ALITOR - Unsere einzige Intention war es, die Musik zu spielen, die wir am meisten lieben; ohne Kompromisse!


Die Progressive Thrash Metal-Band Alitor kommt aus dem für Metal eher exotischen Serbien und hat gerade ihr schlicht „II" betiteltes Album veröffentlicht. Beim Hören wird einem sofort bewusst, dass sie sich nicht vor der großen Konkurrenz verstecken muss, denn Songmaterial und spielerisches Können sind richtig gut. Ich nahm Kontakt zu Bassist und Sänger Marko Todorović auf, der freudig und ausführlich Rede und Antwort stand.

logoDaniel: Hi Marko! Wie geht´s Dir? Wann und wie kam es zur Gründungn von Alitor? 

Marko: Hallo Daniel! Es ist mit eine Ehre, dieses Interview mit Dir zu führen! Alitor wurden 2011 gegründet. Wir starteten als Coverband und haben Songs von Legenden aus den Achtzigern, wie Testament, Exodus, Metallica und Megadeth gespielt. Unsere einzige Intention war es, die Musik zu spielen, die wir am meisten lieben; ohne Kompromisse. Wir hatten richtig Bock, Konzerte zu spielen und auch unsere eigenen Songs zu schreiben. 2012 veröffentlichten wir unsere EP „Embittered“ in Eigenregie und wurden damit sofort von der serbischen Szene wahrgenommen. Wir haben also Kontakte aufgebaut und hier und da auch mal ein paar größere Gigs gespielt. Seitdem gab es viele Höhen und Tiefen, aber wir sind immer noch da und freuen uns auf das, was in Zukunft noch alles auf uns zukommt.  

Daniel: Woher stammt der Bandname? Hat er eine bestimmte Bedeutung?  

Marko: Alitor war eigentlich ein Witz aus unserer Schulzeit und sollte der Name meiner Band werden. Wir waren fünfundzwanzig Leute in meiner Klasse, was dazu führte, dass es viele Witze gab. Einer unserer Freunde hatte ein einzigartiges Körperteil, das wie eine Mischung aus Alien und Predator aussah. Daraus wurde dann die Kreatur Alitor, haha! Wir haben dann kurzerhand Alitor auch als Bandnamen gewählt. Der Name ist einfach zu merken und auch einzigartig.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?   

Marko: Jovan und Aleksandar spielten von Anfang an zusammen und hatten vorher schon einige Bands. Eine davon hier Night Noise. Auf der anderen Seite spielten unser Schlagzeuger Stefan und ich während unserer Schulzeit auch schon in einigen Bands zusammen. Tatsächlich war es so, dass ich erst einen Auftritt klargemacht und danach erst eine Band gegründet hatte, haha! Aber das ist eine andere Geschichte. Letztendlich waren alle diese Schulbands eine Art Vorbereitung auf diese Band. Eines Tages trafen wir vier, also Jovan, Aleks, Stefan und ich, in einem Raum zusammen und fingen an zu spielen. Wir haben sofort gemerkt, dass die Chemie stimmte und wir alle dieselbe Musik mochten. Und nin stehen wir hin, neun Jahre später! Die Zeit vergeht so schnell!

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Marko: Am Anfang hauptsächlich Bay Area Thrash, wie Testament, Heathen, Forbidden, The Big 4, Exodus und natürlich Death , vor allem die Neunziger-Ära. Später kamen aber auch Einflüsse von At The Gates, Obscura und Gojira dazu. Mittlerweile werden wir aber von allen möglichen Musikrichtungen beeinflusst und wollen uns in keine bestimmte Schublade stecken lassen.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Gibt es so eine Art Kernaussage, die dahinter steckt?  

Marko: Es gibt viele verschiedene Themen, die dort behandelt werden. Am Anfang, und auch zu einem Teil auf dem neuen Album, geht es um die Neue Weltordnung, politische Manipulation, Kapitalismus, zerstörte Liebe, den Sinn des Lebens und innere Konflikte vermischt mit Hoffnung. Bei den neueren Texten, vor allem bei der zweiten Hälfte des Albums, schreibe ich dagegen mehr über die positiven Seiten des Lebens. Ich glaube, ich werde alt, haha!

Daniel: Euer erstes Album „Eternal Depression” wurde 2014 bei Witches Brew Records veröffentlicht. Die Labelchefin Cheryl ist eine gute Freundin von mir. Wie seid Ihr damals in Kontakt gekommen?   

