ANTRISCH - Thermoskanne nachfüllen, Kompass ausrichten. Wir gehen nicht unvorbereitet auf eine Expedition!


Atmospheric Black Metal, nur eine EP und das auch nur digital? Klingt langweilig? Ganz im Gegenteil: Ist es nämlich nicht! Die Würzburger schaffen es gekonnt, eine frostige Atmosphäre zu erzeugen, so dass sich schon beim Hören die endlosen Eislandschaften vor dem geistigen Auge auftun; also absolut passend zum textlichen Konzept. Die Band gab ausführlich Auskunft über ihren Werdegang mit allem drum und dran. Auf geht's also zur frostigen Expedition.

logoDaniel: Hi Robert und Maurice! Ich habe gelesen, dass sich Antrisch erst 2020 formiert haben! Was habt Ihr denn vorher so getrieben?

Robert: Wir gehen nicht unvorbereitet auf Expedition, wenn Du das meinst, hehe. Wir alle haben eine lange und vielfältige musikalische Vorgeschichte. Für mich ist Antrisch die dritte Bandgründung nach KromleK (2004-2012) und 7th Abyss (2013 bis heute). Die jetzige Besetzung hat über die Jahrzehnte in diversen Musikprojekten mitgewirkt, und ich bin froh, über jede Erfahrung und jeden Einfluss, auf den man jetzt bei Antrisch zurückgreifen kann. Ich habe mit allen Mitgliedern bereits vorher zusammengearbeitet.

Daniel: Woher stammt der Bandname Antrisch?

Maurice: Ich las vor einigen Jahren ein Buch von Reinhold Messner, „Der gläserne Himmel", wenn ich mich recht entsinne, und stieß auf den Begriff, der mir bis dato unbekannt gewesen war. Ich nahm seinerzeit an, dass es sich um einen rein für Südtirol gängigen Terminus für „unheimlich, seltsam, eigenartig" handelt, allerdings ist dieses Wort im Bayerischen Sprachkreis wohl ebenfalls geläufig. Es hat sich anschließend für Jahre in meinem Geist festgesetzt, bis es mit Gründung der Band in der Benennung selbiger sozusagen seine vorgesehene Bestimmung erfüllt hat.

Daniel: Eure Mischung aus Atmospheric Black Metal, Doom Metal, Djent und Dark Ambient ist sehr eigenständig ausgefallen. Welche Bands haben Euch musikalisch beeinflusst?

Robert: Als Gitarrist entwickelt man über die Jahre ein ganz eigenes Gehör, was Musik angeht. Dementsprechend könnte ich hier dutzende Bands oder Musiker aufzählen, die mich mit der Art zu spielen oder Songs zu komponieren beeinflussen. Ich muss manchmal aufpassen, mich nicht zu viel beeinflussen zu lassen. Gefällt mir etwas sehr gut, hört man es im nächsten Song. Darum versuche ich, während einer kreativen Phase so wenig wie möglich Fremdeinfluss zuzulassen. Abseits davon höre ich aber gerne Bands aus den genannten Richtungen. Ob älter oder neuer spielt keine Rolle. Ein guter Song ist ein guter Song.

Daniel: Bei Eurer ersten EP „Dissonanzgrat“ scheint es sich textlich um ein Konzept zu handeln. Worum geht es da genau?

