargesang ist perfekt auf das für die notwendige Stimmung Minimale reduziert.

Das Album baut sich angenehm auf, als Gesamtwerk ist es durch und durch stimmig, lediglich das Fehlen eines Outros (nach dem klassischen Intro) verwundert etwas, so was hätte es früher nicht gegeben. Aber auch hier wird deutlich, dass Illum Adora nicht versuchen, Dinge aus dem letzten Jahrhundert zu kopieren, sondern ihr Stil einfach prima in diese Zeit passen würde.

Bis auf die ulkige Schnabelmaske (allerdings trifft sie immerhin den aktuellen Corona-Zeitgeist) auf dem Cover, atmet auch das Artwork des Albums durch und durch den Geist der Neunziger. Kerzen, Brüste, Blut, Patronen, Kerzen und umgekehrte Kreuze lassen kaum einen Wunsch offen. Ich habe hier die CD-Version vorliegen, deren gezeichnetes Bild auf der Innenseite mir persönlich als Cover deutlich besser gefallen hätte, ich habe aber auch ein Faible für diese Art von Kunst. Die Vinylversion trumpft mit einem Bonussong auf. Alle Texte sind im inneren des Booklets abgedruckt, das Arrangement um das Photomodell erinnert ein wenig an die leider viel zu früh von uns gegangene Paola Luminal im Artwork von „Hurt Yourself And The Ones You Love“ von Forgotten Tomb.

Hier stimmt alles. Bis auf das Schlagzeug an manchen Stellen ist auch die Mischung des Werkes vollkommen stimmig, es bleibt der für die Musik notwendige Hauch von Räude im Klang, was die Authentizität unterstreicht und den Hörer erfolgreich bindet. „Ophidian Kult“ wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen, bleibt dabei jedoch eigenständig. Ein absolut überzeugendes Werk, sowohl vom Klang als auch vom Songwriting, das Takt für Takt den Geist des ursprünglichen Black Metal atmet und versprüht. Klare Empfehlung für jeden, der die Nase voll von glattgebügeltem Hochglanzschwarzmetall hat.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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