Marko: Als ich bei Metal Archives nach einer Plattenfirma suchte, verschickte ich hunderte Mails und bekam einige Angebote rein. Aber am meisten hatte uns das Angebot von Witches Brew angesprochen. Wir hatten den Plattenvertrag schon unterschrieben, bevor wir überhaupt das Album aufgenommen hatten. Die Zusammenarbeit verlief super. Wir haben Cheryl dann auch später mal persönlich kennengelernt, als wir 2014 in Graz, Wakuum Club, gespielt haben, kurz nachdem unser Album veröffentlicht wurde. Sie ist eine tolle Frau, und ich liebe sie sehr! Einen lauten Gruß an Cheryl!

Daniel: Und wie seid Ihr für „II” an Ragnarök Records (CD-Version) und Doc Gator Records (LP-Version) rangekommen?  

Marko: Es war so, dass Rix Oliver uns kontaktierte, als wir unsere erste Single vom nächsten Album, „Consecration“, veröffentlicht hatten. Er bot uns einen Vinyl-Deal an, der uns sofort zusagte. Die ganze Kommunikation und der erste Eindruck waren durchweg positiv, also arbeiteten wir dann zusammen. Oliver stellte dann auch den Kontakt zu Stephan von Ragnarök Records her, der mit uns den CD-Deal klargemacht hat. Es ist toll, mit den beiden zu arbeiten! Sie sind extrem professionelle und ehrliche Leute! Ich liebe die beiden und hoffe, dass dies erst der Anfang einer langen Zusammenarbeit und Freundschaft ist.   

alitorDaniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für „II” zu schreiben und aufzunehmen? 

Marko: Oh, die Frage tut weh, haha! Einige Songs auf diesem Album stammen schon von 2015 („Consecration“, „Homo Ignoramus“ und „Present Tense“, wenn ich mich nicht irre). Nachdem wir die Single „Patterns Of Redemption“ veröffentlicht hatten, stieg Aleksandar, der Gründungsmitglied und einer der Hauptsongwriter war, aus der Band aus. Das war schon zu der Zeit, wo wir kaum noch live gespielt hatten. (Ich weiß immer noch nicht, wie das passieren konnte. Wahrscheinlich traf uns das Leben hart, als wir gerade nicht darauf vorbereitet waren). Für ihn kam Igor Marinić (ex-Prototype Unleashed) in die Band. Igor brachte neue Frische in die Band, was man dem neuen Album auch anhört. Er hat an zwei Songs mitgeschrieben und noch einen eigenen mit eingebracht, „The Warm Wind“, der in einer Zusammenarbeit mit Leadsänger Luka Matković endete. Außerdem haben Jovan und Igor, eines der besten Gitarrenduos, die ich je gehört habe, 2017 noch einige alte Songs um arrangiert. Kurz nachdem wir das Album aufgenommen und das Video zu „Consecration“ gedreht hatten, stieg Igor wieder aus, und Aleksandar kam zurück. Viele gemischte Gefühle sind mit diesem Album verbunden, durch die ganzen Höhen und Tiefen, die die Band seit 2014 mitgemacht hat. Aber letztendlich bin ich froh, dass wir dieses Album endlich veröffentlicht haben, nach dem ganzen Ärger, den wir durchgemacht haben.

Daniel: Wo habt Ihr das neue Album aufgenommen, und wer hat produziert?

Marko: Wie immer haben wir mit Luka Matković von Quasarborn im Citadela Sound Production Studio gearbeitet. Er ist hauptsächlich für den Sound des Albums verantwortlich. Er ist ein wichtiger Teil der Band, und wir werden auch weiterhin mit ihm zusammen arbeiten. Er war von Anfang an mit dabei und hat 2011 sogar „Black Magic“ von Slayer mit uns auf der Bühne gesungen, obwohl er den Text nicht kannte, haha! Aber abgesehen davon, ist Luka wohl der beste Metal-Produzent in diesem Teil Europas. Er ist extrem talentiert und ein großartiger Typ. Wir lieben ihn alle sehr!

Daniel: Ich finde das Cover-Artwork ziemlich gelungen! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?  

Marko: Danke, ich mag es auch sehr. Ich hatte eine Zeitlang dieses Konzept in meinem Kopf. Und die erste Person, die mir einfiel, war Jovana Uzelac, eine langjährige Freundin und Zeichnerin unseres Logos. Ich brauchte ein bisschen Zeit, um sie davon zu überzeugen, unser Artwork zu machen. Ich bin froh, dass ich sie überzeugen konnte und bin sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Es ist toll, mit ihr zusammen zu arbeiten. Sie kniet sich richtig rein und hat einen eigenen Stil. Die Band hat sehr viel Glück, weil die meisten Freunde und Unterstützer sehr gute Künstler und kreative Leute sind. Ich möchte ihnen hiermit - im Namen der Band - für all ihre endlose Unterstützung in all den Jahren danken!    