antrischMaurice: Die Texte stammen (zumindest im Grundstock) ebenfalls aus dem Jahr 2014 und sind stark vom Alpinismus und den Expeditionen ins Himalaya geprägt. Die Erzählung an sich ist eine fiktive, nur hier und dort finden sich Anspielungen auf historische Figuren oder Begebenheiten. Die Geschichte wird erzählt aus der Perspektive eines romantischen Poeten, der sich, entfremdet und angewidert von dem, was ihn in der Zivilisation und dem Treiben in den Ballungsräumen des Flachlandes umgibt, einer Seilschaft anschließt, um einen (fiktiven) Berg zu besteigen. Im Verlauf des Anstiegs treten mehr und mehr pathologische Züge seines Wesens zutage, und letzten Endes sagt er sich los von seiner Seilschaft, um, in euphorischer Verzückung - und Entrückung - den Gipfel im Alleingang zu bestürmen. Im Anschluss treten die Naturgewalten stärker in den Vordergrund, derer sich der Protagonist mehr und mehr ausgeliefert sieht, und der Kontrast aus den durch die Extremsituation freigelegten Abgründen der Seele und den lebensbedrohlichen äußeren Bedingungen hochalpiner Witterung erfährt ein Crescendo.

Daniel: Eure Gründung liegt ja noch nicht allzu lange zurück. Waren einige der Songs vielleicht auch schon vor der Gründung von Antrisch fertig?

Robert: Ich hatte tatsächlich schon über eine längere Zeit Konzepte, Skizzen und Ideen zu so einem Projekt zu Hause entwickelt und aufgenommen. Als ich gemerkt habe, dass es Gestalt annimmt und ich immer mehr in diese Richtung arbeite, war es die logische Konsequenz, das Material ins Studio zu tragen. Daraus entstand letztendlich Antrisch.

Daniel: Wie lange hat es denn gedauert, um die Songs für die EP zu schreiben und aufzunehmen?

Robert: Die Rohversion von „Expedition I" ist in einem Zeitraum von circa drei Monaten entstanden. Ich hatte eine Phase in der ersten Jahreshälfte 2020, in der ich sehr kreativ war. Die Entwürfe schrieben sich gefühlt von selbst. Das Einspielen aller Instrumente samt Gesang sowie sämtliche Details haben bis circa November 2020 gedauert.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Robert: Wir haben über die Jahre unser eigenes Studio aufgebaut. Dort nutzen wir die Ruhe und Zeit, alles sauber aufzunehmen, den Sound zu entwickeln und alles nach unseren Wünschen zu arrangieren. Gemischt und gemastert wurde „Expedition I" von unserem Bassisten.

Daniel: Euer Cover fängt die kalte Atmosphäre Eurer Musik gekonnt ein, finde ich. Woher stammt dieses Bild?

Maurice: Es ist eine Standbildaufnahme aus dem dokumentarischen Film „Nanga Parbat" von Hans Ertl aus dem Jahre 1953. Diese gegen die Sonne aufgenommene Perspektive, die die Nanga-Aspiranten zu bloßen geisterhaften Schemen werden lässt, hat mich stark beeindruckt und gibt - wie Du sagst - die Atmosphäre von „Dissonanzgrat“ perfekt wieder.

antrischDaniel: Stimmt es eigentlich, dass es sich bei der EP um einen rein digitalen Release handelt? Und wird sich das gegebenenfalls noch ändern?

Robert: Erstmal ja. Ob wir physische Kopien der EP herstellen lassen, wird die Zeit zeigen. Ausgeschlossen ist es nicht.

Daniel: Handelt es sich bei Antrisch eigentlich um ein reines Studioprojekt oder eine richtige Band, die auch mal live auftreten will, wenn der ganze Corona-Scheiß einmal vorbei ist?

Robert: Auch das wird die Zeit zeigen. Unter den aktuellen Limitierungen ist es schwer, eine Aussage dazu zu treffen. Gäbe es das alles nicht, wäre das sicherlich denkbar.

Daniel: Wie sehen generell Eure Zukunftspläne aus? Wird es bald ein komplettes Album von Euch geben?

Robert: Nach einer Expedition ist vor einer Expedition. Wie lang diese angesetzt ist, wird sich noch zeigen. Wir werden definitiv weiter machen.

Daniel: Na gut, Robert! Das Schlusswort gehört Dir!

Robert: Thermoskanne nachfüllen, Kompass ausrichten. Es ist Wandertag.

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Autor: Daniel Müller