Wenn dieser ganze Pandemie-Wahnsinn etwas Gutes haben soll, dann die Tatsache, dass Musiker Zeit haben, neue Ideen zu entwickeln und diese auch umzusetzen. Wo andere Bands für einen akustischen Ausflug einfach ihre größten Hits umarrangieren, wagen Hämatom das Experiment, sich auf eine musikalische Zeitreise zurück ins Berlin der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu begeben. Eigens dafür wurden neue Songs komponiert und in ein entsprechendes und abwechslungsreiches Soundgewand, zwischen Big Band und Tanzkapelle gekleidet. Melancholische Balladen und schwungvolle Partylieder gehen Hand in Hand. Inhaltlich wird das Lebensgefühl dieser Zeit zwischen Aufbruchstimmung und Vergnügungssucht thematisiert und dann auch noch stilecht umgesetzt. Nord ist sicher nicht der filigranste Sänger im Business, so dass seine Stimme eher zur „normalen“ Stilistik zwischen Deutschrock und Neue Deutsche Härte passt, aber gerade dass macht die Geschichte interessant. Je öfter ich das Ganze höre, um so mehr gefällt mir diese Scheibe, die ein paar echte Hits zu bieten hat. Experiment gelungen! Trotz dieser amüsanten Abwechslung freue ich mich allerdings auch schon wieder auf die nächste Rockvollbedienung.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Thorsten Roggenbuck

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