Daniel: Kommen wir mal zu Euren Live-Aktivitäten. Habt Ihr in Eurer Heimat schon einmal im Vorprogramm einer größeren Band gespielt?

Marko: Im Moment spielen wir überhaupt nicht live; nur bei unseren Proben. Das letzte Konzert haben wir im März 2020 gespielt. Ja, wir hatten die Gelegenheit, auf einigen Festivals zusammen mit Anthrax, Testament, Suicidal Tendencies und Nuclear Assault zu spielen. Wir haben im April 2014 auch für Death TBA und Obscura in Belgrad eröffnet. Wir spielen sehr gerne live. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum wir das alles machen. Das, was am meisten beim Musik machen Spaß macht, sind Songs zu schreiben und mit der Band auszuarbeiten und live zu spielen.  

Daniel: Ihr spielt seit der Gründung 2011 immer noch in Originalbesetzung. Ist es Dir wichtig, mit Freunden in einer Band zu spielen und Alitor nicht nur als eine Art „Job“ zu betreiben?   

Marko: Ja, mittlerweile spielen wir wieder in der Originalbesetzung. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Aleksandar die Band 2017 verlassen hatte. Es gab aber niemals böses Blut zwischen uns. Wir hingen immer noch zusammen ab und waren gute Freunde. Ich mag Igor. Er ist ein großartiger Typ! Aber ich bin doch froh, dass wir wieder in der Originalbesetzung zusammen spielen. Wir vier kommen aus derselben Kleinstadt, haben alle denselben Hintergrund und sind gemeinsam aufgewachsen. Es gibt also ein starkes Bündnis bei uns, welches viele Bands gar nicht erst erreichen. Jovan, Stefan und ich arbeiten sogar zusammen.  

alitorDaniel: Lass uns bitte auch kurz über die serbische Metal-Szene reden, die ja außerhalb Eurer Heimat ein ziemlich unbeschriebenes Blatt ist. Ich kenne lediglich Space Eater (Thrash Metal), The Stone (ex-Stone To Flesh, Black Metal) und Void Inn (Alternative Metal). Sied Ihr mit einigen dieser Bands in Kontakt? Und welche anderen Metal-Bands aus Eurem Land kannst Du uns noch empfehlen? 

Marko: Natürlich! Ich liebe dieses Thema und mag es, Leuten, die nicht in der Materie drinstecken, unsere Szene etwas vorzustellen, da es hier sehr viele talentierte Bands gibt, vor allem im Extreme- und Thrash Metal-Bereich. Meiner Meinung ach, sind die Bands hier Weltklasse, aber sie bekommen nie genug Aufmerksamkeit, weil sie aus Serbien kommen. (Weißt Du, wer interessiert sich schon für osteuropäische, Dritte Welt-Metal-Bands?). Egal, ich kenne jedenfalls alle Bands, die Du bereits erwähnt hast. Ich mag sie alle, und wir haben mit all ihnen auch schon live gespielt! Space Eater und Alitor waren 2014 sogar gemeinsam auf der „Passing Through The Fire To Europe“-Tour. Ebenfalls 2014, habe ich bei Spaxce Eater auch live ausgeholfen. Einige serbische Bands, die ich persönlich sehr mag, sind Quasarborn, Centurion (Progressive Metal-Giganten, die traditionelle serbische Musik mit Heavy Metal verbinden), Infest (eine der führenden Bands in unserer Szene), Nemesis (All Female Melodic Death Metal), Jenner (eine weitere Female Metal-Band), Deadly Mosh, Nadimač, Eyesburn, The Stone and Gavranovi (wirklich interessantes Konzept; solltet Ihr mal reinhören)!

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Alitor?

Marko: Leider haben wir ja momentan keine Chance, live zu spielen. Deswegen wird die Promotion unseres zweiten Albums hauptsächlich über das Internet laufen. Wir werden unser Bestes geben und Euch auf in den sozialen Medien mit interessanten Beiträgen auf dem Laufenden halten und so viel Merchandise wie möglich verkaufen, haha! Davon ab, arbeiten wir natürlich auch weiter an neuer Musik und sind darauf gerade sehr fokussiert, seit wir wieder die Energie in unserer Band haben. Wir möchten diese einfangen und hoffen, dass es nicht wieder sechs Jahre dauern wird, bis das nächste Album erscheint.  

Daniel: Na gut, Marko! Wie sind am Ende angelangt. Hast Du noch ein schönes Schlusswort?  

Marko: Vielen Dank für dieses großartige Interview! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten! Hoffentlich treffen wir uns nächstes Jahr einmal auf einem unserer Gigs! Bleibt stark und gesund in diesen bösen Zeiten!

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https://alitor.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller